Betreuung

… Gedanken und Ideen zum Babysitting – auch für Eltern und andere Kinderbetreuer

»In unserer Gesellschaft sind Menschen, die sich beruflich mit kleinen Kindern befassen, noch immer wenig angesehen – weniger als Menschen, die sich mit Maschinen beschäftigen.«
( Karin Grossmann, Bindungsforscherin, zit. n. tagesanzeiger.ch 6.2.2004 )

 

Gedanken zum Babysitten

(Ein Hinweis vorweg: im Folgenden schreibe ich aus Gründen der flüssigeren Lesbarkeit meistens “der Babysitter” – gemeint sind aber immer sowohl andere Kinderbetreuer wie etwa Tagesmütter als auch männliche und weibliche Personen. Auch meint “Mama” die Hauptbezugsperson des Kindes, bei der es sich durchaus auch um “Papa” handeln kann.)

Babysitten, bzw. jegliche Form der Kinderbetreuung, ist nicht einfach nur ein Job, mit dem sich jedermann etwas dazuverdienen kann. Zunächst erscheint es vielleicht sehr einfach, ein paar Stunden am Tag oder gar nur abends, wenn das Kind schläft, aufzupassen, dass ihm nichts passiert. In Wirklichkeit aber ist Babysitten viel mehr, als nur den Aufpasser zu spielen.
Als Betreuer von Kindern übernimmt man eine Riesenverantwortung, denn Kinder sind das Allerwichtigste und Wertvollste im Leben ihrer Eltern. Diese wünschen sich deshalb nicht nur einen Aufpasser für die Stunden, in denen sie selbst nicht bei ihrem Kind sind, sondern sie möchten, dass es ihrem Kind rundum gut geht, dass es nicht allzu große Sehnsucht nach Mama und Papa haben muss, weil der Babysitter liebevoll auf es eingeht, sich mit ihm beschäftigt und mit ihm eine lustige Zeit verbringt.
Die Eltern bringen dem Babysitter großes Vertrauen entgegen, denn so einfach es meistens ist, sich mit gesunden, fröhlichen Kindern für ein paar Stunden zu beschäftigen, so schwierig kann die Situation werden, falls dem Kind doch mal ein Unfall passiert, es krank wird oder einfach dauerhaft unglücklich ist, weil es seine Eltern zu sehr vermisst. Auch in solchen hoffentlich seltenen Situationen müssen sich die Eltern auf den Babysitter verlassen können. Dieser darf auf keinen Fall die Nerven verlieren, das Kind unfreundlich behandeln oder gar alleine lassen. Er muss wissen, was im Notfall zu tun ist und in der Akutlage auch fähig sein, sich an die notwendigen Schritte zu erinnern oder sich etwas einfallen zu lassen. Auch muss er reif genug sein, den Eltern des betreuten Kindes auch einmal eingestehen zu können, wenn etwas nicht ganz so gut gelaufen ist, es Probleme mit dem Kind gab, er einen Fehler gemacht hat oder sich mit der Betreuung des Kindes wider Erwarten überfordert fühlt.
Wenn jemand also, der einen Job als Kinderbetreuer sucht, verantwortungsbewusst, zuverlässig, besonnen und ehrlich ist und dazu noch viel Freude am Umgang mit Kindern hat, sich gut in sie einfühlen und kreativ mit ihnen spielen kann, dann ist er grundsätzlich geeignet als Babysitter. Hinzu kommen muss natürlich noch die Sympathie auf allen Seiten, d.h., der Babysitter findet Kind und Eltern sympathisch, die Eltern des Kindes haben einen positiven Eindruck vom Babysitter und – ganz wichtig – das Kind ist bereit, sich dem neuen Betreuer anzunähern.

 

Vorbereitung auf die Kinderbetreuung in einer neuen Familie

Wenn Ihr eine neue Familie gefunden habt, in der ihr die Kinderbetreuung stundenweise übernehmen dürft, ist es wichtig, bestimmte Dinge im voraus zu klären, damit Ihr Euch sicher fühlt und auch die Eltern das Gefühl vermittelt bekommen, dass Ihr Euch Gedanken über Eure verantwortungsvolle Aufgabe gemacht habt und sie ernst nehmt.
Zu den zu klärenden Punkten gehören z.B. das Notieren wichtiger Telefonnummern, Informationen über den Haushalt (wo finde ich was) und natürlich einige Auskünfte über Vorlieben und Abneigungen des Kindes, besondere Regeln und Verbote und über bestimmte Rituale des Kindes beim Essen, Schlafengehen etc., die ihm Sicherheit geben.

