Die Theorie der Moralentwicklung nach Lawrence Kohlberg

mündliche Prüfung 2003

 

Prüfungsfach Allgemeine Erziehungswissenschaft
Prüfungsart: mündliche Diplomprüfung, 2003
Benotung 1,3
Inhalte dieser Seite

 

 Gliederung

 

Zur Prüfung muss man eine Gliederung mitbringen, aus der hervorgeht, mit welchen Inhalten man sich beschäftigt hat und wie man das Gelerntes trukturieren kann. In der Prüfung richten sich die Prüfer beim Stellen der Fragen meinerErfahrung nach weitgehend nach dem Aufbau der Gliederung,obwohl es natürlich immer mal die eine oder andere “überraschende” Frage zu einem anderen Themengebiet zur Einschätzung der Reflexionsfähigkeiten des Prüflings geben kann.
Letztendlich ist es aber scho nsinnvoll, sich mit allen auf der Gliederung genannten Themenbereichen auch wirklich auszukennen, bzw. eben genau jene Punkte aufzuführen, mit denen man sich am intensivsten beschäftigt hat.
Aus diesem Grund ist es auch nich tratsam, meine nachstehende Gliederung zum Thema Moralentwicklung einfach für die eigene Prüfung zu übernehmen!
 

1. Biographische Daten Lawrence Kohlbergs
 
2. Grundlagen
2.1 Entwicklung des moralischen Urteils
2.2 Voraussetzungen für die Moralentwicklung
2.3 Ermittlung moralischer Urteile über Dilemmata
 
3. Stufen der moralischen Entwicklung
3.1 Präkonventionelle Moral
3.1.1 Strafe und Gehorsam
3.1.2 Instrumentalismus
3.2 Konventionelle Moral
3.2.1 Gruppenperspektive
3.2.2 Gesellschaftsperspektive
3.3 Postkonventionelle Moral
3.3.1 Sozialvertrag
3.3.2 Universelle ethische Prinzipien
 
4. Pädagogische Umsetzungsmöglichkeiten
 
5. Kritik

 

 Sozial-kognitive Entwicklungsstufen

 

Auch wenn die genaue Gegenüberstellung der drei Stufenentwicklungstheorien von Piaget, Selman und Kohlberg in meiner Prüfung nicht behandelt wurde, hat es mir in derVorbereitung ziemlich geholfen, die Zusammenhänge zwischen der kognitiven, der sozial-kognitiven und dermoralischen Entwicklung zu verstehen. Zu diesem Zweck habe ich die folgende Tabelle angefertigt.

Die Stufen der kognitiven Entwicklung nach Piaget sind eine notwendige, nicht aber hinreichende Voraussetzung für die Entwicklung der Niveaus der Perspektivenübernahme nach Selman, welche wiederum unabdingbar sind für die Moralentwicklung nach Kohlberg. Eine Person kann sich also kognitiv auf formal-operationalem Niveau bewegen, ohne deshalb notwendigerweise auch moralisch auf einem hohen Entwicklungsniveau zu sein.
Umgekehrt jedoch können sich postkonventionelle moralische Urteilsstrukturen in der Regel erst dann entwickeln, wenn das Individuuum sich kognitiv vom konkreten zum abstrakten, hypothetischen Denken entwickelt hat,  denn moralisches Denken ist letztendlich ja auch Denken. Die Niveaus der Perspektivenübernahme liegen vermittelnd zwischen Piagets und Kohlbergs Stufen. Ist ein bestimmtes Niveau des allgemeinen Denkens erreicht,  muss die Erkenntnisfähigkeit zunächst auf die allgemeine soziale Wahrnehmung angewendet werden können, denn nur ein Denken, das die Perspektiven der Mitmenschen, ihre Bedürfnisse und Erwartungen erkennen und in die eigene Handlungsplanung einbeziehen kann, befähigt auch zum Fällen von moralischen Urteilen, die ja stets auf die Wechselseitigkeit zwischen dem Selbst und anderen Personen oder Systemen Bezug nehmen.

