Computertastaturen werden seit Jahren immer flacher, Tasten im Notebook-Stil sind auch für freistehende Tastaturen das Maß der Dinge. Flacheste Tastaturen sind der beherrschende Trend. Doch auf der anderen Seite gibt es eine stetig wachsende Schar von Fans von mechanischen Tastaturen, die die auf den ersten Blick klobigen, lauten und altmodisch wirkenden Keyboards den modernen Varianten vorziehen. Über die Vorzüge mechanischer Tastaturen.

Thema TastaturenIn den Elektronikmärkten steht meist nur eine einzige Art von Tastatur zur Auswahl: die herkömmliche Gummimembran-Tastatur. Sie kommt in vielen Farben (meistens schwarz) und Formen daher, die Designer denken sich immer neue Anordnungen der Tasten und immer neue Sonderfunktionen hinter selbigen aus. Doch im Inneren sind alle diese Tastaturen immer gleich: unter den Tasten liegen Gummimatten, die über die Tasten zusammengestaucht werden. Es existiert jedoch noch eine andere Technik für Tastaturen, eine Technik, die vor 20-30 Jahren noch der Standard bei der Tastaturenherstellung war, die nun vor allem bei anspruchsvolleren PC-Nutzern eine Renaissance erlebt – oder aber nie aufgegeben wurde: sowohl Vielschreiber als auch Computerspieler greifen heute immer öfter wieder zu ihr – zur mechanischen Tastatur. Die Fans dieser Tastaturen können nicht verstehen, wieso andere Computernutzer einen Haufen Geld für die besten Monitore, Prozessoren, Graphikkarten oder sonstige Hardware ausgeben, aber an der Tastatur sparen und aus ihrer Sicht technisch minderwertige Gummimattentastaturen verwenden.

Die Bezeichnung „mechanische Tastatur“ mag zunächst verwirren, denn auch die verbreiteten herkömmlichen Tastaturen funktionieren natürlich mechanisch: man drückt eine Taste herunter, diese trifft einen Gumminippel, der den Kontakt zwischen den Gummilagen schließt. Der Unterschied bei den „mechanischen“ Modellen ist, dass unter jeder einzelnen Taste ein separater Schalter sitzt. Bei mechanischen Tasten sorgt nicht das Auftreffen der Taste auf dem Gehäuseboden/der Gummimatte für das Auslösen der Taste, sondern das Umlegen eines Einzelschalters, der unter jeder Taste verborgen ist. Mit Drücken der Taste verschiebt man einen Kunststoffstift, der zwei metallene Kontakte auf Abstand hält. Berühren sich die Metallzungen, wird der Tastenbefehl ausgelöst. Federt die Taste in ihre Ausgangslage zurück, schiebt sich der Plastikstift wieder dazwischen und unterbricht den Stromkreis. Dies hat zur Folge, dass eine Taste nicht ganz heruntergedrückt werden muss, um einen Befehl auszulösen, denn die Kontakte sitzen seitlich in der Schalterführung, nicht am Boden des Schalters. Der richtigere Begriff wäre also eher „mechanischere Tastaturen“, denn dieser Tastaturtypus besteht aus viel mehr Einzelteilen als die üblichen Tastaturen.

Mechanischer Schalter bei abgenommener Tastenkappe
Die abgenommene Tastenkappe offenbart den Einzelschalter, …

Sprungfeder in einem mechanischen Schalter
… in diesem sitzen die Spiralfeder und die goldenen Kontakte

Ein weiterer wesentlicher Unterschied besteht im Rückholverhalten der Tasten: Während bei Gummimattentastaturen die eingedrückte Gumminoppe selbst dafür sorgt, dass die Taste sich wieder in die Ausgangslage zurückdrückt, benötigen die Tasten mechanischer Tastaturen eine zusätzliche Komponente hierfür. Das Rückholen erfolgt bei dieser Tastenart über kleine Spiralfedern, wie man sie z.B. in ähnlicher Form aus den Spitzen von Kugelschreibern kennt.