Infohefter für Babysitter zum Ausdrucken

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Alle wichtigen Informationen über den Haushalt und das zu betreuende Kind übersichtlich in einer Tabelle zusammengefasst; PDF-Format

Ich habe für diesen Zweck einen 6-seitigen “Infohefter” erstellt, in dem zu allen wichtigen Punkten und Fragen die Informationen notiert werden können. Ihr könnt die Seiten selber ausfüllen, nachdem Ihr die Informationen von den Eltern (oder durch eigene Erfahrung, denn nicht alles lässt sich im voraus klären) eingeholt habt oder Ihr gebt ihnen die Blätter und bittet sie, einige Punkte, die ihnen wichtig erscheinen, bzw. zu denen ihnen etwas einfällt, auszufüllen. Die Blätter heftet Ihr dann am besten ab und lasst sie entweder bei der Familie an einem festgelegten Ort oder Ihr packt sie immer zum Babysitten ein.

 
 
 
 

Annäherung zwischen Babysitter und Kind

Meistens bereitet dieser Punkt keine allzu großen Problem, wenn man sensibel vorgeht, weil eigentlich bei allen Kindern früher oder später die Neugierde über die Scheu siegt. Dennoch sollte man sich darauf gefasst machen, dass es ein Weilchen dauern kann, bis das Kind sich freiwillig ohne allzu große Ängste von den Eltern trennt und ein paar Stunden mit dem Babysitter verbringt. Es ist auf jeden Fall ganz wichtig, dem Kind genug Zeit zu geben, sich auf den neuen Menschen in seinem Umfeld einzustellen. Völlig unakzeptabel ist es, nach dem ersten kurzen Vorstellungsgespräch das Kind beim nächsten Mal bereits mit dem Babysitter allein zu lassen. Auch als Babysitter sollte man sich gegen ein solches Vorgehen wehren, denn zum einen hat man es unter Umständen mit einem stundenlang weinenden, völlig verschüchterten Kind zu tun und zum anderen sollte man das Wohl des Kindes im Auge behalten: Kinder brauchen wie erwachsene Menschen auch eine gewisse Zeit, sich an neue Personen zu gewöhnen und ihnen zu vertrauen, besonders, wenn Mama oder Papa nicht anwesend sind. Am besten ist es deshalb, wenn bei den ersten Treffen erstmal der Babysitter mit der Mutter oder dem Vater des Kindes gemeinsam mit dem Kleinen spielen. Nach und nach kann sich der Elternteil dann aus der Situation zurückziehen, z.B. in die Küche oder in den Garten gehen. Wichtig ist, dass das Kind weiß, dass seine Mama noch da ist. Oft genügt es schon, wenn es sie noch hören kann. Hier ist allerdings aus Erfahrung einschränkend anzumerken, dass manche Kinder nicht bereit sind, sich dem Babysitter zuzuwenden und mit ihm zu spielen, solange die Mutter noch anwesend oder hörbar ist. Diese Kinder wollen Mamas Arm am liebsten gar nicht verlassen oder krabbeln / laufen immer wieder zu ihr, wenn sie wissen, dass sie noch zu Hause ist. Entschließt sich die Mutter dann doch, das Haus zu verlassen, kommt das Kind in den allermeisten Fällen dennoch prima mit der Betreuungssituation zurecht. Sollte letzteres nicht der Fall sein und dann Kind weint anhaltend, wenn die Mutter weg ist, war es noch zu früh für das Alleinlassen mit dem Babysitter. Ist das Kind aber nach kurzer Zeit ausgeglichen und spielfreudig, wenn die Mutter erstmal weg ist, macht die neue Betreuungsperson ihm keine Angst mehr, obwohl es sich so verhalten mag, solange die Mutter anwesend ist.
Ist das Kind also schon für eine Zeit lang bereit, mit dem Babysitter alleine zu spielen, können die Zeiträume ohne Eltern ausgedehnt werden, indem diese z.B. kurze Einkäufe erledigen während der Babysitter da ist. Je jünger das Kind ist, desto länger wird es aber meistens dauern, bis es Mama ohne Wehklagen gehen lässt, denn ein kleines Kind kann sich ja noch nicht damit beruhigen, dass Mama nachher wieder kommt, weil es keinen Zeitbegriff hat und auch noch nicht versteht, warum Mama es alleine gelassen hat. Eines Tages aber, wenn es auch in der Zwischenzeit immer wieder von den Eltern gehört hat, dass es z.B. morgen mit dem Babysitter spielt, während Mama nicht da sein wird, akzeptiert es (vielleicht noch nach einigem Jammern) das Weggehen der Mutter und spielt fröhlich mit seinem Babysitter.
Es ist also absolut bedeutend, dass das Kind in der Vorbereitungszeit erfährt, dass Mama zwar manchmal weggeht, aber dann eben jemand da ist, mit dem es schön spielen und dem es auch vertrauen kann. Außerdem merkt das Kind mit der Zeit, dass seine Eltern auch dann wiederkommen, wenn sie es mal beim Babysitter lassen.