In  der Tabelle werden bei  Piagets Stufen nur di efür die sozial-kognitive Entwicklung bedeutsamen Aspekte der einzelnen Stufen angeführt.
Die Altersangaben sind als Durchschnittswerte zu verstehen, von denen es beim Einzelnen erhebliche Abweichungen geben kann. Zudem werden nicht von allen Personen zwingend die höheren Stufen erreicht.

Der Zusammenhang zwischen Piagets (P), Selmans (S) und KohIbergs (K) Stufen in derKurzfassung:
(>>bedeutet “ist unabdingbar für und kann führen zu….”)

  • P:1-2 – S:0 – K:0
  • P:3 I >> S:1 >> K:1
  • P:3II >> S:2 >> K:2
  • P:4I >> S:3 > >K:3
  • P:4II >> S:4 >> K:4
  • P:4 III >> S:5 >> K:5+6

 

Stufen der kognitiven Entwicklung
(Jean Piaget)
Niveaus der Perspektivenübernahme
(Robert Selman)
Stufen der Moralentwicklung
(Lawrence Kohlberg)
Stufe1: senso-motorisch Niveau 0: egozentrische Perspektive (bis ca. 5 J.) Stufe 0: Orientierung an egozentrischen Bedürfnissen
Stufe 2: prä-operational (ca. 1½ -7 J.)
  • Egozentrismus
  • Zentrierung auf ein Merkmal, eine Dimension
  • kein In-Beziehung-Setzen und Vergleichen
  • keine Mengenerhaltung
  • Kind nimmt zwar denUnterschied zwischen sich und anderen wahr (physisch),aber nicht jenen zwischen seiner sozialen Perspektive (Gedanken, Gefühle) und der anderer (psychisch)
  • kann offen gezeigte Gefühle benennen
  • sieht keinen kausalen Zusammenhang zwischen Handlungsgründen und Handlung
  • keine Unterscheidung zwischen absichtlichem und unabsichtlichem Handeln
  • Egozentrismus: kann Perspektiven nicht voneinanderabgrenzen; sieht nicht, dass andere Personen Situationen anders interpretieren können als es selbst

Das Selbst und der andere in der sozialen Wahrnehmung auf Niveau 0

  • Aussagen über Recht und Unrecht je nach Auswirkungen, nicht nach Absichten
  • moralische Entscheidungen werden aus Wunsch nach eigenem Wohlergehen hergeleitet
Stufe 3: konkret-operational I (ca.7- 8 ½ J.) Niveau 1: sozial-informationsbezogene Perspektivenübernahme (ab 6-8 J.) Stufe 1: Orientierung an Strafe und Gehorsam
  • noch an anschauliche Inhalte gebundenes Denken
  • Klassifikationen nach zwei Merkmalen möglich
  • Mengenerhaltung
  • hierarchische Klasseninklusion (“alle Vögel sind Tiere; nicht alle Tiere sind Vögel”)
  • nimmt wahr, dass der andere eine eigene Perspektive, Sicht der Dinge haben kann als es selbst
  • kann sich aber nur auf eine Perspektive konzentrieren, nicht verschiedene koordinieren; Dinge werden einseitig aus der Perspektive eines Beteiligten gesehen

 

Das Selbst und der andere in der sozialen Wahrnehmung auf Niveau 1

  • nur Perspektive des Mächtigen, der Autorität wird gesehen, bzw. mit der eigenen verwechselt
  • Regeln einhalten, deren Übertretung mit Strafe verbunden ist
  • Orientierung an materiellen Konsequenzen einer Handlung
  • Bsp.: Jemanden nicht zu”verpetzen”, weil man sonst von ihm gehauen wird.
Stufe 3: konkret-operational II (ca.8-11 J.) Niveau 2: selbstreflexive Perspektivenübernahme (ab 8-10 J.) Stufe 2: Orientierung an instrumentellen Zwecken und Austausch
  • reversibles konkretes Denken (anHandlungen)
  • Mengenerhaltung auch bei Masse und Volumen
  • kann zwischen zwei Bezugspunkten schnell genug hin-und herwechseln um sie zu koordinieren
  • kann andere Perspektiven auf sich selbst beziehen, im Geist aus sich heraustreten und erkennt, das s andere dies ebenso können
  • kann sich also an Stelle eines anderen versetzen, um Handlungen zu beurteilen
  • aber kann nicht beide Perspektiven gleichzeitig beobachten, nur nacheinander > kein Abwägen möglich
  • zwei Individuen sehen sich selbst und den anderen, aber nicht ihre Beziehung zueinander
  • Einsicht, dass die verschiedenen individuellen Perspektiven in Konflikt liegen und Gerechtigkeit relativ ist