Tastenfeld mit abgenommenen Tastenkappen
Lauter Einzelschalter

Unter jeder Taste einer mechanischen Tastatur verbergen sich also ein Einzelschalter mit Metallkontakten sowie eine Sprungfeder. Dieser Umstand sorgt für ein gänzlich anderes Tippgefühl, als man es von „Gummitastaturen“ gewohnt ist. Die Tasten fühlen sich präziser an, je nach Bauweise des Schalters auch leichter als ihre Gummikollegen. Das Tippen selbst unterscheidet sich schon allein dadurch, dass man die Tasten mechanischer Tastaturen nur leicht anzutippen braucht, um Ergebnisse zu erzielen, während man bei Membrantastaturen die Tasten stets ganz herunterdrücken muss, um einen Kontakt herzustellen. Aus diesem Grund können geübte Schreiber auf mechanischen Tastaturen regelrecht mit ihren Fingern über die Tasten „fliegen“, ein schnelleres und handgelenkschonenderes („ermüdungsfreies“) Schreiben ist möglich.

Die Schalter mit der Kirsche

Nahezu alle Tastaturenbauer verwenden als Grundlage ihrer Produkte die Schalter des deutschen Herstellers ZF Electronics, besser bekannt unter dem alten Namen Cherry, der auch selbst Tastaturen unter diesem Namen vertreibt. Cherry-Schalter finden sich in vielen mechanischen Tastaturen. Auch wenn ein anderer Markenname auf dem Gehäuse prangt, unter den Tasten sitzen stets die gleichen Schalter, lediglich in unterschiedlichen Ausführungen. So stecken z.B. auch in der für Spieler gedachten mechanischen Tastatur von Razer, der „Razer Black Widow“, oder den mechanischen Steelseries-Tastaturen, letztendlich Cherry-Schalter. Daher konzentrieren wir uns der Einfachheit halber für die weitere Betrachtung der mechanischen Bauweise auf die von Cherry angebotene Technik.

Die Theorie: Die verschiedenen Schaltertypen

Gummimattentastaturen unterscheiden sich im Grunde kaum voneinander. Es gibt auch unter diesen natürlich die unterschiedlichsten Anschlagsarten, doch diese resultieren letztendlich alle aus der verwendeten Gummiart und -stärke; die Tasten sind mal härter, mal weicher, mal lockerer, mal fester, aber im Endeffekt haben alle den typischen Gummimattendruckpunkt. Bei mechanischen Tastaturen ist das anders, hier sind prinzipiell unterschiedliche Bauweisen mit unterschiedlicher Bedienungscharakteristik möglich und auch im Handel erhältlich.

Cherry-G80-Modellvarianten

Bauform
(Schalterart)
Tastgefühl
(Anschlag)
Tastaturmodell
(Produktbezeichnung)
MX-Clear (weiß)

MX-Blue (blau)

MX-Black (schwarz)

mit Druckpunkt

Druckpunkt und klickend

ohne Druckpunkt („linear“)

G80-3000 LQCDE-2

G80-3000 LSCDE-2

G80-3000 LPCDE-2

Die Endziffer -2 bei der Produktbezeichnung steht hier für schwarze Gehäuse und Tasten, hellgraue Tastaturen/Tastenkappen haben die Endung -0.

Die Clear-Variante („Soft-Druckpunkt“) ist diejenige, die dem Anschlagsverhalten der Gummimattentastaturen noch am nächsten kommt. Diese Schalterart ahmt die Haptik der typischen Membrantastatur also nach, vereint somit das von anderen Tastaturen gewohnte Tippgefühl mit den Eigenarten der mechanischen Tastaturen. Man spürt einen leichten Widerstand bis man die Taste zur Hälfte heruntergedrückt hat, dann wird der Widerstand überwunden und die Taste ist ausgelöst, hat danach aber noch ein paar Millimeter Spiel. Diese Schalterart ist der „Kompromissschalter“ für alle, die der Lautstärke der blauen Variante oder der Eigenart der schwarzen Variante nichts abgewinnen können.

