Wenn das Handwerk beginnt, Linux zu nutzen ...

5. Februar 2012

… ist es nicht mehr weit bis zum Jahr des Linux-Desktops. Immer dann, wenn Linuxberichterstattung abseits der typischen Computerzeitschriften auftaucht, ist dies auch ein Indiz für das „Ankommen“ von Linux auch in der Welt des „normalen“ Nutzers.

Aktuell berichtet Frank Patalong bei Spiegel Online, Grammatikfehler inklusive, über seine Linuxerfahrungen. Interessant ist dabei vor allem, wie die Vorteile von Linux wahrgenommen werden. Die Quintessenz des Berichtes lautet: Linux (Ubuntu) ist schick, sicher, und man kann die alltäglichen Aufgaben damit erledigen. Außer, „Die Sims“ zu spielen.


Linuxberichterstattung bei Spiegel Online

Keine Rolle spielen der Preis, die technische Überlegenheit und die Vielfalt der angebotenen Anwendungen. Auch die Wahlfreiheit im Einzelnen (Distributionen, Oberflächen/Desktops, individuelle Konfigurierbarkeit bis ins kleinste Detail) ist kein Grund, der hier pro Linux spricht. Es herrscht der Eindruck Linux = Ubuntu (so wie früher einmal Suse = Linux). Immerhin: dass Ubuntu überhaupt ein Linux ist, geht noch nicht völlig unter.

Politische Erwägungen wie der Umstand, dass Linux auf freie Lizenzen aufbaut und fast ausschließlich aus quelloffener Software besteht, kommen in der Außenbetrachtung nicht vor. Schließlich sind diese Punkte für einen reinen Anwender vordergründig auch nicht von Interesse – doch ohne diese gäbe es eben auch kein Linux in dieser Form.

Tragisch ist und bleibt dabei jedoch, dass Linux einen Otto Normalanwender meist nicht von sich aus anlockt, sondern erst dann auf dem Radar des weniger ambitionierten PC-Nutzers erscheint, wenn er von seinem Windows derart genervt ist, dass aktiv nach Alternativen gesucht wird. Es gibt noch viel zu tun.


aus der Kategorie: / Tratsch /

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Kommentare

Mit WINE geht selbst Sims3, habe ich doch selber über WINE spielen können :D

Daran sieht man das Unity gar nicht so schlecht ist, man muss sich nur umgewöhnen können.Wer bereit ist was neues zu probieren, der wird auch Unity probieren und sehen das es gar nicht so schlimm ist wie viele dachten.
Mit Unity hat Ubuntu im Gegensatz zu Minecrosofts Metro Oberfläche einen Vorteil ! :)

— Bohlen · 5. Februar 2012, 22:32

„Grammatikfehler inklusive“ – das ehemalige Nachrichtenmagazin halt, wie Fefe es gerne nennt…

— · 5. Februar 2012, 23:06

Also ich kenne da durchaus auch andere Faelle. Es sind schon haeufig Menschen auf mich zugekommen (um meine technik-affinitaet wissend) und haben mich nach Linux gefragt. Bei einem grossen Teil der Leute war tatsaechlich die Freiheit der wichtigste Aspekt. Die meisten hatten diese Arte Doku ueber Linux gesehen, oder aehnliche idealistisch angehauchte Beitraege. Ich hatte fast den Eindruck, dass sich durch die TV-Beitraege erst so richtig eine Anti-Microsoft-Haltung herausgebildet hat.

