Eine Woche Gnome 3: Der uniformierte Desktop

11. Juli 2011

Linuxschöpfer Linus Torvalds fand 2005 deutliche Worte für den Gnome-Desktop. Von „interface nazis“ (zu Deutsch etwa: Oberflächen-Fanatiker) und „Desktop für Idioten“ war da die Rede. Die damalige Kritik galt Gnome 2, das zugunsten der Übersichtlichkeit Konfigurationsmöglichkeiten beschnitt und Informationen versteckte. Inzwischen ist Gnome 3 erschienen – und die Diskussion beginnt von neuem.

Not my Desktop

Gnome 3 mit der neuartigen Gnome-Shell, die den bisherigen Desktop ersetzt, ist seit einiger Zeit erhältlich und wieder muss man sich fragen: ist Gnome ein Desktop für Dumme oder ein dummer Desktop? Nun, ein Desktop für Dumme ist Gnome 3 keinesfalls, denn a) benutzen Dumme kein Linux und b) erfordert die neue Gnome-Shell vom Benutzer ein nicht unerhebliches Abstraktionsvermögen. Übrig bleibt die Frage, ob man mit der Gnome-Shell ein intelligentes Desktop-Konzept vor sich hat.


Eine „neue Ebene“ des Desktops

Gehörten bislang eine Taskleiste oder ein Panel untrennbar zu einem Desktop dazu, kommt Gnome 3 nun ohne aus: der Gnome-Desktop ist vor allem eines: radikal blank. Lediglich eine schmale Leiste am oberen Bildschirmrand signalisiert, dass man hier gerade nicht im Vollbildmodus ein Hintergrundbild betrachtet, sondern tatsächlich den Desktop vor sich hat. Erst nach einem Klick auf „Aktivitäten“ oder das Berühren der linken oberen Bildschirmecke mit dem Mauszeiger zaubert vorübergehend ein senkrechtes Panel links, einen Pager mit virtuellen Arbeitsflächen rechts und in der Mitte wahlweise eine Fensterübersicht oder eine Programmauswahl auf den Bildschirm.


ratzekahl: der Desktop-Normalmodus…


…und der Verwaltungsmodus mit nun auftauchendem Panel…


… in dem auch die Funktion der Fensterliste integriert ist

Damit hat Gnome dem klassischen Desktop eine weitere Ebene verpasst; das Interface besteht nun regulär aus zwei verschiedenen Ansichten: dem Aktivitäten-Modus, der für die Fensterverwaltung zuständig ist, und der Normalansicht, in der mit den geöffneten Fenstern gearbeitet wird. Dabei handelt es sich beim Aktivitäten-Modus im Grunde lediglich um ein zur Desktopansicht aufgeblasenes Startmenü, in dem man Fenstereinträge oder Programmeinträge auswählt – nur mit viel mehr optischer Raffinesse.

Für die Normalansicht bedeutet dies, dass hier kaum noch etwas möglich ist: angezeigt werden offene Fenster, aber verwalten kann man sie allenfalls noch über das Kontextmenü der Titelleiste, sonst ist der Umweg über die Aktivitätenansicht obligatorisch. Um etwa ein anderes Fenster auszuwählen, muss der zweite Modus aktiviert werden, eine direkte Umschaltung funktioniert nur noch über die Tastenkombination Alt+Tab. Dieses Kürzel ersetzt zwar zu einem gewissen Grad eine Taskleiste, dies funktioniert aber nur bei sehr wenigen geöffneten Fenstern. Bei vielen Einzelfenstern wechselt die Funktion automatisch zu einem Aufklappmenü, das nur beidhändig zu bedienen ist – und alles andere als die Übersicht wahrt. Außerdem arbeitet Alt+Tab nicht mehr wie früher fensterbezogen, sondern wirkt programmspezifisch. Der Wechsel z.B. zwischen Browserfenster und Nautilus gelingt problemlos, doch versucht man, zwischen zwei Dateimanagerfenstern oder 2 Browserfenstern zu wechseln, passiert – gar nichts. Das zuletzt aktive Fenster bleibt einfach im Vordergrund.


Wenigkönner

Abgesehen von dem neuartigen Konzept der dualen Arbeitsfläche und schicken Effekten bietet die Gnome-Shell erstaunlich wenig. Es lassen sich Fenster und Programme verwalten. Das war’s dann auch schon. Kann man Dateien als Favoriten hinterlegen? Nein. Mit einem Einfachklick eine zweite Instanz eines Programmes öffnen? Nein. Elemente in der Aktivitätenansicht neu positionieren oder eine eigene Reihenfolge vorgeben? Nein. Mit der Maus in der Standardansicht auf eine andere Arbeitsfläche wechseln? Nein.


Arbeitsflächenwechsel nur noch per Tastenkürzel, dafür schön klobig visualisiert

Programme mit bestimmten Arbeitsflächen verknüpfen? Nein. Eine bestimmte Anzahl von Arbeitsflächen vorgeben? Nein. Das Panel dauerhaft sichtbar machen? Nein. Das Panel mit eigenen Startern bestücken? Nein. Die obere schwarze Leiste entfernen oder ausblenden? Nein. Die Leiste mit Funktionen erweitern oder Symbole darauf ablegen? Nein. Ordner-Lesezeichen im Panel? Nein.
Jeder „kleine“ spartanische Fenstermanager bietet mehr Funktionalität und Optionen als die Gnome-Shell.


Usability? Wo?

Bekannt ist, dass Gnome sehr viel Wert auf Usability, Nutzbarkeit, legt. Sinnvolle Voreinstellungen werden höher gewichtet als zu viele Auswahlmöglichkeiten. Was sinnvoll ist oder nicht, hängt dummerweise oft vom Einzelfall ab. Statt hier eine Balance zu suchen, verfolgt Gnome 3 einen extremen Weg der Vereinfachung. Wo hierbei die Usability bleibt, ist nicht ganz einfach zu durchschauen. Es fängt damit an, dass ausgerechnet der auf Einfachheit und Schlichtheit bedachte Desktop zwar statt 2 Leisten nun nur noch eine – kastrierte – hat, dafür nun aber eine zweite Desktopebene mit eigenem Panel und Pager einführt, die zur Fensterverwaltung und Programmsortierung dient und ohne die eine sinnvolle Steuerung des Rechners überhaupt nicht mehr möglich ist.


noch so eine Merkwürdigkeit: statt einheitliche Schaltflächen zu verwenden, nutzt die Gnome-Shell ihren eigenen Stil, nicht den des GTK-Themes

Schiebt sich ein neues Fenster ins Bild, kommt man an das dahinterliegende nicht mehr ohne Umwege heran – außer durch Verschieben des darüberliegenden Fensters oder eben über das Aktivitätenmenü. Da der Pager nicht ständig sichtbar ist, kann man Fenster nicht ohne Weiteres mit der Maus auf einen anderen Desktop verschieben, auch hier führt der Weg erst über den Dateiverwaltungsmodus. Ein Wechsel des Desktops mit der Maus gestaltet sich ergonomisch gar katastrophal: mit der Maus erst ganz nach links in die obere Ecke fahren, um den Fensterverwaltungsmodus zu aktivieren, dann wieder ganz nach rechts zum Pager zielen. Wehe dem, der mit 2 Bildschirmen arbeitet. Für diese „Glanzleistung“ müsste man eigentlich einen neuen Begriff prägen – ergognomisch.


Fensteroptionen gibt es nur über das Kontextmenü

Irgendwie passt das nicht zusammen mit der Grundidee der Vereinfachung der Desktoperfahrung. Wozu eine zweite Ebene, die das Panel und den Pager im Normalbetrieb versteckt – wo die anderen, „komplizierteren“ Desktops doch problemlos mit nur einer Ebene auskommen?


Desktop in Uniform

Den Gnome-Machern muss bei der Konzeption der Shell so etwas wie ein „sozialistischer Einheitsdesktop“ vorgeschwebt haben. Anders ist kaum zu erklären, weshalb das neue Gnome wie in Beton gegossen scheint. Anpassungen durch den Nutzer sind nicht vorgesehen, die Positionen der Leisten und des Panels sind nicht änderbar. Die Dateiverwaltung ist zudem vollständig auf den Dateimanager verlagert, Dateiverwaltung in der Shell findet nicht mehr statt. Auch Theming scheint man Nutzern nicht mehr zuzutrauen; eine Änderung des Designs ist schlicht nicht mehr vorgesehen.


Alle Gnome-Einstellungen. Aussehen oder Schriftarten lassen sich nicht mehr ändern.

Das einzige, was der Anwender anwenden darf, ist die Änderung des Hintergrundbildes – fast schon erstaunlich, dass man dies aus „Usability-Gründen“ nicht auch noch abgeschafft hat, denn mit der Wahl des falschen Hintergrundbildes kann man die Usability des gesamten Desktops ganz schön ins Schleudern bringen. Ironie an der Geschichte: Gnome 3 bringt eine Menge „Wallpaper“ mit, die wirklich klasse aussehen. Desktop-Icons, die letzte Bastion individueller Nutzung, fehlen natürlich auch. Der Verzicht auf Minimieren und Wiederherstellen als Buttons in der Titelleiste sind hierbei nur noch das I-Tüpfelchen.

Dem Nutzer hingegen bleibt nur eines, er darf sich ob dieser totalen Vorauswahl, der Abnahme quasi jeglicher Konfigurationsarbeit, so seine Gedanken machen: Wieso muss das Panel links angeordnet sein, wenn horizontal oben oder unten doch viel mehr Platz dafür wäre? Was nur ist an der Uhrzeit und meinem Namen so wichtig, dass sie dauerhaft in einer über die komplette Bildschirmbreite laufenden schwarzen Leiste eingeblendet werden? Wieso wird mir dort ausgerechnet nur das jeweils aktive Programm angezeigt, das man sowieso gerade sieht, nicht aber die nichtsichtbaren? Wie oft in meinem Computerleben habe ich eigentlich schon versehentlich auf „Minimieren“ geklickt?


Erweiterbarkeit contra Einheitlichkeit

Ein Firefox-Vergleich drängt sich geradezu auf: Firefox war der Versuch, die ehemals unübersichtliche Mozilla-Suite an der Oberfläche radikal zu vereinfachen: durch Entfallenlassen von sichtbaren Einstellungen, Menüpunkten, Funktionen und ganzen Programmteilen. Stattdessen forcierte man das Erweiterungskonzept: was Firefox in der Standardausstattung nicht bot, wurde recht schnell von Erweiterungen kompensiert, die man sich je nach Bedarf „dazubuchen“ konnte. Was wiederum den Nachteil hat, dass sich die Anwender bei jeder neuen Version nunmehr mit der Kompatibilität von Ergänzungen herumärgern dürfen.


Reiter in Nautilus. Überfordert das nicht den Nutzer? Die Toolbar offensichtlich schon, denn die gibt es nicht mehr

Der Unterschied ist jedoch: die Grundfunktionalität ist gegeben, auch mit einem erweiterungslosen Firefox ist das Surfen im Web komfortabel möglich, Erweiterungen sind persönlicher Luxus. Bei der Gnome-Shell hingegen werden Erweiterungen quasi zur Pflicht, will man früheres oder gewohntes Verhalten wiederherstellen.

