Es könnte doch noch was werden mit dem terrestrischen Digitalradio in Deutschland. Während das Ende des digitalen Fernsehens DVB-T gerade beschlossen wurde, das durch einen technisch verbesserten Nachfolger ersetzt wird, soll nun wenigstens das digitale Radio DAB+ in die Gänge kommen.
2015 sollte analoges UKW-Radio eigentlich längst Geschichte sein, UKW sollte in diesem Jahr abgeschaltet werden, so sah es § 63 a.F. des Telekommunikationsgesetzes vor. Die Passage im Gesetzestext ist schon lange wieder entfernt – und für digitales Radio über Antenne interessiert sich nach wie vor kaum jemand, wenn er es nicht zufällig mit einem (teureren) Neugerät erwirbt oder zu den wenigen Radioenthusiasten zählt. Noch immer werden reine UKW-Geräte en masse verkauft, wenn das Radio digital ist, dann über Smartphone- und PC-Empfang. DAB+ ist wie auch beim Neustart vor 4 Jahren noch immer eine Nischenveranstaltung, allerdings wird die Nische zunehmend größer. Die DAB-Zukunft in Deutschland ist nicht mehr ganz so unrealistisch und wird, wenn die ARD und Deutschlandradio konsequent auf die Umstellung hinarbeiten, zu einem denkbaren Szenario. Einfallslose Werbung allein reicht nicht, Slogans wie „Ich will es einfach“ kann sich zudem wohl nur jemand ausdenken, der selbst noch nie ein Digitalradio von Nahem gesehen hat. Nötig ist die erkennbar ernsthafte Absicht zum vollständigen Abschied von UKW. Sendeleistung und Senderanzahl müssen sich dazu drastisch erhöhen, sonst wird Oma Erna auch 2030 noch mit ihrem alten Küchenradio unterwegs sein. Sollte sich aber auch zur übernächsten Finanzierungsrunde kaum jemand für Digitalradio interessieren, dann wird es auch das wieder gewesen sein.
Schlechtes Omen
Fatalerweise wurde gerade erst vom Bundestag die Abschaffung des bisherigen terrestrischen Digitalfernsehens („Überallfernsehen“) via DVB-T beschlossen, um es durch den inkompatiblen Nachfolger DVB-T2 zu ersetzen. Dies entfaltet eine verheerende Signalwirkung auch für alle potentiellen Radioneukäufer. Für alle, die sich gerade erst einen DVB-T-Empfänger angeschafft haben, können die Geräte in spätestens 2 Jahren schon wieder zum Wertstoffhof bringen. Das Vertrauen geht gegen null, dass es DAB+ nicht ähnlich ergeht und irgendwann in naher Zukunft auch dem Digitalradio wieder der Stecker gezogen wird, um es durch irgendeine womöglich verbesserte Nachfolgetechnik zu ersetzen.
Deutschlands Festhalten an DAB+
Österreich hat den DAB-Plus-Start praktisch abgesagt (weil der ORF sich am Pilotprojekt gar nicht erst beteiligt, ebenso wenig wie eines der größten Privatradios) auch in Frankreich beteiligt sich ausgerechnet der staatliche Rundfunk nicht am Pilotprojekt. In Frankreich und Österreich kann DAB+ daher schon jetzt praktisch als gescheitert gelten, doch in Deutschland kommt nun doch etwas Bewegung in die Sache. Gezwungenermaßen. Denn die KEF, die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der öffentlich-rechtlichen Sender, hat inzwischen deutlich gemacht, dass sie einen dauerhaften Parallelbetrieb von UKW und DAB+ nicht tolerieren wird. Sie hat im Sinne des Steuerzahlers den Radiosendern die Pistole auf die Brust gesetzt: Entweder kompletter Umstieg auf DAB+ – oder ein klares Bekenntnis zum alten UKW. Die ARD-Anstalten sind sich noch uneins, verzichten aber lieber auf ihre Mittelwellenfrequenzen, um weitere Gelder in DAB+ investieren zu können.
