Das Finden der „richtigen“ Tastatur ist eine Wissenschaft für sich. Neben der richtigen Optik, Geräuschentwicklung und Bauweise kommt es hauptsächlich auf das Tippgefühl an. Dieses unterscheidet sich mitunter ganz erheblich von Tastatur zu Tastatur. Viele Hersteller bauen die unterschiedlichsten Tastaturen für die unterschiedlichsten Anforderungen und Geschmäcker. Doch Tastaturen sind wie andere Gebrauchsgegenstände auch den Moden der Zeit unterworfen. Eine kleine Reise zurück in die Geschichte der Computertastatur.

Thema TastaturenEine Computertastatur ist ein nach sensorischen Gesichtspunkten betrachtet komplexes Gerät. Es kommen viele Merkmale zusammen, die letztendlich entscheiden, ob ein Schreibender mit einer Tastatur zurechtkommt oder sie „mag“. Zu den Merkmalen, die eine Tastatur angenehmer oder weniger angenehm erscheinen lassen, zählen Tastenklang, Tastenmaterial, Tastenform, der Druckpunkt, die Tastenabstände, Tastenhöhe, der Tastenhub, die Farbe, Tastenbelegung oder auch die Stabilität an sich. Sogar die Helligkeit der LED-Lämpchen gehört dazu.

Die heutigen Computertastaturen gehen im Wesentlichen noch immer auf die Schreibmaschinen zurück. Das Drücken von Tasten, um Buchstaben und Zahlen zu erzeugen, die versetzt angeordneten Tasten, das Prinzip der doppelten Belegung für Groß- und Kleinbuchstaben und eine dazugehörige Hochstelltaste sowie die Funktionstasten wie Leertaste oder Rückschritttaste findet man bereits auf den ersten mechanischen Schreibmaschinen. Nur die Enter-Taste ist eine Erfindung des Computerzeitalters bzw. der elektrischen Schreibmaschinen, für einen Zeilenumbruch gab es bei Schreibmaschinen noch einen richtigen Hebel.

Tastenhaufen abgezogener Tasten


Das Layout

Es existiert keine weltweit einheitliche Tastenanordnung bei Tastaturen, diese unterscheiden sich je nach (Sprach-)Region voneinander. In Deutschland ist das QWERTZ-Layout Standard, mit über zwei Reihen gehender Eingabetaste, mit Eszett- und Umlaut-Tasten. Daneben sind vor allem das französische (AZERTY) und das US-Layout (QWERTY) bekannt. Doch bereits Schweizer Tastaturen weisen Modifikationen zur deutschen Standardtastatur auf, auch englische Tastaturen sind nicht identisch mit den amerikanischen. Eines haben jedoch alle gemeinsam: die versetzt liegenden Tasten. Egal ob lateinische oder kyrillische, japanische oder chinesische Zeichen, alle Tastaturen haben schräge Tastenreihen. Die schräg untereinander angeordneten Buchstabentasten bei den Schreibmaschinen hatte schlicht technische Gründe, denn die Hebel unter den Tasten, die zu den Bleilettern führten, konnten schließlich nicht übereinander liegen. Würde man die Tastatur erst heute erfinden und gäbe es keine Schreibmaschinenvergangenheit, wären die Tasten vermutlich gleichmäßig wie beim Ziffernblock angeordnet. Doch die Schreibmaschinenbelegung des Tastenfeldes hat sich bis heute gehalten – bei der Umstellung auf Tastaturen wurde die Anordnung aus Kompatibilitätsgründen einfach übernommen, andernfalls wäre ein wechselseitiges Schreiben auf Schreibmaschine und mit PC nicht möglich gewesen. Auch Tastaturen mit deutlich abweichender Belegung wie z.B. das Dvorak- oder Neo-System bleiben beim klassischen Schreibmaschinenlayout. Eine Ausnahme bilden dabei die sogenannten ergonomischen Tastaturen, die aus Gründen der besseren Anpassung an die menschliche Anatomie sowie Arm- und Handhaltung die Tasten geschwungener, mit größerem Winkel oder mit geteiltem Tastenfeld anordnen. Die versetzte Anordnung bleibt aber auch bei diesen im Prinzip erhalten.