Dazu kommt, dass Erweiterungen bei Gnome zwar möglich sind, aber nicht zum eigentlichen Konzept gehören. Hinter den Kulissen tobt ein Streit der unterschiedlichen Interessengruppen darüber, wie man mit Erweiterungen umgehen soll. Die eine Seite will die Shell möglichst öffnen, die andere Seite ist erweiterungsfeindlich und für eine strikte Einhaltung des Minimalkonzeptes. Aktuell befindet sich daher keine sichtbare Erweiterungsfunktionalität in der Gnome-Shell, Erweiterungen werden nicht offeriert oder gar offensiv beworben. Auch KDE mit seinem Plasma hat ein modulares Konzept; der Unterschied hier ist aber: vorhandene „Plasmoiden“ sind bereits integriert und werden mit ausgeliefert, der Anwender kann sie einfach aktivieren, sie werden ihm direkt angeboten.


Die Weggabelung

Für die Zukunft der Gnome-Shell gibt es zwei mögliche Wege. Entweder man kehrt wieder zum Entwicklungsmodell von Gnome 2 zurück, das wie ein Biotop langsam wuchs und sinnvolle Funktionen nach und nach integrierte – oder man hält die Shell möglichst uniform und vermeidet auch optionale Ergänzungen durch den Nutzer selbst. Gnome wird in Zukunft also entweder die möglichen Interessen der Nutzer weiterhin der UI-Design-Philosophie unterordnen, zugespitzt gesagt also für’s eigene Marketing entwickeln statt für die Anwender. Dies dürfte nach hinten losgehen. Oder aber Gnome wird sukzessive Funktionen nachrüsten, die bisher vermisst werden. Das wiederum wird das ursprüngliche Konzept der Gnome-Shell durchlöchern wie ein Schweizer Käse. Wahrlich also keine einfache Entscheidung.

Wahrscheinlicher ist, dass Gnome 3 den ersteren Weg gehen wird. Denn ein großer Teil der Nutzer und Interessierten, die einmal zu einem Projekt gefunden haben, „bearbeiten“ „ihr“ Projekt lieber so lange bzw. versuchen, sich damit zu arrangieren, bis Veränderungen eintreten, statt schlicht aufzugeben und sich Alternativen zuzuwenden – ein typisches Phänomen. Schon jetzt wird das starre Konzept auch ohne den Segen der direkt Verantwortlichen von dritter Seite aufgebrochen. „Tweak-Tools“ erfreuen sich bereits einiger Beliebtheit und die Entscheidung, die Gnome-Shell auf Javascript aufbauen zu lassen, legt die Hürde für interessierte Entwickler, die bestrebt sind, Gnome 3 zu erweitern, tief. Am Ende dürfte vom ursprünglichen Gnome nicht mehr viel übrigbleiben.


Für wen?

Gnome 3 und vor allem die Gnome-Shell wirkt wie eine späte Rache für Torvalds einstige Äußerungen. Anpassungen und Wahlmöglichkeiten sind nicht erwünscht. Wer also soll das benutzen, wo man vom Linux-Desktop-Anwender doch vermutet, dass er Linux gerade deswegen nutzt, damit er „die Wahl“ hat? Zu denken wäre vor allem an den Büroeinsatz: Gnome 3 als eine repräsentative, aber schlichte Oberfläche, die durch den Nutzer praktisch nicht verstellt werden kann. Doch da die Gnome-Shell keinen Fokus auf das Dateimanagement legt, ist der Einsatz im Büro schon wieder fraglich. Für den ambitionierten Privatnutzer, der sein System gerne individuell einrichten – personalisieren – möchte, ist Gnome 3 ebenfalls denkbar schlecht geeignet. Und die große Masse der „Normalnutzer“, die einfach ein funktionierendes System haben möchte, das ohne persönliche Eingriffe einfach läuft? Diese Gruppe landet früher oder später bei Ubuntu – doch hier kommt die Gnome-Shell standardmäßig gar nicht zum Einsatz. Wenn die Zielgruppe dann doch tatsächlich mal in den Genuss der Gnome-Shell kommt, wird sie es schwer haben, sich daran zu gewöhnen, da die Bedienung der Shell regelrecht neu erlernt werden muss. Intuitiv, mit althergebrachtem Windows- oder Gnome-2-Wissen, kommt man nicht sehr weit.

Gnome 3 mit Gnome-Shell ist im jetzigen Zustand eine eigenartige Mischung aus technischer Ambitioniertheit und radikaler Vereinfachung, die im Ergebnis dazu führt, dass die PC-Bedienung gerade nicht vereinfacht, sondern eher verkompliziert wird. Der typische Reiz, der den Gnome-Desktop schon immer umgab, nämlich eine bestimmte Struktur vorgesetzt zu bekommen und gleich damit losarbeiten zu können ohne in die Versuchung geführt zu werden, zu viel zu verändern, ist immer noch vorhanden. Doch dieser verblasst schnell, wenn man persönliche Anforderungen damit nicht mehr realisieren kann.


Dieser Artikel ist Bestandteil der „Not my Desktop“-Reihe.
Bereits erschienen:

Wird GNOME wieder zum Zwerg?
Eine Woche Gnome 3: Der uniformierte Desktop
Strategien zur GNOME-3-Vermeidung
Gnome-Shell – es wird immer unübersichtlicher
Endlich: Gnome rudert zurück
Die Gnome-Shell macht auf alt
Die Tragik der Gnome-Shell
Der Gnome-Shell eine Chance


aus der Kategorie: / Tests / Gnome & KDE

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Kommentare

Hallo,

ich sehe das ähnlich. An sich gefällt G3 ja sehr gut aber das es bis jetzt Null anpassbar ist, stört mich doch sehr.
Hoffe das ändert sich beim nächsten Release Grundlegend. sonst sehe ich echt schwarz für Gnome 3.

Toadie · 11. Juli 2011, 20:14

Super Post, bringt die Schwachstellen von Gnome3 genau auf den Punkt, danke!

— PhotonX · 11. Juli 2011, 20:26

Wow, ein nicht “verblendete” Sicht auf GNOME 3, kaum zu glauben bei dem ganzen “Geschrei” in der Community.

An für sich finde ich es sehr löblich mit alten Gewohnheiten zu brechen und einen Neustart zu wagen, doch dabei sollten die Anwender immer im Auge behalten werden. Und genau hier scheint GNOME 3 kläglich zu versagen.

Ich stelle mit gerne vor, wie es wäre wenn man beliebige Passanten von der Straße holen würde und sie vor eine bestimmten Software (GNOME 3) setzt.
→ Die Menschen würden massenweise an GNOME 3 scheitern.

Meine Kritikpunkte hast du soweit alle aufgezählt, darum erspare ich euch eine Wiederholung ;)

GNOME 3 sowie Unity sind beide erst geschlüpft, weswegen ein endgültiges Urteil noch nicht gefällt werden sollte.
Allerdings sehe ich Unity auf einem wesentlich besseren Pfad dahin schreiten :P

— Paradiesstaib · 11. Juli 2011, 20:58

Hi Daniel, manches deines Beitrages stimmt, manches ist einfach eine persönliche Meinung, anderes ist falsch ;)

1) Warum soll man im Panel Starter ablegen können, wenn es doch das Dock dafür gibt? So viel Mehrarbeit ist es nicht die Maus in die Ecke zu fahren und dann dein Programm zu starten. Alternativ blendet die ja der System-Key bzw. Windows-Key das Overlay ein.

2) Warum braucht es unbedingt eine feste Anzahl virtueller Desktops? Warum muss es virtuelle Desktops geben, die gar nicht benutzt werden. Das dynamische Konzept macht da in meinen Augen mehr Sinn.

3) Alt+Tab wechselt zwischen Anwendungen, Alt+^ (die Taste über Tab) wechselt zwischen Fenstern der selben Anwendung.

4) Eine zweite Instanz einer Anwendung kannst du über einen Mittelklick öffnen. Das machen Docks wie Awn, Cairo Dock oder Docky so. Das macht Unity so. Das macht sogar Win7 so.

5) Muss man die Aktivitätenansicht individuell konfigurieren können? Dafür gibts doch das Dock.

6) Das Dock an den linken Rand des Desktops auszulagern macht schon Sinn, da a) dort der einzige Platz ist (unten und oben sind mit Panels belegt, das unteren wird ja nur bei Bedarf anhezeigt) und b) gibts heutzutage halt nunmal deutlich mehr 16:9, 16:10 Displays als 4:3. Das Format ist ziemlich tot. Von daher ist es an der zeit die Breite des Bildschirms auch zu nutzen.

Generell verstehe ich die Aggressivität der Aussagen nicht. Beim Release von KDE4 war das ähnlich, alles schimpft, jeder flucht und am Ende sind dann doch irgendwie alle wieder happy. Gebt dem neuen GNOME3 doch mal ein bisschen Zeit um rund zu werden.

Ich habe für einen Artikel in der LU auch zwei Wochen mit GNOME3 gearbeitet und war recht angetan. Selbst der fehlende Minimieren-Button hat mir nach ein paar Tagen nicht mehr gefehlt. Als Mensch der bislang nicht mit virtuellen Desktops gearbeitet hat, gefiel mir gerade das Desktop-Konzept gut. Ich habe das erste mal mit Genuss Fenster auf virtuelle Desktops ausgelagert.

Besondern praktisch fand ich dabei die Notifications, die es mir erlaubten nicht immer die Desktops wechseln zu können. So kann man bspw. Empathy auf dem ersten Desktop laufen lassen und auf Desktop zwei Arbeiten. Kommt eine Nachricht rein, dann kann ich direkt in der Benachrichtigung antworten und “chatten”, sprich den Verlauf sehen.

Nicht alles in GNOME3 ist schlecht und ich meine ich sehe viel Ansätze und Neuerungen, die GNOME3 zu einem guten Desktop machen können.

Christoph · 11. Juli 2011, 21:24

Genialer Artikel, du sprichst mir aus der Seele.

Mich wundert fast, dass sich noch keine Gnome-2-Bewahrer gemeldet haben, selbiges doch noch weiterzuführen…

Sebastian · 11. Juli 2011, 21:36

Nicht zu fassen. In anbetracht der Tatsache, dass man mit KDE auch nicht gescheit arbeiten kann, bekomme ich langsam Angst.

KDE ist unübersichtlich, bevormundet den Nutzer, sowas wie GVFS gibt es schlichtweg nicht, und damit auch keine einfache Verwaltung von Laufwerken, Netzwerk-Dateisystem usw. Deshalb war Gnome bisher pflicht. Ich glaube wir sind an einem Punkt angekommen, an dem man vieles einfach nicht mehr verbessern kann, wie z.B. das Konzept von Taskleisten und von Symbolen auf dem Desktop. Und weil man immer irgendwas braucht, das man verändern kann, macht man das jetzt alles wieder kaputt. Schade.

Ich würde lieber in 10 Jahren noch mit GNOME 2 arbeiten, als mit diesem Blödsinn da.

Bachsau · 11. Juli 2011, 21:51

Du solltest dich vielleicht doch noch mal etwas eingehender mit der Gnome-Shell beschäftigen, bevor du solche Artikel schreibst. Viele deiner Behauptungen sind nämlich schlichtweg falsch.

