Linux und die Barrierefreiheit – die Suche nach den richtigen Farben geht weiter

3. Februar 2015

Das Entwicklungstempo bei Linux und dessen Oberflächen ist gemeinhin schnell. Was gestern noch nicht vorhanden war oder nicht optimal funktionierte, kann am nächsten Tag schon vorhanden sein und perfekt arbeiten. Das sollte auch für die Accessibility gelten. Debian hat sich für seine demnächst erscheinende Distribution 8 gerade erst endgültig für Gnome und gegen XFCE als Standarddesktop entschieden – aus Gründen der besseren Zugänglichkeit Gnomes. Anlass genug, um zu prüfen, ob sich die versprochene Barrierefreiheit auch in der Praxis auswirkt. Eine aktuelle Zusammenstellung anhand vierer Ubuntu-Varianten von Jennifer Rößler.

Vor zwei Jahren habe ich einmal die bekanntesten Desktops darauf hin überprüft, inwieweit man als Sehbehinderter die Einstellungen so verändern kann, dass man problemlos damit arbeiten kann, ohne schon nach wenigen Minuten Kopfschmerzen zu bekommen. Hierbei war mir zum einen wichtig, Hintergrund und Schriftfarbe beliebig ändern zu können, da es einige Sehbehinderte gibt, die helle Schrift auf dunklem Hintergrund (in meinem Fall Gelb auf Schwarz) benötigen. Zum anderen natürlich, die Schriftgröße individuell einstellen zu können. Aufgrund einer Nachfrage habe ich nun stichprobenartig einmal nachgeschaut, ob sich bei den Farb- und Schriftgrößeneinstellungen einiger Desktops etwas getan hat. Es wurden hierfür die Live-DVDs für Ubuntu, Ubuntu Gnome, Xubuntu und Ubuntu Mate herangezogen.

XFCE

Überrascht hat hier, dass sich nun zumindest Hintergrund- und Schriftfarbe der Menüs beliebig anpassen lassen dank der GTK-Einstellungen, leider ist bezüglich Fensterhintergrund- und Schriftfarbe aber nichts zu machen. Die Schriftgröße lässt sich wie vorher bequem anpassen. Es ist zwar ein Theme „Hoher Kontrast“ vorhanden, wenn man aber einen dunklen Hintergrund benötigt, bringt dies leider nichts.


Farbeinstellungen bei Xubuntu

Unity

Hier hat sich nichts geändert, außer dass nun auch das Invertiert-Theme entfernt wurde, das zumindest fürs Erst-einmal-Zurechtfinden gut war. Ein dunkles Theme ist nicht vorhanden, der Text lässt sich auf groß stellen, allerdings ist wohl immer noch nicht aufgefallen, dass dann nicht mehr der ganze Text unter den Symbolen lesbar ist.

Gnome

Man mag von Gnome halten, was man will, es gibt einen wirklich brauchbaren Ansatz, denn das Beste, was einem bei weißem Hintergrund passieren kann, ist ein standardmäßig schwarzer Mauszeiger. Beim Anblick des Hintergrundbildes wird einem allerdings leicht schlecht, Türkis mit einem seltsamen Muster verursacht nicht nur Augenkrebs, sondern blendet aufgrund der Helligkeit auch schön. Aber das kann man ja zum Glück leicht ändern. Dafür sind dann aber Panel- und Desktopmenühintergrundfarbe schwarz und die Schrift weiß. Themes oder sonstige Farbeinstellungen für Anwendungsfensterhintergrund und -farbe gibt es schon mal gar keine, nur unter Zugangshilfen findet man die Möglichkeit, die Schriftgröße auf „Große Textgröße“ umzustellen und Hintergrundfarbe und Schriftfarbe in Weiß auf Schwarz umzustellen.


Zu simple Farbanpassung unter Gnome

Und hier zeigt sich, dass nicht zu Ende gedacht wurde: denn der Mauszeiger bleibt schwarz, er bekommt nur einen weißen Rahmen und jetzt ist natürlich alles, was vorher schon weiß auf schwarz war, wieder schwarz auf weiß! Man stelle sich außerdem mal die Farbe des Hintergrundbildes negativ vor, das sieht grauenhaft aus, außerdem bedeutet dies, dass man ständig zwischen Normal- und Negativansicht – denn nichts anderes ist „Weiß auf Schwarz“ – hin und her schalten muss, je nachdem, in welchem Desktopbereich oder Anwendungsfenster man sich gerade befindet. Das ist nicht nur umständlich, sondern die Negativfarben sehen auf dem Desktop dann auch grausam aus. Außerdem ist das Umschalten der Farben an eine Lupe gekoppelt, deren Vergrößerungsgrad man einstellen kann. Dies bedeutet: Je nachdem, welche Vergrößerung man eigentlich benötigt, bewegt sich die Lupe mit dem Mauszeiger. Das erzeugt einen etwas wackligen Eindruck. Zum Dauereinsatz ist der Modus also nicht geeignet.