 

Was Eltern von einem guten Babysitter erwarten:

  • Liebe, Wärme und Begeisterung für Kinder: Eltern möchten sicher sein, dass die Kinderbetreuung vom Babysitter nicht nur als Job, sondern als Aufgabe und Berufung betrachtet wird; Kinder sind keine Objekte, und Eltern wollen am allerwenigsten, dass ihr Kind zu einem solchen degradiert wird, während der Babysitter am Werk ist; sie möchten, dass ihr Kind nicht nur von ihnen, sondern in ihrer Abwesenheit auch von der Betreuungsperson als einzigartiges, besonderes und liebenswertes Individuum wertgeschätzt und behandelt wird.
  • Engagement und Beschäftigungsideen: Je nachdem, wie oft und über welche Dauer die Betreuung jeweils stattfindet, freuen sich die meisten Eltern, wenn der Babysitter schöne, altersgemäße Beschäftigungsideen für seine Zeit mit dem Kind hat. Der Babysitter soll seine Zeit nicht nur “absitzen”, indem er lediglich aufpasst, dass dem Kind nichts passiert und dass seine körperlichen Bedürfnisse erfüllt werden. Allerdings sollte man als Betreuer die Eltern immer erst fragen, wenn man etwas Besonderes mit dem Kind vorhat, ob man mit ihm rausgehen, auf den Spielplatz, in den Zoo usw. gehen darf, zu Hause gemeinsam backen, mit Fingerfarben malen oder das Kind mal mit zu sich nach Hause nehmen darf. Letztendlich kommt es bei solchen Dingen darauf an, wie lange Kind und Babysitter und auch Babysitter und Eltern sich schon kennen, d.h., eine Vertrauensbasis muss vorhanden sein. Möglicherweise lassen die Eltern auch das Alter des Babysitters in ihre Überlegungen bzgl. der Erlaubnis für außerhausige Aktivitäten einfließen.
  • Bereitschaft zu längerer Zusammenarbeit und zur Aufnahme einer echten Beziehung zum Kind; Zulassen von Nähe: Die meisten Eltern wissen oder fühlen intuitiv, dass es für ihr Kind am besten ist, wenn Beziehungen von Dauer sind. Deshalb möchten sie “ihren” guten Babysitter am liebsten über viele Jahre für ihr Kind behalten (und das Kind will das in der Regel auch), um schmerzhafte Beziehungsabbrüche und erneute Eingewöhnung zu vermeiden. Man sollte also nur dann ein Betreuungsverhältnis eingehen, wenn man weiß, dass man es über einen gewissen Zeitraum aufrechterhalten kann und möchte. Natürlich kann man gerade als junger Mensch nicht über Jahre im voraus planen, aber der gute Wille macht vieles möglich! Auch das Zulassen von echter Nähe und Zuneigung zu dem Kind fällt unter solchen stabilen Umständen viel leichter. Dies ist besonders bedeutend für das Kind, denn es geht u.U. eine Bindung zu seinem Betreuer ein, die aus seiner Sicht nicht begrenzt ist durch Zeit oder den finanziellen Hintergrund der Betreuung. Natürlich müssen zur Erfüllung dieser Erwartungen von Eltern und Kind auch gewisse Voraussetzungen von Seiten der Eltern gegeben sein; siehe unter “Was der Babysitter von den Eltern erwartet”.
  • Geduld: Klingt wie ein Schlagwort, ist aber tatsächlich unabdingbar im Umgang mit Kindern. Eltern möchten, dass der Babysitter auf das Kind und dessen Art, die Welt zu sehen und zu entdecken, eingehen kann, ohne genervt, gestresst, gar bedrohlich oder voreilig eingreifend zu reagieren.
  • Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit und Diskretion: Wieder Schlagworte, die es in diesem Fall in sich haben. Denn natürlich müssen sich die Eltern absolut darauf verlassen können, dass der Babysitter zum verabredeten Zeitpunkt zur Betreuung erscheint, bzw. wieder in der elterlichen Wohnung mit dem Kind ankommt, wenn er mit ihm unterwegs war, und immer rechtzeitig anruft, wenn etwas dazwischen kommt. Ehrlichkeit ist sowieso eine unverzichtbare Grundlage des Betreuungsverhältnisses – die Eltern wollen wissen, mit wem sie es zu tun haben und wie die Betreuungszeit jeweils für Kind und Babysitter gelaufen ist. Auch negative Erlebnisse und Situationen müssen berichtet werden (s. oben). Diskretion ist unerlässlich, wenn man bedenkt, dass der Babysitter Stunden in der elterlichen Wohnung und mit dem Kind verbringt, in denen er viel über die Familie und ihre Lebensumstände erfährt. Keine Frage, dass alles, was dem Betreuer hier bekannt wird, der “Schweigepflicht” unterliegt!
  • Hohes Verantwortungsgefühl: Der Babysitter muss den Eltern vermitteln, dass er sich der großen Verantwortung bewusst ist, die er bei Betreuung des Kindes eingeht. Die Eltern vertrauen ihm das Wichtigste ihres Lebens an – das Leben, die Gesundheit und die Zufriedenheit ihres Kindes. Eltern möchten sich sicher sein können, dass der Babysitter sich schonmal Gedanken darüber gemacht hat, wie es für Eltern sein muss, ihr “Ein und Alles” einer fremden Person anzuvertrauen.
  • Flexible Einsatzzeiten: Eltern wissen es zu schätzen, wenn sie den Babysitter auch mal spontan einsetzen können, ohne wochenlange Vorlaufzeiten. Natürlich ist sowas von Seiten des Betreuers nicht immer problemlos möglich, aber eine gewisse Flexibilität macht vieles einfacher.