Ich könnte dem, was Christoph geschrieben hat noch eine Menge hinzufügen, halte das aber für sinnlos.

Wie gesagt, lies dich mal ein bisschen in die Bedienung der Gnome-Shell ein, dann wirst du merken, dass viele der Dinge die du bemängelst, weil du nicht weißt wie man sie richtig bedient, absolut durchdacht und sinnvoll sind. Ich jedenfalls habe noch mit keinem Desktop schneller und effektiver arbeiten können als mit der Gnome-Shell. Und das übrigens meistens ganz ohne Maus, denn die bremst nur. Zum Glück braucht man sie aber gar nicht.
Nur muss man natürlich wissen, wie es geht. Und das geht eben nicht einfach so, indem man ein bisschen rumklickt, sondern man sich schon richtig über die Funktionen informieren.

— Lars · 11. Juli 2011, 22:01

Toller Artikel ;) lass dich von den Fanatikern nicht unterkriegen.

Tausend Punkte übrigens für “ergognomisch” :)

— freundhansen · 11. Juli 2011, 22:05

Sehr schöner Artikel, der genau auf den Punkt bringt, was ich auch über Gnome 3 denke.

Was ich noch ergänzen möchte, ist der versteckte “Shutdown”-Button. Ich habe ja schon etliche Computersysteme zwischen den Fingern gehabt, aber Gnome 3 war der erste Desktop, bei dem ich erst googeln musste, um herauszufinden, wie ich den Rechner aus Gnome heraus herunterfahren kann.

Im Übrigen finde ich, dass ein Desktop, bei dem man sich erst das Manual und/oder Hilfe-Seiten im Internet durchlesen muss, um damit zurecht zu kommen, alles andere als intuitiv oder gar anfängerfreundlich ist.

Die Möglichkeit der Tastaturbedienung wird immer wieder gerne gepriesen. Ich finde jedoch, dass ich bei Gnome 3 viel häufiger zwischen Tastatur und Maus hin- und herwechseln muss als bei Gnome 2.

“Ergognomisch” ist ein echter Knaller!! Gratuliere zu dieser Wortschöpfung! Möge sie in die Geschichte dieses Desktops eingehen!

— Helmut · 11. Juli 2011, 22:31

Der Kommentar von Christoph spricht mir aus der Seele.

Ich nutze auf meinem Testsystem gerne Unity und die Gnome-Shell. Beide haben ihre Stärken und Schwächen, aber prinzipiell gefallen sie mir beiden gut, wobei aber im Moment Unity die Nase vorn hat. Ich bin schon auf Ubuntu 11.10 und Gnome 3.20 gespannt, aber solange kommen beide nicht auf mein Produktivsystem, da man schon merkt, das beide noch in der Entwicklung stecken und noch nicht vollkommen stabil und problemlos laufen.

Auf meinem Produktivsystem setze ich erstmal noch auf KDE (aktuell 4.6.5). Mal sehen ob mich Unity oder die Gnome-Shell von KDE abbringen können. Auf alle Fälle haben beide das Potential dazu.

Mit Gnome 2.x bin ich hingegen ehrlich gesagt nie so richtig zurechtgekommen. Ich empfand es immer zu unergonomisch und zu altbacken. Mit KDE bin ich aber von der ersten Sekunde an klar gekommen (im Hinblick auf die Bedienung, das Design und die Ergonomie), genauso wie jetzt mit Unity und der Gnome-Shell.

— seaman · 11. Juli 2011, 22:46

Herr, lass Hirn vom Himmel fallen!

Kaum ist man nun fertig, über Unity herzuziehen, macht man die Gnome-Shell fertig. Findet ihr das selbst nicht kindisch? Ehemalige Unity-Feinde sind auf einmal beste Freunde?!?

Außerdem lassen sich die meisten Funktionen, die du hier vermisst über Plugins nachrüsten. Unter Fedora sogar ziemlich leicht. Erst informieren, dann Frust aufschreiben. Ich ertrage diese Kindereien nicht wirklich. Wenn euch der Desktop nicht gefällt, nehmt einen anderen oder macht es selber besser. Ist doch Open-Source, da kann doch jeder forken.

Ich selbst habe beide Desktops (GNOME Shell / Unity) lange Zeit benutzt, und ich muss sagen, dass beide ihre Vor und Nachteile haben. Genauso wie in deinem Artikel könnte ich Sachen schreiben wie: Positionierbarkeit der Leiste? Nein. Übersicht über alle Programme? Umständlich, ergo nein. “Festhalten” des Starters? Nein. Also scheiße? Nein. In beiden Fällen.

— Matthias · 11. Juli 2011, 22:53

Ich gehe mit Christoph d’accord; GNOME 3 zzgl. der Shell mag noch so seine Ecken, Kanten und Unzulänglichkeiten haben, einen derart aggressiven Verriss hat es indessen nicht verdient.

Sehen wir einmal davon ab, dass die gröbsten Mängel bereits durch DAS Tweak Tool (den polemischen Plural kannst du dir sparen) behoben wurden, sollte mensch bei seinem individuellen Urteil berücksichtigen, dass diese Desktop Environment gerade quasi erst in “Version 1.0” erschienen ist; der gebrachte Vergleich mit KDE 4.0 seinerzeit ist in diesem Kontext mit Sicherheit nicht unberechtigt.

Den frühen Entwicklungszeitpunkt eingedenk, finde ich es mehr als beeindruckend, wie produktiv sich bereits jetzt mit GNOME 3 respektive der Shell arbeiten lässt. Ich tue dies seit nun schon über zwei Monaten und bin inzwischen ziemlich begeistert von dem neuen Nutzungskonzept.

Wohl bemerkt: Ursprünglich war ich selbst ziemlich skeptisch GNOME 3/Shell gegenüber eingestellt und hatte den Wechsel von GNOME 2 daher an sich gar nicht geplant. Dieser vollzog sich eher durch einen dummen Zufall, denn als ich im Zuge meiner Flucht von Ubuntu zu Arch das Paket für den GNOME Desktop installierte, hatte ich nicht auf dem Zettel, dass besagte Distro derart bleeding edge ist. ;)

Kurzum, nach dem Start von GDM erwartete ich eigentlich GNOME 2 und erhielt stattdessen GNOME 3. Zu diesem Zeitpunkt noch sehr voreingenommen, war ich schon drauf und dran, es unvermittelt gegen KDE 4.6 “umzutauschen”. Zumal ich damals indes noch blutiger Arch-Neuling war, bedurfte auch dieser Schritt erst noch einmal einer gründlichen Internet-Recherche. Nunja, während ich dann so abwechselnd mit Terminal, Editor und Firefox herum hantierte, geriet ich notwendig in intensiveren Kontakt mit den Neu- und Eigenheiten dieses Systems – und der Rest ist Geschichte. Ich blieb, warf alte Gewohnheiten über Bord und lies mich darauf ein, neue zu erlernen. Es hat übrigens gar nicht lange gedauert, bis mir das neue Konzept in Fleisch und Blut überging und heute habe ich das subjektive Gefühl, schneller und effizienter mit meinem System arbeiten zu können, als mit jeder anderen genutzten Oberfläche zuvor (u.a. GNOME 2, KDE 3.x & 4.x, Openbox, Xfce).

Aber das muss letztlich jede/r für sich selbst herausfinden und entscheiden.

Noch ein paar Worte zu dem Artikel: Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass der/die Autor/in sein/ihr Urteil über GNOME 3 zzgl. Shell schon vor der “Testwoche” gefällt hatte. Zudem sei mal dahin gestellt, wie intensiv diese wirklich war, denn diverse praktische Neuerungen bleiben unerwähnt (etwa das ereignisorientierte Prinzip des Programm- und Fensterwechsels sowie die praktischen Launcher-Eigenschaften des Dash vermittels Texteingabe), während anderswo Mängel beklagt werden, die gar keine sind (siehe ALT+TAB sowie diverse weitere Kritik an der Handhabung, die mit einem Blick auf das Cheat Sheet hätte ausgeräumt werden könnten).

Wie dem auch sei: Ich bleibe vorerst bei GNOME 3 und der Shell und bin sehr gespannt, welche Verbesserungen und Erweiterungen uns im Herbst erwarten. Denn rund, darin stimme ich mit dem/der Autor/in überein, ist die Laube tatsächlich noch nicht.

Nochmal @Christoph: Magst du nicht mal einen ausführlicheren Bericht zu GNOME 3/Shell (oder vielleicht ein Video Review wie mit Unity) auf linuxundich.de veröffentlichen? Dir traue ich darin nämlich wesentlich mehr Objektivität zu.

— bung · 11. Juli 2011, 22:58

Und zum Thema “geringe Konfigurierbarkeit” lasse ich vielleicht mal ein Bild (meines Desktops) sprechen:

http://dl.dropbox.com/u/1447551/dirty.jpg

Kurzum: GNOME 3 ist nicht unbedingt weniger konfigurabel als GNOME 2, bloß fehlt in vielen Fällen (etwa für Icon-, GTK-, Metacity und Shell-Theme) noch von Haus aus das entsprechende GUI zur Anpassung. Der Akzent liegt hierbei auf “noch”, denn ich kann mir kaum vorstellen, dass derartiges nicht spätestens in 3.2 nachgereicht wird. Bis dahin tut das bereits genannte Tweak Tool hervorragende Dienste, nimmt damit die Entwickler aber natürlich nicht aus der “Verantwortung”.

— bung · 11. Juli 2011, 23:28

Hallo Christoph,

danke für die ausführliche, begründende Replik! Schade, dass Du hier Agressivität herausliest, das war nicht
intendiert und ich meine behaupten zu können, dass ich den Text recht gelassen verfasst habe. Mit drastischen Beispielen, sicherlich, aber ohne böse Absichten. Würde mir gar nichts an Gnome 3 liegen, würde ich nicht darüber schreiben. Den Hinweis auf Falschheit kann ich so auch nicht stehenlassen. Zu den einzelnen Punkten:

Warum soll man im Panel Starter ablegen können, wenn es doch das Dock dafür gibt? So viel Mehrarbeit ist es nicht die Maus in die Ecke zu fahren und dann dein Programm zu starten. Alternativ blendet die ja der System-Key bzw. Windows-Key das Overlay ein.
Starter im Panel? Weil man es könnte. Platz genug wäre definitiv. Es vermindert die Übersicht, wenn man die Starter nicht permanent im Blick haben kann und wer oft einen bestimmten Button braucht, für den ist es durchaus Mehrarbeit, erst den kompletten Modus wechseln zu müssen, das summiert sich im Handgelenk. Die Super-Taste ist zwar eine gute Alternative, aber eben auch mit einem Wechsel des Eingabegeräts verbunden. Der Nutzer kann letztlich nur wählen zwischen beidhändiger Bedienung oder Mausrennerei. Eine Usability-Sünde.