Zumindest das Deutschlandradio mit seinen Sendern Deutschlandfunk, DRadio Kultur, DRadio Wissen und dem Parlamentskanal hat sich jedoch eindeutig für den Digitalradiostandard ausgesprochen. Außerdem hat sich ein Ausschuss beim Ministerium von Alexander Dobrindt gebildet, der den weiteren Umstieg begleiten soll. Wenn die ARD-Länderanstalten nachziehen, was wahrscheinlich ist, zeichnet sich 4 Jahre nach Beginn der Ausstrahlung von DAB+ allmählich doch ein Hoffnungsschimmer am Horizont ab. Ein Abschalttermin für UKW liegt nach wie vor in weiter Ferne, die Deutschen sind DAB-Muffel. Aber es kommt Bewegung in die Sache, die Weichen werden gestellt – und zwar erkennbar pro Digitalradio. Der Erfolg von DAB in England und der Schweiz sowie die anstehende Komplettumstellung in Norwegen sorgt zudem für die entsprechende Nachfrage für entsprechende Radiogeräte.
Die Hardware kommt
Auf Geräteseite kommt der Stein nun ebenfalls ins Rollen. Die Preise für Einsteiger-DAB-Radiogeräte fallen kontinuierlich, gute Digitalradiogeräte gibt es nun in besserer Auswahl zu angemesseneren Preisen. Sogar oft kombiniert mit Internetradio, um das Beste beider Welten abzudecken. UKW ist sowieso weiterhin stets mit dabei. Reine DAB-Radios gibt es inzwischen ab ca. 25 Euro, und auch die ersten günstigen Kompaktanlagen oder Radiorekorder kommen nun durchaus schon mal mit DAB+ daher. Im Vergleich zu reinen UKW-Geräten kosten DAB-fähige Geräte aber immer noch ein Vielfaches. Die Möglichkeit zum DAB-Radio-Empfang wird damit selbstverständlicher, auch außerhalb von reinen Radiogeräten, etwa in Kompaktanlagen oder Radioweckern. Hier ist DAB+ nun ebenfalls immer häufiger anzutreffen. Das Henne-Ei-Problem wird sich in absehbarer Zeit also erledigt haben. Wer sich in nächster Zeit ein ordentliches Radio kauft, wird DAB-Empfang quasi automatisch dazubekommen. Immerhin besteht nun absehbar die Chance, durchaus den einen oder anderen neuen Hörer zu erreichen.
Auf die Zukunft hoffen
Das ist langfristig die Chance für das terrestrische Digitalradio. Wenn es sowieso schon mit dabei ist, wird man zumindest einigen seiner Vorteile erliegen: Wer einmal bei DAB+ gelandet ist, und sich an die permanente Rauschfreiheit gewöhnt hat, wird nur ungern wieder zum störanfälligen UKW zurückwollen. Wenn Senderdichte und -abdeckung im gleichen Zug ansteigen, Digitalradiosender mehr und besser empfangbar werden, mithin die letzten weißen Flecken auf der Landkarte verschwinden (die es auch im Jahre 2015 nach wie vor gibt), könnte DAB+ doch noch ein Erfolg werden.
Zumindest die öffentlich-rechtlichen Sender können nicht mehr zurück. Wenn sie auf das Pferd DAB+ gesetzt haben, müssen sie sich langfristig von ihren UKW-Frequenzen trennen. Das kann zwar noch Jahrzehnte dauern (die KEF fordert quasi die Nennung eines Abschalttermins, nicht gleich die Abschaltung), aber die Richtung ist dann kaum noch umkehrbar. Ob in Zukunft nur noch Privatradios über UKW senden und sich die öffentlichen nur via DAB+ empfangen lassen oder ob alle gemeinsam aufs Digitalradio umschwenken, das steht noch in den Sternen. Sicher ist nur, dass sich das bisherige Duopol ändern wird. Statt zwischen FM und Mittelwelle am Radio zu wählen, wird man künftig zwischen FM und DAB wechseln müssen.
Wo bleiben die vielen Sender?
