Firefox geht den Gnome-Weg

27. April 2013

Es kann eigentlich nur ein schlechter Scherz sein, was Mozilla sich da diesmal wieder ausgedacht hat. U.a. keine Add-on-Leiste mehr und keine Möglichkeit, eigene Symbolleisten anzulegen in den kommenden Firefox-Versionen. Das neue „Australis“-Design erfordert Abstriche bei der Funktionalität.

Klar, wenn man den Menübutton abschaffen und von der Titelleiste (unter Windows) bzw. aus der Tableiste (unter Linux) in die Navigationsleiste verschieben wird, dann ist es keine gute Idee, wenn man die Navigationsleiste auch noch ausblenden könnte. Doch auch die übrigen Einschnitte sind heftig. Ein bisschen erinnert das an Gnome: Funktionalität ausbauen, die man bislang jahrelang problemlos und zur Zufriedenheit der Nutzerschaft angeboten hat, allein um das „Erlebnis“ für die Nutzer homogener und einfacher, man könnte auch sagen idiotensicherer, zu gestalten. Die Funktion soll sich der Optik unterordnen – möglichst einer einheitlichen Optik auf allen Plattformen.


Sollen wegfallen: kleine Symbole und neuangelegte Symbolleisten

Der Wegfall der Statusleiste war schon ein absoluter Schildbürgerstreich (die beabsichtigte Platzersparnis ist bei vielen Nutzern nicht eingetreten, da sie statt ehemals einer Leiste nun auch noch eine zweite brauchen – die Add-on-Leiste -, um die Funktionen und Schalter ihrer Erweiterungen dort unterbringen zu können), doch nun auch noch die Addon-Bar wegfallen zu lassen, wird vor allem die Erweiterungsentwickler in die Verzweiflung stürzen: diese dürfen sich aller Wahrscheinlichkeit nach demnächst selber zu ihren Add-ons die passende Leiste dazuentwickeln – jeder für sich. Wo das enden könnte, wenn jemand bislang z.B. 5 verschiedene Add-ons in der Zusatzleiste hatte, kann man sich schnell ausrechnen: 5 zusätzliche Leisten im Firefox.

Zwar lassen sich die Elemente von Erweiterungen z.B. auch in der Navigations-Hauptleiste unterbringen, doch dieser Weg ist nicht immer gangbar. Man denke dabei z.B. einmal an die Erweiterung QuickJava, die bereits aus bis zu 9 einzelnen Buttons besteht. Derartige Add-ons sind künftig nicht mehr sinnvoll in das standardmäßig von Firefox angebotene User-Interface zu integrieren.


Soll auch weg: die Add-on-Leiste

Andernfalls werden sich die Add-on-Entwickler auf eine gemeinsame neue Statusleiste einigen müssen, was wohl schwierig werden dürfte. Das hätte dann den Effekt, dass man sich, bevor man eine Erweiterung installieren kann, erst noch eine andere vorab installieren müsste. So oder so – es wird die Handhabung von Firefox für viele Nutzer erst einmal ein ganzes Stück komplizierter machen statt einfacher.

Auch schön ist der Plan, die Tableiste abzuschaffen und die Tabs in der Titelleiste anzeigen zu lassen. Was unter Windows sicherlich schick aussieht, ist unter Linux technisch nicht machbar (Firefox wird kaum Gnome/KDE patchen bzw. alle nur denkbaren Fenstermanager forken wollen), es wird für den Linux-Firefox also mal wieder auf eine Sonderlösung hinauslaufen. Statt der angestrebten Konsistenz wird man mit dem Redesign also genau das Gegenteil erreichen. So viel ist jetzt schon absehbar.


aus der Kategorie: / Tratsch / Browser

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Kommentare

Ich kann jedem nur empfehlen mal eine Blick auf Seamonkey zu werfen:
http://www.seamonkey-project.org/
http://www.seamonkey.at/

Klassische Oberfläche auf der gleichen technischen Basis wie Firefox (und damit sogar Thunderbird voraus). Nahezu alle Addons und selbst der Sync Firefox <-> Samonkey funktioniert.

