Nachdem es vor 10 Jahren praktisch vor allem die Trident-Technik des Internet Explorers gab, mit der sowohl unter Windows als auch auf dem Mac Webseiten dargestellt wurden, schossen auf einmal Browser mit Mozilla-Technik wie Pilze aus dem Boden, als mit Gecko eine Open-Source-Lösung verfügbar war. Diese Zeiten scheinen vorbei, das Web entwickelt sich wieder ein Stück weit zur Monokultur zurück.
Firefox, die einstige Hoffnung der Webgemeinschaft, musste in den letzten Jahren ein paar Federn lassen. Während es eine Zeitlang so aussah, als würde der Fuchs unaufhaltsam zur Nummer 1 unter den Browsern avancieren, wurde der Internet Explorer wieder zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten, vor allem aber hat Chrome für gehörige Konkurrenz gesorgt. Doch nicht nur Firefox selbst hat Boden verloren, auch die Browsertechnik an sich, die zur Darstellung der Inhalte (und im Falle von Firefox auch zur Anzeige der Oberfläche) verwendet wird, hat dramatisch Bedeutung eingebüßt. Schuld daran sind nicht nur die Nutzer, die sich Alternativen suchen, sondern auch Mozilla selbst.
Der Grund dafür, dass Gecko, die Technik, die Firefox zum Rendern benutzt, auch unabhängig von Mozilla-Produkten wie der Suite und Firefox das Web eroberte, war die Bereitstellung von Gecko als Embedding-Version. Drittanbietern wurde es damit relativ einfach gemacht, die Gecko-Engine in andere Software einzubinden und zum Anzeigen von Webseiten zu nutzen. Davon machten nicht wenige Projekte Gebrauch, es entstand eine ganze Flotte von Browsern, die mit Gecko Webseiten darstellen ließ.
Während Firefox plattformunabhängig ausgelegt ist, im Prinzip auf allen Betriebssystemen dasselbe Programm läuft, das nur oberflächlich an die Optik des jeweiligen Systems angepasst wird, wurden durch das Embedding auch „native“ Browser möglich, die stärker ins jeweilige System integriert waren, aber die Seiten trotzdem wie jeder andere Mozilla/Firefox-Browser darstellten. Zu den bekanntesten dieser Browser, die auf Gecko aufbauten, gehören K-Meleon unter Windows und Camino unter Mac OS.
Zwei Jahre ist es nun her, dass Mozilla die Weiterentwicklung der Embedding-Version von Gecko endgültig aufgab. Man entschied, sich nur noch auf das eigene Kernprodukt Firefox konzentrieren zu wollen und zeigte den befreundeten Projekten die kalte Schulter. Gemeinnützige Stiftung und Open Source hin oder her – man wollte fortan nur noch für das eigene Portfolio entwickeln. Seitdem ist es um alternative Browser, die zur Webseitendarstellung ebenfalls Gecko nutzen, sehr ruhig geworden. Während sich bei K-Meleon seit der Einstellung des Embedding-Gecko praktisch nichts mehr getan hat, und es auch bei Camino quasi zum Stillstand kam, gingen bei letzterem nun auch offiziell die Lichter aus – in der vergangenen Woche wurde die endgültige Einstellung bekanntgegeben. Doch auch für Linux gab es einige Browser, die Gecko verwendeten, ohne Firefox zu heißen.
Galeon
Galeon war der erste echte GTK-Browser mit Geckotechnik – er war für die Verwendung mit Gnome gedacht und damit praktisch das Linux-Pendant zu K-Meleon: flink und schnell, gut integriert, aber mit Mozilla-Hintergrund. 2008 wurde er aufgegeben.
Epiphany
Das Gnome-Projekt nahm Galeon als Grundlage für eine Weiterentwicklung: Epiphany wurde als Browser in die Gnome-2-Desktopumgebung integriert. Auch in Gnome 3 gibt es ihn weiterhin, nun wird er allerdings nur noch „Webbrowser“ genannt. Epiphany ist heute allerdings kein Gecko-Browser mehr, man wechselte bereits 2008 sukzessive zu Webkit; seit 2009 ist Epiphany nur noch mit Webkit-Engine erhältich.
Kazehakase
Der Browser mit dem ungewöhnlichen Namen hat wie auch Epiphany frühzeitig einen Schwenk zu Webkit vollzogen, jedoch ließ man dem Nutzer weiterhin die Wahl. Bei Kazehakase kann man wahlweise die Webseiten mit Gecko oder Webkit darstellen lassen, umschaltbar mit einer simplen Auswahl in den Einstellungen. Seit dem Ende der Gecko-Embedded-Versionen hat sich aber auch hier nichts mehr getan, seit 3 Jahren gab es keine neuen Versionen mehr.
Midori
Lebendiger ist Midori. Der XFCE-Standardbrower war früher ebenfalls mal ein Gecko-Browser, heute läuft auch er mit Webkit.
Flock
Auch der Social-Media-Browser der ersten Stunde, Flock, baute zunächst auf Gecko, um dann auf Webkit zu wechseln. Auch diesen Browser gibt es inzwischen jedoch nicht mehr.
Unter Linux tummeln sich letztlich zwei Browser-Engines: Mozillas Gecko (Seamonkey, Firefox) und Webkit (Chrome, Chromium, Midori, Epiphany, Konqeror, Rekonq und demnächst auch Opera. Das Verhältnis von Gecko-basierten Browsern und KHTML/Webkit-basierten Browsern hat sich innerhalb der letzten Jahre also praktisch umgekehrt. In der Mac- und Windowswelt sieht es ähnlich aus. Entweder die Browser wurden auf Webkit umgestellt – oder die Entwicklung eingestellt. Wer heute einen anderen Browser als Firefox (oder Seamonkey) nutzt, der lässt sich das Web auch mit einer anderen Technik darstellen als mit Gecko.