 

Das Selbst und der andere in der sozialen Wahrnehmung auf Niveau 2

  • moralische Gegenseitigkeit als gleichrangiger Austausch
  • moralisch richtig ist, was mir nützt und von mir hochgeschätzt wird
  • Regeln zu befolgen, wenn es irgendjemandes unmittelbaren Interessen nützt
  • eigene Bedürfnisse befriedigen und andere dasselbe tun lassen
  • gerecht ist, was fair, ein Handel, ein Übereinkommen ist
  • Elemente von Fairness und Wechselseitigkeit, die aber aus rein pragmatischen Gründen angewendet werden, nicht aus Gründen der Gerechtigkeit
  • kein Denken in Gemeinschaften; keine Erkenntnis, dass auch gemeinsame Interessen auf dem Spiel stehen
  • Bsp.: Wenn jemand mich drei Mal gehauen hat, darf ich genau drei Mal zurückhauen.
Stufe 4:formal-operational I (ab 12 J.) Niveau 3: wechselseitige Perspektivenübernahme (ab 10-12 J.) Stufe 3: Orientierung an Aufrechterhaltung wechselseitiger Erwartungen
  • formales und abstraktes Denken
  • Reversibilität auch von nicht konkreten Inhalten
  • logische Schlüsse
  • kann aus der 2-Personen-Interaktion gedanklich heraustreten und sie aus der Perspektive einer dritten Person betrachten
  • kann sich selbst und den anderen zugleich als Handelnde und als Objekte sehen
  • Perspektive des Individuums, das in Beziehung zu anderen Individuen steht
  • ist sich gemeinsamer Gefühle, Übereinkünfte und Erwartungen bewusst, die den Vorrang vor individuellen Interessen erhalten

 

Das Selbst, der andere und der konkrete Andere in der sozialen Wahrnehmung auf Niveau 3

  • sei zu anderen so, wie du willst, dass sie zu dir sein sollen
  • alle Gesichtspunkte werden betrachtet und Motive aller werden reflektiert, um zu einer Übereinstimmung zu kommen
  • gemeinsame Gefühle, Übereinkünfte und Erwartungen haben Vorrang vor individuellen Interessen
  • Erwartungen anderer, der Gruppe zu entsprechen
  • “gut” sein, ehrenwerte Absichten haben, sich um andere sorgen, Beziehungen pflegen, Vertrauen, Loyalität, Wertschätzung
  • Verlangen, in eigenen und in den Augen anderer als guter Mensch zu erscheinen
  • Beurteilung von Handlungen nach Intentionen
  • emotionale Handlungsbegründungen
  • Bsp.: Jemandem helfen ,weil es von der Familie erwartet wird.
Stufe 4: formal-operational II Niveau 4: Perspektivenübernahme mit dem sozialen und konventionellen System (ab 12-15 J.) Stufe 4:Orientierung an Erhaltung des Systems
  • Ordnen von Triaden von Informationen (Franz ist größer als Fritz, Fritz ist kleiner als Hans, wer ist der kleinste?)
  • Verständnis, dass wechselseitige Perspektivenübernahme nicht immer zu völligem Verstehen führt
  • soziale Konventionen werden als notwendig angesehen, weil sie von allen Mitglidern der Gruppe verstanden werden; die von allen geteilte Perspektive ist in den Konventionen als Rahmen des Handelns erkennbar
  • Hineinversetzen in die Perspektive des generalisierten Anderen möglich (Gesellschaftsperspektive)

 

Das Selbst und der generalisierte Andere in der sozialen Wahrnehmung auf Niveau 4