Design und Bauform im Wandel der Zeiten

In den 80er Jahren stand vor allem eine Firma synonym für PC-Tastaturen: IBM. Die Tastaturen waren klobige Geräte, relativ große Kästen aus beigefarbenem Kunststoff. Der Anschlag war deutlich zu fühlen – und auch zu hören. Denn das Vorzeigemodell „Model M“, das auch oft von anderen Herstellern kopiert wurde, sollte das Schreibgefühl einer elektrischen Schreibmaschine quasi nachbilden. Daher wurde dem Tastenmechanismus ein künstliches Klicken spendiert. Damit führte insbesondere schnelles Schreiben zu einer Geräuschkulisse wie bei der Schreibmaschine – eine Zumutung für alle, die im selben Zimmer saßen. Die Farbgebung war in einem satten Beigeton – Computerbeige – gehalten, die Tasten hatten normalerweise zwei verschiedene Farbtöne: die Haupttasten waren ebenfalls beige, die umliegenden Steuerungstasten sowie jede zweite Gruppe der F-Tasten-Reihe grau.

Tastatur in computerbeige mit Tasten in 2 Farbvarianten
Vorherrschende Farbgebung in den 80ern: Computerbeige und Tasten in zwei Farbvarianten

Der Grund für die aus heutiger Sicht abschreckende Farbwahl war ganz einfach. Die Computer- und Monitorgehäuse waren bereits beige – beigefarbenes Plastik war günstig, es war ein neutraler, gut zu kombinierender, nicht blendender oder spiegelnder Farbton, eine augenfreundliche, natürliche Farbe. Außerdem stand die Farbe Beige zur damaligen Zeit für Modernität und Ergonomie, eine Modefarbe, die sich von den knalligen Tönen oder dem dunklen Braun der 70er Jahre absetzte. Also passten sich auch die Tastaturen der restlichen Peripherie optisch an.


90er Jahre

In den Neunzigerjahren kam Beige endgültig aus der Mode, bei Computern war nun ein Hellgrau oder elfenbeinartiges Beige angesagt – das Computerweiß. Reines Weiß traute man sich noch immer nicht, doch die Gehäusefarben zeigten ein sehr helles Grau, jedenfalls im Neuzustand. Auf dieselbe Weise passten sich die Tastaturen an. Sie wurden hellbeige, geschwungener, weniger kastig und auch auf die Tasten in zwei Farbausführungen verzichtete man aufgrund von Einsparungen und des Erscheinungsbildes. Ein frischerer Farbton, aber noch immer hell und freundlich.

Tastatur in computerweiß
Vorherrschende Farbgebung seit den 90ern: Computerweiß

Die typische Tastatur der 90er war komplett hellgrau und zeigte stellenweise auch schon erste Sonder- und Zusatztasten. Nur Apple machte mit seinen iMac-Tastaturen das genaue Gegenteil: waren die Apple-Tastaturen der vorherigen Dekade ebenfalls beige gewesen, so kamen die Macs nun in transparenten, bunten Gehäusen daher. Die Tastaturen waren damit ebenfalls aus buntem, transparentem Plastik, die Tasten aus schwarzem, aber ebenfalls transparentem Kunststoff.

Transparente iMac-Tastatur mit dunklen Tasten
iMac-Tastaturen hatten stattdessen dunkle Tasten


Die Nullerjahre

Der Transparenz-Boom hielt nur kurzzeitig an, danach wurde es wieder nüchterner. Die PC-Welt verabschiedete sich allmählich vom Computerweiß und stellte auf eleganteres Schwarz um. Diese Entwicklung wurde auch durch die aufkommende Verbreitung der TFT-Monitore angestoßen, die auf einmal statt in hellgrau vor allem auch in silber und schwarz die Schreibtische eroberten. Die geringere Stellfläche machte dunkle Monitore auch in den Büros salonfähig. Im Laufe der letzten Jahre wechselte damit auch die restliche Computerperipherie ihr Erscheinungsbild von hellgrau zu schwarz.

Tastatur mit vielen verschiedenen Sondertasten
Sondertastenwahn auch bei Standardtastaturen: oben und unten im Gehäuse sowie rechts und links zusätzliche Tastenreihen

Nur Apple machte in dieser Phase mal wieder genau das Gegenteil: es steckte seine Rechner in strahlendweiße Kunststoffgehäuse – und die dazu passende Tastatur wurde weiß: klar-transparentes Acrylgehäuse mit weißen Tasten (von den Mac-Nutzern wegen schmutzanziehender Verarbeitung und schlechter Reinigungsfähigkeit auch gern „Krümelschublade“ genannt). Gleichsam wurden die Tastaturen immer umfangreicher und ausgefallener. Kaum eine Tastatur, die den Verbraucher überzeugen wollte, kam noch ohne viele zusätzliche Sonder- und Multimediatasten aus. Es entwickelte sich eine regelrechte Sondertastenmanie.


