Meist keine Ikonen. Die Standard-Iconsets der Distributionen für Gnome, XFCE und LXDE

14. Juli 2009

Eines der Probleme bei Linux ist, dass es technisch zwar top, aber ästhetisch oft mangelhaft erscheint: ausgerechnet um die Stelle, mit der der gemeine Computernutzer am häufigsten in Berührung kommt, wird sicht oft wenig gekümmert: um die graphische Oberfläche und hierbei insbesondere um die Symbolik. In Oberflächenstilen und Fensterdekorationen ertrinkt man bei allen Desktops, doch an brauchbaren, schönen und konsistenten Symbolsätzen herrscht Mangel.

KDE legt seit langem großen Wert auf ein ansprechendes, farbenfrohes Äußeres – und hat bei KDE 4 mit den Oxygen-Icons den großen Wurf gelandet. Stilistisch wurde dabei zwar stark von Mac OS abgekupfert, doch das Ergebnis überzeugt. Die Oxygen-Icons lassen sich auch mit GTK-Programmen verwenden:

Von einem solchen Erscheinungsbild können Gnome- und XFCE-Nutzer normalerweise nur träumen. Diese beiden Desktops kommen von Haus aus mit gräulich-altbackenen Icons, für die die Bezeichnung “dezent” noch die höflichere Umschreibung ist. Unverständlich beispielsweise, weshalb XFCE nicht auch auf die Oxygen-Icons setzt, würden sie doch perfekt zum neuen Standard-Design in XFCE 4.6 passen.

Sie überlassen es den Distributionen, ansprechende Oberflächen bereitzustellen – doch längst nicht alle tun dies auch. Debian etwa nimmt traditionell keine Veränderungen am Erscheinungsbild der Desktops vor, auch Fedora und Mandriva liefern Gnome und XFCE nur mit den altmodischen Standard-Icons aus.

Gnomes Standardsymbole und XFCEs Rodent-Icons


Als einziger aus der GTK-Fraktion bemüht sich LXDE um ein nettes Erscheinungsbild: hier kommen die nuoveXT-Icons zum Einsatz, die auch wunderbar mit Gnome oder XFCE funktionieren:


Ubuntu: Human-Icons
Ubuntu hat viel für das Erscheinungsbild von “Linux” getan, indem es als eine der ersten Distributionen ein wirklich ansprechendes, modernes GTK-Icon-Set schuf. Leider nur in orange, so dass beispielsweise beim firmeneigenen Xubuntu auf Tango-Icons zurückgegriffen wird. Die Human-Icons machen auch unter anderen Distributionen eine gute Figur – auch wenn diese optisch nicht in braun-orange gehalten sind (Windows hat schließlich auch gelbe Icons und ist ansonsten wenig zitronenfarben).


Suse: Gilouche-Icons
Seit der Übernahme durch Novell und seitdem Gnome bei Suse Linux eine stärkere Rolle spielt, hat man dem GTK-Desktop auch ein eigenes, sehr elegantes Symboldesign spendiert. Anders als beim Hochglanz-Ubuntu ist es jedoch in matten Farben gehalten, silbriges Grau dominiert:


RedHat: Bluecurve
Die Bluecurve-Icons kommen derzeit noch in Red Hat Enterprise Linux und CentOS zum Einsatz. Die Graphiken waren in der Vor-Ubuntu-Zeit der erste Versuch, ein vollständiges Icon-Set für Gnome und Linux zu schaffen. Im Hause RedHat ist man offensichtlich nicht mehr glücklich damit, denn Fedora wird nicht mit Bluecurve-Icons bestückt, lieber greift man auf eine blaue Version der Gnome-Icons zurück.


Fedora: Echo-Icons
Seit Jahren bastelt man bei Fedora hingegen an einem Bluecurve-Nachfolger in knalligen Farben, der aber einfach nicht fertig werden will. Auch in Fedora 11 ist von den Echo-Icons noch immer keine Spur zu sehen. Benutzen lassen sie sich natürlich trotzdem schon:


Mandriva
stellt keine eigenen Icons bereit

Debian
stellt keine eigenen Icons bereit


aus der Kategorie: / Themes & Design /

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Kommentare

Meines Erachtens sollen Icons v.a. die schnelle Erfassung erlauben, und sollten daher mit starken Kontrasten und klaren Farben arbeiten, die auch Farbenblinde (Farbenschwache) nicht überfordern.

Auf Schatten, Spiegelungen und Halbtransparenz kann ich getrost verzichten – vom ersten abgesehen erschweren sie in der Regel die Benutzung.

Die Ergonomie sollte immer im Vordergrund stehen – von uniformer Einheitlichkeit muß man sich wohl verabschieden, denn die Anwendungen bringen ihre eigenen Icons mit – wie sollen sich die an 4 verbreitete Linuxflavours plus MacOS + 2 Windowsversionen anpassen (OpenOffice, Firefox, Eclipse, …)?

