Das Fernsehprogramm überbietet sich in diesen Tagen mit Shows, die die Massen in seltener Geschlossenheit vor die Bildschirme lockt: Das RTL-Dschungelcamp „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“, „Deutschland sucht den Superstar“, ebenfalls RTL, und die Bühnenzauberschau „The next Uri Geller“ auf Pro Sieben.

In Zeiten des Überangebotes der televisionären Kanäle, des individualisierten Medienkonsumverhaltens und vielfältige Konkurrenz im Unterhaltungssektor sind die Sendungen fast ein Phänomen. Festzumachen nicht nur an den durchschnittlich guten Einschaltquoten, sondern vor allem an der Rezeption: Ob überregionale Tageszeitung, private Internetseite, YouTube-Video oder Freundeskreis: jeder redet darüber, analysiert und verfolgt mehr oder weniger offen interessiert das Geschehen.

1. Das Dschungelcamp

Was würde Deutschland bloß ohne das „Dschungelcamp“ machen? Leitmedien hätten nichts, um ihre Seiten zu füllen, Bildblogger hätten nichts zum Auseinandersezieren und alle müssten am Ende vielleicht deswegen sogar über Big Brother oder anderweitig Relevantes berichten.

Screenshot RTL-BegleitseiteWas relevant ist, bestimmen jedoch glücklicherweise nicht moralisierende, um die Errungenschaften der Zivilisation besorgte Kulturkritiker, sondern die öffentliche Meinung, und diese ist sich überraschend einig: das Dschungelcamp ist eine sehenswerte und zum Diskurs geeignete Sendung.

Wieso aber kräht nach Big Brother – bei der Premiere immerhin mehr Empörung verursachend als alle Dschungelcamps zusammen – kein Hahn mehr, das Camp im australischen Wald aber fährt Traumquoten ein? Ist es nur das bessere Marketing? Wohl kaum. Aber als besonders spannend kann man das Dschungelcamp auch nicht bezeichnen. Die Spannendste an der Sendung ist und bleibt eindeutig die Frage: Warum tun die Leute sich das an? Und mit „Leute“ sind hier sowohl die Zuschauer als auch die Campinsassen gemeint.

Die Zuschauer

Was ist es also, dass man sich als Zuschauer eine Show antut, die zeigt, wie eine Handvoll Menschen in Indiana-Jones-Klamotten um ein regendurchtränktes Lagerfeuer herumsitzt und belanglos smalltalkt? Erste Idee: Schadenfreude. Freude darüber, wie sich andere Menschen zum Affen machen, hämische Kommentare über sich ergehen lassen und im Schlamm baden müssen. Im Besonderen natürlich darüber, dass hier Prominente durch eine grüne Hölle robben müssen, Bessergestellte, die dem Klischee nach ansonsten vom Luxus verwöhnt werden. Doch das kann bei näherer Betrachtung nicht der Grund sein, haben viele die präsentierten Promis doch zum ersten Mal im Vorspann der Dschungelshow zu Gesicht bekommen. DJ Wer? Was für’n Ross? Babba?!? Vielleicht war mancher sogar überrascht, dass es Bata Illic noch gibt. Immerhin war für jeden etwas jemand dabei: Coole Teenies kennen vielleicht Tomekk, treue RTL-Zuschauer dürften in jüngerer Zeit zumindest Isabel Edvardsson und Lisa Bund schonmal gesehen haben und der Rest konnte sich dann vielleicht doch noch an Eike Immel, Björn-Hergen Schimpf und Illic erinnern.

Die Akteure

Noch unverständlicher ist, weshalb es RTL nun schon zum dritten Mal gelungen ist, Teilnehmer für das Dschungelcamp zu gewinnen. Beim waschechten Feldwebel Schimpf hätte man vielleicht noch vermuten könnten, er wurde schlicht rekrutiert oder hat für die Ableistung einer Reservistenübung einfach den Standort Australien gewählt, aber der Rest der Truppe? Wer macht da freiwillig mit, wo doch inzwischen bekannt sein dürfte, das einen dort erwartet: alberne Spielchen, zynische Moderatoren und die Gefahr, vor der ganzen Nation mit nur einem falschen Satz oder der falschen Mahlzeit für immer sein Image zu verlieren – bzw. zu festigen.