 

Was der Babysitter von den Eltern erwartet:

  • Gute Einführung und Information: Der Babysitter möchte gut über alles Wichtige im Zusammenhang mit seinem Schützling informiert sein, damit er in allen Situationen stressfrei handeln kann. Dazu gehört, dass die Eltern dem Babysitter alle für die Pflege und die Versorgung des Kindes benötigten Utensilien zeigen und nötigenfalls erklären, ihn mit den Räumlichkeiten vertraut machen und ihm viele Infos über die Persönlichkeit des Kindes, dessen Vorlieben und Abneigungen, sein Spielzeug und über für das Kind wichtige Rituale geben. Je mehr der Babysitter von Anfang an weiß, desto sicherer kann er dem Kind gegenüber auftreten – was wiederum dem Kind das Gefühl gibt, dass da jemand ist, der sich auskennt und für es sorgen kann. Es empfiehlt sich zu Beginn der Einsatz eines Fragebogens, der alle wichtigen Informationen zusammenfasst.
  • Regelmäßige Einsatzzeiten: Ein Punkt, der mir sehr am Herzen liegt! Der Babysitter wünscht sich, dass die in der Kennenlernphase abgesprochene Häufigkeit der Betreuung auch eingehalten wird. Wenn mal etwas dazwischen kommt, sollte rechtzeitig abgesagt werden (was als “rechtzeitig” empfunden wird, kann sich von Person zu Person erheblich unterscheiden, daher am besten genau absprechen). Natürlich hat der Babysitter Verständnis für Ausfälle, die durch Krankheit oder Notfälle zu Stande kommen, aber in der Regel möchte er sich drauf verlassen können, dass z.B. 2-4 Abende im Monat auch 2-4 Abende werden. Als ganz negativ empfinden die meisten Babysitter, wenn sich eine Familie wochenlang überhaupt nicht meldet. Hier sollte man als Familie daran denken, dass nicht nur das Kind eine Bindung zu seinem Babysitter eingeht, sondern in der Regel auch der Babysitter an seinem Schützling hängt und nicht einfach sang- und klanglos aus dessen Leben verschwinden möchte. Natürlich haben die meisten Betreuungsverhältnisse – auch die positiven – irgendwann ein Ende, sofern sich nicht eine Freundschaft zwischen Babysitter und Eltern entwickelt, aber dieses Ende sollte klar ausgesprochen werden! Eltern sollten also auf jeden Fall dem Babysitter Bescheid geben, sobald sie keinen Babysitter mehr benötigen, statt sich einfach nicht mehr zu melden und zu hoffen, dass der Babysitter den Wink mit dem Zaunpfahl schon verstehen wird. Andererseits kann es aber auch sein, dass eine Familie wider Erwarten eine längere Zeit lang als vereinbart keine Kinderbetreuung benötigt – auch in diesem Fall freut sich der Babysitter, trotzdem von den Eltern zu hören: “Wir leben noch und möchten dich grundsätzlich als Babysitter behalten, aber es kann aus den und den Gründen noch so und so viel Wochen dauern, bis wir uns wieder melden können.” Das reicht schon und erspart dem Babysitter viel Grübelei, denn er denkt ja möglicherweise, dass er nicht zufriedenstellend gearbeitet hat! Sollte das übrigens tatsächlich der Fall sein, wäre es auch schön, wenn die Eltern ihm mitteilen könnten, womit sie nicht zufrieden sind – vielleicht lässt sich eine Lösung finden, und wenn nicht, hat der Babysitter vielleicht trotzdem etwas aus der Situation gelernt.
  • Konsequentes Verabschiedungsverhalten nach Eingewöhnung: Hinter dieser Erwartung verbirgt sich die Erfahrung, dass Eltern oft mehr Schwierigkeiten haben, sich kurzzeitig von ihrem Kind zu trennen als umgekehrt 😉 Durchaus verständlich, aber nervig für den Babysitter. Oft verunsichern die Eltern ihr Kind durch ihr inkonsequentes Verabschiedungsverhalten (dem Kind zehnmal Tschüß sagen, ohne wirklich zu gehen; ihm alles Mögliche versprechen bzw. erlauben, wenn es bloß nicht weint; sich nicht entscheiden können, ob sie wirklich gehen wollen, sollte das Kind doch einmal beim Abschied weinen…) derart, dass das Kind schließlich doch noch weint, wenn die Eltern endlich doch gehen. Wohlgemerkt gilt diese Erwartung des Babysitters erst NACH abgeschlossener Eingewöhnung des Kindes, wenn alle Beteiligten im Grunde wissen, dass