Software-Entwickler bringen manchmal eine gewisse Betriebsblindheit mit sich. Da werden Einstellungen nur auf großen Bildschirmen oder schnellen Rechnern getestet, da werden Farben und Formen anhand von Moden gewählt, und es werden zugunsten der Stromlinienförmigkeit Einstellungen abgeschafft, von denen man glaubt, dass sie nicht wirklich benötigt oder zu selten verwendet werden. Es wirkt wie der Trend, zugunsten der Massenkompatibilität die Minderheiten zu vergessen. Diejenigen, die nicht im Betrieb, aber wirklich blind oder sehbehindert sind, haben dann den Salat. Wie Jennifer Rößler am neuen Firefox scheitert …
Wenn ich Firefox 29 sehe, frage ich mich, warum man eigentlich immer alles kaputtbauen muss. Nicht nur, dass ich die Adressleiste schon seit längerem nicht mehr über den Tabs platzieren kann, woran ich mich notgedrungen gewöhnt habe, ich mich mit einer Erweiterung behelfen musste, um meine Statuszeile wiederzubekommen, was jetzt auch nicht mehr geht, jetzt muss ich mit einem Menü arbeiten, dass so für mich eigentlich unbrauchbar ist. Ein großes Plus am Firefox war für mich das einfache Umstellen der Farben, ohne lange danach suchen zu müssen. Will ich aber das Menü nach meinen Bedürfnissen anpassen, ist es da aber mit der Farbanpassung an mein System vorbei.
Elegantes neues Australis-Design
Man macht das Fenster auf und hat den Eindruck, sämtliche Farbeinstellungen verstellt zu haben, bis auf die Schriftfarbe unter den Symbolen im Hauptmenü: die ist weiterhin gelb, wie die Schriftfarbe im Rest des Firefox und meines Systems auch. Man stelle sich nun gelbe Schrift auf weißem Hintergrund vor. Während das Menü selbst mit grauer Schrift auf schwarz daherkommt (zur Erklärung: bei mir ist der Hintergrund grundsätzlich schwarz eingestellt). Somit wird dieser Schritt zum richtig anstrengenden Akt und wenn man dann nach einem Neustart auch noch feststellt, dass die ganze Mühe für die Katz war, weil das Menü sich wieder auf Standardeinstellung zurückgesetzt hat, fühlt man sich rundum veräppelt.
Sollte sich diese Unanpassbarkeit in den nächsten Versionen auf den kompletten Fuchs ausdehnen, kann ich auch Firefox als sehbehinderte Nutzerin vergessen.
Eine weitere Besonderheit ist die Tatsache, dass das Programmfenster, sobald ich auf „Anpassen“ klicke, plötzlich nicht mehr auf den ganzen Bildschirm passt und dies auch nach Schließen des Anpassen-Fensters so bleibt. Ich muss das Firefox-Fenster neu maximieren, damit es wieder auf den ganzen Bildschirm passt.
Schick sind am neuen Design nur die neuen Tabs und praktisch ist die alte Symbolleiste, in die man nun leider alles quetschen darf, was man dringend immer sofort erreichbar haben will, ohne sich erst irgendwo durchklicken zu müssen. Auf einem großen Monitor mag das Kachelmenü ja wirklich toll wirken. Aber auf einem Netbook wirkt es einfach nur aufgeblasen. Ich frage mich ja, wie Leute mit noch kleinerem Display wie Tablets damit klarkommen, da muss das doch noch klobiger wirken.
Da zur Zeit der Firefox aber die einzige Alternative ist, die mir bleibt, werde ich ihn trotz allem weiterverwenden und hoffen, dass das unfertige Menü noch ein bisschen Schliff bekommt und nicht mehr wie ein Fremdkörper wirkt. Vielleicht sollte ab und zu mal daran gedacht werden, dass nicht jeder Standardfarben verwendet und nicht immer alles ein Einheitsbrei werden muss.
Dieser Artikel ist Bestandteil des Firefox-Schwerpunkts:
• Firefox down under: Australis ist da
• Pro Australis: Gewöhnt euch dran!
• Contra Australis: Firefox ist kaputt
• Browser für Konservative – Firefox-Alternativen