Für die meisten gehoerten Betriebssysteme immer in den “friss vogel oder stirb”-Bereich und ein Jahrzehnt Windows XP hat sicher eine Menge Frust bei den Menschen aufgestaut. Und genau diese Leute kommen i.d.R. sehr schnell mit Linux klar und sind meist komplett zufrieden. Und da sie gar nicht darauf kommen, Fremdquellen einzupflegen, klappt es auch mit den dist-upgrades ;)

dakira · 5. Februar 2012, 23:11

Noch ein Nachtrag: Ab den Artikel bei SPON jetzt auch gelesen. Gerade das Ende ist echt sehr sehr wahr. Ich habe mir vor 2 Jahren angewoehnt Support-Fragen meines Bekanntenkreises mit “Ich kenne mich mit Windows nicht mehr aus.” zu beantworten (was natuerlich nicht stimmt, benutze beruflich alle Betriebssysteme). Das hat dazu gefuehrt, dass viele tatsaechlich auf Linux umgestiegen sind. Danach kamen tatsaechlich nie wieder Supportfragen an mich. Mit ausschlaggebend mag da aber auch sein, dass ich immer uu.de mit empfohlen hab.

dakira · 5. Februar 2012, 23:25

Ich habe den Artikel vorhin auch gelesen.
Nicht so toll Recherchiert, aber aus der Sicht eines Normalusers vielleicht wirklich so. Meist schnappen die Leute nur hier und da mal was auf (was auch verständlich ist), denn man befasst sich nicht unbedingt mit anderen Sachen, wenn es nicht nötig ist.
Mir ist es 2006 fast genauso gegangen. Ich habe mich nur noch um Firewalls und Antiviren Updates gekümmert. Durch Zufall bin ich dann auf Ubuntu gestoßen. Erst im Dualboot und dann nach nich allzu langer Zeit komplett weg von Windows. OK, ich habe noch ne VM mit Win :-)

Beim Umstieg muß man bereit sein sich mit der Materie zu befassen und den Windowsgedanken in die Untiefen des Hirns zu verbannen. Eine Software ladet man nich aus dem von irgend welchen Seiten herunter. Dazu gibts Softwarecenter usw. Ich habe nen Kollegen, der hat Ubnutu im Dualboot auf seinem Laptop und ist Zufrieden. Sogar sein Mobiles Internet würde besser und stabiler laufen. Sein Datenvolumen ist im Monat gesunken. Früher mußte er schonmal 1 GB dazu kaufen. Das braucht er nun nicht mehr. Schon komisch.

— Linu74 · 6. Februar 2012, 01:09

Woran machen sich im Alltag denn bitte die “technische Überlegenheit” oder die Vorteile freier Lizensen fest? Sorry, aber das sind nunmal Dinge die den “Otto-Normal”-Nutzer schlichtweg nicht interessieren. Und warum auch? Da wird nach “geht” oder “geht nicht” gewertet. Und das völlig zurecht. Solange Linux diese Anforderungen nicht schafft, ist es nicht bereit für die Masse.

— Thorsten · 6. Februar 2012, 03:06

Wenn sich Linux sich nennenswert verbreiten soll, muss es auf der Hardware vorinstalliert sein. 99% der Anwender werden sich niemals ein neues Betriebssystem installieren.

Wichtige Werte wie Freiheit, sollte man auch eher subtil an den Mann bringen – als Teil des eigenen Lebenstils, nicht als Feature.

Marco · 6. Februar 2012, 08:05

Zitat: “Tragisch ist und bleibt dabei jedoch, dass Linux einen Otto Normalanwender meist nicht von sich aus anlockt, sondern erst dann auf dem Radar des weniger ambitionierten PC-Nutzers erscheint, wenn er von seinem Windows derart genervt ist, dass aktiv nach Alternativen gesucht wird.”

So tragisch finde ich das gar nicht. Der Anlass für mich zu Linux zu wechseln war die Einführung von “Windows Genuine Advantage”. Ich konnte für mich keinen Vorteil erkennen, mein legal erworbenes Windows OS noch einmal prüfen und ggf. sperren zu lassen. Da war ich so genervt, daß ich den “Sprung ins kalte Wasser” gewagt habe und privat und beruflich nun nur noch Linux verwende. Windows benutze ich nur für Spezialfälle in einer VM.

