Lange hat es gedauert, nun endlich wird die Version 4 des Firefox-Browser auf die Netzgemeinde losgelassen. Diese erhofft sich viel vom neuen alten Fuchs, muss sich jedoch zumindest in der Bedienung auf gravierende Neuerungen einstellten. Firefox 4 krempelt die Optik und Bedienung ordentlich um, schickt die Menüleiste in Rente und hätte beinahe sogar auch die Statuszeile abgeschafft.
Nach nichtendenwollender Verschiebung des fertigen Produktes ist er nun endlich erschienen – Firefox 4 steht der Internetgemeinde zur Verfügung. Schwere Zeiten sind es indes für den Anbieter Mozilla. Denn Google baut mit „Chrome“ einen ebenfalls erstklassigen Browser und schaltet in jüngster Zeit sogar Spots im Fernsehen, lässt die Innenstädte mit Chrome-Werbung plakatieren und sammelt immer mehr Fans um sich – der Google-Browser ist derzeit kaum zu übersehen. Sogar Microsoft liefert inzwischen wieder einen recht ordentlichen Internet Explorer mit seinen Betriebssystemen aus. Alles, was Firefox an Marketing vorzuweisen hat, ist die Mundpropaganda durch die Netzgemeinde selbst – bislang scheint das noch zu reichen: Firefox gilt in Deutschland als Marktführer bei den Browsern.
Eleganter und noch schlichter: die neue Nr. 4
Ausgerechnet in dieser schwierigen Zeit hat es Mozilla nicht geschafft, den Firefox schnell in einer neuen Version herauszubringen. Die letzte große Version gab es mit Firefox 3.6 im Januar 2010. Länger war nur der Abstand zwischen Firefox 2.0 (Oktober ’06) und 3.0 (Juni ’08). Während Chrome etwa eine Version nach der anderen mit kleineren Verbesserungen herausbrachte und auch Opera nicht untätig war, wurde Firefox 4 einfach nicht fertig. Allein 12 Betaversionen – die erste gab es bereits im Juli 2010 – sprechen eine deutliche Sprache. Nicht zuletzt dies dürfte dazu beigetragen haben, dass man bei Mozilla künftig auf große Hauptversionen verzichten und ebenfalls nach dem Vorbild Googles öfter in kleineren Schritten veröffentlichen will. Ob man dadurch auch wirklich zügiger programmiert, wird sich erst zeigen müssen. Firefox 4 bringt gravierende Änderungen mit sich, sowohl im Browser selbst als auch bei der künftigen Organisationsstruktur.
Neue Oberflächenphilosophie
Der Nutzer muss sich vor allem auf starke Veränderungen der Benutzerführung einstellen: Firefox 4 ist die erste Version des Browser, die sich radikal vom traditionellen Firefox-Erscheinungsbild verabschiedet. Das große Ziel war: optische Verschlankung, mehr Platz für die Webseiten, weniger für die Browseroberfläche an sich. So wandern etwa die Tabs und das Menü nun standardmäßig in die Titelleiste – mit dem Ergebnis, dass zum Anzeigen der mit der letzten Version mit großem Getöse eingeführtem „Personas“, die Hintergrundbilder zum Verschönern der persönlichen Browseroberfläche, nun eigentlich kaum noch Platz übrigbleibt.
neue kompakte Ansicht: keine Menüs, Tabs oben …
… wahlweise auch wieder mit Menü …
… oder den Tabs wieder unten
Firefox 4 versucht weiter wie auch in den Vorjahren, optisch den Internet Explorer zu kopieren, tut dies nun aber noch konsequenter. Das hat dazu geführt, dass der „Abbrechen“- und „Neuladen“-Button vereinigt wurden und nach rechts ans Ende der Adresszeile verschoben sind. Leider hat man damit auch alle Nachteile kopiert. Die Schaltfläche ist im Vergleich zu vorher winzig geworden und schwieriger mit der Maus zu treffen. Zum Navigieren muss man zudem mit der Maus abwechselnd vom linken zum rechten Browserrand wechseln. Auch besteht eine erhöhte Irrtumsanfälligkeit, wenn man eine Seite anhalten will, in dem Moment „Stop“ drückt, in dem die just vollständig geladen war – und man nun die Seite ungewollt neulädt. Wenigstens lassen sich die Schaltflächen wieder trennen, indem man sie über „Anpassen“ zurück auf die linke Seite zu den Pfeilen schiebt. Schon sind sie wieder separiert voneinander und sogar in alter Größe.