Heute

Graue Röhrenmonitore sind praktisch ausgestorben, schicke dunkle Flachbildschirme haben die Schreibtische mehrheitlich erobert. Computerweiße Tastaturen wollen da – obwohl immer noch ergonomischer – nicht mehr so richtig passen. Die überwiegende Zahl der Tastaturen ist heute daher schwarz. Nur manche Ergonomievorschrift für die Arbeitsplatzausstattung scheint die hellen Modelle noch am Leben zu halten. Im Elektronikmarkt muss man Glück haben, überhaupt noch eine helle Tastatur zu finden.

Zwei schwarze Fast-Standardtastaturen
Gewohntes Bild: schwarze Tastaturen

Außerdem sind viele an die dunklen Tasten ihrer ebenfalls dunklen Notebooks gewöhnt und wollen das gleiche Design auch an ihren „großen“ PCs vorfinden. Die Verbreitung der mobilen Computer mit ihren flachen Tasten hat zudem dazu geführt, dass die klassischen Tastaturen weiter auf dem Rückzug sind: wer an das flache Tippen auf dem Notebook gewöhnt ist, bevorzugt dies auch auf Stand-alone-Tastaturen. Neben die hohen Tasten treten daher auch immer öfter Flachtastaturen. Als Nebeneffekt sind auch die ehemals weitverbreiteten Handballenauflagen nicht mehr gefragt, denn nahezu plan auf dem Schreibtisch aufliegende flache Tastaturen machen sie schlicht überflüssig.

Aktuelle Apple-Tastatur in Aluminium mit weißen Tasten
Apple-Tastatur wieder mit weißen Tasten. Bild: Sven Janzen

Und was macht Apple? Weiterhin das Gegenteil. Mac-Rechner sind nun aus silbergrauem Aluminium. Auch die Mac-Tastaturen sind nun ultraflach, haben aber weiterhin weiße Tasten. Dieses Design setzt wiederum einen Trend, so dass auf diesem Wege silberfarbene Tastaturen mit wieder hellen Tasten auch ihren Weg in die PC-Welt finden. Doch Schwarz dominiert in der restlichen PC-Welt. Das ist elegant, dezent – und passt überwiegend zur restlichen Hardware.

Schwarz oder weiß?
Tastaturwahl aus ergonomischer Sicht

Weiße und schwarze Taste

Schwarze Tastaturen sehen schicker aus als solche in computerweiß bzw. hellgrau, aber nicht schicker als weiße. Wieso gibt es dennoch heute fast nur noch schwarze Tastaturen, wenn sie nicht ausgerechnet zur Verwendung mit Apple-Hardware gedacht sind? Die Monitore sind schuld. Vor 10 Jahren war die dominierende PC-Monitor-Farbe noch „Computerweiß“ (aus Gründen der Hitzeentwicklung von Kathodenstrahlröhren und ästhetischen Gesichtspunkten – wer wollte sich schon einen riesigen schwarzdepressiven Klotz ins Büro stellen), daher sahen die passenden Tastaturen auch entsprechend aus. Schwarze Tastaturen waren in den 90er Jahren eher die Ausnahme. Das änderte sich schleichend mit dem Aufkommen der TFT-Flachbildschirme, die nun gerne in eleganterem Schwarz gestaltet wurden und auch werden konnten. Und zu schwarzen Bildschirmen wollten computerbeige Tastaturen einfach nicht mehr so recht passen. Dunkle Tastaturen haben zudem den Vorteil, dass sich der Kunststoff im Sonnenlicht mit der Zeit nicht verfärbt. Der Vergilbungseffekt trifft nur helle Modelle, schwarze Tastaturen sehen auch nach Jahren noch schick aus. Außerdem sieht man Verfärbungen, die durch den häufigen Gebrauch des Nutzers auf den Tasten entstehen, weniger – eine schwarze Tastatur wird nicht „dreckig“, sie ist es eben schon. Ihr Alter sieht man einer dunklen Tastatur meist nur an den abgeriebenen oder verblassten Tastenbeschriftungen an. Doch auch helle Tastaturen haben Eigenschaften, die schwarze Tastaturen nicht bieten. Weiße Tastaturen haben den Vorteil, dass sie im Dunklen oder Halbdunklen besser zu erkennen sind, helle Tasten mit schwarzem Aufdruck sind viel deutlicher wahrnehmbar als umgekehrt. Zusätzliche Beleuchtung der Tasten ist nicht erforderlich. Vor allem aber reflektieren helle Tastaturen nicht das Licht von z.B. Schreibtisch- oder Deckenlampen, was bei glänzenden und sogar matten schwarzen Tastaturen oft der Fall ist. Außerdem sieht man auf hellen Tastaturen den Staub nicht so sehr, der sich zwischendurch auf dem Gerät ablegt, wenn man nicht täglich den Putzlappen schwingt. Zusammenfassend könnte man also sagen: Ästhetisch haben dunkle Tastaturen langfristig die Nase vorn, unter praktischen Gesichtspunkten gewinnen die hellen (bessere Erkennbarkeit der Tasten, weniger Staubwischen). Wer jedoch ohnehin blind tippt und sich um Schreibtischhygiene nicht allzu viele Gedanken macht, braucht sich mit solcherlei Erwägungen nicht auseinanderzusetzen.