Warum braucht es unbedingt eine feste Anzahl virtueller Desktops? Warum muss es virtuelle Desktops geben, die gar nicht benutzt werden. Das dynamische Konzept macht da in meinen Augen mehr Sinn.
Die dynamische Anzeige wirkt zunächst sicherlich intuitiv, hat aus Usabilitysicht aber den Fehler, dass es sehr viel Unruhe in die Arbeitsabläufe bringt. Wer intensiv mit mehreren Arbeitsflächen arbeitet, hat bei diesem Konzept zudem nach kurzer Zeit Dutzende von weiteren Arbeitsflächen angehäuft, was wiederum der Übersichtlichkeit schadet. Feste Desktops haben den Vorteil, dass sie gezielt angesprochen werden können, Fenster können sofort auf die vorhandenen Flächen verteilt werden, ohne sie erst erzeugen zu müssen.

Alt+Tab wechselt zwischen Anwendungen, Alt+^ wechselt zwischen Fenstern der selben Anwendung.
Danke, war mir nicht bekannt (da bei mir standardmäßig anders belegt). Ergnomisch ist dies allerdings auch nicht, da a) Gnome hier unnötigerweise mit Konventionen bricht und b) es ineffektiv ist, wenn der Nutzer erst überlegen muss, ob er zwischen Fenster oder Programmen wecheln will, statt es intuitiv zu tun. Der häufigste Anwendungsfall für diese Tastenkombi dürfte sein, das zuletzt aktive Fenster wieder nach vorne zu bringen – ob dieses Fenster nun zum selben Programm gehörte oder nicht, ist einem in diesem Moment oft gar nicht bewusst. Die umgekehrte Belegung wäre sinnvoller.

Eine zweite Instanz einer Anwendung kannst du über einen Mittelklick öffnen. Das machen Docks wie Awn, Cairo Dock oder Docky so. Das macht Unity so. Das macht sogar Win7 so.
Und genau das lieben die Anwender mit schwergängigen Mausrädern. ;) Spaß beiseite, der Punkt der Kritik ist, dass das Konzept hier unschlüssig ist: die Funktion der Fensterauswahl übernimmt bereits die Fensteransicht im Mittelbereich, die Belegung des Panels mit der Fensteraktivierung wäre daher eigentlich gar nicht nötig.

Muss man die Aktivitätenansicht individuell konfigurieren können? Dafür gibts doch das Dock.
Gegenfrage: Warum nicht? Das Dock bietet z.B. weniger Platz.

Das Dock an den linken Rand des Desktops auszulagern macht schon Sinn, da a) dort der einzige Platz ist (unten und oben sind mit Panels belegt, das unteren wird ja nur bei Bedarf anhezeigt) und b) gibts heutzutage halt nunmal deutlich mehr 16:9, 16:10 Displays als 4:3. Das Format ist ziemlich tot. Von daher ist es an der zeit die Breite des Bildschirms auch zu nutzen.
Das verstehe ich jetzt nicht ganz: In der Breite hätte das Panel gerade bei Breitbildschirmen deutlich mehr Platz, in der vertikalen Position wie jetzt ist der Platz schnell verbraucht. Wie man auf den Bildern sehen kann, wäre für das Panel unten horizontal durchaus Platz vorhanden – trotz manchmal auftauchender Infoleiste.
Gerade im professionellen Bereich wird 4:3 übrigens noch immer gerne genommen.

Natürlich ist dieser Text auch persönlich gefärbt, so wie Du eine positive Sichtweise eingenommen hast, ist eben auch eine Betrachtung von der anderen Seite aus möglich. Objektivität kann man bei diesem Thema prinzipbedingt nicht erreichen, nur eine Annäherung versuchen. Es ist ein Essay, keine Studie. Dass diejenigen, die mit den alten Konzepten unzufrieden waren, also Gnome 2 nicht so toll fanden, bei Gnome 3 eher “ihren” Desktop entdecken, scheint auch naheliegend. Es soll auch nicht versucht werden, der Gnome-Shell die Berechtigung oder Nützlichkeit abzusprechen: wie oben geschrieben, hat Gnome 3 seinen Reiz und sofern man etwas Zeit, guten Willen und vor allem die Bereitschaft mitbringt, sich auf Neues einzulassen, kann man sich an die Gnome-Shell gewöhnen und sogar davon begeistert sein, keine Frage.
Daneben gibt es aber noch die Fakten, die sich einer Interpretation entziehen. Fakt ist, dass sich der Nutzer an Gnome 3 anpassen muss, damit es funktioniert. Der umgekehrte Weg ist nicht vorgesehen. Gnome 3 sträubt sich vehement gegen eine Anpassung an den Nutzer. Das hat auch weniger etwas mit “Lernen” zu tun, denn selbst, wenn man irgendwann alle Tricks draufhat, lassen sich keine Anpassungen vornehmen – außer man patcht und erweitert wie ein Wilder. Dass das gewollt ist, ist klar und soll nicht in Abrede gestellt werden. Aber man muss diesen Ansatz nicht mögen, man kann. Wie ich in dem am Ende verlinkten Begleitartikel z.B. bereits schrieb, ist die Innovationsfreudigkeit des neuen Gnomes durchaus zu bewundern und anzuerkennen. Doch Innovationsbereitschaft allein führt noch nicht automatisch zu einem gut nutzbaren Desktop. Wenn Gnome nicht zum Nischendesktop verkommen möchte, muss es erst noch zeigen, ob es auf die Wünsche von mehr Benutzern eingehen will.

Pinguinzubehör · 11. Juli 2011, 23:59

denn als ich im Zuge meiner Flucht von Ubuntu zu Arch das Paket für den GNOME Desktop installierte, hatte ich nicht auf dem Zettel, dass besagte Distro derart bleeding edge ist. ;)
Wenn ich gemein wäre, würde ich das jetzt als Beleg dafür heranziehen, dass Gnome 3 tatsächlich nur durch Zufall seine Benutzer findet und niemals bewusst und freiwillig installiert wird. ;-)

Und zum Thema “geringe Konfigurierbarkeit” lasse ich vielleicht mal ein Bild (meines Desktops) sprechen: http://dl.dropbox.com/u/1447551/dirty.jpg
Schick. Und natürlich geht es, wenn man es darauf anlegt, aber es ist von Seiten Gnomes nicht vorgesehen und wird dadurch auch nicht gerade erleichtert. Ein auf Statik getrimmtes Gnome dann trotzdem derart zu „pimpen“, erfordert schon gehörigen Ehrgeiz. Ein „unambitionierten“ Nutzer wird diesen Punkt nicht erreichen können, also genau der Nutzer, auf den Gnome eigentlich zielt. Was ist das eigentlich für ein Panel am unteren Rand?

Der Akzent liegt hierbei auf “noch”, denn ich kann mir kaum vorstellen, dass derartiges nicht spätestens in 3.2 nachgereicht wird.
Genau das ist die Frage, es hat momentan eher den Anschein, als würde es sich dabei um eine gewollte Designentscheidung handeln, diese Optionen nicht mehr offen anzubieten (nach den Aussagen des Gnome-Marketings soll Gnome ein einheitliches Aussehen haben, dies würde durch zu einfach ermöglichte Nutzeranpassungen unterlaufen werden) und nicht nur eine Verzögerug beim Entwicklungsstand.

Pinguinzubehör · 12. Juli 2011, 00:40

@bung: Das steht eigentlich schon lange auf dem Plan, leider ist aktuell die Zeit etwas knapp, worunter das Blog etwas leidet. Komme gerade nicht dazu es mit Inhalten zu füllen. In der aktuellen Linux-User ist ein Beitrag zu GNOME3 von mir, leider ist er nicht in der Community Edition der LU enthalten. Es kommt aber mit Sicherheit noch was zum Thema GNOME3 im Blog :)

@Daniel: Die aggressive Stimmung kommt alleine schon im Intro hoch ;) Wenn man das “Interface-Nazis” gleich im zweiten Satz auspackt, dann liest man den Rest mit einer gewissen Erwartungshaltung. Dazu eben die recht unwirsche Aufzählung mit dem was fehlt ohne Hinweise wie man denn gewisse Funktionen, die vielleicht praktisch sein könnten Nachrüsten könnte. WebUpd8 hat recht viel zum Thema http://www.webupd8.org/search/label/gnome%203?max-results=10

Wie gesagt, GNOME3 ist noch jung, zu jung um jetzt schon den Abgesang zu starten. Ich hab jetzt nicht die Zeit vollständig auf deine Antwort einzugehen, aber speziell bei den Workspaces gibt es halt diejenigen, die schon immer mit zig virtuellen Desktops gearbeitet haben und diejenigen die das noch nicht getan haben.

Für die Leute, die schon immer ihren Browser auf Desktop1, ihr Mailprogramm auf Desktop2 usw. hatten, für die ist das wahrscheinlich nicht optimal. Aber für diejenigen, denen das hin- und herschalten bislang zu nervig war bzw. die vielleicht gar nicht wussten dass es virtuelle Desktops gibt, für die bietet sich endlich die Möglichkeit virtuelle Desktops intuitiv zu benutzen. Ohne natürlich Zahlen zu wissen, will ich mal behaupten dass die zweite Gruppe an Usern in der Überzahl ist.

Ich persönlich freue mich auf die nächsten Releases von GNOME3. Ich bin mir sicher, dass fehlende Features und die Ecken und Kanten des ersten Releases in den kommenden zwei Ausgaben des Desktops verbessert werden. Man sieht ja schon bei zahlreichen Themes und Ergäzungen aus der Community, dass GNOME3 aufgegriffen wird. Letztendlich wird man zu einem einfach zu bedienenden Desktop für Einsteiger, wie auch zu einer flexibelen und anpassbaren Desktopumgebung für Poweruser kommen.

Grüße
Christoph

Christoph · 12. Juli 2011, 01:12

Wie gesagt, lies dich mal ein bisschen in die Bedienung der Gnome-Shell ein, dann wirst du merken, …

Wasn Bullshit, man soll sich doch nicht in den eigenen Desktop einlesen müssen! Bei z.B. Win7 oder iOS konnte man die essentiellen Funktionen auch ohne ein Handbuch verstehen, wenn man etwas Computererfahrung gehabt hatte. Gnome 3 ist grundsätzlich eine gute Idee, aber wenn quasi nur Entwickler die Software testen ist klar, dass gewisse Usability-Hürden übersehen werden.

— · 12. Juli 2011, 01:39

Wenn ich gemein wäre, würde ich das jetzt als Beleg dafür heranziehen, dass Gnome 3 tatsächlich nur durch Zufall seine Benutzer findet und niemals bewusst und freiwillig installiert wird. ;-)

Naja, du kennst ja den kleinen Aphorismus über die Ernährungsgewohnheiten des Landwirts. Ich denke mal, ein Stück weit steckt es in der “Natur” des Menschen, der Gewohnheit anzuhängen und das “Neue”, Unbekannte erst mal mit Argwohn zu betrachten. In diesem Sinne bin ich übrigens auch bloß zufällig zu Linux gekommen – und gleichsam zunächst nur deshalb geblieben, weil ich bei dem Versuch, Ubuntu Dapper zu installieren, meine Windows-Partition komplett zerschossen habe. ;)

Ein auf Statik getrimmtes Gnome dann trotzdem derart zu „pimpen“, erfordert schon gehörigen Ehrgeiz.