Erster Gedanke hier: die Chance auf höhere Bekanntheit trotz der bekannten Nebenwirkungen. Aber kann sich noch jemand an die Teilnehmer der ersten beiden Staffeln erinnern? Oder gar an die Gewinner, den ersten Dschungelkönig und die erste Dschungelkönigin? Hat jemand in letzter Zeit Daniel Küblböck mal wieder künstlerisch tätig im Fernsehen gesehen? Hat Caroline Beil inzwischen mal wieder moderiert? Und was macht Costa Cordalis zurzeit? Das Dschungelcamp scheint sich denkbar schlecht als Karrieresprosse zu eignen, ein mehrtägiger, gefilmter Aufenthalt in der modernen Form einer Afrikaschau kann nicht aus der Erwartung erwachsenen, dass sich hiernach viele Türen öffnen. Oder ist es allein die Hoffnung, die zählt?

Arme Promis

Die Presse jedenfalls nimmt kein Blatt vor den Mund bei der Beschreibung und Charakterisierung der Kandidaten: Die Frankfurter Rundschau hält über Immel fest, dass er immer dann im Bild ist, wenn er mal wieder döst, für die Welt ist er ein Jammerlappen und sympathischer, wenn er er weniger redet. Die Welt hält Tomekk für einen auf Krawall gebürsteten DJ, Schimpf ist hier der Ober-Motzkopf und bei Illic sorgt man sich um die Verabreichung einer Anti-Thrombose-Spritze. Ross wird als flatterhaftes Sensibelchen bezeichnet, und im Zusammenhang mit Biedermann das Können von Visagisten und Retuscheuren bewundert, für die Süddeutsche ist Biedermann ein J- bis K-Promi. Die Damen kommen dennoch durchweg besser weg, hier üben sich die Dschungelberichterstatter zumeist in galanter Zurückhaltung. Nichteinmal Michaela Schaffrath wird mit anzüglichen Vergleichen bedacht. Aber wenn sie fallen, dann sind es keine netten Worte – und auch kaum angebracht, selbst dann nicht, wenn sich jemand freiwillig ins Dschungelcamp begibt. Wer es im Dschungelcamp unter andauernder Kamerabeobachtung länger als einen Tag aushält, hat eigentlich in jedem Fall Respekt verdient, ganz unabhängig davon, wie verwerflich oder unverständlich man dieses ganze Procedere finden mag. Und aus den wenigen Schnipseln, die RTL aus dem Geschehen extrahiert und dem Beobachter zum Psychologisieren vorwirft, lassen sich wohl kaum fundierte Beurteilungen stricken. Dennoch, das komplizierte Beziehungsgeflecht, das man nur auszugsweise und dann auch noch dramaturgisch inszeniert bis kommentiert zu sehen bekommt, wird bis aufs Kleinste analysiert. Eine ganze Nation wird zu Richtern, Hobbypsychologen und Sozialanalytikern und kann es sich nicht verkneifen, zwischen A-, B- und C- Prominenten zu unterscheiden.

Motivationstheorie

Weshalb nun tun sich die Menschen das an? Für die Promis kann es eigentlich nur die Aufwandsentschädigung für die Teilnahme am Camp, eine Art vertraglich vereinbartes Schmerzensgeld, für zu ertragenden Spott und das Vorgeführtwerden sein. Offiziell klingt das natürlich ganz anders: Bata Illic z.B. ließ bis vor kurzem auf seiner Internetseite noch verkünden, er freue sich auf das Abenteuer und die Herausforderung im Dschungelcamp. DJ Tomekks Pressemitteilung verriet leider nichts über dessen Motivation, nur etwas über die angestrebte Mission:

Dschungelkönig werden!

