Nachdem bereits Amazon-Dienste in Ubuntu integriert wurden, überrascht die populäre Linuxdistribution nun mit einem weiteren Coup: Canonical gewinnt Microsoft als Technikpartner, Microsoft-Programme werden künftig exklusiv für Ubuntu zur Verfügung stehen.
Allmählich wird klar, weshalb Ubuntu auf einen eigenen Graphikserver namens Mir setzt: Nachdem KDE und Gnome erklärt haben, sich auf Wayland konzentrieren zu wollen, ist Ubuntu nun bald in der Lage, exklusiv für das eigene System Softwareprodukte anbieten zu können, die auf alternativen Distributionen nicht mehr ohne Weiteres lauffähig sind. Hintergrund ist offenbar eine Vereinbarung mit Microsoft, denn der Windows-Hersteller wird künftig sein Anwendungs-Portfolio zu großen Teilen für Ubuntu portieren.
IE und Notepad in Ubuntus Software-Center
Ubuntu wird damit künftig das Beste aus allen Welten vereinen: die Freiheit und Stabilität von Linux, die Optik von Mac OS und die Popularität der Windows-Anwendungen – alles unter einem Dach. Beide Seiten profitieren von dem Deal: Microsoft bekommt einen Fuß in die Desktop-Linuxwelt, und Ubuntu wird noch populärer für bisherige Linuxskeptiker.
Die Windows-Software wird über das Ubuntu-Software-Center angeboten und sich von dort mit einem Klick installieren lassen. Vorerst werden die Windows-Programme kostenlos erhältlich sein, für später ist jedoch auch eine Bezahloption vorgesehen. Shuttleworth wörtlich: „They accepted the non-advertising ads by Amazon, therefore they’ll buy Windows apps in the future“ (Die User haben die nicht-werbende Amazon-Werbung geschluckt, also werden sie irgendwann auch mal Windows-Software kaufen).
Endlich ein vernünftiger Texteditor für Linux
Als erstes wurde Notepad.exe nativ auf Linux portiert, denn die bisherigen Editoren, die unter Linux zur Verfügung stehen, erfüllen für Canonical nicht die Anforderungen, die für die Zielgruppe Ubuntus vorgegeben werden. Hier will man von der jahrzehntelangen Erfahrung Microsofts profitieren. Beim Windows-Editor wird der Nutzer nicht mit unübersichtlicher Syntax-Hervorhebung gequält, die jeweils letzte Eingabe kann rückgängig gemacht werden – und das alles graphisch und übersichtlich, ohne auf die Konsole ausweichen zu müssen.
Ebenfalls wird der Internet Explorer für Ubuntu bereitstehen und wohl Firefox als Standardbrowser ersetzen: Canonical schlägt damit gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Ubuntu befreit sich damit aus der Abhängigkeit von Mozilla und kann in Zukunft wieder Releases mit längeren Laufzeiten anbieten, den Nutzern muss nicht alle 6 Wochen ein neuer Browser angeboten werden. Kein Wunder, dass Mark Shuttleworth kürzlich hervorhob, normale Nutzer sollten lieber die LTS-Versionen nutzen.
Neuer Browser für Ubuntu: der Internet-Explorer
Die stärkste Umstellung für Ubuntunutzer wird es jedoch beim Dateimanagement geben: Nachdem Canonical mit der Richtung, die Nautilus eingeschlagen hat, nicht mehr zufrieden war, hat man nun nach Alternativen gesucht und sie im Windows-Explorer gefunden. Es wurde auch über einen Fork und damit über eine Weiterentwicklung in Eigenregie nachgedacht, die Verwendung des Explorers bedeutet jedoch letztlich weniger Aufwand. Ganz sicher ist es noch nicht, da noch technische Details zu klären sind, es sieht jedoch alles danach aus, als würde der Explorer auch zum neuen Standard-Dateimanager von Ubuntu werden.
Ob auch Microsoft Office für Ubuntu zur Verfügung stehen wird, ist noch nicht endgültig geklärt, dies wird davon abhängig gemacht, ob sich die Anwender im Linuxumfeld mit Notepad zufriedengeben werden oder tatsächlich weitergehende Lösungen nachfragen.