Auf Senderseite sieht es aber weiterhin eher mau aus. Das Senderangebot bewegt sich quantitativ noch immer auf vergleichbarem Niveau mit UKW und geht nicht besonders über dieses hinaus. Das Hauptargument für Digitalradio, das den Hörer überzeugen könnte, also nicht ein vermeintlich besserer Klang, sondern guter Empfang und deutlich höhere Vielfalt, ist noch immer nicht erreicht. Außer in z. B. Berlin, wo man neben dem RBB auch einige Kanäle vom Bayerischen Rundfunk, dem WDR oder dem SWR empfängt, gibt es derzeit keine senderübergreifenden Kooperationen. Jeder kocht landesweit sein eigenes Süppchen – und die bundeslandübergreifenden Emissionen sind bei DAB längst nicht so ausgeprägt wie beim alten UKW. Wer nicht wirklich in Ländergrenznähe wohnt, empfängt nur noch die Sender seines Bundeslandes plus Deutschlandradio und private Spartensender. Die Reichweiten sind prinzipbedingt geringer als heute beim UKW. Sie reichen nur noch unwesentlich in die Nachbarländer hinein, es wird „passgenauer“ ausgestrahlt. In Potsdam wird man keinen MDR mehr empfangen, in Hannover keinen WDR mehr, in Stuttgart keinen Saarländischen Rundfunk.
Ganz im Gegenteil: Die Privatsender mauern weiter gegen den Umstieg auf DAB+, setzen ganz auf UKW und Internet und ziehen sich sogar wieder aus diesem Verbreitungsweg zurück. KissFM hat letztes Jahr bereits die Ausstrahlung über DAB+ eingestellt, seit diesem Monat gibt es auch keine LoungeFM mehr im deutschen Digitalradio zu empfangen. Radio Impala hat ebenfalls den Sendebetrieb Anfang des Jahres eingestellt.
Schwachstellen
Systembedingt bestehende Nachteile (längere Einschaltzeiten, träger Wechsel zwischen den Sendern, ggf. dumpfer Klang) verleiden den frühen Käufern das Digitalradioerlebnis zusätzlich. Ließe sich dies bei deutlich größerer Senderzahl besser verschmerzen, zieht Digitalradio aktuell im direkten Vergleich mit UKW oft noch den Kürzeren. Wer Spartensender und die regulären, bekannten Programme hören will, kann auf UKW zudem noch nicht verzichten. Es muss umständlich zwischen DAB- und UKW-Modus hin und her geschaltet werden, der Parallelbetrieb nervt. Auch ist selbst im Jahre 2015 noch immer kein bundesweiter Empfang möglich und die Sendeleistung ist teils drastisch geringer als bei UKW. Dazu kommt die oftmals geringe Ausstrahlungsqualität. Klanglich fällt sogar Laien der Unterschied auf – aber im Negativen. Durch die meist geringen Bitraten klingt DAB+ zwar rauschfrei, aber auch dumpfer als UKW- oder Internetradio. DAB+ bleibt im derzeitigen Zustand daher eine Art Notlösung: als schlechtere Alternative zum Internetradio und als etwa gleichwertiger Ersatz für UKW.
Stellenweise wird DAB+ sogar als „green radio“, als umweltfreundlich beworben, weil die Ausstrahlung der Sender weniger Strom verbraucht, wenn die Sendeleistung abgesenkt werden kann und sich mehrere Sender eine Frequenz teilen. Das ist jedoch eine Milchmädchenrechnung, denn die durch effizientere Übertragung geringeren (Strom-)Kosten auf Senderseite werden von den höheren Strom- und Gerätekosten auf Hörerseite wieder zunichte gemacht. Wenn die Millionen alter UKW-Geräte zudem tatsächlich auf den Müll wandern, kann von umweltbewusstem Radio keinesfalls mehr gesprochen werden.
Zwischenbilanz 2015
Wer jetzt noch ein neues Radio ohne DAB kauft, macht zwar weiterhin nichts verkehrt. Wirklich dazu raten kann man inzwischen aber nicht mehr – denn sollte DAB demnächst wirklich allmählich durchstarten, wird ansonsten ein weiterer Neukauf fällig. DAB sollte heute am besten bei einem Radio mit dabei sein, um in dieser Hinsicht zukunftssicher zu sein. Oder anders gesagt: Wer jetzt noch ein Radio kauft, das zwar kein DAB, aber dafür noch Mittelwelle empfangen kann, kauft veraltenden Kram.