Doch Abenteuer und Wildnis bekäme man sicherlich ganz ohne künstliche Tümpel und eingeflogene Insekten und auch ohne permanente Kamerabegleitung und Mikrofone am Gürtel. Und sowieso: ist nicht der wahre Held der, der sich solchen Shows verweigert? Verwerfen wir diese zweite Theorie also schnell wieder.

Und was treibt nun den zivilisierten, aufgeklärten und medienkompetenten Zuschauer zum Dschungelcamp? Sind es die nacktbadenden Teilnehmer? Die Schadenfreude, dass wieder jemand in den Känguruhhoden beißen muss? Die bissige Moderation von Sonja Zietlow und Dirk Bach, die zwar etwas anstrengend, aber in der Tat preisverdächtig ist, wenn sie denn einmal nicht wie abgelesen wirkt (Ross Antony kämpft in Panik mit Ratten, Dirk Bach ruft: „Denk‘ an Ratatouille!“)? Der Erfolg der Sendung lebt größtenteils von der Präsentation, dem sadistisch angehauchten Kommentar, dem über alles stehenden, fiesen Gemeinheitsfaktor, der gehörigen Portion Selbstironie (und natürlich von der Spannung, ob es Zietlow und Bach wenigstens einmal pro Schaltung schaffen, immer in die richtige Kamera zu sprechen) aber selbst das allein kann es nicht sein.

Kein Wunder, erst die Mischung macht’s. Auch mit purer Schadenfreude plus fiesem Kommentar ließe sich im Dschungelcamp kein Blumentopf gewinnen, erst das Arrangement des gesamten Dschungelpaketes lässt die Zuschauerbindung entstehen: abenteuerliches Flair, zumindest der Anschein von Gefahr und ein Hauch Exotik in tropischer Kulisse. Dazu pointierte Kommentarbegleitung, eine sarkastische Musikauswahl in den passenden Momenten und als kleinen Bonus für den naiveren Zuschauer die Illusion, durch einen Anruf auch selbst zu einer Art Teilnehmer zu werden. Und es funktioniert natürlich auch nicht ohne Promis oder zumindest Darsteller, die man zumindest halbwegs als solche bezeichnen kann. Wahrscheinlich könnte man auch den ganz normalen Big-Brother-Insassen in den Dschungel verfrachten und unter dem Motto Promi-Piesacken „Dschungelprüfungen“ (ehrlicher: Ekelprüfungen; so viele Kakerlaken auf einem Haufen würden man unter realen Dschungelverhältnissen niemals zu Gesicht bekommen) unterziehen – es würde keinen Unterschied machen. Die Kaumprominenz der Prominenz würde höchstens schneller auffallen. Die Schadenfreude über Promis im Schlamm kann bei „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ nur ein kleiner Bestandteil sein, selbst das Beobachten von Gottschalk und Jauch im Ferienlager würden nur die ganz Harten als unterhaltenswert einstufen. Hinzukommen müssen Entsetzen, Mitleid, Hoffnung und Anteilnahme, um das Ganze zu einer spannenden Dschungelstory zu verdichten. Zum Kaffeekränzchen unter Lianen kommt das Drama des Überlebens, wenn in den Ekelprüfungen und „Schatzsuchen“ (= Schnitzeljaden, hier wäre der Begriff endlich mal wörtlich zu nehmen) um die nächste Mahlzeit gekämpft wird: der Alltag des Urmenschen im Kampf gegen die Natur wird etwas gestrafft und komprimiert in Form von Schatzkistenaufschließen, Sterncheneinsammeln und Logikrätsellösen gezeigt. Dazu die provozierte Einteilung der Charaktere in ihre vorbestimmten Rollen: der bärige Urwaldvater, das Dschungelnesthäkchen, die Campmutter. Freundschaften, Kumpelhaftigkeit und Geflachse. Und schon fühlt man sich, als wäre man mittendrin in der Ferienfreizeit und doch zugleich froh, sich daheim ohne Ratten frischmachen zu können.

Was bleibt?

Auch bei der nächsten Staffel wird man wieder verwundert sein, wer sich wieder dafür hergibt – und ebenso verwundert, warum man wieder einschaltet.

