Als Ersatz für LibreOffice bietet Softmaker-Office keine überragenden Vorteile. Wer jedoch auf Dokumentenaustausch mit der Mac- und Windowswelt angewiesen ist oder ein MS Office auf Linux vermisst, findet im Office aus Nürnberg u. U. die passende Antwort.
Gerade läuft mal wieder eine Aktion, bei der man das Officepaket „Softmaker Office 2018“ deutlich günstiger als zum Originalpreis erwerben kann. 35 % Rabatt gewährt der Hersteller in einer Sommerverkaufsaktion. In der Upgrade-Version erhält man damit ab knapp 25 Euro bereits ein vollständiges Office-Paket.
Im Vergleich zu MS-Office ist das quasi ein Spottpreis, doch unabhängig davon taucht dann natürlich sofort die Frage auf: Warum auf den Pinguin ein alternatives Office-Paket packen, dazu auch noch ein proprietäres, wenn LibreOffice doch kostenlos und der Quasi-Standard bei den Linux-Distributionen ist?
Die Frage ist berechtigt. Softmaker positioniert sich jedoch gar nicht als Libre- oder OpenOffice-Alternative, sondern will ein Ersatz für Microsoft Office sein, womit die Frage im Grunde schon falsch gestellt ist. Das sieht man schon an der Optik: Man ist nah dran an Microsofts Aussehen, imitiert es aber nicht einfach, sondern geht bei Funktionen und Bedienung durchaus eigene Wege. Auch bei Softmaker Office ist das „Ribbon“-Menü nun tonangebend – anders als bei Microsoft kann man sich aber aussuchen, ob man lieber bei den traditionellen Symbolleisten bleiben möchte, die Ansichten lassen sich jederzeit umschalten.
Vorteile
Aber Softmaker Office hat gegenüber MS-Office auch noch ein paar andere Vorteile: Einen deutlich geringeren Preis (vor allem bei kommerzieller Nutzung), anwenderfreundlichere Lizenzbedingungen (eine Lizenz darf z. B. auf mehreren Computern verwendet werden) – und man unterstützt ein heimisches Unternehmen (die Software wird in Nürnberg entwickelt). In der Professional-Version hat es den Duden-Korrektor an Bord, das zusätzlich oder statt der normalen Rechtschreibprüfung genutzt werden kann. Wie Microsoft ist es eine Programmsammlung, d. h. die Bestandteile wie Textmaker (Word-Pendant), Planmaker (Excel-Pendant) etc. laufen in eigenen Instanzen, nicht monolithisch wie bei LibreOffice. Und wie bei Browsern werden mehrere Dokumente in „Tabs“ in nur einem Fenster dargestellt.
Dokumente werden als Tabs in einem Fenster dargestellt
Die letzteren Punkte sind gleichzeitig auch einer der Vorteile gegenüber LibreOffice: Ein Absturz reißt ggf. nicht das gesamte Officepaket mit, sondern beschränkt sich auf das jeweilige Modul. Außerdem startet es deutlich schneller und fühlt sich leichter an. Geht es um das Bearbeiten von Worddateien, schneidet Softmaker deutlich besser ab als LibreOffice.
Nachteile
Es gibt jedoch auch Schattenseiten: In der Linux-Version fehlt der Formeleditor, und die ODT-Unterstützung ist zwar vorhanden, aber offenbar rudimentär. Beim Weiterbearbeiten und erneutem Speichern von mit LibreOffice erstellten ODT-Dateien stürzte Textmaker hier regelmäßig ab. ODS-Tabellendokumente, das Libre-Office-Format für „Calc“, werden von Planmaker überhaupt nicht unterstützt, sie können weder gelesen noch exportiert werden.
Andersartiges
Die Tab-Darstellung von Dokumenten zählt zu den Eigenheiten von Softmaker Office, und auch in anderen Bereichen geht es eigene Wege: Ziemlich praktisch ist z. B. die Textbaustein-Funktion, die vordefinierte Begriffe oder Abschnitte bei Eingabe eines Schlüsselwortes sofort in den Text einfügt. Beim Speichern eines unbenannten Dokumentes wird automatisch der Anfang des Textes als Dateiname vorgschlagen. Bei den Standardmenüs vereint es das Beste aus allen Welten: In der Ribbon-Ansicht (die sich wie bei MS Office z. B. mit Doppelklick auch einklappen lässt, um nicht dauerhaft Platz zu verschwenden), wird in der „Tableiste“ zusätzlich noch einmal ein klassisches „Hamburger“-Menü neben den wichtigsten Bedienelemente angezeigt.
Planmaker kommt nur mit XLS-Dateien zurecht
Einsatzszenario: Austausch von MS-Formaten in der Linuxwelt
Softmaker Office bringt damit also vor allem die Windows-Dateiformate auf den Linux-Desktop. Für das Bearbeiten der freien OpenDocument-Formate ist Softmaker Office keine gute Alternative. Wer Softmaker Office unter Linux einsetzen möchte, um es für alte Libre-/OpenOffice-Dateien zu nutzen, wird somit wenig glücklich damit werden. Aus Linuxanwendersicht ist Softmaker Office damit im Grunde etwas für diejenigen, die sich MS Office auch für Linux kaufen würden, wenn es das gäbe. Weil sie oft mit Word-Dateien zu tun haben und diese nicht nur anzeigen und lesen, sondern auch ohne große Nebeneffekte weiterbearbeiten müssen. Diese Lücke füllt Softmaker mit Bravour. Softmaker Office ermöglicht damit auch Nur-Linux-Anwendern ohne Dualboot oder Zweit-PC den nahezu perfekten Austausch mit der Microsoft-Dokumentenwelt, ohne zu Workarounds wie Wine-Installationen greifen zu müssen – und bringt damit auch gleich noch die Menübandbedienung auf den Linux-Desktop, die es bei LibreOffice bislang nur experimentell gibt.
Das Officepaket wird nativ für Linux angeboten. Unter Gnome nutzte es bei unserem Test auch die nativen Datei-Dialoge, unter KDEs Plasma jedoch nicht, hier kam der hauseigene Fallback zum Einsatz.
Wer sich selbst von Vor- und Nachteilen überzeugen will: Ausprobieren kann man Softmaker Office auf zwei Wegen: Einmal über eine 30 Tage lang lauffähige Vollversion, oder dauerhaft und gratis als „FreeOffice“, das ein Softmaker Office mit abgespecktem Funktionsumfang ist – einige Features sind hier deaktiviert.