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Ablauf der Sprachentwicklung

In der folgenden Tabelle wird der Ablauf der normalen Sprachentwicklung zwischen der Geburt und 6 Jahren in seinen groben Zügen dargestellt. Die Altersangaben sind als Durchschnittswerte und nicht als starre Normen zu verstehen.

Alter

Merkmale / kommunikative Fähigkeiten

Sprachverständnis

Wortschatz

Artikulaiton

Grammatik

Neugeborenes

Schreien u. Mimik erzielen bei Eltern kommunikative Effekte u. Verständnis der Bedürfnisse

(nicht prüfbar)

Reaktion auf laute Geräusche > kann hören

 

 

 

bis 6 Mon.

gurren, juchzen, quietschen, lallen; bewusstes Lächeln (ab 3 Mon.);
dialogisches Abwechseln (ab 3 Mon.);
Außenstehender kann nun auch erkennen, ob das Kind sich wohl fühlt, sich ärgert o.ä.;
Reaktion auf Rufen des eigenen Namens (ab 6 Mon.)

 

Verständnis für Stimmungen über Stimmklang u. Satzmelodie (ab 3 Mon.)

 

Artikulations- und Stimmapparat wird ausprobiert - macht Kind viel Spaß; beginnend mit Kehllauten werden Laute und Konsonanten-
Verbindungen aller Artikulationszonen gebildet (/kr/, /gr-gr/, /ech-ech/); diese erste Lallphase ist international, aber Vielfalt der Laute verschwindet nach und nach durch Wahrnehmung der Sprachanregungen der u. Interaktion mit Umwelt

 

bis 10 Mon.

 

versteht erste Namen v. Gegenständen u. Bezugspersonen;
sucht durch Kopfdrehung bekannte Gegenstände wenn sie benannt werden ( „Wo ist der Ball?“)

 

lallt Silben und Silbenverdopplungen (/ba-ba/, /ga-ga-ga/)

 

bis 12 Mon.

Lallmonologe; Mitteilungsbedürfnis steigert sich

 

reagiert auf einfachste Aufträge
( „Gib es mir!“)

 

„Mama“ oder/und
„Papa“ durch einfache Silbenverdopplung > wird von Umwelt freudig verstärkt > Kind begreift schließlich Zusammenhang mit betreff. Personen; ebenso erste andere Wörter durch wiederholen, vorsprechen, Lob und Ermunterung bei sinnbezogenen Äußerungen d. Kindes

Lallmonologe (/ba-ma-gaga-ba-ba/)

 

1-1,5 Jahre

Sprache der Erwachsenen wird aufmerksam verfolgt

erstes Wortverständnis (Schlüsselwortstrategie);
Verstehen von Verboten und einfachen Fragen; holt Sachen heran, wenn es aufgefordert wird

 

2-10 Wörter in Kindersprache,
(„Balla“, „Wau-Wau“,
„Mimi“)

/m/, /b/, /p/, /n/ und Vokale;
Beginn gezielter Lautbildung bei Wortproduktion

 

Einwort-Äußerungen (variable Aussage durch Stimmklang, Betonung, Situation...);
Wörter werden stets in unveränderter Form gebraucht;
vereinzelt Verben („teauf“ (aufstehen));
keine Adjektive u. Adverbien; keine Artikel außer „das“ als Demonstrativpron.; keine Präposition u. Konjunktion;
(„Ball“, „mein“, „habn“)

bis 2 Jahre

1. Fragealter

passiver Wortschatz ist aktiver Produktion weit voraus

20-50 Wörter, u.a. erstes Benennen und Zeigenkönnen einiger Körperteile;
explosionsartige Vergrößerung des Wortschatzes ab Erreichen der 50-Wörter-Grenze

zusätzlich /w/, /f/, /t/, /d/;
evtl. noch undeutliche Artikulation und nur für Bezugsprs. verständlich