Helle Tastaturen sind abseits der Mac-Welt und außerhalb von portablen Computern fast vollständig vom Markt verschwunden. Logitech etwa bietet fast nur noch schwarze Modelle an, und auch Cherry-Tastaturen, bislang dafür bekannt, stets in beiden Farbvarianten verfügbar zu sein, werden immer öfter ausschließlich in schwarzer Ausführung auf den Markt gebracht.


Was macht die Rollen-Taste?

Bei den Tasten geben sich alle Tastaturen konservativ. Um kompatibel zur alten IBM-Tastatur zu bleiben, haben auch aktuelle Tastaturen z.B. weiterhin eine Rollen- und Pausentaste. Die Windowstasten sind eine relativ junge Ergänzung, viele Hersteller verzichten aber mittlerweile wieder zumindest auf eine zweite. Auch die Feststelltaste, die man unbeabsichtigt immer dann aktiviert, wenn man gerade eigentlich keine gROSSBUCHSTABEN gebrauchen kann, ist weiterhin integraler Bestandteil einer jeden Tastatur. Tastaturen sind mal härter, mal weicher, mal gummiartiger oder plastikhafter, mal glatter oder aufgerauter. Die Wege, zusätzliche Tasten auf der Tastatur unterzubringen, sind ebenso zahlreich. Neuerdings bringen viele Tastaturmodelle die traditionell oben rechts über dem Nummernblock liegenden Statuslämpchen an anderer Stelle an, um den freiwerdenden Platz für vier zusätzliche Tasten zu nutzen. Vor allem „Home“-Tasten, E-Mail-Tasten, Schlafmodustasten oder eine Taschenrechnertaste werden hier untergebracht. Auch Tasten zur Lautstärkeregelung oder Mediaplayer-Bedienung finden sich immer häufiger auf eigentlich typisch schlichten Bürotastaturen. Ein Standard, wie diese Sondertasten unterzubringen sind, hat sich dabei noch nicht herausgebildet. Nicht einmal innerhalb einer Tastaturenmarke lässt sich so etwas wie ein Konsens finden, jedes neue Modell sieht wieder ein wenig anders aus und hat mehr oder weniger Sondertasten an immer neuen Stellen verbaut. Entweder werden Tasten zusätzlich in das bestehende Tastenfeld gequetscht, oder eine neue Tastenreihe angelegt. Kompakttastaturen haben dabei überhaupt keinen Platz zu verschenken. Oft lassen sie den zusätzlichen Ziffernblock rechts ganz weg und auch die Pfeiltasten samt darüberliegenden Steuerungs- und Sondertasten werden platzsparend irgendwohin gequetscht, so dass keine Freiräume bleiben.


