Die Linuxgemeinschaft ist nicht gerade bekannt dafür, dass es dort verbal besonders vornehm zugeht. Sogar engeren Entwicklerkreisen wird nachgesagt, sich stellenweise wie die Axt im Walde, oder besser gesagt wie ein Gülleverteiler im Serverraum, zu benehmen.
Wer aus der heimeligen, hochglanzpolierten Mac-Welt kommt, wo jeder Schmutz sofort abperlt, oder wer mit Windows sozialisiert wurde, wo sich der gemeinschaftliche Hass auf das Betriebssystem selbst richtet, sodass keine Zeit mehr bleibt für zwischenmenschliche Animositäten, der wundert sich daher bisweilen über den rüden Umgangston, der in manchen Foren, Mailinglisten und Kommentarspalten herrscht, wenn es sich um das Pinguin-Betriebssystem dreht.
Ausgerechnet beim freien Betriebssystem, das im humanistischen Geiste zum Wohle der gesamten Menschheit entwickelt wird, ausgerechnet dort bekriegen sich die Macher und Nutzer wie die kleinen Kinder im Sandkasten im Streit um das größte Förmchen, ausgerechnet dort wird bis aufs Blut um die beste Desktopumgebung, die GPL-konformste Lizenz und das bessere Init-System gestritten?
Was Alteingesessene mit leicht erhobener Augenbraue süffisant weglächeln, verschreckt Neueinsteiger und Linuxinteressierte jedoch nachhaltig und treibt sie früher oder später wieder in die Arme der proprietären, geschlossenen Systeme – sie ziehen in Folge gewissermaßen die systemische Unmündigkeit der allzu freien Rede vor. Das jedoch konterkariert alle Anstrengungen auf dem Weg zur Linux-Weltherrschaft, so dass hier dringend Gegenmaßnahmen ergriffen werden müssen.
Eine solche stellen wir hiermit vor und bringen sie ab sofort auch gleich zum Einsatz: Das PzEvKSuF-Plugin (Plugin zur Eliminierung von Kraftausdrücken, Schimpfwörtern und Fäkalsprache), das sich zwischen Linux-Rezipient und Linux-Sprachrüpel in die Kommentar- und Forenfunktionen schaltet und die schlimmsten verbalen Entgleisungen eliminiert, bevor Sie den Menschen am anderen Ende des WLANs erreichen können – eine technische Lösung für bessere Umgangsformen in der Open-Source-Ecke des Internets.
Das Funktionsprinzip ist ganz einfach: Sobald ein verdächtiges, unerwünschtes Wort erkannt wurde, wird es durch eine gefälligere, nettere Version mit gleicher oder ähnlicher, positiverer Bedeutung ersetzt.
Ein kleiner Auszug aus dem zum Einsatz kommenden Wortfilter:
Interface-Nazis = Ausnahme-Designer
Flachpfeifen = bergabgeneigte Klangkörper
Linux-Spinner = technische Avantgardisten
scheiße = ballaststoffreich
kacken = abräumen
Linux = Weltfrieden
Torvalds = Messias
Niete = Preis
altbacken = bewährt
gruselig = geistvoll
KDE = Traum eines jeden Anwenders
GNOME = Geschenk des Himmels
hinrotzen = verwirklichen
frickeln = individuell zusammenstellen
Aus einem typischen Satz wie
Ihr Flachpfeifen mit eurem Linux. Dieses Frickelsystem von diesem Spinner Torvalds ist doch scheiße. Und dieses arschige Gnome erst, was haben die jetzt wieder hingerotzt, diese Interface-Nazis? Das Gleiche gilt für KDE. Gruselig. Kackt ständig ab diese Niete und sieht altbacken aus.
wird nach Behandlung durch das Plug-in dann:
Ihr bergabgeneigten Klangkörper mit eurem Weltfrieden. Dieses individuell zusammenstellte System von diesem Avantgardisten-Messias ist doch ballaststoffreich. Und dieses formvollendete Geschenk des Himmels erst, was haben die jetzt wieder verwirklicht, diese Ausnahme-Designer? Das Gleiche gilt für den Traum eines jeden Anwenders. Geistvoll. Räumt ständig Preise ab und sieht bewährt aus.
Damit es funktioniert und ein sichtbarer Effekt erzielt wird, müssen natürlich möglichst auch viele Linuxseiten mitmachen, das Plug-in läuft daher nicht nur bei Pinguinzubehör, sondern auch bei allen Seiten des Ubuntuusers-Planeten, beim OSBN und vielen weiteren Open-Source-Seiten. Linus Torvalds hat bereits angekündigt, dass die englische Version des Plugins auf der Kernel-Mailingliste zumindest testweise einmal zum Einsatz kommen wird, und sogar Seiten, die keinen Linux- oder OSS-Schwerpunkt haben, haben bereits Interesse bekundet – so wird das Plug-in zum nächsten Freitag auch im Heise-Forum aktiviert werden.
Der Quellcode des Anti-Troll-Plugins steht unter GPL und wird herausgegeben, wenn lieb bitte-bitte gesagt wird.
Wir freuen uns ab sofort über viele freundliche Gespräche über Linux und Open Source in den Kommentaren!