Weißer MX-Schalter
Clear-Variante: MX-Schalter in weiß

Die blaue Variante ist die traditionelle mechanische Tastenbauweise, wie sie z.B. bei den legendären IBM-Tastaturen der 80er Jahre umgesetzt wurde (auch wenn dort die Bauweise noch einmal etwas anders ist): auch hier gibt es einen spürbaren Druckpunkt, der allerdings sehr viel leichter zu überwinden ist als bei den weißen Clear-Schaltern oder bei Gummimattentasten. Dafür hört man beim Auslösen der Taste einen zusätzlichen Klick. Dadurch bekommt der Benutzer sowohl ein taktiles als auch ein akustisches Feedback dazu, ob eine Taste ausgelöst wurde oder nicht. Es ist zudem auch die lauteste Variante, denn zum eigentlichen Geräusch, das die Tasten verursachen, kommt das Klicken noch hinzu. Es ist aber eben auch die leichteste, denn da die Auslösung akustisch signalisiert wird, braucht es nicht so einen starken Widerstand wie bei den anderen Modellen. Im Vergleich zu Gummimattentastaturen fühlt sich das Tippen hier im wahrsten Sinne „federleicht“ an. Diese Schalterart kommt trotzdem der Geräuschkulisse einer alten elektrischen Schreibmaschine am nächsten.

Die schwarze Schaltervariante schließlich verzichtet auf einen künstlichen Druckpunkt: hier wird die Taste einfach ohne abrupt wegfallenden Widerstand gleichmäßig heruntergedrückt, der Kraftaufwand arbeitet allein gegen den Widerstand der Spiralfeder an, welcher jedoch bei Zusammenstauchen der Feder natürlich auch etwas zunimmt. Die Auslösung der Taste erfolgt ebenfalls auf halber Wegstrecke. Diese Variante ist die gefühlt härteste, wenn man die Tasten stets zum Boden durchdrückt. Man bekommt keine haptische Rückmeldung darüber, ob eine Taste schon ausgelöst hat oder nicht. Sie eignet sich daher weniger zum blinden Tippen, geübte Schreiber können damit aber am schnellsten und leisesten im Vergleich von allen mechanischen Tastaturen schreiben, wenn sie die Tasten nur leicht betätigen. Bei Spielern ist diese Form des Anschlagverhaltens ebenfalls recht beliebt.

Hellgraue mechanische Tastatur
Das Modell G80-3000 von Cherry in Hellgrau …

Schwarze mechanische Tastatur
… und dasselbe Modell in Schwarz

Die Tasten sind bei Cherry-Tastaturen natürlich entweder beige oder schwarz, die hiergenannten Farben beziehen sich nur auf die Farbe der Schalterköpfe, die normalerweise von den Tasten verdeckt werden. Auch gibt es noch weitere Schalter-Farbvarianten in weiteren fühlbaren Abstufungen, diese werden jedoch nur von Fremdherstellern verbaut.

Die Praxis: Cherry G80 im Test

Die einfachste und günstigste Möglichkeit, an eine mechanische Tastatur zu kommen, ist der Erwerb einer Cherry G80. Diese Modellreihe verbaut die oben beschriebenen MX-Schalter. Unter der Modellnummer G80-3000 wird eine solche Tastatur im typischen Tastatur-Standarddesign angeboten. Der Neupreis liegt zwischen 40 und 50 Euro, Gebrauchtpreise für gut erhaltene, neuere Modelle bei 30-40 Euro, ältere Modelle wechseln auch schon einmal für 10-20 Euro bei Ebay & Co. den Besitzer. Doch eine gebrauchte gute G80 zum Schnäppchenpreis zu finden erfordert schon etwas Glück, denn sie sind sehr begehrt und es herrscht ein reger Gebrauchthandel. Verwirren lassen darf man sich indes nicht vom Modell G81-3000 – dieses ist zwar für sehr viel weniger Geld zu haben, sieht auch äußerlich genauso aus wie die G80-3000, ist aber keine rein mechanische Tastatur, sondern baut teilweise auch auf die Gummimattentechnik. Es ist eine Membrantastatur, die lediglich das Aussehen der mechanischen G80-3000 hat.