Nicht wirklich. Mit dem Tweak Tool funzt das im Grunde genauso einfach wie unter GNOME 2. Icons, GTK, Metacity, Shell… Lässt sich alles bequem per Dropdown Menu anwählen. Und das Programm ist inzwischen bei allen Distros, die auf GNOME 3 setzen, in den regulären Repos gelandet, die Installation ergo auch nicht schwer. Dennoch stimme ich dir zu: Derartiges ist an sich obligatorisch für eine DE.

Was ist das eigentlich für ein Panel am unteren Rand?

Äh, der Systray?! Erscheint entweder, wenn ich das Dash aktiviere, oder wenn ich den Cursor in die Ecke rechts unten bewege. Solltest du aber auch gehabt haben… ;)

Genau das ist die Frage, es hat momentan eher den Anschein, als würde es sich dabei um eine gewollte Designentscheidung handeln, diese Optionen nicht mehr offen anzubieten (nach den Aussagen des Gnome-Marketings soll Gnome ein einheitliches Aussehen haben, dies würde durch zu einfach ermöglichte Nutzeranpassungen unterlaufen werden) und nicht nur eine Verzögerug beim Entwicklungsstand.

Also wenn das wirklich stimmt, dann gehört den Boys & Girls der GNOME Foundation mal ordentlich eine gebatscht. Die Idee an sich ist aber schon von daher Käse, als dass Distros wie Ubuntu, die genuin auf GNOME 3 setzen werden, ohnehin mit eigenen GTK-, Metacity- und Iconthemes daherkommen. Und schau mal auf gnome-look.org; da sprießen neue und großartige Shell/GTK-Themes gerade wie verrückt aus dem Boden. Ich kann mir kaum vorstellen, dass die GNOME Foundation diesem Trend mittelfristig nicht Tribut zollen wird.

Von alldem mal abgesehen: Mir ist aufgefallen, dass deine Screenshots allesamt aus der Live Session stammen. Ich gehe in diesem Sinne nicht davon aus, dass du GNOME 3/Shell unter “reellen” Bedingungen getestet hast. Eine gewisse Routine durch alltäglichen, produktiven Gebrauch ist nach meiner Erfahrung aber notwendig, um wirklich in das neue Konzept hineinzufinden. Denn um dessen Vorzüge kennenzulernen, bedarf es zweifelsohne einem Mindestmaß an Kontinuität und Eingewöhnung – weit mehr als das bei “herkömmlichen” Konzepten der Fall ist, schließlich bricht es tatsächlich mit sehr vielen Konventionen.

Und das kann der Umgang mit einer Live Session meines Erachtens nicht leisten.

— bung · 12. Juli 2011, 02:05

Wasn Bullshit, man soll sich doch nicht in den eigenen Desktop einlesen müssen! Bei z.B. Win7 oder iOS konnte man die essentiellen Funktionen auch ohne ein Handbuch verstehen, wenn man etwas Computererfahrung gehabt hatte.

Also den Vergleich mit einem Handy-Betriebssystem will ich an dieser Stelle mal außen vor lassen, der ist hier nach meinem Dafürhalten ziemlich verfehlt. Aber mit der Relation zu Windows 7 greifst du tatsächlich einen interessanten Aspekt auf. Im Grunde hast du mit deiner Aussage nämlich recht; allerdings nur, sofern wir “Computererfahrung” synonym mit “Windowserfahrung” verstehen wollen. Es stimmt natürlich: Menschen, die seit 10 Jahren mit Windows XP gearbeitet haben, werden sich recht schnell (und ohne “einlesen”) auch in Windows 7 zurechtfinden. Das rührt aber weit weniger daher, dass Windows 7 nun irgendwie sonderlich “intuitiv” sei, weit gefehlt. Vielmehr – und das ist der springende Punkt – hat es sich in der Nutzerführung lediglich kaum verändert; es handhabt sich im Kern noch immer genauso wie Windows XP, Windows 2000, Windows ME, Windows 98 und Windows 95. Und strikt nach dem gewohnten Schema F nutzen es die meisten auch, inkl. des obligatorisch Desktopzumüllens.

Worauf ich hinaus will: Mit wirklicher (!) Innovation (ungeachtet ob sinnvoll oder nicht) wirst du dir zunächst erst mal mehr Skepsis denn Liebe einheimsen, setzt sie doch häufig das Ablegen alter sowie das Erlernen neuer Gewohnheiten voraus – und das ist für den/die Nutzer/in erst einmal unbequem. Sich eben darauf einzulassen und ja, vielleicht auch mal vor dem Gebrauch etwas über die neuen Möglichkeiten NACHZULESEN (schreck), scheint mir indessen die unabdingbare Voraussetzung für jeglichen Fortschritt mit positiver Konnotation – im Zweifelsfall kann man schließlich immer noch “back to the roots”. ;)

Eine kleine Randnotiz noch: “Windows” lässt sich übrigens auch wieder “verlernen”. In meinen ca. 5 Jahren Linux hatte ich ab einem gewissen Zeitpunkt gar kein MS-Ramsch mehr verwendet. Wenn ich nun heute einer (noch nicht bekehrten) Mitbewohnerin auch nur die Drucker- oder Netzwerkeinstellungen konfigurieren soll, könnte ich ihr Laptop regelmäßig durchs geschlossene Fenster pfeffern! Windows 7 und intuitiv? HA-HA-HA!

— bung · 12. Juli 2011, 02:44

“Der Wechsel z.B. zwischen Browserfenster und Nautilus gelingt problemlos, doch versucht man, zwischen zwei Dateimanagerfenstern oder 2 Browserfenstern zu wechseln, passiert – gar nichts. Das zuletzt aktive Fenster bleibt einfach im Vordergrund.”

Dafür gibt es Alt-<Taste-über-Tab>

“Mit einem Einfachklick eine zweite Instanz eines Programmes öffnen?”

Mittlere Maustaste.

Für die ganzen Frickler, Tweaker, Konfigurationsfanatiker etc. gibt es die unzähligen Gnome-Shell-Extensions. Der Kern bleibt sauber, und jene können sich austoben. Alles wunderbar.

— cgb · 12. Juli 2011, 03:08

Ich habe Gnome3 und Unity ebenfalls ausprobiert und kann in beiden Fällen einen Vorteil erkennen -> meine Freundin geht nicht mehr an meinen PC, wenn Linux läuft!!! :)

“Ich stelle mit gerne vor, wie es wäre wenn man beliebige Passanten von der Straße holen würde und sie vor eine bestimmten Software (GNOME 3) setzt.
→ Die Menschen würden massenweise an GNOME 3 scheitern.”

… kann ich somit bestätigen!

Voku · 12. Juli 2011, 04:22

Ich habe mich an der GNOME3 noch nicht probiert, da ich schlichtweg in meiner knappen Freizeit kaum die Möglichkeit habe mich dort reinzuarbeiten. Dennoch bin ich bei sowas immer hinterher, weil ich mich gerne reinfrickele.

Aber ich muss Christoph und den anderen ähnlich argumentierenden Kommentatoren hier widersprechen, die sich hinter das GNOME3-Bedienkonzept stellen. Denn (ohne, dass ich die Oberfläche kenne) kann ich sowohl bei knetfeder als bei seinen Kritikern rauslesen, dass die Bedienung viel Einarbeitung benötigt und die Vorteile erst dann ausgespielt werden, wenn man alle Kniffe und Shortcuts raus hat.
Ich würde mich damit ja beschäftigen, aber meine Regierung daheim hat keinen technischen Fimmel und ist generell gegenüber solchen Neuerungen nicht sehr aufgeschlossen. Unity ist mit Pauken und Trompeten durchgefallen. Und ich will nicht Dualboots oder zig verschiedene Oberflächen installieren. Der PC soll angehen und dann direkt für die Alltagsdinge arbeitsbereit sein. Andernfalls werde ich unter Androhung von Zwang genötigt Windows wieder zu installieren.

Was nützt also ein tolles Bedienkonzept, wenn die breite Masse keinen Zugang mehr dazu hat? GNOME2 hingegen war von jedem Schimpansen bedienbar. Warum geht man von der (mit KDE zusammen) weitverbreitesten Oberfläche hin zum “Nerd-Eingabeschema”? Zumal GNOME2 bald in keiner populären Distri mehr zu haben sein wird. Hätte man dann nicht einfach ähnlich wie Unity einen neuen Arm für advanced users aufmachen müssen und GNOME2 linientreu weiterentwickeln können?
Verstehe ich alles nicht.

(PS: Irgendwie ist die Textspalte in Deinem Bloglayout so schmal)

— Burki · 12. Juli 2011, 07:28

>>Schiebt sich ein neues Fenster ins Bild, kommt man an das dahinterliegende nicht mehr ohne Umwege heran

Hier habe ich aufgehört zu lesen.

Mittelklick in die Fensterleiste – kann auch für Noobs nicht so schwer sein.

— klab · 12. Juli 2011, 08:22

Nur eine Sache, ein System, bei dem man ohne eine Tastenkombination keinen Ausschaltknopf zur Verfügung hat ist weder intuitiv zu bedienen noch für Normalverbraucher geeignet.

Warum, was haben die sich gedacht?

— johann · 12. Juli 2011, 08:47

Hier habe ich aufgehört zu lesen.
Nicht nur aufgehört zu lesen, sondern offensichtlich auch aufgehört, weiterzudenken.

Mittelklick in die Fensterleiste – kann auch für Noobs nicht so schwer sein.
Nicht das erste Fenster soll ganz nach unten, sondern das zweite Fenster ganz nach oben. Das ist durchaus ein Unterschied.
Typisches Szenario: 10 offene Fenster, mittelgeklicktes Fenster nun ganz unten, wird danach jetzt aber wieder gebraucht. Also jetzt 9 Mal auf alle anderen schön verteilten Titelleisten klicken? Da hält das Mausrädchen schön lange …

Pinguinzubehör · 12. Juli 2011, 08:54

@Burki: Beide Maustasten gleichzeitig klicken? Bei einem Touchpad mit Multitouch-Fähigkeiten mit zwei Fingern aufs Touchpad dappen?

Christoph · 12. Juli 2011, 10:27

schöner gnome artikel. ich mußte doch sehr schmunzeln im bezug auf linus und seine aussagen.
da ich mich zu den mehr oder weniger alt-usern zähle, aber auf meinem gnome2 bereits die untere leiste gekillt habe, freue ich mich schon fast ein wenig auf gnome3. das man jetzt nichts mehr gescheit anpassen kann, ist dann aber wieder ein KO kriterium.
vielleicht lande ich ja doch wieder bei der guten alten fluxbox?

kyio · 12. Juli 2011, 11:37

Nicht nur aufgehört zu lesen, sondern offensichtlich auch aufgehört, weiterzudenken.

Du hast scheinbar nichts vom GNOME-Shell-Prinzip verstanden, bzw. willst es nicht.

Ist deine Arbeitsfläche mit Fenstern zugemüllt, dann drückst du die SUPER-Taste, o. gehst mit der Maus in die linke obere Ecke.

Ist auch das noch zu schwer für dich, dann hilft dir die passende Extension.

