Das kindliche Spiel

Formen und Entwicklung

»Die größte Kunst ist, den Kleinen alles,
was sie tun oder lernen sollen,
zum Spiel und Zeitvertreib zu machen .
«

( John Locke: Gedanken über Erziehung IV )

 

Ein  Artikel über die Entwicklung des Spiels ist in Planung. Bis dahin gibt es erstmal eine stichwortartige Übersicht über Spielformen und Spieltipps für Ein- bis Zweijährige. Die Einteilung ist zwangsläufig eine künstliche: die meisten Spiele gehören eigentlich in mehrere Bereiche gleichzeitig und fördern auch mehr als einen Entwicklungsaspekt beim Kind.

 

Spielformen 1 bis 2 Jahre

Räumliche Spiele

(Lernbereich: Beziehungen zwischen Gegenständen – auf, unter, mit, größer, schwerer…, die Lage im Raum und die Schwerkraft)

  • Beschäftigung: Aus- und Einräumen von Gefäßen und Taschen; Spielzeug: ganz einfach entsprechender (sicherer!) Haushaltskram wie Becher, Töpfe, größere trockene Nudeln zum Befüllen, Deckel dazu, Taschen (kein Plastik, Erstickungsgefahr!) und Papiertüten, Kartons in ganz mini und riesengroß….
  • Beschäftigung:Bauen und Stapeln (das Kind lernt Türme und später auch komplexere Gebilde zu bauen und umzustoßen, trainiert Fingerfertigkeit und räumliches Denken und lernt Formen kennen); Spielzeug: auf jeden Fall ein Set großer, farbiger Bauklötze in verschiedenen Formen; eine Holzeisenbahn mit vielen Teilen zum Selbstzusammenbauen von Schienen, Straßen und einer Lok mit Anhänger und Ladung; einfache Puzzles mit großen Teilen, Steckpuzzle

Symbolspiele

(das Kind lernt die Funktionen von Dingen kennen, verinnerlicht Handlungen und Verhalten, indem es Erwachsene und andere Kinder nachahmt und fängt an, “So-tun-als-ob-Spiele” zu spielen)

  • Spielzeug: eine Puppe, die man aus- und anziehen und baden kann und die nicht zu groß ist; auch bei Jungs beliebt! Die Kinder fangen irgendwann in dieser Altersphase an, der Puppe z.B. einen Löffel mit imaginärem Essen vorzuhalten oder sie auszuziehen, unter eine Decke zu legen und ihr einen Gute-Nach-Kuss zu geben – Anfänge der im Kinderalter sehr beliebten Rollenspiele. Viele Kinder lieben es jetzt, einen kleinen Puppenbuggy vor sich her zu schieben – auch gerne ohne Inhalt; auch das macht in diesem Alter noch Mädchen und Jungen gleichermaßen Spaß. Sie tun das, was sonst die Großen machen, und das zählt für sie! Daher ebenso beliebt: Haushaltsgeräte-Spielzeug bzw. einige kindersichere echte Utensilien wie kleine Töpfe, Becher, Schüsselchen etc.; viele Kleinkinder lieben eine kleine Kinderküche mit Herd und ganz viel Krims-Krams-Zubehör, mit dem sie nachspielen können, was die Eltern in der Küche tun (kochen, abspülen, servieren…).

Kategorisieren und Ordnen

(das Kind erkennt immer mehr Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Gegenständen)

  • Spielzeug: Sortier- und Steckspiele (Boxen oder Eimer mit passenden Löchern für jeweils eine bestimmte Bauklotzform); Auffädeln (trainiert besonders auch die Feinmotorik): zunächst z.B. Spielzeugpyramiden mit verschieden großen Ringen, später auch kleinere Klötzchen auf eine Schnur; Beschäftigungen: Sammeln und Sortieren von Steinchen oder Muscheln nach Größe, Farbe, Form…

Kreatives

(Feinmotorisches wie Malen, Kneten, Kleben, Sprachförderung)

  • Irgendwann zwischen einem und zwei Jahren wächst das Interesse am Schmieren und Kritzeln; es ist gut, wenn dem Kind die Möglichkeit dazu gegeben wird, indem dicke Buntstifte/Wachsmaler und Papier zu seiner Selbstbedienung bereitliegen und ihm angeboten werden; ein kleiner Kindertisch und -Stuhl sind dann günstig im Kinderzimmer.
  • Knete (das Kind in diesem Alter kann zwar noch nicht gegenständlich kneten, wird aber dennoch Freude daran haben, etwas durch seine Aktivität in der Form verändern zu können und wird auch den sinnlichen Umgang mit dem Material mögen (aber nicht alle Kinder schätzen das matschige, warme, klebrige Gefühl auf Anhieb).
  • Altersgemäße Bilderbücher zum Vorlesen und Selbstangucken mit Szenen aus dem Kinderalltag oder bekannten Orten wie Bauernhof, Zoo, Bahnhof… oder passend zur aktuellen Situation des Kindes: Geburt eines Geschwisterchens, Töpfchen benutzen, in die Krippe kommen usw.. Man kann auch ein großes Bilderbuch selbst basteln aus großem Karton, lochen, zusammenbinden und die Seiten bekleben mit Bildern aus Zeitschriften oder Katalogen oder sogar Fotos aus dem Alltag und von bekannten Personen aus dem Umkreis des Kindes.
  • Liederkassetten mit Liedern, die das Kind von den Eltern kennt und die oft zu Hause gesungen werden; man kann auch Selbstgesungenes aufnehmen.
  • Kindermusikinstrumente, unter Vorbehalt der elterlichen akustischen Toleranz. Kindern macht es in diesem Alter auf jeden Fall Freude, Töne zu hören und zu erzeugen, sei es mit einem Kinderxylophon, einer Trommel, einer Flöte oder auch mit Haushaltsgegenständen.

Körperliches

(Bewegung ist alles in diesem Alter!)

  • draußen spielen (im Schlamm; mit Wasser; Äste, Steine, Blätter etc. sammeln und wiedererkennen lernen; klettern; rennen; springen; balancieren; Stufen bewältigen; Schaukeln…)
  • ein Rutscheauto mögen die meisten Kleinkinder noch, auch wenn sie schon laufen können; am Ende der Phase ein kleines Laufrad
  • Fangen und Verstecken spielen
  • Bälle zum Kullern, Werfen, Fangen in verschiedenen Farben, Größen und Gewichten; nicht zu stark aufgeblasene Luftballons

Sonstiges

 

  • Alles, was mit Wasser zu tun hat; es gibt z.B. Farben für’s Badewasser; Gefäße und Rührutensilien zum Füllen und Plantschen, Sieb.

Insgesamt gilt gerade in diesem Alter besonders: Spielzeug ist, was das Kind fasziniert und ungefährlich ist. Sogenanntes “Pädagogisch wertvolles” Spielzeug kann zwar anregen und auch Spaß machen, aber Lernen kann das Kind mindestens ebenso gut im Umgang und Spiel mit anderen Dingen: was auch immer das Interesse des Kindes weckt, lehrt es auch etwas.