Im Gedächtnis bleiben dürfte auch DJ Tomekk, der sich durch den sensiblen Umgang mit historischen Kenntnissen einen Namen gemacht hat – aber, sollte die gesellschaftliche Ächtung andauern – vielleicht nur als „der Typ, der damals vorm Dschungelcamp den Hitlergruß gezeigt hat“. RTL hatte leider nicht den Mut, den Teilnehmern zu verraten, weshalb genau Tomekk das Lager verlassen musste (oder hat in Folge geschickt geschnitten), eine Dschungel-Diskussion der Teilnehmer über den praktischen gesellschaftlichen Umgang mit nationasozialistischem Erbe wäre sicherlich nicht uninteressant geworden. Schade, aber verständlich, denn am Ende hätte man dann vielleicht alle Teilnehmer vorzeitig in den Flieger setzen müssen, wenn z.B. das Camp übereinstimmend zu dem Ergebnis gekommen wäre, das wäre doch alles gar nicht so schlimm…

Auch Lisa Bund hat Eindruck hinterlassen: die Drittplazierte aus der letzten Deutschland-sucht-den-Superstar-Staffel hat eine tolle Stimme und macht eine gute Figur – sogar beim Abstürzen von einer Hängebrücke.

Als Gewinner dieser Staffel bleibt eindeutig Ross Antony (Eilmeldung: er ist es tatsächlich geworden) im Gedächtnis, auch wenn er die Show nicht gewinnen sollte. Allein mit seinen Wahlaufrufen am „Dschungeltelefon“ dürfte er seinen Fankreis deutlich erweitert haben. Es würde nicht verwundern, wenn er demnächst auf RTL2 oder 9Live seine eigene Talkshow oder Comedysendung bekäme. Das offenbart auch die eigentliche Katalysatoreigenschaft dieser Sendung: das Dschungelcamp ist die perfekte Bühne für Selbstdarsteller – wenn diese die Chance auch wirklich ergreifen und die Gelegenheit nutzen, etwas darzustellen. Gelangweilt am Lagerfeuer sitzen reicht offensichtlich nicht.

2. Superstar oder nicht Superstar

Langeweile kommt bei „Deutschland sucht den Superstar“ (ebenfalls RTL) erst gar nicht auf, denn vor allem die ersten Folgen der Superstar-Staffeln folgen dem gleichen Prinzip wie dem der Dschungeshow: dichtgedrängt prasseln auf den Zuschauer die verschiedensten emotionalen Eindrücke nieder: Schadenfreude, tiefstes Mitleid, Belustigung oder Entsetzen.

Entsetzen: Das Fehlen des väterlichen Heinz Henn in dieser neuen Staffel ist ein echter Verlust, der Ersatz Andreas Läsker ist kaum zu bemerken und spricht mit tonloser Stimme ab und zu fast nur ein Ja oder Nein, der medienwirksame Schwerpunkt der Jurybewertung hat sich nun noch mehr in Richtung Dieter Bohlens verlagert.

Schadenfreude und Mitleid: Leichter ist es für die Kandidaten indes nicht geworden, die Hürde der Jury-Bewertung zu überstehen, man fragt sich aber allmählich, ob es überhaupt auch mittelmäßige Anwärter auf den Titel des Superstars gibt: gezeigt werden zu gefühlten 20% absolut überzeugendende Bewerber und zu ebensolchen 80% die schlimmsten Selbstüberschätzungen, zu denen Jugendliche, oft dank elterlicher Unterstützung, fähig sind. Zu gut, dass bei unseren eigenen Jugendsünden keine Kamera dabei war…

Belustigung: Nur hier springt die Sendung aus dem Schema. Belustigung ist neben der Schadenfreude in Form von eingeschnittenen Effekten (Hasenzähnchen, wenn jemand singt wie Bugs Bunny) vorhanden, wirkt aber nur peinlich und würde die Sendung moralisch disqualifizieren, wäre sie es nicht sowieso schon.