— Rechner-Tester · 28. April 2013, 00:53

Seamonkey

Für den “heavy user” war und ist Seamonkey seit jeher eigentlich der praktischere Browser gewesen. Für die breite Masse ist er jedoch zu unübersichtlich und kompliziert. Das war ja gerade der Grund, weshalb Firefox überhaupt entstanden ist. Dass Firefox mittlerweile ähnlich aufgeblasen ist mit Funktionen, ist wieder ein anderes Thema.

Leider stehen gerade nicht alle Erweiterungen auch für Seamonkey bereit. Kurzer Check: Aktuell gelistete Erweiterungen für Seamonkey: 614. Für Firefox und Thunderbird: 11.048

Wobei man natürlich fairerweise dazusagen muss, dass man viele Erweiterungen bei Seamonkey gar nicht braucht, weil die Funktionen von Anfang an schon integriert sind. Trotzdem bleibt das Missverhältnis auffällig.

Kunststück, Mozilla macht auch kein Marketing für Seamonkey, im Gegenteil, mit der Aufgabe der Suite damals haben sie das Vertrauen auf den Fortbestand enorm beschädigt.

Pinguinzubehör · 28. April 2013, 11:10

Zum Tableisten-Debakel: Chrome schafft das auch schön plattformübergreifend, also wird das Mozilla sicher auch bei Firefox gelingen…

schneida · 28. April 2013, 11:41

wird das Mozilla sicher auch bei Firefox gelingen

Da bin ich eher skeptisch, da Mozilla nicht mal den Menübutton für Linux hinbekommen hat. Wenn sie es wirklich machen wie Chrome, dann zu dem Preis, dass sich der Browser noch mehr wie ein Fremdkörper anfühlen wird auf den Linux-Desktops.

Pinguinzubehör · 28. April 2013, 13:50

Für was? Chrome/Chromium gibt es schon? Warum will Firefox jetzt unbedingt genauso aussehen? Alle Änderungen der letzten 10 Versionen waren für mich unnötig. Addon-Leiste ersetzte Statusleiste da ich sie brauche. Menü habe ich auch wieder oben da ich oft darauf zugreifen muss und der eine Menü-Knopf 1-2 Arbeitsschritte mehr ist.

Zu Seamonkey – hat der auch den kompletten Mail-Client drin? Also ich meine, geht da auch Adressbuch mit CalDAV und Kontakte mit CardDAV? Lightning?

— Johannes R. · 28. April 2013, 15:04

Da muß ich Johannes R. recht geben – die letzten Version waren so gut, daß ich seit 1 Monat Chrome teste!
Hier gibt es fast alle meine Erweiterungen, die ich in FireFox lieben lernte und weil FireFox eh nicht 64bit werden will – Grund: Angeblich sind die ADDon-Schreiber schuld das FireFox dann abschmiert…
Wer anderen alles nach macht, muß sich nicht wundern, warum User weg laufen, um das Original zu nutzen, sie wurden grade zu darauf getrimmt!

Ich bin von Anfang an FireFox-User, weil der IE unter Windows immer schon nervig war, aber wenn Mozilla so weiter macht, werde ich Chrome-User bleiben, den allmählich gefällt Chrome mir immer mehr!

— DIDI · 28. April 2013, 17:17

Qupzilla ist leicht, durch pures qt Crossplattformfähig, basiert auf Webkit und Greasemonkey zb lässt sich auch verwenden :D

— Matthias Shalom · 29. April 2013, 20:16

Ich bin hier in Wien zu den linuxtagen bei einem Mozilla Event gesessen:

Das ist nur eine von verschiedenen Fallstudien die teile der Presse gleich als das neue Design gelten liesen:
Was halt bald höchstwahrscheinlichst kommt, ist dass sie erstens die Tabs abrunden und den Firefox Button bzw das gesamte Menü genauso wie bei Google Chrom(e)ium rechts in Form von drei Strichen platzieren, wie es jetzt bei Smartphones Standart ist…

— Matthias Shalom · 4. Mai 2013, 01:01

Leider entspricht das nicht der Wahrheit. Auf Bugzilla steht jetzt 100% fest dass die Addon Bar wegkommt. Und jede der anderen Änderungen WIRD so kommen.

Was das heißt… Firefox verliert einen Großteil der Optionen so angepasst werden zu können wie der User es will.

Willkommen in der Neuen Funkelnden Welt von Googlezilla FireChrome.

Ich bin weg auf Palemoon!

— Orhin · 11. Mai 2013, 00:59

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