Die G80-3000 hat keinerlei Sonder- bzw. Multimediatasten, sie ist im klassischen Standardlayout gehalten. Die Tastenreihe mit Escape und F-Tasten ist daher recht weit vom restlichen Tastenfeld entfernt. Die Tasten sind selbstverständlich ebenfalls klassisch hoch, schmal, zylindrisch (konkav) gewölbt und aus dem Gehäuse herausstehend. Während das Tippgefühl aufgrund der mechanischen Einzelschalter hervorragend ist, kann man dies für die übrige G80-Tastatur leider nicht behaupten. Im direkten Vergleich mit älteren Modellen z.B. der 90er Jahre fällt auf, dass die Materialqualität offenbar abgenommen hat. Vor allem das Gehäuse enttäuscht, hier wurde eindeutig gespart. Es ist nicht besonders schwer und auch nicht verwindungssteif, es knarzt bei Berührung. Bereits beim etwas nur ein wenig festeren Drücken in der Mitte des Haupttastenfeldes kann man deutlich sehen, wie sich das ganze Gehäuse nach unten durchdrückt. Das Plastik des Gehäuses fühlt sich billig an, die Tasten selbst auch. Die Tastenkappen wirken wie aus Joghurtbecherplastik geformt, sie sind leicht und wirken unsolide. Die Tastenbeschriftung ist zwar gelasert, aber wenig filigran, fast schon gekleckst, aufgebracht; die Buchstaben und Zeichen sind deutlich fühlbar. Das Tastenmaterial ist so dünn, dass man auf der Tastenoberfläche die kreisrunden Kontaktstellen der Tastenunterseite durchscheinen sieht. Gerade bei der schwarzen Tastaturvariante fällt dies besonders auf, hier sind auch die erhöhten weißen Tastenbeschriftungen auf den schwarzen Tasten problematisch, die schnell Schmutz aufnehmen und dadurch stark und unregelmäßig nachdunkeln.

Schwarze mechanische Tastatur in schräg-seitlicher Ansicht

Das ist das Tragische an der aktuellen G80-3000: die innenliegende Technik ist Weltklasse, aber die letztendliche Ausführung der Oberfläche wirkt auf uns stark verbesserungswürdig. Die hervorragende mechanische Tastatur erhält so ein Erscheinungsbild wie eine 3-Euro-Supermarkttastatur. Auf dem Schreibtisch ist sie daher oberflächlich betrachtet absolutes Understatement, gepaart mit Retro-Look.

Wo liegen die tatsächlichen Vorteile?

So mancher dürfte sich nach dem bisherigen Lesen fragen, wieso andere so viel Geld für eine Tastatur ausgeben, die zwar vollgestopft ist mit Bauteilen, aber nicht flach ist, altmodisch gestaltet, nicht besonders schick aussieht und auch noch laut daherkommt. Die mechanischen Tastaturen sind zunächst einmal nicht besser oder schlechter als Gummimattentastaturen, sie stellen einfach eine völlig andere Technik für die Realisierung von Tastaturen dar.