— Thomas S · 6. Februar 2012, 09:43

Ich konnte für mich keinen Vorteil erkennen, mein legal erworbenes Windows OS noch einmal prüfen und ggf. sperren zu lassen. Da war ich so genervt, daß ich den “Sprung ins kalte Wasser” gewagt habe

Genau das war auch mein Einstieg bei Linux – weniger technische, sondern ethische Gründe. Aus Prinzip. Aber damit dürften wir wohl eher in der Minderheit sein. Wenn aus politischen Gründen Linux eingesetzt wird, dann wohl eher vom technisch versierten Anwender, nicht vom typischen Normalnutzer.

Dieser Misstrauensbeweis, den Microsoft damit jedem einztelnen Kunden entgegenbringt, scheint die anderen Windows-Nutzer nicht so sehr zu stören, dass sie daraus Konsequenzen ziehen würden.

Pinguinzubehör · 6. Februar 2012, 11:56

Sorry, aber das sind nunmal Dinge die den “Otto-Normal”-Nutzer schlichtweg nicht interessieren. Und warum auch? Da wird nach “geht” oder “geht nicht” gewertet. Und das völlig zurecht. Solange Linux diese Anforderungen nicht schafft, ist es nicht bereit für die Masse.

Völlig richtig. Genau so war dieser Text hier auch gemeint: der reine Anwender interessiert sich erstmal nicht für die genauen Hintergründe. Das muss er auch nicht. Der Witz ist aber, dass Linux heute aber durchaus die meisten Anforderungen erfüllt – in mancher Konstellation sogar besser als Windows – es aber trotzdem von den normalen Nutzern kaum oder gar nicht wahrgenommen wird. Da kommen mehrere Dinge zusammen, hauptsächlich aber wohl tatsächlich Gewöhnung an Windows bzw., wie Marco bereits erwähnte, die faktisch nicht vorhandene Kopplung an verkaufte PCs. Andernfalls wird es eben einfach als “virenfreie Alternative” wahrgenommen.

Pinguinzubehör · 6. Februar 2012, 12:04

@ Thorsten:

«Da wird nach “geht” oder “geht nicht” gewertet. … . Solange Linux diese Anforderungen nicht schafft, ist es nicht bereit für die Masse.»

Hm, ich dachte, der Kern des Spiegel-Artikels ist die Erfahrung, dass genau diese Anforderung von Linux erfüllt wird?

Als ich noch Windows genutzt habe, hatte ich viel öfter mit Softwareproblemen zu tun als jetzt unter Linux. Aber ich muss auch zugeben, dass ich über Linux inzwischen deutlich mehr weiß als über Windows.

Unity ist und bleibt aber wahrscheinlich Geschmackssache. Aber wem es nicht gefällt, der muss ja nicht dabei bleiben. Das ist ja das Schöne an der Vielfalt von Linux. Nicht nur, dass es funktioniert, soindern auch, dass niemand Dir vorschreibt, wie Du Deinen Computer zu nutzen hast. Dass dieser Aspekt selten von Nicht-Linuxern gesehen wird ist wirklich schade.

— Knut · 6. Februar 2012, 12:27

[…] Auch die Wahlfreiheit im Einzelnen (Distributionen, Oberflächen/Desktops, individuelle Konfigurierbarkeit bis ins kleinste Detail) ist kein Grund, der hier pro Linux spricht. […]

Wow! Nach Deinen Gnome-Shell Hasstiraden (a la hier wird dem Nutzer was aufgezwungen) hätte ich Dir dieses Bewusstsein gar nicht zugtraut.

— Nachbar · 6. Februar 2012, 14:05

Mein persönliches Highlight war letztens eine Migration der Benutzerordner von einer Systemplatte (Danke OEM) zu einer Datenplatte – mit Vista für einen ‘normalo’ nicht wirklich möglich – diverse Registryänderungen und Kontentypänderungen (Admin <-> Standard) sind hierfür nötig. Einfach nur umständlich. Es muss ja nicht gleich ein LVM sein (auch wenn das durchaus praktisch ist, sobald man es installiert hat bekommen hat gg) aber durch einfaches mounten kann man da Daten durchaus flink und einfach migrieren. Und hier kommt der größte Gag: das funktioniert bei den gängigsten Tuxen überall gleich.

— kracherl · 6. Februar 2012, 18:13

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