Es ist wie ein schlechter Witz und pure Ironie – Opera ist nun ein Open-Source-Browser, aber im Gegenzug gibt es ihn nicht mehr für Linux, das Open-Source-Betriebssystem schlechthin. Opera nimmt aber auch ansonsten keine Rücksicht mehr auf Minderheiten – nicht nur die Linuxer dürfen verzichten, sondern auch diejenigen, die plattformübergreifend zu einer Randgruppe gehören. Wie der Sprung von Version 12 auf die aktuellen Versionen auch in einer Usability-Katastrophe endete – ein Opera-Rant von Jennifer Rößler.
Wer mit Opera 12 glücklich war und nun es doch einmal wagt, die neueste Operaversion auszuprobieren, erlebt eine böse Überraschung. Alle bisherigen Artikel konnten nicht auf das vorbereiten, was man dann zu sehen bekam.
Seit Jon S. von Tetzchner und mit ihm der Großteil der Programmierer Opera verlassen hat, ist nichts mehr wie es vorher war. Man nehme eine neue Entwicklergruppe, gebe ihnen den Auftrag, Google Chrome so umzuprogrammieren, dass statt des Chrome-Logos das von Opera zu sehen ist und es ein ganz kleines bisschen nach Opera ausschaut und lasse das dann auf die Menschheit los. Das Ergebnis ist katastrophal. Wer schon vorher nicht mit Google Chrome klarkam, braucht es mit Opera gar nicht erst versuchen. Alle Vorteile, die Opera hatte, wurden auf ein Nichts heruntergefahren.
Und damit gibt es wieder einen Browser weniger für sehbehinderte Nutzer. Zwar ist die neue Engine für Screenreadernutzer problemlos zu bedienen, was mit vorherigen Operaversionen nicht machbar war, aber sehbehinderte Nutzer haben leider außer der Schriftgröße keinen Einfluss mehr auf das Aussehen des Menüs oder der Internetseiten. Damit hat sich Opera selbst erledigt.
Mit Firefox würde das nicht passieren, denn es würde nicht lange dauern, bis ein Fork entstehen würde, der die Vorteile der alten Version mit denen der neuen verbinden oder aber die alte Version dauerhaft weiter pflegen würde. Ein gutes Beispiel hierfür ist Iceweasel, ein Klon von Firefox, der von der Debian-Community verwaltet wird, und Seamonkey, das aus der Mozilla Suite hervorgegangen ist.
Die Hoffnung, dass die Entwickler von Opera zum alten Aufbau zurückkehren, ist wohl vergeblich. Und so steht zu befürchten, dass bald außer Firefox und seinen Klonen nur noch lauter Google-Chrome-Klone rumlaufen. Browservielfalt adé.