Arbeiten mit einer Cherry G80 – Ein Erfahrungsbericht
Kommentar von Jennifer Rößler (jr)

Wer einen Großteil seines Tages mit Tippen auf einer Tastatur verbringt, stellt gewisse Anforderungen an eine Tastatur. Sie sollte sich gut anfühlen, leicht und leise sein und man sollte schnell auf ihr tippen können. Nach vielen Jahren auf einer herkömmlichen Tastatur wollte ich deshalb wissen, wie es sich wohl auf einer mechanischen Tastatur tippen würde, also habe ich mir eine bestellt. Leicht ist die Tastatur wider Erwarten tatsächlich. Die Finger fliegen regelrecht über die Tasten. Das Schreibgefühl ist sehr viel besser als auf einer herkömmlichen Tastatur. Bei der mechanischen Tastatur brauche ich die Tasten nur leicht berühren, um sie auszulösen. Das sorgte dafür, dass ich vom ersten Moment an viel schneller tippen konnte als vorher. Da die Tasten angeraut sind, laufe ich auch nicht Gefahr, abzurutschen. Während des Tippens ist allerdings ein leichter Widerstand spürbar, aber das tut dem Schreibvergnügen keinen Abbruch. Da ich es nicht gewohnt war, auf einer mechanischen Tastatur zu tippen, hatte ich anfangs beim Tippen ständig das Gefühl, mich vertippt zu haben, weil sich die Tippgeschwindigkeit schnell erhöht hat. Schaute ich mir dann den getippten Text genauer an, stellte ich fest, dass ich mich ja gar nicht vertippt hatte. Herkömmliche Tastaturen mit flachen Tasten bieten ein angenehmeres Schreibgefühl und mehr Komfort als Tastaturen mit hohen Tasten. Bei der mechanischen Tastatur stören die hohen Tasten gar nicht, im Gegenteil. Durch den Abstand der Tasten voneinander habe ich ein viel sichereres Tippgefühl, ohne auf die Leichtigkeit beim Tippen auf flachen Tasten verzichten zu müssen. Denn da man bei einer mechanischen Tastatur die Tasten nicht ganz bis zum Anschlag herunterdrücken muss, sondern sie, wie bereits erwähnt, nur leicht berühren braucht, wirkt sich das positiv auf das Tippgefühl aus. Nur leise ist sie leider nicht. Würde ich in einem Mehrfamilienhaus mit hellhörigen Wänden wohnen, müsste ich mir eine leisere Variante suchen. Zum Glück aber stört es hier niemanden, dass es sich bei meiner Geschwindigkeit wie ein Maschinengewehr anhört, wenn ich tippe. Daran hab ich mich aber schnell gewöhnt, denn für das Schreibgefühl und die Möglichkeit, schneller tippen zu können, nehme ich das gerne in Kauf.

Im Grunde ist es allein das andersartige Schreibgefühl, das für die mechanischen Tastaturen spricht. Das Drücken der Tasten fühlt sich anders an, da man nicht auf einer Gummimatte herumdrückt, sondern auf metallenen Spiralfedern. Es schreibt sich leichter auf mechanischen Tasten, aber nicht leiser und auch nicht zwangsläufig angenehmer. Es fühlt sich an, als würde die aufgewendete Energie, die beim Drücken einer Taste frei wird, beim Zurückfedern der Taste effektiver wieder an die Finger zurückgegeben, während Gumminippel mehr Energie absorbieren, die Finger daher mit eigenem, höheren Kraftaufwand wieder von den Tasten genommen werden müssen. Das schnelle Tippen auf einer mechanischen Tastatur erfordert etwas Gewöhnung, aber die meisten, die einmal auf einer mechanischen Tastatur getippt haben, können sich danach nichts anderes mehr vorstellen.