Dennoch, diese Show ist trotz aller Selektivität in der Präsentation und fragwürdigem Konzept die ehrlichste aller Formate: nur mit echtem Können kommt man hier weiter in die „Mottoshows“, in denen die glücklichen 20% versuchen, bekannte Lieder möglichst genau nachzusingen.

Bleibt zu hoffen, dass die Finalisten oder Fastfinalisten nicht auch ins Dschungelcamp kommen.

3. Paranormales? Zauberhaft!

Letzter im Bunde der derzeitigen Super-Shows in Serie ist „The next Uri Geller“ auf Pro Sieben. Die Sendung, komplett live ausgestrahlt, arbeitet wie auch die Dschungelshow mit dem 10-Kleine-Negerlein-Prinzip: 10 „Mentalisten“ (ein nette Wortschöpfung, um nicht „Zauberkünstler“ sagen zu müssen) treten gegeneinander im Auswahlverfahren im Zaubern an – bis einer übrigbleibt und den löffelverbiegenden Uri Geller in Deutschland beerben darf.

Das, was von vorne bis hinten aussieht wie eine perfekt inszenierte Unterhaltungssendung, hat einen kleinen Makel: sie präsentiert sich selbst nicht nur als Unterhaltungssendung, sondern gibt auch vor, echte paranormale Phänomene zu zeigen. Kein Wunder, mit „Uri Geller sucht den nächsten Taschentrickspieler“ wäre das vielzitierte Pflanzenbehältnis sicherlich mal wieder nicht zu gewinnen. Show muss sein. Allerdings hier auf Kosten leichtgläubiger, sensibler oder anfälliger Naturen, die den Hintergrund der Show nicht durchschauen. Exemplarisch hier genannt Anne-Kathrin Wendler, Couchgast und prominente Assistentin der ersten Sendung, der bei der intimen „Prophezeiung“ von Magier Vincent Raven auf einmal Tränen im Gesicht standen.

Ob es Paranormales gibt, darüber mögen andere befinden, mit Jenseits, Tod und Kontaktaufnahmen in die „Anderswelt“ sollte man jedoch zumindest in Fernsehshows keine Spielchen treiben. Der Protest bezogen auf Vincent Raven muss nicht zu klein gewesen sein, das Gästebuch auf seiner Internetseite wurde jedenfalls deaktiviert. Der Magier hat sich dort inzwischen entschuldigt („[…] ich möchte mich […] bei den Menschen entschuldigen die ich mit meiner Performance persönlich getroffen habe und ihre Gefühle verletzt habe.“)

Keine billigen Tricks

Der Umstand, dass Pro Sieben suggeriert, hier wäre echte Magie im Spiel, geht netterweise nach hinten los: denn es gehört zum guten Ton, die Tricks von Zauberkünstlern nicht zu verraten. Zauberern gar, die ihre Zunft hintergehen, droht ein schrecklicher Tod. Im Umkehrschluss ist nichts dabei, vorgeblich tatsächlich Paranormalem genauer auf den Zahn zu fühlen, und dies geschieht inzwischen auch an allen Orten: besonders im Internet wird die schöne Illusion zerstört. Die Weblogs, die die Darbietungen der Showteilnehmer recherchieren, sprießen nur so aus dem Boden, eine Menge Enthüllungsvideos schwirren bei YouTube herum und decken Tricks auf und sogar im Pro-Sieben-Forum erklären die Nutzer die Zaubereien der Teilnehmer.

Screenshot prosieben.de
Hoffentlich bedeutet der Trauerflor über den Fotos der ausgeschiedenen Kandidaten nichts Schlimmeres… (Screenshot auf prosieben.de)

Da war zum Beispiel der beeindruckende Mona-Lisa-Puzzle-Trick (allein durch „weibliche Intuition“ wurde ein fehlendes Puzzleteilchen aus einer Tüte mit Tausenden anderen gefunden), den man wirklich nicht durchschauen kann. Aber das muss man auch gar nicht, denn man kann ihn ganz einfach kaufen. Definitiv: bei Pro Sieben zeigt man keine billigen Tricks.