  • Einsicht in die Funktion und Notwendigkeit von Rechten, Pflichten und Gesetzen
  • Recht steht im Dienste der Gesellschaft, Gruppe, Institution
  • Orientierung an der Aufrechterhaltung der sozialen Moral und Ordnung
  • Folgen von Handlungen für die Gesellschaft werden in Betracht gezogen
  • moralisch Richtiges wird definiert imSinne der Perspektive des generalisierten Anderen
  • Pflichten erfüllen, Gesetze befolgen
  • Vermeiden des Zusammenbruchs des Systems: “wenn das jeder täte”
  • dem Gewissen genüge tun
  • rationale Handlungsbegründungen
  • Bsp.: Jemandem helfen, weil das Gesetz zur Hilfeleistung verpflichtet
Stufe 4:formal-operational III Der Gesellschaft vorgeordnete Perspektive (frühestens ab 20 J.) Stufe 5: Orientierung am Sozialvertrag
  • hypothetisches Denken
  • Beachten aller möglichen Kombinationen von Relationen

 

  • Perspektive eines rationalen Individuums, das sich der Existenz von Werten und Rechten bewusst ist, die sozialen Bindungen und Verträgen vorgeordnet sind
  • zieht sowohl moralische als auch legale Gesichtspunkte in Betracht und erkennt, dass sie gelegentlich in Widerspruch geraten

 

Das Selbst und sein Blick auf die Gesellschaft ab Niveau 5

  • Bewusstsein, dass von vielen Menschen und Gruppen auch eine Vielzahl von Werten und Meinungen vertreten wird, und dass die meisten Werte und Normen gruppenspezifisch sind
  • diese relativen Regeln sollten im allgemeinen befolgt werden, da sie im Interesse der Gesellschaft liegen und den sozialen Kontrakt ausmachen
  • aber gewisse absolute Werte/Rechte wie Leben und Freiheit (Menschenrechte, Grundrechte) müssen in jeder Gesellschaft unabhängig von derMeinung der Mehrheit respektiert werden
  • der Einzelne wird nicht mehr dem Gesetz fraglos untergeordnet
  • demokratische Verfahren werden bei der Urteilsfällung als sehr wichtig erachtet
Perspektive eines “moralischen Standpunktes” Stufe 6: Orientierung an ethischen Prinzipien
  • gesellschaftliche Ordnungen leiten sich vom moralischen Standpunkt her
  • Perspektive eines jeden rationalen Individuums, das das Wesen der Moralität anerkennt
  • erkennt, dass jeder Mensch seinen Endzweck in sich selbst trägt und entsprechend behandelt werden muss
  • selbstgewählten ethischen Prinzipien folgen (z.B.Kants kategorischem Imperativ)
  • spezielle Gesetze sind im allgemeinen deshalb gültig, weil sie auf diesen Prinzipien beruhen
  • wenn Gesetze gegen diese Prinzipien verstoßen, muss man in Übereinstimmung mit dem Prinzip handeln
  • universale Prinzipien der Gerechtigkeit: alle Menschen haben die gleichen Rechte und die Würde des einzelnen ist zu achten…
  • Praktizierung der idealen Perspektivenübernahme >moralischer Standpunkt
  • Glaube einer rationalen Person an die Gültigkeit moralischer Prinzipien und ein Gefühl persönlicher Verpflichtung ihnen gegenüber

 

Literatur

 

Es  folgt eine Liste der Texte, die ich zur Prüfungsvorbereitung genutzt und bearbeitet habe. Rechts findet sich jeweils ein kleiner Kommentar zu den Inhalten der Bücher und manchmal eine persönliche “Nützlichkeitsbewertung”.
Es gibt natürlich weitaus mehr Bücherund Artikel zur Moralentwicklung, aber die folgenden haben sich mir als besonders sinnvoll, präzise und ergiebig erwiesen:

 