 

neben Substantiven auch Verben und Adjektive; Possessivpr.
„mein“;
Plural-s;
Verbindung von 2 und mehr Worten=Zweiwort-Äußerungen, aber keine Formung, („Tür auf!“, „Laufen der hin?“);
erstes Fragealter mit Hilfe der Satzmelodie („Tür auf??“)

bis 2,5 Jahre

 

kann das meiste verstehen, das auf ähnlichem Sprachniveau gesprochen wird; Verstehen von Präpositionen

 

Wortschatz nimmt schnell zu;
Wortneuschöpfungen
(„Briefmann“=Briefträger)

zusätzlich /k/, /g/, /ch/, /r/; Sprachlaute werden deutlicher, bei Anlautverbindungen noch Schwierigkeiten (/kr/, /pl/), sonst alle einzelnen Laute

 

Zunahme der (ungeformten) Mehrwortsätze;
erste Adjektivdeklinationen, noch zufällige Kongruenz zum Substantiv („großes Hund“);
erste Partizipien der Vergangenheit („ich nich eslaft“);
erste Fragewörter „was?“,
„wo?“;
erster Gebrauch der Ich-Form
(„Da kommen Biefmann“, „Julia nich können lafen.“)

bis 3 Jahre

2. Fragealter beginnt (wo, wer, was, wann, womit, warum) - Wissenserweiterung

Schwierigkeiten bei Gegensätzen (groß-klein) und feineren Abstufungen (groß-größer) und bei komplexen Satzkonstruktionen

einige Farben

Artikulation von Anlautverbindungen wird besser, schwierig noch bei 3: „Pflaume“;
Kind auch für Fremde gut verständlich;
Zischlaute müssen noch nicht beherrscht werden

 

erste komplette Sätze, manchmal Nebensatzkonstruktionen mit
„und“, „aber“, „oder“;
sicherere Verwendung v. Personalpron. „ich“, „du“, „er“, erste Präpositionen („auf dem Baum“);
Hilfsverben f. Vergangenheit
(„ich habe geschlafen“);
Verb-Endungen stimmen öfter mit Subjekt überein („ich habe ...“), noch Fehler bei unregelmäßigen Verben
(„gegeht“) und Verben öfter an richtiger Stelle;
erste korrekte Fragen mit Umstellung von Verb („Hast du geschlafen?“);
(„Da is ne Fau, die kuckt aus’n Fenster. Warum?“)

bis 3,5 Jahre

Fragealter geht weiter;
altersgemäße Sprechunflüssigkeiten möglich (entwicklungsbedingtes Stottern; „Du, du, du, gestern war ich beim Arzt gewest und weißt du, die die die Spritze, die er mir gegeben hat, die hat mir weh getan.“)

 

wächst weiterhin stark; Präpositionen;
Farben zuordnen und benennen

 

Lautsystem komplett: alle Laute werden richtig ausgesprochen (außer /pfl/ und /sch/, /kr/, /tr/ > noch nicht behandlungsbedürftig)

mehr Sicherheit bei bei- und nebengeordneten Sätzen: Verb steht korrekt am Satzende
(„Mama war beim Doktor und ich hab mit Julia gespielt.“);
hat Vorstellung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft > wird auch in Grammatik ausgedrückt (noch fehlerhaft)

4-6 Jahre

fließende Sprache;
kann telefonieren, bis 10 zählen und Vor- und Nachnamen nennen;
sichere Beherrschung von Kommunikationsregeln

Verstehen von allen Sachverhalten und Aufgabenstellungen, die den eigenen Lebensbereich betreffen

entwickelt sich ständig weiter

alle Laute sollten bis 6 J. fehlerfrei gebildet werden können

komplexere Sätze; Gedanken können variierend ausgedrückt und Geschichten können nacherzählt werden;
kindliches Abstraktionsniveau; kann Oberbegriffe bilden;
mit 6 J. fehlerfreie Grammatik

verwendete Literatur:
Wendlandt: Sprachstörungen im  Kindesalter. Stuttgart 2000.
Becker: Rehabilitative Spracherziehung. Berlin 1993.
Hellrung: Sprachentwicklung und Sprachförderung. Freiburg im  Breisgau 2003.

 

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