Hoch oder flach – die Bauform

Einzelne hohe F-TasteDie Tastenbauform ist ebenso wie die Anordnung selbiger im Grunde ein Relikt aus der Schreibmaschinenzeit: um die Hebelenden der mechanischen Schreibmaschinen fest umschließen zu können und gleichzeitig keine zu großen Lücken zwischen den bauartbedingt ansteigend angeordneten Tastenreihen zu hinterlassen, mussten die Tasten relativ hoch und massiv sein. Daraus ergab sich letztendlich die Taste in der auch heute noch verbreiteten typischen „Klötzchenform“. Diese Bauform wurde für Computertastaturen einfach übernommen, obwohl die Tasten nun in einer Ebene und nur aus ergonomischen Gründen noch leicht ansteigend angebracht waren, aus dem einfachen Grund, weil die Leute daran gewöhnt waren. So fiel der Umstieg von Schreibmaschinentasten auf Computertastaturen leichter. Die Klötzchentastatur war noch bis um die Jahrtausendwende Stand der Dinge im Tastaturendesign. Erst mit der massenhaften Verbreitung von Notebooks kam die erste große Änderung: dort musste eine Tastatur aus Platzgründen möglichst flach sein, denn mit erhöhten Tasten hätte man den Deckel nicht mehr zuklappen können. Hätte man die hohen Tasten hingegen ins Gehäuse versenkt, hätte man die Gehäuse größer bauen müssen. Beides war nicht praktikabel. So entstand eine neue Tastenform, eben die der flachen Notebooktastaturen. Auf diesen lässt sich prinzipiell leichter, schneller und leiser schreiben, denn die Finger müssen weniger Höhe überwinden und eine geringere Tasten- und Gehäusemasse bietet weniger Resonanz für Geräusche. Dafür ist bei ungeübten Schreibern das Risiko des Vertippens erhöht, zudem sind Flachtastaturen bauartbedingt aufwändiger hergestellt und weniger robust. Auf Tastaturen mit hohen Tasten lässt sich dafür im Allgemeinen präziser schreiben, denn man drückt kaum versehentlich eine Nachbartaste – da die Tasten hoher Tastaturen an ihrer Oberfläche nicht flach sind, sondern meist leicht konkav, d.h. nach innen gewölbt – und bekommt eine deutlichere Rückmeldung über den Anschlag des höheren Tastenhubs. Dies hängt im Einzelnen jedoch auch stark vom Gewöhnungsgrad des Schreibenden ab. Um Vor- und Nachteile beider Bauformen zu vereinen bzw. auszugleichen, geht die Entwicklung bei separaten Tastaturen in den letzten Jahren auch in Richtung eines Kompromisses: Viele Standardtastaturen haben nicht mehr die klassische Bauform mit den hohen Tasten, sondern setzen auf halbhohe Tastenkappen – nicht ganz so flach wie Notebooktastaturen, aber deutlich flacher als hohe Tastaturen.

Drei Tasten verschiedener Höhe nebeneinander
Die gängigen Tastenhöhen: hoch, halbhoch und flach


Von der Notlösung zum Standard

Doch auch bei den Notebooktastaturen hat sich etwas getan. Sahen die flachen Tasten bislang wie plattgewalzte, zusammengestauchte Tasten einer herkömmlichen hohen Tastatur aus, mit leicht abfallenden Schrägen an den Tastenkanten, so geht man nun dazu über, die Tasten ohne Abstufungen zueinander anzuordnen. Stattdessen lässt man zwischen den einzelnen Tasten genügend Freiraum, so dass die Finger die Tasten voneinander unterscheiden können. Diese „Kaugummitasten“ (engl.: „chiclet“) sind die aktuelle Mode bei höherwertigen Tastaturen. Apple hat sie zum Standard für seine Notebooks und Einzeltastaturen gemacht. Auch Microsoft vertreibt inzwischen chicletartige Stand-alone-Tastaturen und auch Hersteller wie ZF Electronics („Cherry“) sind dem Trend gefolgt und bieten Tastaturen im Kaugummitasten-Design an. Die einstige Notlösung – flache Tasten, um Notebooks realisieren zu können – hat sich zum mitbeherrschenden Tastaturenstandard gemausert. Nutzern, die an Klötzchentasten gewöhnt sind, kommen Notebooktasten dennoch weiterhin wie aufgemalt vor. Umgekehrt kommen an flache Tasten Gewöhnte in der Regel kaum noch mit hohen Tasten zurecht. All das ist jedoch größtenteils Gewöhnungssache, nach einiger Zeit der Umstellung schreibt man auf der jeweiligen Tastaturenart gleich gut.


Die Technik unter den Tasten

Egal ob billige Supermarkt-Tastatur, teures Gamer-Keyboard, egal ob für Mac oder Windows – die heutigen Tastaturen basieren nahezu alle auf derselben Technik, nämlich der sogenannten Gummimatten- oder Membran-Bauweise (nicht zu verwechseln mit Tastaturen, die tatsächlich aus Gummi sind – aber auch diese sind Membrantastaturen). Im Tastaturgehäuse befinden sich zwei Folien, auf der oberen liegen Gumminoppen. Wird eine Taste gedrückt, drückt sie den Gumminippel zusammen, durch den Druck wird der Kontakt zwischen den Folien geschlossen und der Tastenbefehl ausgelöst, die Gumminoppe dehnt sich wieder aus, die Taste kommt wieder nach oben. Auch wenn die Tasten aus Hartplastik sind, drückt man im Endeffekt damit auf Gummi herum.

abgenommene Taste offenbart Öffnung mit darinsitzendem Gumminippel
Membranbauweise: Im Schacht unter den Tasten sitzt der Gumminippel