Letztlich haben es weiterhin die Käufer in der Hand: Solange nicht genügend DAB-Geräte in Autos und Haushalten vorhanden sind, wird keine Regierung das analoge Radio abschalten können, KEF-Forderungen und Gesetzesinitiativen hin oder her. Absolut zukunftssicherer erscheint momentan ironischerweise allein das im schnelllebigen Netz beheimatete Internetradio, während die Zukunft von UKW und DAB weiterhin nicht verlässlich prognostizierbar ist. Immerhin hat man als Käufer eines DAB-fähigen Radios heute den Trost, dass die Geräte – anders als bei allen Vorgängertechnologien – nicht zu Elektronikmüll werden, sollte DAB+ sich doch nicht durchsetzen können. Man kann dann immer noch nach Norwegen oder in die Schweiz ziehen.
Quellen und Weiterführendes
LoungeFM verabschiedet sich von deutschem DAB+
Kiss FM sah kein Potential bei DAB+ mehr
Situation bei Einführung von DAB+
Die digitalen und längst eingestellten Vorgängertechnologien
Wenn DAB-Digitalradioausstahlung schwächer ist als der rauschige UKW-Empfang wie kann da der Verkehrsfunk im Auto klappen wenn wir immer wieder im Funkloch stecken falls UKW ganz abgeschaltet wird und in der Schweiz wo es nur DAB-Empfang gibts wie kommen die in den Hochalpen mit den Empfang klar, haben sie extra die Sendetürme auf den 3.tausender gesetzt dort wo nur Gipfelkreuze stehen das wäre Utopia pur, aber die Schweiz hat ja Geld ohne Ende und ist eh so ein kleines Land, sei denn die Anleger hauen aus der Schweiz wegen Schwarzgeldkontrollen ab dann können die Schweizer ihre DAB-Masten nicht mehr warten ha was für eine DAB-Ironie und Schottland wie kriegen die Radiohörer in den Highlandsbergen ihr Radioempfang hin, im Funkloch können sie nur Satellitenradio per Schüssel empfangen die Landbevölkerung und Senioren sind die Verlierer seit Abschaffung des UKWs und auf welcher Frequenzwelle wird DAB wie heißt die Funkwelle in der Frequenz? UKW bzw FM gehört zu den Kurzwellen usw und wenn jetzt dank DAB mehr Sendemasten betrieben werden müssen, wo wird da die Energie gespart, dann müßen wir wieder mit Rundfunkbeitragerhöhungen rechnen,zudem noch DVB-T für TV wieder durch ein neues Empfangssystem ersetzt werden soll und wir können seit der neuen Rundfunk- und Fernsehgebührreform seit dem die Gebühr Rundfunkbeitrag heißt, nicht einmal Fernsehen und Radio abmelden da haben die ein leichteres Spiel uns das DAB überzustülpen da kann man nicht mal aus Prostest gegen die UKW-Abschaffung dien Rundfunkbeitrag canceln gut Digitalfernsehen per Antenne hat ne bessere Bildqualität als bei der Einführung des DVB-T, nur die Tonqualität fand ich beim Analogfernsehen und jetzt mit dem Flachbildschirmgehäuse ist das nur ein gedröhne wenn ich nicht ein guten PC-Lautsprecher an die Kopfhörerbuchse anschließe dann wird der Ton gedämpt ich habe UKW im Röhrenradio kennen gelernt ich glaube der Sound ist noch besser als ein Dabradio und wenn es so blechern klingt wie ein 5 €-Radio vom 1 Euroladen, dann laß ich das DAB-Radio und höre lieber Webradio per Smartphone an, den das interne UKW-Radio ist klanglich noch schlechter, wieso hat man im Smartphone eigentlich noch ein eingebautes Radio, ich kann es ausmachen und im Hintergrund zieht es Energie vom Akku, ich kann es nicht mal im Taskmanager deaktivieren und bei vollen Radiobetrieb haste miesen Empfang weil die Handys keine ausziehbaren Antennen haben, da erübrigt sich ein Radio im Smartphone da hätte ich lieber Solarzellen hinten am Smartphone dann brauch ich die USB-Strippe nicht immer zum Aufladen sondern kann auch telefonieren bei Tageslicht, wenn unterwegs keine Stromquelle in der Nähe ist, warum sollte es nicht als standard am Handy sein und wasserdicht sollte es in der Standardausführung sein, ein Handy ist wie ein Funkgerät für mich ein Outdoorgerät und kein Festnetztelefon das ist eh in der Wohnung nur und Quarzuhren mit Analogzeiger und digital waren seit Anfang an wasserdicht bis 30 m Tauchtiefe, warum nicht beim Handy!