Fazit

Es bleiben noch viele Wünsche offen, z. B. stellt sich die Frage, warum unter Standard-Hintergrundbildern kein einfarbiges dabei ist. Sicher kann man sich selber welche erstellen, nur wäre das für den Anfang sicher eine große Hilfe, wenn man nicht dauernd die Maus suchen müsste, weil sie in vielen Hintergrundbildern nur schwer zu erkennen ist. Auch die Vergrößerung des Mauszeigers wäre eine Option, die viel häufiger anzutreffen sein sollte, aber in dem Punkt ist auch Windows nicht besser. Doch macht es einem die karge Ausbeute die Entscheidung für einen Desktop wirklich leichter.

XFCE sollte man im Auge behalten, hier könnte sich in den nächsten zwei bis vier Jahren vielleicht doch noch etwas ergeben. Eine wirklich brauchbare Alternative zu KDE und LXDE ist übrigens Mate. Der Desktop hat nämlich die einfachen Farb- und Schrifteinstellungen von Gnome 2 beibehalten.


So sollte es sein: Farbanpassung beim Mate-Desktop

Es mag sein, dass im einen oder anderem Fall Themes nachinstalliert werden können, Erweiterungen präzisere Einstellungen ermöglichen, jedoch bleibt hier immer die Unsicherheit, dass dann wie z. B. im Falle von GTK-Einstellungen, immer noch Anwendungen genutzt werden, bei denen die Einstellungen keine Auswirkungen haben. Des Weiteren wirkt es schon abschreckend, wenn solch ein Versuch unbefriedigend verläuft, weil man aufgrund fehlender Möglichkeiten nicht abschätzen kann, ob nach einer Installation auch wirklich alles so eingestellt werden kann, wie erforderlich.


aus der Kategorie: / Tests / Distributionen
(jr)

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Kommentare

Das Vergrößerungstool und die Schriftvergrößerung bleibt wohl bei Unity ein Manko auch die Lupenfunktion ist für Sehbehinderte nicht grade erstrebenswert die Bedienungsfreundlichkeit spottet jeder Beschreibung Unity ist was an Ressourcen aufgebläht bis der Arzt kommt aber das scheint den Entwicklern kaum zu stören deshalb hab ich Mark Shuttlewords Ubuntu auch den Rücken gekehrt man hat nicht mal bei abgestürzten Programmen das Be-enden-Erzwingen-Tool und um auf
Gnome zu kommen was hat sich dort verbessert es ist mit weniger Einstellungsmöglichkeiten wie früher jetzt fristet Gnome ein Mauerblümchendasein nur weil irgendwelche Brötchengeber andere Projekte vorschweben schade es macht Linux nicht glücklichet einfach schlicht bedienungsfteundlich war gestern und barrierefreier sind die Desktope auch nicht wirklich geworden eher ein Schritt zurück und bei der Sprachsteuerung hat sich auch nicht viel verbessert aber wo gibts denn Fortschritte beim PC bei Linux habe ich nix gesehn, bei Windows nutze ich nicht und beim Smartphone ist es oft eine Katastrophe das richtige Model zufinden und es nicht billig!

— · 4. Februar 2015, 04:09

Wenn ich mir Googles Androiden ansehe was ist dort barrierefrei das sieht man ja die Barrieren sind auch bei mein Smartphone zum Beispiel die Farbenkonfiguration läßt zu wünschen übrig denn das einstellen der Farben im Einstellungsmenü ist nicht möglich muß mich wohl mit schwarzen Hintergrund und weißer Schrifr begnügen da sieht man das nicht nur bei Ubuntu dieses Manko hat nur mein Handybetriebssystem làßt sich nicht so einfach austauschen wie wir es am PC kennen ohne Rootung und Googleaccount und HerstellerAccount läuft da garnix!

— · 10. Februar 2015, 09:23

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