Mit viel Witz, der ihn eigentlich als Moderator für eine eigene Show qualifizieren würde, verrät z.B. „keinhokuspous“ auf YouTube, wie manch Zaubervorführung tatsächlich funktioniert.

Pro Sieben hat übrigens den Fehler gemacht, im Forum zur Sendung dazu aufzurufen, Fragen zu stellen, die direkt an Uri Geller weitergeleitet werden. Die dort nun auflaufenden Anfragen sind amüsanter als jede Pro-Sieben-Comedysendung, z.B. schreibt „Caravan777“ „Wie schafft es pro7 bei nächtlichen Rateshows bei hohen Preisen die angeblich freigeschalteten Leitungen absolut zu blockieren?“ und der Forumsteilnehmer „Vinc & Co“ schreibt „Wenn du wirklich übersinnliche Fähigkeiten besitzt, warum machst du dann bei einer Pro Sieben Show mit“.

Wirklich schade, dass zwar Bürgermeister und Polizisten auf der „Überwacherbank“ Platz nehmen dürfen, nicht jedoch James Randi, Pseudowissenschaftsgegner und selbst Zauberkünstler, der u.a. Gellers Löffelverbiegen auf dem Radar hat. Trotz des leichten Etikettenschwindels ist auch The next Uri Geller unbestreitbar eine eine spannende Sendung – die Kandidaten bieten eine spannende Performance und spannend bleibt vor allem das Miträtseln, wie die gezeigten Tricks wohl funktionieren.

Motto-Shows

Das Motto in diesen Tagen – und das gilt für alle hier genannten Shows – könnte lauten: weniger Gedanken machen, dafür prima unterhalten lassen. Und um auf die eingangs erwähnte Frage zurückzukommen: ist das deutsche Fernsehen damit nun wirklich an einem Tiefpunkt angelangt? Definitiv. Doch wenn man aus der Geschichte lernt: Schlimmer geht es immer. Freuen wir uns als TV-Volk also auf die nächsten Tabubrüche und künstlich inszenierten Skandale – sie werden kommen.
Artikelende

siehe auch:
Dschungelcamprezensionen von Stefan Niggemeier
James Randis Stiftung sucht hochdotiert den Beweis für das Paranormale
Enthüllte Tricks von „keinhokuspokus“ auf YouTube
Die Dummheit der Skeptiker: Interview der „Magischen Welt“ mit Uri Geller
Freaks of Magic: Die Aufklärer nerven
„Herb Aberwahr“ plädiert auf Zauberkünstlerschonung

Kommentare


  • Steve Knight sagt:

    Uri Geller – a bibliography

    http://www.zem.demon.co.uk

    Links to articles & opinion about
    Uri Geller both pro & con.

  • […] (Nchtrag: die ganze Dschungelstory nebenan im Magazin) […]

  • Christopher sagt:

    Sehr ausführliche Beleuchtung und schön geschrieben. Das Dschungelcamp hab ich nie geguckt (außer in den Nachrichten, man wird ja nirgends verschont), dass ist echt zu niveaulos. The Next Uri Geller hingegen fand ich durchaus interessant – egal wieviel evtl. gemogelt wurde. Nur das internationale Finale mit deutscher Abstimmung war aus der Fairness-Sicht ein Witz…

    Aber ich stimme zu: das Niveau wird weiter sinken…

  • […] solcherlei kritische Artikel schreibt, muss recherchebedingt mit Kollateralschäden dieser Art […]

  • […] Wenn Sie das wirklich wollen, dann versuchen Sie’s mal bei rtlnow.de. Die “Höhepunkte” gibt es dagegen als Kurzfassung auf dem RTL-Videoportal clipfish.de. Und was wir davon halten, können Sie hier nachlesen. […]

  • Faustjucken sagt:

    Wer kommt in den Dschungel?…

    Gott, was freue ich mich wieder auf „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!„ Welcher  Quäl-Promi wird diesmal für ein paar Minuten mediale Aufmerksamkeit abgefoltert? Meine Tipps: Cindy aus Marzahn – hasse ich schon aus Prin…

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