Von Freunden der mechanischen Tastatur und von Herstellern wird außerdem die längere Haltbarkeit als Vorteil genannt. Das mag in der Theorie stimmen, in der Praxis hat es jedoch kaum Bedeutung. Während das Gummi von Membrantastaturen spröde werden kann und dadurch schwieriger zu drücken ist, aber auch ausleiern kann und dadurch die Tasten ein unterschiedliches, unpräziseres Anschlagverhalten bekommen, haben mechanische Schaltertasten dieses Problem nicht: auch sie unterliegen natürlich dem Verschleiß, und auch Spiralfedern leiern mit der Zeit etwas aus, aber dies vollzieht sich in einem Zeitraum von Jahrzehnten, nicht von Jahren. Anders gesagt tippt es sich auf mechanischen Tastaturen auch nach Jahren noch wie am ersten Tag. Doch dieser Vorteil bleibt theoretischer Natur, denn bevor man diesen Umstand der prinzipiell längeren Haltbarkeit auskosten kann, ist der Kunststoff der restlichen Tastatur, das Gehäuse oder sind die Tastenkappen schon so sehr verfärbt, verschmutzt oder verschlissen, dass man allein aus diesem Grund die Tastatur austauschen möchte. Oder die Anschlussart des Steckers am Verbindungskabel hat sich mal wieder geändert.

Alte G80-Tastaturen von vor 20 Jahren z.B. funktionieren zwar noch fast genau so wie vor 20 Jahren, der Anschlag hat sich nicht verändert, aber es gibt sie nur in beiger Farbe, die Tasten sind vergilbt, abgerieben, und das Kabel hat einen Din-Stecker (der Vorläufer des PS/2-Anschlusses, welcher wiederum der Vorläufer von USB ist). Umgekehrt verhält es sich ähnlich bei den Gummimattentastaturen: bevor sich das Tastengefühl zu verändern beginnt, ist das Gehäuse bereits so abgenutzt und unansehnlich, dass die Tastatur deswegen ausgetauscht wird, und nicht aufgrund des verschlechterten Anschlagverhaltens. Auch auf den verbreiteten Membrantastaturen lässt sich jahrelang schreiben, ohne dass es zu einer merklichen Veränderung des Druckpunktes oder Tastengefühls kommt.


Die typische Geräuschkulisse beim Tippen auf einer G80 mit Soft-Druckpunkt

Die Geräuschentwicklung mechanischer Tastaturen kann zwar als Nachteil gelten, das typische laute, prägnante Klackern der Tastenmechanik ist jedoch auch gerade ein Grund, weshalb viele Nutzer von ihnen schwärmen. Das Klacken der Tasten ist dabei keineswegs mit dem plastikartigen Klackern von billigen Gummimembrantastaturen zu vergleichen, die im Gegensatz dazu eher nur hohl klingen.

Abgenommene Tastenkappe neben Schalter

Was sind die Nachteile?

Der hauptsächliche Vorteil bleibt also das einzigartige Schreibgefühl. Dafür muss der Benutzer aber auch einige bauartbedingte Nachteile in Kauf nehmen. In erster Linie ist es die Lautstärke, die dem Umfeld noch mehr als dem Tippenden selbst zu schaffen macht. Die Tasten sind tendenziell deutlich lauter als die der Gummimembrantastaturen. Einerseits durch das größere Volumen der Gehäuse, welche den Klang der Tastenbetätigung wie ein Resonanzkörper verstärken, wenn sie nicht gesondert gedämpft sind, denn das Gummi der Membrankollegen wirkt bereits von sich aus schalldämpfend.

Wie empfinden Wenigtipper mechanische Tastaturen?

