Die Browser- und neuerdings auch Betriebssystemschmiede Mozilla hat bekanntgegeben, in Zukunft die technische Basis des Chrome-Browsers von Google nutzen zu wollen. Firefox in seiner jetzigen Form wird aufgegeben.
Wer dachte, das lange angekündigte neue Erscheinungsbild von Firefox, Australis, würde nur das Äußere des kommenden Firefox betreffen, hat die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Heimlich, still und leise haben die Mozilla-Entwickler auch den technischen Unterbau ausgewechselt.
Australis +
Der kommende Firefox 29 wird also nicht nur wie Chrome aussehen, er wird es auch sein. Unter dem Codenamen Australis Plus wurde der beliebte Open-Source-Browser komplett neuentwickelt. Die Oberfläche ist nahezu identisch mit dem Google-Konkurrenten Chrome, und auch die Rendering-Engine, Bling, kommt nun zum Einsatz. Firefox setzt damit in Zukunft auf die gleiche Basis wie z.B. Google Chrome, Safari oder Opera.
Opera hat diesen Schritt bereits in der Vergangenheit vollzogen und präsentiert sich heute als erfolgreicher Chrome-Klon. Auch Firefox wurde in den letzten Jahren schrittweise immer ähnlicher zu Googles Webbrowser: Elemente wie die Statusleiste verschwanden, und Oberfläche und Einstellungen wurden minimalistischer.
Vor- und Nachteile
Um Nägel mit Köpfen zu machen, und Opera nicht weiter hinterherzuhinken, steigt man nun ebenfalls ganz auf die technische Basis des Google-Browsers um, anstatt ihn einfach nur weiterhin optisch zu imitieren.
Der neue Firefox-Browser im Australis-Plus-Design
Damit schlägt Firefox gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Da Google sowieso hauptsächlich die Entwicklung von Firefox finanzierte, spart man sich die doppelte Entwicklungsarbeit, setzt einfach auf die bereits vorhandene, ausgereifte Google-Technik – und kann sich somit ganz auf die eigenen Stärken konzentrieren, das Neugestalten von Tabs und das Vermarkten von Werbeplätzen. Auch werden noch mehr Ressourcen für Firefox OS frei. Entlassungen soll es bei Mozilla zunächst keine geben, die bisher an Gecko arbeitenden Programmierer werden sich zunächst einmal mit einem abermaligen Facelift des Firefoxlogos beschäftigen.
Add-ons müssen neugeschrieben werden
Zunächst wird der neue Firefox nur für Windows und Mac veröffentlicht, an der Linuxversion wird jedoch bereits gearbeitet. Anders als im Falle von Opera wird es die neue Version also aller Wahrscheinlichkeit nach auch weiterhin für Linux geben.
Für die Anwender soll sich nichts ändern, allerdings wird es duch die technische Umstellung Erweiterungen nicht mehr wie bisher geben. Die bisherige XUL-Oberfläche, die mit Erweiterungen nahezu beliebig verändert werden konnte, ist nicht mehr Bestandteil der künftigen „chromifizierten“ Firefox-Versionen. Das bedeutet, dass alle bisherigen Firefox-Erweiterungen nicht mehr mit dem neuen Firefox kompatibel sind. Die bekannten Tricks wie das Hochsetzen der Versionsnummern in den Add-on-Installationsdateien helfen da nun nicht mehr weiter. Dafür lassen sich im Gegenzug nun die Erweiterungen von Chrome auch in Firefox nutzen. Es ist aber anzunehmen, dass die Anbieter von Erweiterungen ihre Add-ons bald auf den neuen Firefox angepasst haben werden – und zumindest einfache Add-ons wieder mit Firefox funktionieren.
Wird auch die Marke beerdigt?
Um noch ähnlicher zu Chrome zu werden, überlegt man unterdessen, auch den Namen Firefox aufzugeben, um für die Zielgruppe der Chrome-Nutzer noch attraktiver zu erscheinen. Im Gespräch sind Vorschläge wie Chrofox oder Mozilla Frome.
Kenner der Browserszene rechnen allerdings auch mit einem noch weitergehenden Szenario. So könnte Google seinen Chrome-Browser einfach in Firefox umbenennen und mit dem Mozilla-Projekt künftig komplett gemeinsame Sache machen. Der schon ewig schwelende Markenrechtsstreit zwischen Google und dem deutschen Bierproduzenten Chromebacher wäre damit ebenfalls aus der Welt.
Die Nutzer können davon nur profitieren: Statt einer Vielzahl von Browsern mit Google-Oberfläche und -Unterbau gibt es neben dem Internet Explorer nun nur noch einen nennenswerten Konkurrenten. Die Browserlandschaft wird wieder ein Stückchen übersichtlicher.