das Kind beim Babysitter sicher und glücklich ist, und die Eltern sich trotzdem schwertun, das Kind “alleine” zu lassen. Das beste Verhalten beim Weggehen ist, sich auf jeden Fall liebevoll von dem Kind zu verabschieden, ihm zu sagen, dass und ggf. auch wann man wiederkommt und es dem Babysitter übergeben. Und dann einfach GEHEN! NICHT noch zehnmal umsehen, zurückkommen, knuddeln usw., sondern direkt nach dem Abschied die Wohnung verlassen. Die Entscheidung, das Kind beim Babysitter zu lassen, muss vorher getroffen werden; sie darf das Verhalten nun nicht mehr beeinflussen, sonst denkt das Kind, dass es doch eine große schlimme Sache sein muss, beim Babysitter zu bleiben, wenn Mama da so ein Theater drum macht 🙂 Auch wenn das Kind weinen sollte, sollte man gehen (wie gesagt, sofern man weiß, dass es normalerweise gut klappt mit Kind und Babysitter). In 99,9% der Fälle hört das Kind auf damit, bevor die Mutter auf der Straße ist; und wenn nicht: hat man einen verantwortungsbewussten Babysitter, wird dieser bei allzu großem andauernden Kummer des Kindes die Eltern gerne per Handy benachrichtigen. Es kann also gar nichts passieren!
  • Teilhabe an der Entwicklung des Kindes: Diese Erwartung hängt natürlich sehr davon ab, wie oft und regelmäßig der Babysitter Zeit mit dem Kind verbringt. Handelt es sich aber um z.B. allwöchentliche Termine, entsteht auch vom Babysitter aus Zuneigung und eine Beziehung zum Kind, die sich auch durch Interesse an dessen Leben und Entwicklung äußert. Natürlich müssen die Eltern selbst entscheiden, inwiefern sie den Babysitter daran teilhaben lassen möchten, aber für die Betreuungsperson ist es nicht unbedeutend, über das Leben des Kindes etwas Bescheid zu wissen: hat es z.B. in letzter Zeit wichtige Fortschritte gemacht? Wie geht es ihm im Kindergarten? Wohin fährt die Familie in Urlaub? Ist etwas Besonderes in der Familie vorgefallen, das Auswirkungen auf das Verhalten des Kindes haben könnte? Was erzählt das Kind über die gemeinsam verbrachte Zeit? usw.
  • Vertrauen in den Umgang des Babysitters mit dem Kind, Zutrauen in dessen Fähigkeit, seine eigenen Grenzen zu kennen: Hiermit ist gemeint, dass Eltern in der Regel der Einschätzung des Babysitters, ob er mit einer Situation zurecht kommt oder sich überfordert fühlt, vertrauen können. Wenn der Babysitter sich z.B. zutraut, mit dem Kind einen Besuch im Zoo zu machen, sollten die Eltern (jedenfalls nachdem sie den Babysitter schon einige Zeit kennen) auch davon ausgehen, dass er sich nicht überschätzt. Natürlich heißt das noch lange nicht, dass sie die Vorhaben schließlich erlauben, aber sie sollten diese Fähigkeit des Babysitters in ihre Überlegungen einbeziehen. Mir ist klar, dass hier wahrscheinlcih auch das Alter des Babysitters eine entscheidende Rolle spielt, denn schließlich lernt jeder erst mit der Zeit, sich selbst richtig einzuschätzen.
  • Feedback: Selbstverständlich freut sich ein Kinderbetreuer über ein Lob von den Eltern, wenn er gut mit dem Kind klarkommt oder das Kind sich besonders eng an ihn bindet. Auch die freudige Aufregung des Kindes, wenn der Babysitter kommt, spricht natürlich Bände. Aber auch Kritik sollte von den Eltern geäußert werden, wenn sie mit dem Handeln des Babysitters nicht einverstanden sind oder besondere Wünsche haben, die er bisher nicht berücksichtigen konnte. Nur so kann ein optimal angepasstes und vertrauensvolles Betreuungsverhältnis entstehen, in dem beide Seiten wissen, was sie voneinander erwarten und welche Ansprüche sie haben.
  • Zu guter Letzt: Eine der großen Verantwortung angemessene Bezahlung: Auf dieser Seite wurde nun schon viel über die große Verantwortung gesprochen, die ein Kinderbetreuer während der Abwesenheit der Eltern für das Leben des Kindes übernimmt. Dieses ist keinesfalls mit Geld aufzuwiegen, aber die Entlohnung sollte schon zum Ausdruck bringen, dass die Arbeit des Babysitters wertgeschätzt und als verantwortungsvoll anerkannt wird.