Kann sich eine mechanische Tastatur auch für diejenigen lohnen, die eine Tastatur eher selten nutzen? Wir waren gespannt, was passieren würde, wenn man einen Wenigtipper mit mechanischen Keyboards konfrontiert.
Wir verbanden daher unserer Testperson, die an Notebooktastaturen gewöhnt ist und mit dem 2-Finger-System schreibt, die Augen und setzten ihr danach vier verschiedene Tastaturensysteme vor: drei mechanische Tastaturen (mit linearer, Klickpunkt- und Soft-Klick-Charakteristik) und zu Kontrollzwecken eine hochwertige Gummimembrantastatur in Standardbauweise (hohe Tasten). Das Ergebnis fiel durchwachsen aus: Die beste Anschlags-Haptik erfühlte die Testperson bei der vergleichsweise billigen Gummimembrantastatur. Sehr ähnlich wurde die lineare mechanische Tastatur beurteilt, sie sei der Gummimattentastatur am nächsten (was sich durch die relativ starke Federung ohne Klick und Schwelle und den dadurch als weicher wahrgenommenen Anschlag erklären könnte). Am schlechtesten wurde der Soft-Druckpunkt bewertet, der vom Prinzip her den Gummimattentastaturen doch eigentlich am ähnlichsten sein sollte; die mechanischen Soft-Druckpunkttasten wurden als laut und unangenehm empfunden. Als Mittelmaß wurde die mechanische Klick-Druckpunkt-Tastatur angesehen, sie sei „so zwischendrin“ zwischen Gummimatte und mechanischem Soft-Druckpunkt.
Geht man nach dieser Stichprobe, wird ein gummimattenverwöhnter Wenignutzer kaum von mechanischen Tastaturen profitieren. Und wenn er dennoch einen Einstieg wagt, sollte er diesen mit den linearen Schaltern (MX-Black) vollziehen.

Andererseits wird durch den Nachhall der vielen mechanischen Bauteile bisweilen ein deutlich metallischer Nachhall erzeugt, der störend wirken kann. Außerdem geben die MX-Schalter, auch wenn man sie nur ganz sanft betätigt, ein leichtes schabendes Geräusch von sich, das durch die Reibung der Schalterstifte an den Führungsschienen und an den Kontakten entsteht.

Die hohe, herausstehende Bauart der Tasten gilt heute als unergonomisch, eine plane, schreibtischflächennahe Bauweise ist prinzipbedingt bei diesen mechanischen Tastaturen nicht möglich, denn irgendwo müssen die Schalter und Spiralfedern ja verstaut werden. Wer ergonomisches, flaches Schreiben auf planer Fläche schätzt, ist bei mechanischen Tastaturen also an der falschen Adresse. Nicht zuletzt ist festzuhalten, dass derjenige, der das schwammige Gefühl, den vom Gummi abgefederten Anschlag von Gummimattentastaturen einfach mag, bei den eher zackig und präzise auslösenden mechanischen Schaltern auch nicht glücklich werden wird.

Fazit

Millionen von Nutzern kennen heute nichts anderes mehr als das Tippen auf Gummimembrantastaturen, die vom Prinzip her nichts anderes sind als auf Schreibtischgröße aufgeblasene Taschenrechner oder Fernbedienungen. Sie sind mit der Arbeitsweise und der Haptik zufrieden, und wissen oft nicht einmal, dass es technisch anders aufgebaute Alternativen gibt. Wenn sie eine mechanische Tastatur sehen und hören, diese kantigen Tasten in klobigen Gehäusen, die wuchtiger sind als mancher heutige PC, dann schütteln sie nur verständnislos mit dem Kopf. Doch wenn sie auf einer solchen Tastatur tippen würden, dann könnte es tatsächlich passieren, dass sie ganz schnell süchtig werden. Man muss das Schreiben auf einer mechanischen Tastatur einfach selbst einmal ausprobiert haben.

Artikelende

Weiterführendes

Führung durch die mechanische Tastaturenwelt

The Mechanical Keyboard Guide (engl.)

Ein Faible für schnöde Tastaturen mit Klick-Druckpunkt

Weitere Rezension der G80-3000

Noch mehr Mechanik geht dann nur noch so

Kommentare


  • Anonymous sagt:

    super Bericht über das Thema, sehr informativ, danke

  • […] alternative, aber heute kaum noch zum Einsatz kommende, da teure Bauweise ist die der „mechanischen Tastaturen“. Hier gibt es keine Gummikontakte, sondern haltbarere Metallkontak… Dadurch wird das Tippen wieder lauter, ist aber präziser und ermöglicht ein anderes […]

  • dak sagt:

    Hi, super Artikel. Den Suchtfaktor von mechanischen Tasten kann ich nur untersteichen! Ich hab mir vor ca. 2 Monaten das Classicmodel von Unicomp geholt (http://pckeyboard.com/) und kann mir nichts anderes mehr vorstellen…

