Vor 10 Jahren war die große Frage, ob ein Browser einen Pop-up-Blocker hat. Den haben inzwischen alle, Lynx hat seine Vorreiterrolle eingebüßt. Heute stellt sich eher die Frage, wie viele Benutzerdaten die Browser selbst ins Netz oder an sich selbst schicken.
Die gute Nachricht: Persönliche Daten in Form von Statistiken oder Absturzberichten werden von allen Browsern nur übertragen, wenn der Anwender dem ausdrücklich zustimmt, auch Googles Chrome sendet nicht mehr im Hintergrund heimlich nach Kalifornien. Die Browser akzeptieren in den „Werkseinstellungen“ jedoch unbegrenzt Cookies, senden Referrer, haben Javascript aktiviert und manches mehr. In den Wegen, diese Features wieder einzuschränken, um eine höhere Datensparsamkeit zu erreichen, unterscheiden sich die Programme teils erheblich voneinander.
Die derzeit angesagtesten Browser im Linuxumfeld, Chrome/Chromium und Firefox, haben beide recht unübersichtliche Einstellungsdialoge. Während Firefox z.B. die Cookieeinstellungen zunächst hinter einem Drop-down-Menü verbirgt, hat Chrome sie sogar doppelt ausgeblendet: erst hinter dem Link „Erweiterte Einstellungen“, und dann noch hinter der Schaltfläche „Inhaltseinstellungen“. Auch findet man bei Chrome die relativ neue „Do not track“-Funktion nicht, die letztendlich jedoch nur eine unverbindliche Bitte an Seitenbetreiber ist, keine Trackingmaßnahmen einzusetzen.
Schön unauffällig: Cookie-Einstellungen
An anderer Stelle wiederum gibt sich Chrome vorbildlicher: Während Firefox die Prefetching-Funktion nicht mal erwähnt, hat Chrome eine Einstellung hierfür, die sogar für Nichttechniker verständlich beschrieben ist – auch in der Hilfe wird es erwähnt. Auch Flash kann man hier im Gegensatz zu Firefox von Haus aus konfigurieren, sodass es nur auf ausdrücklichen Wunsch des Nutzers aktiv wird.
Obwohl gerade Chrome in der Vergangenheit nicht gerade einen guten Ruf hatte, was den Datenschutz anbelangt, muss man inzwischen anerkennen, dass ordentlich nachgebessert wurde. Zwar wirkt Chrome weiterhin wie eine reine Werbeveranstaltung für Google-Dienste und verleitet den Nutzer an vielen Stellen dazu, den Browser mit seinem Google-Konto zu verknüpfen und damit zu personalisieren, doch alle diese Funktionen sind optional und wenn Chrome Features verwendet, die persönliche Daten erfordern, dann wird explizit darauf hingewiesen.
Schön verschachtelt, aber aussagekräftig
Interessant ist auch ein Blick auf Seamonkey: Obwohl die Browsersuite dieselbe technische Basis verwendet wie Firefox und sich praktisch nur durch das Interface von diesem unterscheidet, macht er in Sachen Einstellungen einiges besser als das Schwesterprodukt mit dem Rotfuchs im Logo.
Schauen wir uns daher mal mittels einer Stichprobe im Detail an, wie weit man mit Bordmitteln in puncto Datenschutz kommt, ohne auf Erweiterungen oder ausgiebige Internetrecherche zurückgreifen zu müssen. Welche Browser haben welche Funktionen gut oder weniger gut erreichbar eingebaut? Ist eine Option aus Datenschutzsicht gut umgesetzt, ist der Eintrag grün gefärbt, bei schlechter Umsetzung rot.
1. Link-Prefetching
Firefox |
aktiv, versteckt |
Seamonkey |
aktiv, Checkbox vorhanden |
Opera |
nicht implementiert |
Chrome |
aktiv, Checkbox vorhanden |
2. Do-not-Track-Funktion
Firefox |
zuschaltbar |
Seamonkey |
zuschaltbar |
Opera |
nicht implementiert |
Chrome |
nicht implementiert |
3. Flashkontrolle
Firefox |
nicht vorhanden |
Seamonkey |
nicht vorhanden |
Opera |
vorhanden |
Chrome |
vorhanden |
4. Referrer abschaltbar
Firefox |
via about:config |
Seamonkey |
via about:config |
Opera |
ja |
Chrome |
nein |
5. Cookies seitenspezifisch zulassen
Firefox |
ja, 5 Klicks |
Seamonkey |
ja, 2 Klicks |
Opera |
ja, 4 Klicks |
Chrome |
ja, 3 Klicks |
6. Javascript schnell deaktivierbar
Firefox |
nein |
Seamonkey |
nein |
Opera |
ja |
Chrome |
nein |
7. Proxy leicht zuschaltbar
Firefox |
nein |
Seamonkey |
nein |
Opera |
ja |
Chrome |
nein |
Vergibt man nun für jeden grünen Eintrag einen Punkt und zieht man für jeden roten einen Punkt ab, kommt man zu folgendem Ergebnis:
Firefox: Minus 3 Punkte
Seamonkey: Plus/minus 0 Punkte
Opera: 3 Punkte
Chrome: Minus 1 Punkt
Opera lässt sich in unserer Stichprobe mit Blick auf den Datenschutz am freundlichsten bedienen, Seamonkey gleicht Schwächen mit Positivem aus – und Firefox und Chrome schneiden auffällig schlecht ab, sie machen es dem Nutzer eher schwer, datenschutzfreundliche Einstellungen vorzunehmen.
Installiert man entsprechende Erweiterungen hinzu (gerade für Firefox und Chrome sind unzählige Datenschutz-Add-ons verfügbar) mag die Sache schon wieder ganz anders aussehen, doch solche Erweiterungen muss sich der Anwender erst zusammensuchen, installieren und auch aktuell halten.
Siehe auch:
• Firefox und der Datenschutz
• Mehr Komfort beim Datenschutz
• 4 Browser im Datenschutzvergleich