Eine alternative, aber heute kaum noch zum Einsatz kommende, da teure Bauweise ist die der „mechanischen Tastaturen“. Hier gibt es keine Gummikontakte, sondern haltbarere Metallkontakte, die zudem nicht selbstfedernd sind; stattdessen sorgen kleine Spiralfedern, wie man sie aus den Griffstücken von Kugelschreibern kennt, für das Zurückschnellen der Tasten. Dadurch wird das Tippen wieder lauter, ist aber präziser und ermöglicht ein anderes Schreibverhalten.

abgenommene Taste offenbart Sprungfeder und Goldkontakte
Mechanische Bauweise: Sprungfeder und Metallkontakte

Notebooktasten sind dabei eine Besonderheit. Auch flache Tastaturen arbeiten mit dem Gummimattensystem, durch die geringe Höhe der Tasten müssen diese jedoch besonders stabilisiert werden, damit auch das Drücken am Rand einer Taste den Gumminippel zuverlässig herunterdrückt. Ähnlich wie z.B. die Leertaste bei normalen, hohen Tastaturen mit einem zusätzlichen Metallstab stabilisiert werden muss, müssen Notebooktasten generell ausbalanciert werden. Zu diesem Zweck verfügen Flachtastaturen über zusätzliche Führungsschienen, die über Kreuz angeordnet sind, ähnlich einem Scherenprinzip. Diese wie eine Miniatur-Hebebühne wirkende Konstruktion verleiht den Tasten Stabilität und ist auch der Grund für das gemeinhin helle Klicken der Notebooktastaturen.

abgenommene Taste offenbart Scherenmechanismus
Scherenbauweise bei Flachtasten: auch mit Gumminoppe in der Mitte, aber zusätzliche Führungstechnik statt simplem Schacht

Die aufwendigere Bauweise dieser Tastenart ermöglicht eine sehr flache Bauweise, hat aber den Nachteil, dass sie dafür anfälliger für Defekte wird und wenig tolerant auf Krümel aller Art reagiert. Die neuartigen Chiclet-Tastaturen, die auch auf der Scherentastentechnik basieren, umgehen dieses Problem zum Teil, indem sie praktisch keine Einfallmöglichkeiten für Verschmutzungen bieten.


Von Anschlägen und Druckpunkten

Von der Bauweise und Technik der Tastatur hängt maßgeblich ab, wie das Tippverhalten wahrgenommen wird. Klassische, nicht-elektrische Schreibmaschinen hatten einen „natürlichen“ Anschlag: man tippte einen Buchstaben, und dieser knallte in Form eines Bleiabdrucks auf das in der Walze eingespannte Papier. Das Auftreffen des Buchstabens auf das Papier war dabei deutlich an der Taste zu fühlen und auch zu hören. Die späteren elektrischen Schreibmaschinen hatten meist gar keinen Druckpunkt (was zunächst als große Verbesserung angesehen wurde, denn mechanische Tasten waren schwer zu drücken), man fühlte das Auslösen der Taste nicht. Dafür hörte man das Knallen der Typen auf das Papier umso deutlicher.

Computertastaturen nun bräuchten theoretisch keines von beidem, sie würden auch ihren Dienst tun, wenn man das Erzeugen eines Buchstabens weder hören noch fühlen könnte. Allein das Ankommen der Taste am Tastaturboden wäre natürlich spürbar, was jedoch nicht identisch mit dem Auslösen der Taste sein muss. Schnellschreiber, die nicht auf den Monitor sehen, hätten daher keinerlei Möglichkeit zu erkennen, ob sie eine Taste bereits erfolgreich betätigt hätten oder nicht. Computertastaturen müssen einen Schreibmaschinenanschlag daher simulieren, damit der Tippende eine sofortige Kontrolle hat, ob er einen Buchstaben erzeugt hat. Dies geschieht in der Regel über den Druckpunkt. Die heutigen Tastaturen arbeiten fast alle mit einem spürbaren Druckpunkt anstelle von einer akustischen oder gemischten Umsetzung. Die Tasten einer Computertastatur lassen sich nicht einfach herunterdrücken, sondern haben einen kleinen Widerstand eingebaut, der sich erfühlen lässt. Wenn der Schreibende den Widerstand bemerkt hat, weiß er, dass die Taste ausgelöst hat. Die Überwindung dieses Druckpunktes wird entsprechend als der Anschlag einer Tastatur bezeichnet. Der Druckpunkt dient auch dazu, das versehentliche Drücken von Tasten zu vermeiden, da mit dem Druckpunkt ein künstlicher Widerstand geschaffen wird, ansonsten wäre Maschinenschreiben heutzutage eine zu leichtgängige Tätigkeit.