Stefan W. · 14. Juli 2009, 03:07

Bisher hatte ich unter Gnome immer das Tango Icon-Set genutzt. Das hast du ja leider gar nicht erwähnt, es sieht auch gut aus und ist nicht so altbacken, wie die Standard Gnome Icons.

Aber letztens habe ich dann mal mit Oxygene rumgespielt und bin seither überzeugt. Oxygene Icons und New Wave Theme für Gnome gehen ganz gut zusammen finde ich.

Grüße
Christian

— · 14. Juli 2009, 10:18

Versuchs mal mit Tango :-) Die machen sich (in Gnome jedenfalls, was anderes hab ich nicht getestet) super.

— · 14. Juli 2009, 12:28

Die Tango-Icons habe ich nicht extra erwähnt, weil sie kein Distributionsprodukt sind, sondern von einem eigenständigen Projekt distributionsübergreifend bereitgestellt werden. Außerdem sind sie ja praktisch bei jeder Distri als Fallback-Lösung dabei.

Persönlich gefällt mir Tango weniger, diese babyblauen, pastellfarbenen Ordner und das Fehlen des Diskettensymbols für “Speichern” müssen nicht sein. ;)

Die hier vorgestellten Icons habe ich direkt aus den jeweiligen Distributionen, sie lassen sich aber auch separat im Internet finden und herunterladen.

Daniel · 14. Juli 2009, 15:16

Danke für den Tipp mit Gnome-Colors – scheint ja größtenteils eine Mischung aus Gnome-Icons und Tango-Icons zu sein, aber sehr gut zusammengefügt und weiterentwickelt. Die Ordnericons sehen richtig klasse aus. Gnome-Colors wird glaube ich bei Zenwalk Linux als Standard verwendet, oder?

Daniel · 14. Juli 2009, 15:33

Tja, da sieht man mal wieder, wie unterschiedlich die Geschmäcker sein können.

Ich finde die KDE-Icons nach wie vor zu knallig, glossy, einfach übertrieben.

Dass Du Tango außen vorgelassen hast, finde ich schade. Denn das Projekt hat sich ja gerade zum Ziel gesetzt, einen Desktop- und Distributionsübergreifenden Standard zu entwickeln. Die Tango-Icons selbst sind eigentlich nur die Referenz-Implementierung. Die GNOME-Icons folgen auch den Tango-Richtlinien.

Das Disketten-Icon zu ersetzen, finde ich übrigens einen sehr sinnvollen Schritt. Bei Tango hat man die visuellen Metaphern noch einmal gründlich überdacht, und nur, weil wir an die Diskette gewöhnt sind, ist das nicht gleich ein gutes Icon. In Zeiten, in denen kaum noch ein Standard-Rechner mit Floppy-Laufwerk verkauft wird, werden die Jüngeren nicht einmal mehr verstehen, was dieses Symbol überhaupt darstellen soll.

Die Human-Icons finde ich selbst ähnlich hässlich wie die Oxygen-Icons. Und das Set ist alles andere als vollständig: Für das meiste wird auf Tango bzw. Tangerine zurückgegriffen. Letzteres finde ich übrigens eine sehr schöne Alternative für Ubuntu, wenn einem das Blau von Tango nicht so gut gefällt.

Fredo · 14. Juli 2009, 18:21

Ich hab’ nichts gegen Tangoicons (nur gegen die sanftblauen Standardordner), die Überschrift lautet aber nicht “die besten Icons für Linux”. Persönlich ziehe ich Icons in matten, nichtglänzenden Farben auch vor, aber ein klein wenig Farbe darf es schon sein. Standard-Gnome und -XFCE sehen ja eher so aus, als hätten die Designer in abgedunkelten und verrauchten Kellern an Monochrome-Bildschirmen gesessen.

Unterschätzt man die “Jüngeren” da nicht ein bisschen, wenn man ihnen nicht mehr zutraut zu wissen, was eine Diskette ist/war? ;) Es wirkt ein wenig technokratisch, ein über die Jahre etabliertes Synonym (Diskette = speichern) aufzugeben, nur weil man heute keine Disketten mehr nutzt. Zumal ein Pfeil, der auf ein “Kästchen” zeigt, als Ersatz nun auch nicht gerade sehr viel aussagekräftiger ist. Höchstens schlechter erkennbar, weil uneindeutiger. Müsste man dann nicht eigentlich auch die Ordnersymbole abschaffen? Hat jemand im Reallife schonmal Ordner in andere Ordner geschoben? Oder Musikstücke oder Videos oder…?

Daniel · 14. Juli 2009, 19:21

Schade, dass die meisten Sets noch zu wenig skalierbare Symbole mit sich bringen. Da hat gnome-colors die Nase vorn – oder hat sich das mitlerweile geänderT?

— Matyy · 15. Juli 2009, 04:08

Die KDE4 Oxygen Icons halte ich für wenig gelungen, irgendwie wirken sie auf mich, dafür das sie Pling sind, dann doch zu techy. Ich habe mit Eikon Iconset ein wirkliches schönes Pling gefunden:
http://drop.io/fmrbpensador

Bart · 15. Juli 2009, 08:29

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