  • greeny sagt:

    Ich schreibe auch auf ner halb vergilbten G80, die ich mal im Keller gefunden habe. Die hat noch keine Windows-Tasten und einen 486SX-25 Aufkleber, daher schätze ich sie so auf Anfang bis Mitte 90’er. MX-Black Schalter, DIN-Stecker (der aber mit einem passiven Adapter PS/2-Kompatibel ist), und ein erstaunlicherweise auch recht billiges Gehäuse, das schon beim leichten Verdrehen ziemlich knarzt.
    Trotzdem ist die zum Schreiben und auch Spielen wunderbar, der 2- oder 3KRO reicht mir und Multimediatasten brauche ich eh nie. Nur den Klick-Druckpunkt, den ich mal bei einer IBM Model M erfahren durfte, fehlt etwas.

  • Ralle sagt:

    Vieleicht erfinden die Programmierer auch Prg zusätzlich zur Tasta die ein Schreibmaschinensound nach Anno dazumal scherzbeiseite frage warum werden Buchstaben auf der Tasta nicht chronologisch nach Alphabeth so ABCDEFG usw das merkt man sich besser!

  • Ralle sagt:

    Auch eine Handgerechte robuste Tasta wäre zu empfehlen auch etwas größer dürften die Buchstaben sein ergonomische Abstände zwischen den B-Staben wären super und schwarz auf weiß matt nicht zu glänzend und akustische Hilfe wie Tonleiter,Buchstabenansage!

  • Ralle sagt:

    Herr Schneider ich finde Ihr Thema Sollte Linux Tastaturen bauen oder so ähnlich schon gut gelungen läst sich gut lesen nur in der Realität läst sich sowas nicht an Mann und Frau bringen,weil man mit den Microsofttastaturen vertraut ist keine Nachfrage is

  • LeMerl sagt:

    @Ralle: Bezüglich der Reihenfolge der einzelnen Buchstaben und den geschichtlichen Hintergründen der QWERTZ und QWERTY Layouts, kann ich hier den Artikel auf Wiki empfehlen.

    de.wikipedia.org/wiki/Tastaturbelegung

  • […] handeln würde. Sicherlich eignet sie sich trotz ihrer Lautstärke (da es sich um eine mechanische Tastatur handelt) normalerweise auch fürs Büro, sofern man die Ausführung mit braunen oder blauen […]

  • Mary sagt:

    Hallo,
    ich habe noch auf einer alten IBM Tastatur geschrieben. Auf der G80 MX hat man das gleiche tolle Schreibgefühl.
    Auf ihr hat man auch nicht den Eindruck, dass die Finger müde werden und das Tippgefühl ist einfach nur super!.
    Irgendwie habe ich immer den Eindruck, die neue supertollen Tastaturen sind matschig und haben eine zu hohen Widerstand beim Schreiben.
    Da liebe ich doch diese Tastatur, die wie von alleine schreibt. Natürlich ist sie teuer, aber, fast kann man sagen, sie ist was fürs Leben und einmal darauf geschrieben, willst du nichts anderes mehr und der Fingerkuppe haben.

  • DET sagt:

    Hallo, ich hätte auch nicht gedacht, das ich mich mehr als nötig mit Tastaturen beschäftigen würde, aber wer mal mit älteren Systemen wie 80286er plus Referiere in Kontakt kam, der wird diese schweren Hackbretter vermissen, und früher oder später mal wieder über eine Tastatur der IBM Model M Gattung nachdenken. Bei mir klackert es nun wieder ordentlich, nachdem ich mir eine UNICOMP-Tastatur zu gelegt habe. Zudem kommt es mir vor, als schreibe man damit deutlich schneller als auf diesen Gumminippel-Tastaturen. Aber gut, das wird sicher nicht jeder so sehen. :-)

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