Stopp und Neuladen vereint rechts …
… wieder am alten Platz links …
… und auch wieder trennbar
Auch das Verschwinden der Menüzeile fällt in die Kategorie Explorer-Kopie. Der Internet Explorer hat es vorgemacht, Opera und Chrome haben nachgezogen. Nun fällt auch bei Firefox die Menüzeile weg und wird durch einen überdimensionalen Menü-Button ersetzt, der die wichtigsten Menüeinträge auflistet. Auf Untermenüs konnte man dabei nicht verzichten, sodass das Menü nun wiederum Untermenüs oder sogar Unteruntermenüs hat. Ergonomie sieht anders aus.
Das Menü des Firefox-Buttons wirkt etwas unaufgeräumt, die Einteilung willkürlich. Mit der herkömmlichen Menüzeile hat sie nicht mehr viel gemeinsam. Verschwunden ist beispielsweise der Menüeintrag, mit dem manuell nach Aktualisierungen gesucht werden konnte. Diese Funktion wurde stattdessen in den „About/Über Firefox“-Dialog integriert. Oder der Offline-Modus: in ihn gelangt man nun nur noch mit 2 Klicks und 3 Mausschlenkern. Nur in der Linux- und Mac-Version wird die Menüzeile als Standardeinstellung belassen. Denn unter Linux z.B. liegt der neue „Firefox-Button“ aus technischen Gründen nicht in der Titelleiste, sondern ausgerechnet in der Tableiste, und nimmt dort zusätzlich den ohnehin knappen Platz weg.
Auch für die Lesezeichenleiste setzt man auf Kompaktheit: deaktiviert man sie, wird stattdessen ein weiterer Button, der „Lesezeichen-Knopf“, eingeblendet, der in etwa dem bisherigen klassischen Lesezeichenmenü entspricht, damit man trotzdem noch bequem seine Lesezeichensammlung erreicht, ohne die „Bibliothek“ aufrufen oder die Seitenleiste einblenden zu müssen – der eingesparte Platz wäre gleich wieder dahin. Hier lassen sich nun Seiten „bookmarken“ oder RSS-Feeds abonnieren.
Auffälligste Änderung neben Wegfall von Menüzeile und Schaffung des Firefox-Knopfes dürfte wie schon erwähnt der Positionswechsel der Tableiste sein: wie bei Opera oder Chrome sitzen die Tabs standardmäßig nun ganz oben, erst darunter befindet sich dann die Navigationsleiste. Die Tableiste unter dem Navigationsbereich stammt noch aus der Zeit, als Tabs etwas Neues waren in Browsern und nicht wie selbstverständlich, sondern nur optional eingeblendet wurden. Diese Zeiten sind vorbei, kaum noch jemand surft nicht mit wenigstens einer Handvoll Tabs durch das Netz. Logischer wirkt daher die neue Anordnung („die Adresszeile gehört zum jeweiligen Tab, nicht umgekehrt“). Opera und Chrome hatten diese Anordnung von Beginn an, nun endlich findet man sie auch beim Firefox. Anders als bei der Konkurrenz ändert sich aber nur die Position, nicht die Funktion: Während etwa bei Opera der Bereich unter den Tabs seitenspezifisch („case sensitive“) ist, bleiben die Eintragungen in der Adressleiste bei Firefox statisch, der eingegebene Text im Suchfeld also über die Tabgrenzen hinweg erhalten. Auch diese Änderung lässt sich vom Benutzer wieder rückgängig machen.
Umgewöhnen wird sich auch müssen, wer bislang Links über das Kontextmenü in neuen Tabs öffnete. Die Einträge für „Neuer Tab“ und „neues Fenster“ wurden einfach mal getauscht. Wundern Sie sich also nicht, wenn Sie zumindest in nächster Zeit statt neuer Tabs ungewollt lauter neue Fenster hervorzaubern.