Tastenfeld einer Tastatur im Halbdunkel

Bei den verbreiteten Gummimattentastaturen ist der Druckpunkt in Form der Gumminippel praktisch schon eingebaut, bei mechanischen Tastaturen wird er separat durch zusätzliche Reibung realisiert. Es gibt jedoch auch Tastaturen, die auf einen Anschlag verzichten, auf denen man eine Taste tatsächlich ohne Widerstand ganz nach unten drücken kann. Dieses heute sehr selten anzutreffende Tastenprinzip wird als „lineare Betätigungsart“ bezeichnet. Andere mechanische Tastaturen wiederum kombinieren den Druckpunkt mit einem künstlichen Klicken, das die Geräuschkulisse einer alten Schreibmaschine praktisch simuliert.

Der Tastaturanschlag herkömmlicher Tastaturen hingegen ist mal härter, mal weicher, mal schwammiger und mal präziser, je nach verwendetem Material und dessen Einsatz. Dickere Gumminippel erzeugen einen härteren Anschlag, weichere einen kürzeren. Dementsprechend ist das Anschlagsverhalten sehr variabel, das „Tastgefühl“ kann je nach Tastatur sehr verschieden sein. Dabei sind die herkömmlichen Membrantastaturen generell leiser, da sie aus weniger Teilen bestehen und das Material im Inneren Geräusche absorbiert. Eine Besonderheit gilt es jedoch bei Membrantastaturen zu beachten: ihr Anschlagsverhalten kann sich im Laufe der Zeit deutlich verändern. Das Gummi unter den Tasten leiert einerseits immer mehr aus, andererseits wird es u.U. dadurch auch spröde. Die Tasten bekommen dadurch entweder mehr Spielraum, lassen sich unterschiedlich stark drücken oder zum Drücken muss immer mehr Kraft aufgewendet werden. Im täglichen Betrieb fällt dies normalerweise nicht weiter auf, der Unterschied ist jedoch spürbar, wenn man ein fabrikneues Modell mit einem bereits benutzten vergleicht oder aber einmal selten benutzte Tasten mit den oft genutzten vergleicht. Die Schwere oder der Preis einer Tastatur ist dabei für die eigentliche Schreibqualität zunächst jedoch nicht ausschlaggebend. Auch die teuersten Modelle können dem eigenen Empfinden nach einen miserablen Anschlag haben.


Die Tastenkappen

Die Tasten einer Tastatur bilden die größte Schwachstelle, da hier die Kontaktstelle zur menschlichen Hand liegt. Die andauernde Berührung der Tasten führt im Laufe der Zeit zu Abrieb und Verschmutzung. Die Qualität einer Tastatur misst sich daher auch daran, wie haltbar und widerstandsfähig die Tasten ausgeführt sind, so dass z.B. auch nach langer Benutzung noch immer alle Beschriftungen gut zu lesen sind. Um den Tasten ihre Beschriftung zu verleihen und sie haltbar zu machen, können verschiedene Kunststoffarten und Beschriftungstechniken zum Einsatz kommen. Die teuersten, heute aber praktisch nicht mehr verwendeten Tasten bestehen aus zwei verschiedenfarbigen, übereinanderliegenden Kunststoffen („double shots“). Durch das Verschmelzen der ausgestanzten obersten Schicht mit der sich einfügenden andersfarbigen, darunterliegenden Schicht entsteht die gewünschte Beschriftung. Abrieb kann dieser Tastenart praktisch nichts anhaben, denn die „Beschriftung“ ist in Wirklichkeit ja keine, sondern ein Ausfüllen des entfernten Bereiches.

Unterseite von Doubleshot-Taste neben Taste aus einteiligem Kunststoff
Von der Unterseite erkennbar: ausgestanzte Tasten haben im Gegensatz zu einteiligen Tasten eine zweite Farbebene

Daneben gibt es noch die ebenfalls fast nicht mehr vorkommende Methode des Färbens: Auf die Taste wird ein Farbstoff aufgebracht, der tiefer in den Kunststoff einsickert. Das macht die Tastenbeschriftung ähnlich haltbar wie beim Double-Shot-Verfahren. Heute finden hauptsächlich gelaserte oder aufgeklebte Beschriftungen Verwendung. Beim Lasern werden die Beschriftungen einfach mit Farbe in die Tasten eingebrannt, beim Klebeverfahren werden schlicht bedruckte Aufkleber auf die Tasten geklebt. Beide Methoden haben wiederum Vor- und Nachteile.

