Sieht Mozilla, die Organisation hinter Firefox und Thunderbird, in Linux eigentlich nur ein Stiefkind? Auf den Gedanken könnte man kommen oder zumindest vermuten, dass Mozilla Windows deutlich lieber hat. Denn wer versucht, den aktuellen Firefox 3 oder in diesen Tagen die Alphaversionen des kommenden Thunderbird 3 zu installieren, bekommt vielleicht statt des erhofften Programmes nur diesen Hinweis zu sehen:
Dann nämlich, wenn er nicht das Neueste vom Neuesten einsetzt, sondern eine etwas ältere Linuxdistribution.
Was hat einen eigentlich damals dazu bewogen, auf Linux umzusteigen, obwohl das Angebot an Programmen im Vergleich zu Windows doch noch sehr dürftig war? Stabilität, Flexibilität – und die Aussicht darauf, ein System zu haben, das man nicht alle paar Monate neuinstallieren muss, weil die Registry verkonfiguriert ist und der Rechner immer träger wird.
Alte Linuxdistributionen, z.B. von 2006, laufen auch heute noch wunderbar, praktisch kann man damit oftmals nicht mehr viel anfangen – wenn man eben z.B. den neuesten Firefox oder Thunderbird benutzen möchte.
Im Falle von Mozilla deswegen, weil die Programmanbieter nicht mitziehen und ihre Softwarepakete nur mit den neuesten Technologien laufen lassen. Jedoch nur bei Linux: Alle “Pinguine”, die älter sind als anderthalb Jahre, schauen in die Röhre, Ubuntu 6-, Suse 10.1- oder Red-Hat-Nutzer kommen nicht in den Genuss der neuen Programme. Firefox/Thunderbird 3 unter Windows sind hingegen sogar noch unter Windows 2000, einem über 8 (!) Jahre alten Betriebssystem einsetzbar.
Durch diese Politik wird einer der Hauptvorteile von Linux durch die Hintertür wieder zunichte gemacht – am Ende muss man sein Betriebssystem doch alle paar Monate neu installieren, wenn man programmtechnisch einigermaßen aktuell bleiben will. Andere Softwarehersteller geben sich übrigens linuxfreundlicher: Opera läuft sogar noch mit Steinzeit-Linuxversionen oder auch OpenOffice lässt sich auf alten Maschinen problemlos installieren.
Das Problem des schnellen Veraltens ist jedoch oft auch durch die Unflexibilität der beiden großen Desktopumgebungen, Gnome und KDE, verschuldet: der Vorteil, dass man durch die Installation dieser Desktops auch gleich eine umfangreiche Programmausstattung dazubekommt, entpuppt sich nach einer Weile als Nachteil, denn die Programme sind meist nur als Komplettpaket im Angebot. Das neueste KMail nutzen, ohne das komplette KDE auszutauschen? Nicht möglich. Das neueste Evolution oder Gimp installieren, ohne sich sein restliches Gnome komplett zu zerschießen? Für den durchschnittlichen Nutzer nicht zu bewerkstelligen.
In diesem Punkt – Abwärtskompatibilität und individuelle Softwarewahl – zeigt Linux gegenüber dem Windows-Prinzip bisweilen deutliche Nachteile. Mit Linux bekommt man gleichzeitig eine Menge toller Software, muss sich letztendlich aber mit dem zufriedengeben, was die Desktopumgebungen zu diesem Zeitpunkt mitbringen bzw. was einem der Distributor zusammenstellt. Spätere Ergänzungen bzw. Aktualisierungen sind schwierig – falls man nicht gleich zu einem aktuelleren Linux greift.