Knutknutknut
Knut. Was eigentlich klingt wie ein neues Regalsystem von Ikea, hält seit Monaten Berlin, Deutschland und die Welt in Atem. Wenn man sich in zehn Jahren zurückerinnern wird, was denn in dieser Zeit so los war, dann wird man unweigerlich sagen “Ach ja, Knut!”.
Nein wirklich, es scheint kein anderes Thema von öffentlichem Interesse mehr zu geben als den niedlichen, tapsigen, kleinen Eisbär, der beim gemeinsamen Spiel mit seinem Tierpflegerpapa vergessen lässt, dass der Berliner Zoo auch noch aus anderen Tieren besteht. Das merkt man daran, dass man Knut mittlerweile nicht mehr entkommt. Die Tagesschau des Berliners, die Abendschau, sendet Live-Berichte aus dem Zoologischen Garten, kaum ein Tag, an dem die Tageszeitungen nicht auch über Knuts Befindlichkeiten berichten, beim Bäcker gibt es neben Papstbrot und Weltmeisterbrötchen nun auch das Genre der “knuddeligen Knut-Amerikaner” – “für Bärenfans, bärenstark” – und bei Woolworth liegen Knut-Videokassetten (“Erleben Sie die ersten Schritte von Knut”) auf dem Grabbeltisch. Sogar aus dem Radio tönt Frank Zanders Eigen-Coverversion “Hier kommt Knut”.
Eigenartig, dass es noch kein Knut-Klopapier gibt, sieht dieses doch jetzt schon fast genauso aus – weich und flauschig. Nur Augen müsste man noch draufdrucken.
Inzwischen wünscht man sich, Knut wäre doch nur ein Regalsystem. Aber es nützt nichts, die Stimmung in der Bevölkerung, das allgemeine Knutsympathisantenfieber, wird erst umschlagen, wenn Knut einmal aus seinem Terrain ausgebrochen sein wird und die ebenso niedliche Pinguinkolonie im Nachbargehege gefressen hat.
Ein Gutes hat Knut aber immerhin neben seiner puren Verzückungswirkung: Ohne ihn wüssten viele wahrscheinlich immer noch nicht, wie Deutschlands derzeitiger Umweltminister heißt, dass es in Berlin auch andere Tiere als Tauben und Kampfhunde gibt und welche Tierart in Kanada vom Klimawandel bedroht wird.
Als Gerücht erwiesen hat sich übrigens die Meldung, dass Berlin seine Flagge wegen Knut ändern wird.