— klab · 12. Juli 2011, 12:21

Also ich mag GNOME Shell. Plasma Desktop gefällt mir zwar noch immer am besten von allen X11-Desktops, aber vor die Wahl gestellt, ob klassisches GNOME 2.x oder GNOME Shell, würde ich ohne zu zucken GS bevorzugen.
GS ist aktuell gerade mal bei einem Punkt-Null-Release und es ist klar, dass sich noch viel tun wird. Der klassische Desktop hingegen ist in einer Sackgasse: Seit den 1990ern tut sich nichts mehr, außer schöneren Icons. GNOME 2.x ist vom GUI-Konzept her kaum weiter als Windows 95 mit Internet Explorer 4 (dessen Installation hat auch die Desktop-Shell überarbeitet). Das langweilt nicht nur, es ist auch völlig unflexibel. Wie ich schon in meinem Mini-Review unter https://kamikazow.wordpress.com/2011/03/16/short-review-of-gnome-shell/ geschrieben habe, ist GS’ größter Mangel aktuell das Aktivitäten-Management, das “griffiger” zu erreichen sein müsste.

Alles in allem habe ich aber GS nicht umsonst eine 2+ gegeben, während GNOME 2.x eher so eine 4 von mir kriegen würde: “Ausreichend”. Mehr nicht.

— Markus S. · 12. Juli 2011, 12:47

Nicht das erste Fenster soll ganz nach unten, sondern das zweite Fenster ganz nach oben. Das ist durchaus ein Unterschied. Typisches Szenario: 10 offene Fenster, mittelgeklicktes Fenster nun ganz unten, wird danach jetzt aber wieder gebraucht. Also jetzt 9 Mal auf alle anderen schön verteilten Titelleisten klicken? Da hält das Mausrädchen schön lange

Hm? Sorry, aber 10 offene Fenster auf einem Desktop sind in der Shell mit Sicherheit KEIN “typisches” Szenario – es sei denn, du gibst dir mit schon fast pathologischer Verbissenheit die Mühe, ihre Gratifikationen (in diesem Fall: Dynamische Desktops) gekonnt zu ignorieren. (Der dritte Screenshot von oben lässt’s fasst befürchten… ;))

Aber selbst, sofern wir dein Szenario annehmen möchten, verstehe ich das Problem nicht; einmal mit der Maus nach links oben oder, sofern deren Beschleunigung wirklich so gering ist, einmal die SUPER-Taste gedrückt, und du hast eine komfortable Übersicht über alle geöffneten Fenster, aus der du dein favorisiertes auswählen kannst. Alternativ tut’s auch Alt+Tab. Und wenn es gar nicht anders geht, kannst du vermittels des Tweak Tools ohne Aufwand den Minimieren-Button wieder herstellen.

Dieser Fall ist übrigens ein typisches Beispiel für meinen wesentlichen Kritikpunkt an deinem Artikel: Die Shell bietet dir für beschriebenes “Problem” von Haus aus eine Vielzahl alternativer (teils mehr, teils weniger geeigneter) Lösungswege an und du schlägst sie in den Wind, weil sie nicht dem von dir gewohnten Konzept entsprechen.

— bung · 12. Juli 2011, 13:05

ich stimme dir bis auf einen punkt zu, der mit der anpassbarkeit. denn gerade wie man an ios oder osx sieht, geht es sehr wohl auch sehr gut ohne eine auswahlen von themes & co.

— boxi · 12. Juli 2011, 13:12

“Was nützt also ein tolles Bedienkonzept, wenn die breite Masse keinen Zugang mehr dazu hat?”

schreibt ein Leser.

Ja, aber ist man dann nicht auf alle Ewigkeit auf ein einmal eingeführtes Bedienkonzept festgelegt? Ein “Innovationen nein Danke!” Prinzip?

Oder anders gesehen, man überlässt einer Firma aus Redmond auf Grund der Marktdurchdringung das Privileg Änderungen im Bedienkonzept vorzunehmen?

Ich habe Gnome3 noch nicht getestet, aber ich bin den Machern schon mal dafür dankbar, dass sie den Mut hatten auch mal alte Pfade zu verlassen.

— Einfach Ich! · 12. Juli 2011, 14:53

Ich finde es auch schade, dass ständig solche Artikel verfasst werden (sorry Daniel) wo man bereits nach den ersten Absätzen merkt, dass sich der Autor nicht einmal die Zeit genommen hat sich in Gnome 3 einzuarbeiten…

Mit gnome-shell kann man richtig gut arbeiten, es ist alles wirklich durchdacht. Das Bedienkonzept wurde lange diskutiert und ja, es ist anders als das gewohnte Windows (bzw. KDE). Dafür gibt es aber auch gute Gründe!

Mir ging es anfach auch so, dass ich hin und wieder etwas Frust hatte weil das gewohnte Feature XY nicht da war. Dann hab ich meistens kurz auf der ML nachgelesen warum, und einmal ein wenig selbst über die Vor- und Nachteile nachgedacht. Dann hab ich mir die Zeit genommen den neuen Weg auszuprobieren, und jetzt möchte ich nichts anderes mehr haben. Windows / KDE erscheint mir da sehr umständlich und unnötig kompliziert…

Was ich auch lustig finde, ist dass alle immer die Anpassbarkeit von Gnome bemängeln. gnome-shell hat eine einzelne CSS Datei die das Design regelt und das komplette User Interface (inkl. Callbacks und Effekte) ist in JavaScript geschrieben. Zwei Technologien die vermutlich schon einmal jeder von euch verwendet hat, und mit denen die meisten wohl auch vertraut sind. Und mit Alt+F2 “rt” kann man die Änderungen übernehmen (ohne Neustart oder Kompilieren). 100% Anpassbarkeit!

Das was bisher da ist, ist meiner Meinung nach schon sehr ausgereift, gut durchdacht und funktioniert gut. Ich bin allerdings schon sehr gespannt auf das FindingAndRemaining Feature (Zeitgeist und abstrakte File Browser Integration). Das wird den Desktop wohl noch einmal stark verändern.

— Christoph Hack · 12. Juli 2011, 16:17

Toll an deinem Artikel finde ich, dass durch ihn Leute wie Lars aus ihren Kellern kommen und was von “Man muss sich halt einlesen” erzählen. Es hat was, wenn zur Verteidigung einer Sache das Äquivalent zu “Es hat vollkommen sein Ziel verfehlt, es ist toll!” angeführt wird.
Eigentlich echt erstaunlich, dass trotz dem Usability-Boom solche Einstellungen noch bei Menschen zu finden sind und nicht nur in Geschichtsbüchern.

Wobei, um das klarzustellen: Ich hab Gnome 3 nicht getestet und habe daher keine Meinung dazu (=Das hier ist kein “Gnome 3 taugt nichts”-Kommentar). Unity gefällt mir ganz gut.

onli · 12. Juli 2011, 17:22

Ehrlich gesagt sehe ich das alles nicht so wild. Ich nutze die Gnome-Shell nun schon ein paar Wochen auf der Arbeit und komme damit bestens klar. Mit dem erwähnten Tweak-Tool kann man die paar fehlenden Einstellungsmöglichkeiten bequem nachrüsten und dann kann man damit tatsächlich arbeiten.
Mich stört eigentlich nur tracker, der immer mal wieder meine Festplatte durchsucht und dabei die Maschine ausbremst.
Ansonsten passt das!

— Heinzi · 12. Juli 2011, 18:19

Es scheint hier ein Kommunikationsproblem zu geben.
Für wen ist der neue GNOME Desktop gemacht, was ist ein Durchschnitts-Anwender?

Sprechen wir hier vom Linux-Durchschnitts-Anwender?
ODER
Dem Regulären-Durchschnitts-Anwender der Computer nicht als sein Hobby betrachtet?

Linux-Durchschnitts-Anwender:
Der Linux-Durchschnitts-Anwender scheut (weitestgehend) Tastenkombinationen und das lesen von Manuals nicht. Stößt er auf ein Problem, ist er meistens in der Lage dieses selbständig zu lösen.

Der Reguläre-Durchschnitts-Anwender:
Benutzt so gut wie keine Tastenkombinationen und weiß z.B. nicht wofür Datei-zippen (ja ZIP, nicht tar.gz) überhaupt gut ist. Alles was ein Regulärer-Durchschnitts-Anwender nicht mit ein paar Klicks herausfinden kann, existiert für ihn nicht. Bei der Lösung von Problemen ist er meist auf andere Menschen angewiesen.

Betrachten wir einmal kurz die GS aus Sicht eines Regulären-Durchschnitts-Anwender: – Er benutzt keine Tastenkombinationen – Weiß nicht was ein Tweak Tool/ein Addon ist (geschweige denn das es existiert) – kennt nicht die richtige Terminologie um selbst nach Lösungen zu suchen – möchte einfach das es geht/seine Anwendungen bedienen

Reguläre-Anwender machen geschätzt mehr als 80% der PC-Nutzer weltweit aus. Auch wenn es nur 60% sein sollten, stellt sich trotzdem die Frage, für welche Nutzergruppe die GS konzipiert wurde?

— Paradiesstaib · 12. Juli 2011, 21:28

@Heinzi:
Tracker ist keine Abhängigkeit von GNOME 3 oder der Shell.

@Paradiesstaib:
Grundsätzlich hast du nicht unrecht. Ich möchte allerdings behaupten, dass auch ein unerfahrener User, der Tastenkombis und CLI ebenso scheut wie der Teufel das Weihwasser, mit der Shell gut arbeiten können wird – eine gewissen Grundbereitschaft zur strukturellen Umgewöhnung einmal vorausgesetzt.

Zum jetzigen Zeitpunkt der Entwicklung würde ich GNOME 3 & Shell aus bereits genannten Gründen tatsächlich eher einem erfahreneren Benutzer*innenkreis empfehlen. Dies indessen nicht wegen des neuen Konzepts an sich, denn dieses birgt nach meinem Dafürhalten großes Potential.

Vielmehr – und dessen sollten wir uns alle nochmal gewahr werden – haben wir es hier mit dem ersten offiziellen Release zu tun. Und von einem solchen unmittelbar ein Rundumsorglos-Paket zu erwarten, wäre insbesondere eingedenk der GNU’schen Entwicklungsphilosophie nicht nur realitätsfremd, sondern nahezu vermessen.

Ich bin mir sicher, dass GNOME 3 & Shell schon kommenden Herbst mit Version .2 einen gewaltigen Schritt nach vorne tun wird. Allein das bisherige Konzept zur Integration von Zeitgeist verspricht der absolute Hammer zu werden!

— bung · 12. Juli 2011, 22:33

Irgendwie ist die Textspalte (…) so schmal
Die Spalte ist immer noch breiter als jede Zeitungsspalte. Wäre es angenehmer, wenn die Schriftart kleiner wäre?

Pinguinzubehör · 12. Juli 2011, 22:57

@Paradiesstaib: Ja, genau!! Du sprichst mir aus der Seele. Gnome geht von der Massentauglichkeit weg. Der durchschnittliche Leser des UU-Planeten merkt das bewusst aufgrund seiner eigenen Kompetenz gar nicht mehr – unterstelle ich mal. Die Leute, die hier lesen, haben ja nicht gerade den Bravo-Blog abonniert.

daher
@bung: Meine Regierung ist einfach nicht gewillt sich dort einzuarbeiten. Punkt! Computer sind einfach nicht ihr Ding und die Nutzung von Ubuntu ist an sich eine Sensation für Ihre Verhältnisse. Ich steige bei Greys Anatomie auch nicht durch, wer da gerade mit wem und so weiter. Ich habe mittwochs den Laptop aufm Schoß.

