Es war nur eine Frage der Zeit. Wer die Einstellung des Linux-Schöpfers zur Gnome-Philosophie kennt, der musste damit rechnen, dass etwas Derartiges nicht lange auf sich warten lassen würde. Torvalds hat sich Gnome 3 angesehen, daraufhin öffentlich seinen Unmut geäußert („crazy (…) insane ‚activities‘ menu mode“, „crazy crap“), um einen Gnome-2-Fork gebeten – und ist schnurstracks mit wehenden Fahnen ins XFCE-Lager gewechselt.
Das bringt 3 Konsequenzen mit sich.
1. Gnome 3 bzw. die Gnome-Shell wurden von „Mr. Linux himself“ mal wieder als unbenutzbar geadelt.
2. KDE-Fans (und Gnome-Fans) können ab sofort nicht mehr behaupten, Torvalds würde mit „ihrem“ Desktop arbeiten.
3. Der XFCE-Desktop wird sich vermutlich künftig zunehmender Beliebtheit erfreuen und stärker in den Fokus rücken.
Unabhängig davon bleibt natürlich die Feststellung zu treffen: Ohne Torvalds gäbe es zwar kein Linux, für die Benutzung desselbigen ist dies jedoch nicht weiter relevant. Auch Linus Torvalds ist nur ein einzelner Nutzer, der sich zu seinen eigenen Vorlieben bei Desktops äußert, aber dadurch nicht automatisch einen Abschluss in Graphik- oder Kommunikationsdesign erhält.
Torvalds beurteilt das Design von Interfaces letztlich auch nur aus einer Laiensicht. Das kann sich mit dem Empfinden des normalen Nutzers decken, muss es aber nicht. Es gibt einen Hinweis darauf, dass Gnome an den Nutzern vorbeientwickelt, und es untermauert die Thesen der Kritiker, die mit Gnome 3 von Anfang an ihre Probleme hatten. Aber wem Gnome 3 gefällt und wer gut damit arbeiten kann, sollte auf Torvalds Äußerungen nichts geben.
Die einstige Kritik an Gnome 2 durch Torvalds hat dem Desktop letztlich ebenfalls nicht geschadet. Leichter wird es die Gnome-Shell in der öffentlichen Wahrnehmung nun aber auch nicht gerade haben.