Literatur:
Aufenanger, S. u.a.: Erziehung zur Gerechtigkeit. München 1981. Ein Buch für Lehrer, die Kohlbergs Ansatz der Dilemmadiskussionen in ihren Klassen anwenden möchten; die Grundlagen der Moralentwicklungstheorie werden erläutert, die praktische Anwendung wird erklärt und viele Beispiele zu Dilemmata in verschiedenen Schulfächern werden vorgestellt.
Colby, A. & Kohlberg, L.: Das moralische Urteil: Der kognitionszentrierte entwicklungspsychologische Ansatz; in: Bertram, H: Gesellschaftlicher Zwang und moralische Autonomie (S.130-163). FrankfurtamMain1986. Schwerpunkt des Textes: die verschiedenen sozialen Perspektiven, die die Voraussetzung für die Ebenen und Stufen bilden.
Edelstein, W.: Moralische Intervention in der Schule ” Skeptische Überlegungen; in: Oser, F. u.a.: Transformation und Entwicklung (S.327-349). Frankfurt am Main 1986. Behandelt die Frage, welche Probleme bei der Anwendung des kohlbergschen Moralerziehungsansatzes in Schulklassen auftreten können; teilweise nicht leicht verständlich (meiner Meinung nach).
Flammer, A: Theorie der Entwicklung des moralischen Urteils; in: Entwicklungstheorien (S.139-154). Bern,1996. Nützlich als erster einführender Text, der die wichtigsten Aspekte der Theorie klar darstellt.
Garz, D.: LawrenceKohlberg ” Eine Einführung. Hamburg 1996. Kompakt – erschläg einen nicht gleich durch wuchtige Ausmaße und stellt die Theorie dennoch recht präzise dar.
Garz, D.: Lawrence Kohlbergs Moraltheorie: Stufen der Gerechtigkeitsentwicklung; in: ders.: Sozialpsychologische Entwicklungstheorien (S.133-176). Opladen 1994. Gute Einführung ins Thema; das Buch bietet noch andere wichtige Theorien, wie etwa von Parsons, Gilligan oder Mead.
Heidbrink, H.: Stufen der Moral (Kapitel 1 und 2). München1991. Recht ausführliche Behandlung und verständliche Erklärung des Themas.
Kohlberg, L.: Die Psychologie der Moralentwicklung. Frankfurt am Main 2002. Sammlung von Aufsätzen zur Theorie, ihrer Revisionen und dem Urteil-Handeln-Zusammenhang von Kohlberg u.a., also keine kontinuierliche Theoriedarstellung, sondern relativ unzusammenhängende Artikel aus verschiedenen Jahren.
Kohlberg, L.: Der “JustCommunity”-Ansatz der Moralerziehung in Theorie und Praxis; in: Oser, F.u.a.: Transformation und Entwicklung (S.21-55). Frankfurt am Main 1986. Grundlagen der “JustCommunity”-Schulen, Beispiele, Probleme…
Kuhmerker, L.: Lawrence Kohlberg. Seine Bedeutung für die pädagogische und psychologische Praxis. München 1996. Im ersten Teil des Buches wird die Theorie erklärt, während im zweiten Teil ihre praktische Nutzbarkeit (bes. Just Community) im Vordergund steht.
Lickona, T.: Wie man gute Kinder erzieht! München 1989. Untertitel: “Die moralische Entwicklung des Kindes von  der Geburt bis zum Jugendalter und was Sie dazu beitragen können”; eines ehr fundierte und ausführlicheDarstellung der Moralentwicklung und der pädagogischen Interventionsmöglichkeiten; gut geeignet für Eltern/Erzieher, aber auchzur Vertiefung des theoretischen Wissens von Studenten etc.; lässt sich angenehm “nebenbei” lesen.
Lind, G. & Raschert, J.: Moralische Urteilsfähigkeit. Weinheim 1987. Hauptsächlich zur praktischen Anwendung, besonders in Deutschland.
Oser, F. & Althof, W: Moralische Selbstbestimmung (Kapitel 1-3, 6+7, 10-12). Stuttgart 1997. Der Klassiker; hier steht einfach alles drin, was das Studentenherz zurMoral begehrt. Unbedingt reinschauen!

 

Prüfungsfragen

 

Der folgende Text basiert ausschließlich auf meinen eigenen Erfahrungen, die ich in meiner Prüfung zum Thema der Moralentwicklung im Jahre 2003 gemacht habe. Es werden also keine allgemeingültigen Aussagen überden Prüfer oder seine Prüfungsfragen getroffen! Prüfungen laufen bei jedem anders ab und werden unterschiedlich empfunden. Auch der Prüfer ist keine “feste Größe”,  die in jeder Prüfung zu einem bestimmten Thema dieselben Fragen stellt oder sich gleich verhält.