RSS nur noch für Fortgeschrittene
Für nicht mehr wichtig hält man bei Firefox auch das orangefarbene RSS-Symbol, einst das Aushängeschild von Firefox, welcher diese Funktion erst so richtig populär gemacht hatte. Bislang prangte ein deutlich sichtbares RSS-Symbol in der Adresszeile, über das auch bequem mit kurzen Klicks ein Abo der jeweiligen Seite eingerichtet werden konnte, wenn eine Internetseite einen Feed bereitstellte. Diese Funktion hat man nun tatsächlich einfach ausgebaut. Abonnieren kann man RSS-Feeds auf einer Webseite über das Lesezeichen-Menü zwar weiterhin, man sieht jedoch nicht mehr auf Anhieb, ob und welche RSS-Feeds eine Seite überhaupt anbietet (und beileibe nicht jede Seite tut dies). In Sachen RSS katapultiert sich Firefox damit fast wieder zurück in die 90er Jahre. Andererseits ist die Entfernung durchaus nachvollziehbar, denn zum einen ist die intensive Nutzung von RSS nach wie vor eher etwas für fortgeschrittene Nutzer, zum anderen gibt es heute kaum noch ein Angebot, das keine RSS-Feeds bereitstellt – ein ständiger Hinweis auf die Verfügbarkeit dieser (womöglich ohnehin sowieso schon abonnierter) Feeds ist daher verzichtbar und kann einer optionalen Erweiterung überlassen werden. Solche, die das orangefarbene RSS-Symbol wieder in Adresszeile oder Erweiterungs-Leiste integrieren, stehen schon bereit, z.B. hier oder hier.
Der Statuszeilen-Witz
Nachgemacht wird allerdings auch der Google-Browser „Chrome“: Einen regelrechten Schildbürgerstreich haben sich die Firefox-Entwickler mit Firefox 4 bezüglich der Statusleiste geleistet – bzw. deren Verschwinden. Das Ziel war ursprünglich, die Statusleiste, die permanent am unteren Bildschirmrand sichtbar war und wertvollen Platz vereinnahmte, völlig abzuschaffen. Die Hauptfunktion, das Anzeigen von Link-Zielen, wurde in den Betaversionen daher in die obere Adresszeile integriert. Beim Überfahren eines Links mit der Maus erschien nun dort linksseitig das Linkziel. Eine ergonomische Katastrophe, denn durch eine linksbündige Anordnung waren Adressen/Domains nicht mehr schnell miteinander vergleichbar, zudem war der Platz in der Breite beschränkt.
Auch merkte man plötzlich, dass die vielen beliebten Erweiterungen sich ja meistens auch in der Statusleiste ein Plätzchen suchten, um ihre Buttons und Indikatoren unterzubringen. Und da es die nun nicht mehr geben sollte, fingen die Erweiterungsautoren nun natürlich an, all diese Knöpfe ebenfalls in die Adresse zu integrieren – eine mittlere Katastrophe. Was tun? Eine Extra-Erweiterungsleiste musste her, die „Add-on-Bar“, die sich im neuen Firefox nun optional am unteren Bildschirmrand einblenden lässt und wo sich all die nützlichen Helferlein weiterhin tummeln können. Die neue Leiste sieht zwar genauso aus wie die alte Statuszeile – sie ist es aber nicht. Denn die Funktion der Statusleiste übernimmt in Firefox 4 eine interaktive Leiste, die zu allem Übel auch noch mit Benutzbarkeits-Gepflogenheiten bricht: Die neue Statusleiste ist interaktiv, erscheint nur bei Bedarf, überdeckt dann andere Inhalte, ist schlecht abzulesen, wenn sie über anderem Text erscheint – und flüchtet auch noch vor dem Mauszeiger in die andere Ecke, wenn man ihr mit der Maus zu nahe kommt.
Verschwunden ist mit der alten Statusleiste auch die Fortschrittsanzeige in Balkenform: Ob eine Webseite noch lädt, ist nur noch an dem rotierenden Ring in den Tabs zu erkennen. Wie viel bereits geladen wird, sieht man nicht mehr. Lediglich Texthinweise werden je nach Bedarf ebenfalls unten links als interaktive Leiste eingeblendet. Auch die Download-Fortschrittsanzeige ist mit der Abschaffung der Statusleiste entfallen.
Glückwunsch: statt keiner Statusleiste nun 2 Statusleisten
Damit ist die Mission der Abschaffung der Statusleiste grandios gescheitert: Statt mehr Platz zu schaffen, hat man schlimmstenfalls im Firefox nun 2 übereinander liegende Einblendungen am unteren Bildschirmrand, von der eine auch noch hektisch durch die Gegend wandert. Um das Verhalten der alten Statuszeile wieder nachzubilden, die neue Addon-Leiste wieder mit der gewohnten Funktionalität zu bestücken und zur alten Statusleiste werden zu lassen, ist nun eine Erweiterung vonnöten. Eine Erweiterung mit dem „seriösen“ Namen Status-4-Evar.