Tasten mit Laserbeschriftung
Gelaserte Beschriftungen sind fühlbar

Gelaserte Tastenbeschriftungen sind robust, aber auch nicht unverwüstlich; die Beschriftung kann nach langer Benutzung verblassen, wenn die Oberfläche der Tasten im Laufe der Zeit abgerieben ist. Dafür ergeben die Tasten ein einheitliches, gleichmäßiges Erscheinungsbild, obwohl sich die gelaserten Buchstaben rau erfühlen lassen. Die billigste Methode schließlich stellen die beklebten Tastenbeschriftungen dar. Sie unterliegen noch stärker der Abreibung und können verkratzen, auch sehen sie optisch nicht so makellos aus, da die Aufkleber auf den Tasten erkenn- und fühlbar sind. Dafür sind sie kontraststärker, wirken nicht so verwaschen wie Laserbeschriftungen und sind nicht rau.


Tastaturenzukunft

Viele Tablet- und Touchscreen-PCs kommen standardmäßig ohne Tastatur aus, der Nutzer tippt direkt auf einer virtuellen Tastatur auf dem Bildschirm. Doch zum längeren Schreiben eignen sich solche Lösungen kaum, allenfalls, um behelfsmäßig kürzere Texte, Passwörter oder Ähnliches einzugeben. Zum „richtigen“ Schreiben wird man auch in der Zukunft um eine Tastatur nicht herumkommen, die Schnittstelle zum Menschen bleibt eine mechanische, dieser wird so schnell nicht ohne Hände auskommen. Denn die haptische Rückmeldung, das echte Herunterdrücken einer Taste, das kann von keinem Bildschirm der Welt simuliert werden. Zwar werden Bedienungsformen wie Spracheingaben künftig vermutlich einen sehr viel höheren Stellenwert einnehmen als derzeit, doch für jeden Anwendungsfall ist auch eine Sprachsteuerung nicht geeignet. Vielleicht wird in nächster Zukunft nicht mehr jeder eine Tastatur für alle Aufgaben benötigen, doch für schnelles Schreiben wird sie unabdingbar bleiben.

Artikelende

Weiterführendes

Die Entstehung der Computertastatur

Übersicht über die unterschiedlichen Tasten-Schalterarten (engl.)

Die 80er-Jahre-Tastatur schlechthin, heute noch immer heiß begehrt

Gar nicht so einfach, eine gute Tastatur zu kaufen

Über-ergonomische Tastaturen (engl.)

Herr Schnittstelle (engl.)

Weshalb Tastaturen lange Zeit beige waren (eng.)

Mechanische Tastaturen

Kommentare


  • […] Arti­kel zur Geschichte der Tas­ta­tur im Knet­fe­der Maga­zin. Der Arti­kel ist dabei unter http://www.knetfeder.de/magazin/2012/zeiten/tastatur/ zu fin­den. Lesens­wert Hinterlasse eine Antwort Antworten abbrechenDeine E-Mail-Adresse wird […]

  • Besucha sagt:

    Super Artikel.
    Dem Thema Tastatur wird neuerdings viel zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet.

    Themenvorschlag: Geräuschentwicklung von Desktop, Notebook und Tablet – oder warum uns von den Herstellern immer so viel Lärm zugemutet wird.

  • losty sagt:

    wunderbarer artikel. danke dafür. mir gefällt übrigens immernoch eine tastatur mit tiefen tasten am besten. nicht einfach zu finden :)

  • Instancius sagt:

    Euer Artikel ist großartig! Mit dieser Hilfe und den darin enthaltenen Informationen konnte ich mein 10 Seitiges Referat fertig schreiben :) Selbstverständlich mit Quellenangabe.

  • df sagt:

    haha dummer artikel

  • Anonymous sagt:

    lol

  • BigCock sagt:

    Also ich finde das hier richtig scheiße

  • Ralle sagt:

    Der Geschmack der Tastaturen ist wohl so alt wie die Tasta selber den das fing schon seit beginn der Orgel und des Pianos an und nicht schon seit den PC-Zeitalter ich kenne Musiker sie auch sich neben den Sound/Klang auch über Tastaturen philosophieren!

  • milf hunter2015 sagt:

    meine zahnspange fande den artikel echt gut..aber mein kleiner zeh hat gesagt es war blöd..hmm was soll ich jetzt machn?

  • nina sagt:

    weiter so das ist echt super, verständnissvoll und lehrhaft einfach super gut

  • […] Die Tastatur – eine kleine Geschichte des Computer-Eingabegeräts Nr. 1 […]

  • baby sagt:

    Toller Artikel

  • Anonymous sagt:

    schlecht

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