@chrisss: Danke für den Hinweis. Geht bei mir beides nicht. UU hat mir aber weitergeholfen (rechts oben aufs touchfeld tippen)

@pinguinzubehör: Vielleicht. Lange Beiträge/Kommentare erschlagen ein manchmal ein wenig, weil man soviel scrollen muss. (individuelles Empfinden; passt in die aktuelle Diskussion nicht rein)

@all: ich installiere es gerade und gebe Update-Bewährung.

— Burki · 13. Juli 2011, 00:34

Bezüglich der Anpassbarkeit muss ich dir recht geben, dass es für viele Dinge keine offensichtlichen Einstellungsmöglichkeiten gibt.
Heisst aber dennoch nicht, dass es sie gar nicht gibt – man muss eben ein wenig im System graben. Hier hoffe ich, dass Gnome in den kommenden Versionen noch nachzieht und da Möglichkeiten nachliefert.

Ansonsten will ich noch mal die Gnome Shell Extensions erwähnen, mit denen man quasi alles am Desktop anpassen kann.
-Durch jedes einzelne Fenster per Alt-Tab wechseln können? Check.
-Bestimmte Programme immer auf einem bestimmten Desktop? Check.
-Power Off-Menüeintrag per Default vorhanden? Check.
-Top-Bar automatisch ausblenden? Check.

Zu den bereits vorhandenen Erweiterungen kommen laufend neue hinzu. Und da der Desktop komplett mittels JavaScript und CSS anpassbar ist, bin ich zuversichtlich, dass sich das so schnell nicht ändert ;)

Gruß

Niko

Niko · 13. Juli 2011, 08:57

“Bezüglich der Anpassbarkeit muss ich dir recht geben, dass es für viele Dinge keine offensichtlichen Einstellungsmöglichkeiten gibt.
Heisst aber dennoch nicht, dass es sie gar nicht gibt – man muss eben ein wenig im System graben. Hier hoffe ich, dass Gnome in den kommenden Versionen noch nachzieht und da Möglichkeiten nachliefert.”

Ähm, das macht GNOME doch jetzt schon. Das Tweak Tool ist vom GNOME-Projekt sebst entwickelt worden. Die Macher haben sich bloß dagegen entscheiden, das in die Default-Installation aufzunehmen. “Geeks”, die alles anpassen wollen, haben doch wohl kaum ein Problem damit, das Programm zu starten.
Und ob das Teil der Standard-Installation ist, ist auch Entscheidung der Distributoren.

— Markus S. · 13. Juli 2011, 12:35

Nach dem vernichtenden Artikel und den relativierenden Kommentaren muss ich sagen: Das muss ich selbst erst einmal ausprobieren. Und mich daran gewöhnen.

Noch benutze ich GNOME 2, aber Unity ist auch noch nicht richtig getestet. Lediglich KDE 4.6 habe ich mir schonmal näher angeschaut.

Ich freue mich irgendwie jetzt schon auf die Ubucon im Oktober. Da sollen die Desktops ja näher unter die Lupe genommen werden.

Adoa · 13. Juli 2011, 14:17

Danke für den großartigen Artikel!

“Sozialistischer Einheitsdesktop” trifft den Nagel nicht nur, sondern versenkt ihn direkt.

— kringel · 13. Juli 2011, 17:07

das ganze scheint mir von einen KDE-Nazi geschrieben zu sein.

— Peter Lustig · 14. Juli 2011, 21:05

Super Artikel, Danke dafür!
Im Gegensatz zu vielen anderen Artikeln bezüglich Gnome3/ Unity angenehm objektiv!

— alex · 28. Juli 2011, 08:56

Also ich finde Gnome 3 nicht schlecht. Es ist Schnell und stabil. Das man für den Fensterwechsel, mit der Maus mal ganz links hinauf muss, finde ich zu verkraften. Bei vielen geöffneten Fenstern, wird die Taskleiste unübersichtlich. Da ist die Vollbilddarstellung bestimmt übersichtlicher.

— sugmarv · 10. August 2011, 20:48

Danke für diesen informativen Post. Wenn ich das so lese fühle ich mich allein schon durch die Aufzählung der vielen Nachteile eingeschränkt – aber: Brauche ich das alles wirklich?
Ich verbringe sehr viel am PC arbeite jedoch die meiste zwit mit bestimmten Programmen und nutze dabei den “Desktop” kaum… mache ich da etwas falsch?
Die neumodischen Bildschirme haben zumeist ein Wide-Screen-Format und daher habe ich in der Höhe viel weniger Platz als in der Breite. Meine Gnome-2 Panels sind daher links und rechts was auch nicht wiklich sexy ausschaut…

— Ice · 3. Dezember 2011, 22:31

Ich finde den Artikel wirklich gut gemacht! Dafür ein dickes Lob.

Ich finde den Vergleich mit Firefox/Mozilla Suite ganz gut. Ich mag mich aber derzeit nicht so ganz deiner Bewertung anschließen.

Ich bin mir nicht sicher, ob das radikal verschlankte Konzept der GNOME Shell nicht genau das Richtige ist. Es ist schwer zu beurteilen, ob weggefallene Funktionen tatsächlich den Komfort mindern oder man nur als Gewohnheitstier dies so wahr nimmt.

Letztendlich gab es schon vorher einige “dumb downs” der GNOME Oberfläche und auch da einen großen Aufschrei. Aber letztendlich hat der Erfolg GNOME recht gegeben.

Soll GNOME doch neue Konzepte ausprobieren. Das eine wichtige Feature wird in den Kern zurück wandern, das andere vermeintlich Wichtige wird als Gewohnheitssache akzeptiert und eben als Extension weiter leben.

Die Gefahr mit inkompatibel werdenden Extensions ist in jedem Fall präsent. Mal sehen, wie GNOME dieses Problems Herr werden will ;)

<— Leid geprüfter User aller möglichen guten und weniger guten UIs :)

— enolive · 9. Dezember 2011, 00:58

Was ich am meisten vermisse ist, dass ich keinen Hintergrund mehr bei Nautilus setzen kann, keinen Verlauf mehr bei Nautilus habe, Strg+F in Nautilus nicht mehr funktioniert. Man nicht mehr durch das eingeben der ersten Buchstaben sich in einen Ordner hangeln kann, da das was man eingegeben hat bevor man in einen neuen Ordner gewechselt hat nicht mehr zurückgesetzt wird. Hintergrundbild/Schreibtischverwaltung funktioniert nicht bei Nvidia wenn Bildschirm zwischendurch deaktiviert wurde. Keine Weltzeiten mehr bei der Uhr. Zeitumstellung nur noch als Administrator möglich. … so Zwischenpause…

— v-v-v · 12. Januar 2012, 12:03

Danke für den Artikel, super Zusammenfassung. Und dabei bin ich eigentlich ein Fan von Gnome.

Kleine Ergänzung: Schon in Gnome2 fehlten wichtige Funktionen, z.B. das horizontale und vertikale Maximieren von Fenstern. Die Marschrichtung wurde also offenbar schon eher eingeschlagen.

Zum Thema “neue Instanz eines Programms starten”: Ein Mittelklick im Dock erledigt das leider nicht. Er macht stattdessen eine neue Arbeitsfläche auf und startet dort die neue Instanz. Einfach eine neue Instanz starten geht nur mit

  • win-taste oder maus-nach-oben-links
  • Rechtsklick aufs Dock
  • Suchen (umso schwieriger, je mehr Instanzen bereits offen sind (auch auf anderen Arbeitsflächen!))
  • neues Fenster (und aufpassen, daß man nicht aus Versehen auf Aus-Favoriten-entfernen kommt! Sofern noch keine Instanz lief, steht dann erstmal eine Suche unter “Anwendungen” an)

Sorry, aber das geht nicht. Bei einer ergonomischen Oberfläche brauchts dafür genau einen Mausklick.

— dc2 · 29. Februar 2012, 00:22

“Nazis” mit “Fanatiker” zu übersetzen, ist wohl doch eher schmeichelhaft gemeint, wenn es nicht etwa eine Beschwichtigung sein soll. Etwas dick aufgetragen hatte Linus allerdings schon, auch wenn er im Grunde – wie meistens – recht hatte. “GNOME” 3 ist kein GNOME, sondern eine ganz neue Oberfläche. Wem das Ding gefällt – und man liest zuweilen Begeisterungsstürme in diversen Blogs – der soll es ja ruhig nehmen. Aber den echten GNOME dafür zu meucheln grenzt an ein Kulturverbrechen! Daß man in der Anfangs-Version 3.0 von den ehemals fast unendlichen Konfigurationsmöglichkeiten ausschließlich Wallpaper wechseln übriggelassen hat, machte den Pseudo-Zwerg zu einem sozialistischen Einheits-Desktop mit dem Charme der Plastik-Möbel der sechziger Jahre. Daß man Wind säte und dafür Sturm erntete, hat man anscheinend erst hinterher gemerkt und für die Release 3.2 dann mit heißer Nadel dieses merkwürdige Tweak Tool nachgeschoben. Ein Individualist kann dieses Ding aber kaum als Ersatz für GNOME Appearance Properties auffassen, eher als tatsächlich so gemeinte Verarsche! Nur Mainstreamern kann sowas gefallen! Die Aufteilung in zwei hintereinanderliegende Ebenen mag ein Veränderungs-Fanatiker vielleicht als modern bezeichnen, aber erleichtert wird einem die Arbeit damit nicht gerade. In diesem Blog nicht, aber woanders bekam ich zu lesen: Wenn dir das Ding nicht gefällt, dann steige doch auf KDE oder XFCE um! Würde sich jemand trauen, einem Hells Angel zu sagen: Wenn dir BMW als Ersatz für deine Harley nicht gefällt, dann steige doch auf Honda oder Yamaha um? Wenn er schnelle Beine hat, vielleicht…

— Oscar alias xpenguin · 1. Mai 2012, 00:53

“Nazis” mit “Fanatiker” zu übersetzen, ist wohl doch eher schmeichelhaft gemeint, wenn es nicht etwa eine Beschwichtigung sein soll.

Keineswegs, “Nazi” hat im Amerikanischen tatsächlich neben der ursprünglichen Bedeutung auch die Bedeutung von Fanatiker, das Wort hat eine übertragene Bedeutung bekommen und ist zu einer Art Schimpfwort geworden, mit dem man alle möglichen Leute, die (vermeintlich) extreme Ansichten haben (ohne tatsächlich Extremisten zu sein), bedenkt. Eine politische Aussage ist damit natürlich auch nicht verknüpft. In Deutschland sollte man das hingegen tunlichtst lassen, jemanden “Nazi” zu nennen, wenn man eigentlich “verbissener Prinzipienreiter ohne Rücksicht auf Verluste” meint.

Würde sich jemand trauen, einem Hells Angel zu sagen: Wenn dir BMW als Ersatz für deine Harley nicht gefällt, dann steige doch auf Honda oder Yamaha um?