Ich wäre vor meiner Prüfung ganz froh gewesen, wenn ich wenigstens Anhaltspunkte gehabt hätte, welcher Art Prüfungsfragen zu meinem Thema in etwa sein könnten. Deshalb habe ich natürlich auch meinen Prüfer vorher in den Sprechstunden über seine bevorzugte Fragetechnik “ausgequetscht”. Seine  Antwort konnte ich dann in der Prüfung tatsächlich verifizieren: er lässt die Prüflinge nicht etwa Monologe aufder Grundlage ihrer Gliederung halten (was ich bei einem anderen Prüfer auch schon erlebt habe und was ganz und gar nicht nach meinem Geschmack ist), sondern stellt relativ viele geschickt gewählte Fragen, die die Prüfung voranbringen und den Prüfling sozusagen das Thema “entwickeln” lassen – sehr angenehm! Es wird also nicht jeder Gliederungspunkt einzeln angesprochen – dafür reicht die Zeit auchgar nicht -sondern die Fragen “vereinen” oft mehrere Aspekte des Themas (manchmal gemischt mit anderen Themen), wodurch insgesamt eher ein Gespräch als eine Ausfragesituation zustande kommt.
Meinem Prüfer war außerdem noch wichtig,  dass die Fachbegriffe genannt und auf Nachfrage auch erläutert (besser keine auswendiggelernten Definitionen aufsagen) werden können, wie z.B.Egozentrismus, Moral usw..
Von Vorteil bei diesem Prüfer ist e soffenbar, schon früh im Gespräch mit intelligenten Erklärungen zu glänzen und möglichst eine der ersten Fragen komplett korrekt und erschöpfend zu beantworten,denn je nach “erstemEindruck” stellt er diefolgenden Fragen auf eher niedrigem bzw. hohem Niveau, was sich natürlich auf die Endnote auswirkt (je höher das  Niveau der Fragen, desto besser die Note, auch wenn die eigenen Antworten auf schwierigere Transferfragen nicht hundertprozentig richtig sein sollten – auf die Problemerkennung kommt es an). Beginnt man also die Prüfung eher schwach, sinken die Chancen auf überdurchschnittliche Bewertungen, obwohl ich nicht ausschließen kann, dass der Prüfer im Verlauf der Prüfung noch öfter versucht, ein höheres Niveau einzuführen.

Fragen + Themen (an die ich mich noch erinnere):

  • Biographischer Hintergrund Kohlbergs: wieso hat er sich für  die Moralentwicklung interessiert?
  • Was ist Moral? Weitere Eingrenzungsfragen und Frage nach Beispielen für moralische Situationen, nach Gemeinsamkeiten dieser
  • Was versteht Kohlberg unter Entwicklung? >> Erklärung der konstruktivistischen, interaktionistischen  Entwicklungsauffassung nach Piaget, Erläuterung des Äquilibrationsprinzips, von Akkomodation und Assimilation
  • Was sind Entwicklungsstufen? >> Merkmale von Stufenentwicklungen (bes. Invarianz, Universalität und hierarchische Integration)
  • Was sind (kognitive) Strukturen?
  • Wie verändert sich das Verständnis von Moral auf  den drei Entwicklungsebenen, was daran verändert sich?
  • Was ist Gerechtigkeit? Reziprozität? Veränderung über Stufenentwicklung?
  • Wodurch verändert sich das Verständnis von Moral? >> Entwicklungsfaktoren = Umwelterfahrungen, ihre Verarbeitung gemäß Äquilibrationsprinzip etc.; Veränderung der Fähigkeit zur Perspektivenübernahme
  • Perspektivenübernahmefähigkeit, schrittweise Überwindung des Egozentrismus auf den drei Hauptebenen
  • Transferfrage: Verhaltens-bzw. Erlebensbeschreibung von Kindern auf den unterschiedlichen Ebenen in einem Fußballspiel >> vom Ich zum Wir etc.
  • Was ist Konvention, konventionell? Prä- und postkonventionell?
  • Wie wird Kohlbergs Theorie angewendet? >> besonders Just Community