Tschüss, Fensterchen!
Für viele Einstellungen und Verwaltungswerkzeuge werden nun keine Extra-Programmfensterchen genutzt, sondern die Seiten-Anzeigefläche dafür verwendet: Erweiterungen & Co. verwaltet man nun also nicht mehr über ein separates Fensterchen, sondern in einem neuen Tab, quasi wie eine normale Webseite. Hier setzt sich der Trend, weg von herkömmlichen Anwendungen, hin zu Internet-Applikationen, auch graphisch durch. Die Einstellungen bleiben natürlich lokal auf den Rechner beschränkt. Auch diese Änderung wirkt sinnvoll, denn weshalb sollte man nicht den vielen freien Platz des Browserfensters nutzen, statt die Einstellungen in kleine Fensterchen zu zwängen.
großflächige Erweiterungsverwaltung im Webseiten-Stil
Aber die Grenzen verwischen dadurch, es wird – zumindest optisch – nicht mehr sauber getrennt zwischen Firefox als Programm selbst und Anwendungen aus dem Internet. Außerdem wird die Firefox-Oberfläche inkonsistent. Während Erweiterungs-Einstellungen und die erweitere Konfiguration sich quasi als Webseite öffnen, erscheinen Chronik, Lesezeichen und Downloads weiterhin in einem separaten kleinen Fenster.
Neuheiten
Neben den zahlreichen Verschlimmbesserungen gibt es tatsächlich auch noch neue Funktionen. Einerseits sind hier die „App-Tabs“ zu nennen. Durch einen Kontextmenüklick lassen sich beliebige Tabs zu App-Tabs verwandeln. Die Bezeichnung ist dabei etwas irreführend. Intuitiv stellt man sich darunter Tabs vor, die permanent angeheftet werden und Seiten enthalten, die ständig und regelmäßig besucht werden, also „immer offen“ sein sollen. Dafür sind sie wohl auch gedacht, doch die App-Tabs sind keineswegs angeheftet, sondern bleiben ganz normale Tabs – lediglich die Textbezeichnung verschwindet und der Tab rückt ganz nach links in der Tableiste. Kommt man auf den Schließen-Button eines Hauptfensters, sind auch die App-Tabs weg; öffnet man ein zweites Browserfenster, sind sie dort auch nicht erneut zu finden.
Eine weitere große Neuerung hat man sich ebenfalls erneut von Opera abgeschaut: Die Synchronisierung der Browser-Einstellungen über Rechnergrenzen hinweg. Mit der neuen Funktion „Sync“ lassen sich über das Internet – sofern man ein Konto bei Mozilla dafür einrichtet – Lesezeichen, Chronik, Einstellungen, Passwörter oder sogar die geöffneten Seiten von unterschiedlichen Rechnern aus in Firefox nutzen. Eine Funktion, die für Viele äußerst praktisch sein dürfte, die Nutzer mit Gespür für Datenschutz und Privatsphäre jedoch kaum nutzen werden.
„Panorama“ nennt sich eine weitere neue Funktion, die sich mit der Tastenkombination Strg+Hochstelltaste+E oder über das Tab-Menü rechts in der Tableiste aufrufen lässt. Es handelt sich dabei um einen Tab-Sortier-Modus zum Gruppieren von thematisch zusammenhängenden Seiten. Mit dem Sortiermodus können geöffnete Seiten aus der aktiven Ansicht herausgenommen, gewissermaßen zwischengeparkt werden. Wechselt man wieder zurück in die normale Ansicht, sind die aussortierten Tabs aus der Tableiste verschwunden, sie schlummern jedoch weiterhin unsichtbar im Hintergrund, bis sie wieder „einsortiert“ werden. Panorama, das in den Betaversionen bereits prominenter in Firefox vertreten war, ist jedoch nicht gerade intuitiv, sondern eher unübersichtlich zu bedienen, so dass man dieses Feature nun quasi vollständig vor den normalen Benutzern versteckt hat. Besser gelöst hat man diese Idee bei Opera, wo Tabs einfach übereinandergestapelt und so zu Gruppen sortiert werden können.