Schöner Vergleich. :)

Pinguinzubehör · 3. Mai 2012, 18:16

Recht hast du. Einfach nur Recht.

Man kann mit der GNOME-Shell nicht arbeiten.

— atarixle · 21. Mai 2012, 15:41

Mit Precise bin ich nun zu KDE geflüchtet,so langsam gefällt mir KDE immer besser.
Wäre aber trotzdem schön,wenn man Gnome 2 wieder hätte,und nicht sowas wie MATE oder Cinnamon,bei denen ich aber am Ball bleibe,wer weiss,wie es in einem Jahr damit aussieht!?Ein wenig Hoffnung besteht also noch….

— JEP · 24. Mai 2012, 01:22

Ich persönlich halte Gnome 3 mit Verlaub gesagt für einen Griff ins sprichwörtliche Klo.

Es gibt tatsächlich noch Benutzer die ein stabiles, ressourcenschonendes und produktives System mit einem gewissen minimalistischen Flair schätzen.

Nicht jeder benutzt Mobilgeräte die große Symbole zum Drauftatschen benötigen – auch wenn das vielleicht sogar behindertenfreundlicher sein mag.

Irgendwelche 3D-Effekte die letztlich nichts anderes machen als die Hardware zu beanspruchen,finde ich auch überflüssig.

Nicht zuletzt stellt es schon fast eine Nötigung dar, wenn man mit einer euen Benutzeroberfläche quasi Änderungen aufgedrückt bekommt, die man gar nicht will.

Hier sollte doch bitte dem Nutzer überlassen bleiben, ob er meint den neusten Quatsch mitmachen zu müssen – oder ob man nicht doch auf bewährtes setzt.

Ich bin übrigens keineswegs geistig unflexibel, glaube aber an Werte wie “Never change a running system”

Neue Funktionen bringen aus meiner Sicht vor allem eines: neue Fehler und Schwachstellen ins System.

Aus meiner Sicht tragen derartige neumodische “Klick-Mich-Großsymbole” a la Smartphone eher zur geistigen Unflexibilität bei, als ein guter alter Desktop.

Es ist sicher? Stabil? Ressourcenschonend? Bedienbar? Hat keinen unnötigen Schnickschnack?

So stelle ich mir ein Betriebssystem vor.

Das einzige was mich an LXDE noch stört ist die Schmalheit der Panele und die Kleinheit der Schrift – etwas mehr “GNOME” dürfte es dann ohne Anpassungen schon sein. gg

— Urgestein · 14. Juli 2012, 13:55

Äh scheiße…. Ich nutze i3 und die einzige sinnvolle Funktion bei Gnome wahr das ich Desktop Symbole die ich häufig brauche einfach anklicken konnte. Downgrade nervt, also wird XFCE instaliert.

— oldhacker · 18. Mai 2013, 00:50

Mehrere Desktop-Ebenen… das hatten wir schonmal. Kam mit Windows 3.1 und hieß Programm-Manager. Wurde abgeschafft, weil es umständlich war. GNOME hat nichts draus gelernt.

Bachsau · 21. Mai 2013, 19:48

Die jenigen die nur meckern und über ander ablästern sollten lieber Tipps geben und zu erwarten das jeder weiß wie man im Ubuntu im Unity in ein Lubuntu oder Xubuntu usw wechselt ist bißchen schwierig die meisten nutzen ihr System und wenn funzt dann gut

— Ralle · 15. Januar 2014, 03:34

Hi,

meiner Meinung nach ist die Gnome-Shell an der Philosophie von Linux gescheitert. Ich benutze Linux weil ich dort an jeder “Schraube” drehen kan wie es mir beliebt. Es mag ja sein das Gnome auch für den Anfänger nutzbar sein soll, aber dann bitte mit der Möglichkeit die “Haube” zu öffnen und fummeln zu dürfen. Ich benutze Gnome-Classic und ärgere mich immernoch von Debian 6 auf 7 gewechselt zu haben. Ich mache mich mit dem Gedanken vertraut, daß mein nächster Desktop mit sicherheit nicht mehr Gnome ist, wenn sich das nicht ändert. Windows 8 sieht genauso traurig aus. Auf meinem PC will ich bestimmen was abgeht, ich muss damit arbeiten und nicht ewig probieren und fummeln bis irgendwas ja doch nicht geht(Gnome-Shell), oder permanent ins internet will(Win8). Die Gnome Entwickler verdienen eine menge Respekt, aber bitte wir die Anwender müssen damit arbeiten.

— Marco · 5. März 2014, 23:55

Bei mir läuft Ubuntu seit “Dapper Drake” zuerst mit Gnome2, dann mit Unity. Mit Unity bin ich überhaupt nicht klargekommen, deshalb hatte ich Ende 2013 Gnome nachinstalliert. Ich konnte dann neben Unity, Gnome2 auch Gnome3 im Anmeldefenster wählen.
Nach kurzer Eingewöhnung ist Gnome3 meine Lieblingsshell geworden. Viele Verbesserungen wurden durch Weglassen erreicht. Wer aber auf das Startmenü, Taskleiste, Knöpfe in der Titelleiste, etc nicht verzichten kann, kann dies ja nachinstallieren.
Installiert habe ich nur das Startmenü, das ich aber nur noch selten benutze und “Orte”, mit dem der Dateimanager Nemo mit dem vorgewählten Verzeichnis geöffnet wird.
Die fehlenden und vermissten Desktopelemente kann man durch Tastendruck hervorholen, man muß nicht, wie bei anderen Shells erstmal Fenster wegschieben um dranzukommen.
Obwohl die Mausbedienung nicht umständlicher als bei anderen, erzieht die Shell dazu, die Tastatur zu benutzen. Keine mir bekannte Desktopshell ist so einfach und fast vollständig mit der Tastatur zu bedienen.
Wenn ich ein Programm installieren möchte, drücke ich nacheinander “Super” sy “Enter” und es erscheint Synaptik.
Bei den gelobten klassischen Shells muß ich mit der Maus im Startmenü und Untermenüs herumfahren oder bei Unity durch mehrere Lenses wühlen, die Suchfunktion bringt bei den 2 Buchstaben höchsten ein paar Bilder oder Amazon-Angebote.
Deshalb habe ich als 14.04lts nicht mehr Ubuntu, sondern Ubuntu Gnome installiert, obwohl diese Version nur 3 Jahre Support hat.

— Schluckebier · 8. Mai 2014, 12:01

Die Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. Ich kann nachvollziehen, dass vielen ambitionierten Linux-User der Gnome3-Desktop nicht die Möglichkeiten bietet, die sie erwarten. Was ich aber nicht nachvollziehen kann ist, das eine wichtige Benutzergruppe im letzten Abschnitt komplett ausgelassen wird. Alles was evtl. darauf hindeutet, aber auch nicht wirklich trifft ist diese Aussage:

Für den ambitionierten Privatnutzer, der sein System gerne individuell einrichten – personalisieren – möchte, ist Gnome 3 ebenfalls denkbar schlecht geeignet.

Was ist aber mit dem Nutzer, der garnicht personalisieren will? Der einfach nur ein funktionierendes DE braucht um das ein oder andere Konsolen-, Browser- oder IDE-Fenster zu öffnen?

Ich bin Informatikstudent und arbeite dementsprechend viel und ambitioniert an meinem Laptop. Und genau dort verwende ich Gnome 3 seit langem zu meiner vollsten Zufriedenheit!

Ich habe einige andere DEs ausprobiert, bekannte wie Exoten und mit keiner bin ich zufrieden wie mit Gnome 3. Viel Arbeit erledige ich auf der Konsole oder in IDEs. Gnome 3 wird installiert und funktioniert dann ohne einen weiteren Handgriff. Sieht schön aus und macht keine Arbeit. Für mich (und vlt. auch den ein oder anderen) genau das richtige!

— weilbaum · 10. März 2015, 18:31

Hallo,

ich finde Gnome 3 für Anfänger und ältere PCs super. Auf einem 5 Jahre alten PC funktionierte OpenSuse mit KDE überhaupt nicht, Ubuntu “fror ein”, Mint ebenso.
Einzige Möglichkeit: OpenSuse mit Gnome => Perfekt.

:-)

— Despina · 23. März 2015, 14:17

Guter Artikel, ich muss leider voll und ganz zustimmen. Dieses Usability-Desaster namens GNOME 3 lässt sich hervorragend mit einem einzigen Wort zusammenfassen: Scheisse.

— Genervter User · 17. August 2015, 03:29

Wenn ich hier die vielen Kommentare lese, wundere ich mich immer wieder wieviel Experten es auf diesem Gebiet gibt.

Für viele gilt: Null Ahnung und davon sehr viel.

— Harald Kaufmann · 24. Juli 2018, 06:50

Gnome ist state of the art. Gnome ist intuitiv. Gnome ist leichtgängig und macht Spaß. Gnome ist ein tolles Projekt.

Aber eines ist mir absolut unverständlich.

Hier schreiben einige, diverse Items oder Features würden aus diesen oder jenen Gründen geändert oder nicht mehr unterstützt.

Gnome muss sich weiter entwickeln, was unbestreitbar ist. Kann es sein, dass wir künftig, statt eines regulären Desktops, nur noch mit Menüs oder mittels mobiler Features interagieren? Kann ich nicht sagen.

Aber Usern die Möglichkeit zu nehmen ihren Desktop mit rudimentären Features auszustatten oder in seinen Kernelementen anpassen zu können, halte ich für falsch und nicht nachvollziehbar.

Insbesondere dann, wenn man selbst die betreffenden Optionen entfernt oder so unzugänglich macht, dass einem alles vergeht.

Warum geht man keine neuen Wege, aber lässt Usern dennoch eine Wahl? Statt dieser Vorgehensweise lässt man auf einmal keine Desktop-Icons mehr zu und reagiert erst auf die nicht abreißende Kritik. So kann man es natürlich auch machen, aber Freunde macht man sich damit nicht.

Toolbars und Panels haben teilweise eine Stärke wie zwei Scheiben Brot, ohne das man dies schnell und unkompliziert ändern könnte. Da müssen für so etwas extra .css Dateien angelegt werden und gtk Tutorials gewälzt werden. Das ist zum abgewöhnen, vergleicht man den Status Quo mit früheren, leichtgängigen Tweak-Optionen.

Gleiches gilt für das Main Panel, friss oder stirb. Sorry das ich meinen Desktop gerne einmalig tweake, um mich dann mit vim, der Konsole und anderen Dingen auf das wesentliche zu konzentrieren.

Wäre Gnome irgend so ein Projekt, würde ich sagen so what, aber Gnome ist auch mit Hilfe seiner Flexibilität in Sachen Tweaks überhaupt erst zu dem geworden, was es heute ist, nämlich einem Player bei den Linux Desktop-Umgebungen.

Bei den nächsten Entscheidungen in Sachen Usability, Optik und Anwenderfreundlichkeit sollte man vielleicht auch seine Wurzeln mit in die Entscheidungsfindung einbeziehen.

Es hat schon ganz andere gegeben, die meinten das Rad neu erfinden zu müssen und heute nur noch in den Geschichtsbüchern zu finden sind. Ich wünsche es dem Gnome Projekt nicht.

— Matthias · 14. April 2019, 20:57

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