 

… und später: das “Zeugnis”

Nachdem Ihr eine Weile in einer Familie die Kinderbetreuung übernommen habt, kann es sinnvoll sein, Euch eine Art “Zeugnis” über Eure Tätigkeit ausstellen zu lassen.

Kinderbetreuungs-Referenz zum Ausdrucken

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Alle wichtigen Fragen an die Eltern der von Euch betreuten Kinder – ein Zeugnisvordruck im PDF-Format

Diese sogenannte Referenz könnt Ihr z.B. anderen Familien zeigen, deren Kinder Ihr auch gerne betreuen würdet, oder sie für Praktikumsbewerbungen in Kindergärten oder für Au-Pair-Vorhaben nutzen. Entweder Ihr bittet die Eltern Eures Schützlings, selbst einen Text über Euch zu schreiben, der gut widerspiegelt, welche Aufgaben Ihr in der Familie wie erfüllt habt und wie das Verhältnis zwischen Euch und dem Kind gewesen ist. Oder aber Ihr gebt den Eltern einen Fragebogen, in dem schon alle Fragen drinstehen, die Sie über Euch beantworten sollen. Einen solchen Fragebogen stelle ich hier zum Download zur Verfügung. Natürlich könnt Ihr Euch die Fragen auch selbst zusammenstellen; je nachdem, wofür Ihr die Referenz benötigt.

 
 

Gerüstet mit diesen Informationen willst du auch Babysitter werden?

Dann besucht doch mal folgende Links. Auf den meisten Seiten könnt ihr eine Jobanzeige aufgeben oder auf Anzeigen von Familien antworten.