Vor allem auch im Hintergrund hat sich natürlich einiges getan: Javascript-Code und CSS-Anweisungen werden flotter ausgeführt als noch bei den Vorgängerversionen, erstmals ist, abhängig von Betriebssystem und Graphikkartentreiber, Hardwarebeschleunigung durch die Graphikkarte möglich, und nicht zuletzt wurden die neuesten HTML-Standards berücksichtigt. Für Entwickler neu hinzugekommen ist die „Web-Konsole“.
Fehlendes
Die Neuerungen können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, was Firefox noch immer nicht beherrscht. Die vollständige Trennung von Tabs in einzelne Prozesse (wenn ein Tab Probleme macht, friert nicht gleich der gesamte Browser ein) findet man bislang nur bei Chrome. Firefox lagert nur einige Prozesse wie z.B. Plugins aus. Dennoch genehmigt sich Firefox nach wie vor ordentlich Rechenleistung und vor allem Systemressourcen: im Betrieb fällt auf, dass Firefox nicht zu knapp mit dem RAM umgeht. Auch die Probleme beim Datenschutz bestehen weiterhin fort.
Fazit: Überwiegend Chaos
Es scheint, als zehre der Fuchs von dem guten Rufe der vergangenen Tage. Wirkliche Innovationen bietet Firefox nicht, man programmiert lediglich der Konkurrenz hinterher, was sich vor allem im Oberflächendesign niederschlägt. Firefox bleibt die perfekte Plattform für Erweiterungen, Erweiterungsschnittstellen und eine akzeptable Auswahl hierfür bieten inzwischen allerdings auch Chrome und Opera.
Firefox wird im neuen Design noch übersichtlicher als seine Vorgänger, diese Verschlankung wird allerdings teilweise mit Funktionsverlust erkauft. Zudem schaut sich der Fuchs seine Oberfläche größtenteils beim schlechten Vorbild Internet Explorer ab. Ein logisch wirkendes Konzept, eine rote Linie fehlt. Firefox wirkt wie ein Mix aus Chrome und Internet Explorer – und verliert damit seine Identität, die im Grunde nur noch von der Vielzahl von Erweiterungen von Drittanbietern zusammengehalten wird.
Das Resultat ist einer der schickesten, technisch innovativsten, allerdings in der Benutzerführung bislang schlechtesten Firefoxbrowser. Optik wird über Funktionalität gestellt, so dass man bereits für kleinere Verbesserungen bei der Browsererfahrung schnell auf zusätzliche Erweiterungen angewiesen ist. Viele fortschrittliche Funktionen scheint man den Nutzern einfach nicht mehr zuzutrauen: RSS-Anzeige wird gestrichen, die Statusleiste verschwindet und viele bislang nützliche Einträge aus den Menüs werden abgeschafft oder versteckt. Rein optisch wirkt Firefox nun moderner, die ehemals knallig-bunten Icons wurden durch ein dezenteres, eleganter wirkendes Erscheinungsbild ersetzt. Dennoch wirkt das Interface bei genauerem Hinsehen chaotisch. Die Bedienelemente verteilen sich kreuz und quer über das Browserfenster: Menü-Button links, Lesezeichen-Button rechts, Navigations-Buttons wieder links, Neuladen-Button wiederum rechts. Hier wäre Mozilla gut beraten gewesen, neben Designern auch UI-Experten stärker zurate zu ziehen.
Die hinter der Oberfläche werkelnde Technik, „Gecko“, die dafür zuständig ist, eine Webseite auch tatsächlich korrekt anzuzeigen – ist ausgereift und mächtig. Doch das Drumherum lenkt inzwischen zu sehr ab und behindert eher beim Arbeiten im Netz, als dass es den Zugang erleichtern würde.
Firefox macht noch immer Spaß, bietet viele Möglichkeiten für fortgeschrittene Anwender oder kann auch einfach nur ein übersichtlicher Browser mit guten Voreinstellungen sein. Doch wenn Firefox in Zukunft weiterhin die Nummer 1 bleiben möchte, wird er sich sehr anstrengen müssen. Das, was er ursprünglich einmal sein wollte – ein schlanker Browser –, ist er schon jetzt nicht mehr, diesen Rang haben ihm die Produkte der Konkurrenz mittlerweile abgelaufen.
Weiterführendes
Guter Überblick über die Neuerungen (tlw. bereits veraltet)
Mehr zum Thema Firefox & Co. auch im
Dossier „Webbrowser“
Schöner hätte man es wirklich nicht zusammenfassen können.
Danke.