Firefox 29 bringt mit seinem neuen Design auch ein verändertes Bedienkonzept mit sich und das Flair von Smartphones auch auf den Notebookmonitor. Das verlangt vom Nutzer eine Umgewöhnung, bringt aber auch einige Ungereimtheiten und Bugs mit sich.
Das lange versprochene neue Design von Firefox ist mit der heute erschienenen Version 29 des Browsers endlich Realität geworden. Viele alte Firefox-Hasen haben bereits im Vorfeld gejammert, dass nun wieder alles umgebaut wird, doch das neue Design wirkt wirklich schön. Die Reiterleiste präsentiert sich eleganter, und ansonsten hat sich eigentlich nicht viel geändert. Firefox wirkt verspielter als mit dem bisherigen Erscheinungsbild – und die unterschiedlichen Versionen auf den verschiedenen Plattformen, Windows – Mac – Linux, sehen durch den Wegfall des Firefoxbuttons und die Vereinheitlichung der Bedienknöpfe und Symbole nun wieder einheitlicher aus. Firefox ist plattformübergreifend nun wieder als Firefox zu erkennen. Darunter leidet allerdings etwas die Integration – alles sieht unter jeder Oberfläche gleich langweilig aus. Unter Gnome oder KDE integriert sich Firefox damit nicht mehr so weitreichend wie früher, als man unter KDE blaue Pfeilknöpfe bekam und unter Ubuntu gar orangefarbene.
Firefox wirkt nun auch auf normalen Computern ein wenig wie im Smartphone, zumindest das neue Menü ist durch und durch von Smartphoneoptik inspiriert. Dieses Menü ist oberflächlich betrachtet die gravierendste Änderung, die mit dem neuen Design einhergeht. Einst schaffte man die Statusleiste ab und schuf dafür eine spezielle Add-on-Leiste für all jene Erweiterungen, die sich zuvor in der Statusleiste wohlgefühlt hatten, nun hat man auch diese Zusatzleiste zum alten Eisen erklärt. Fast die komplette Bedienung des Browsers soll nun über das neue Menü laufen.
Die Add-on-Leiste ist Geschichte
Im Grunde ist nur das ehemalige orangefarbene Firefox-Menü, das nur sichtbar war, wenn man die klassische Menüleiste ausblendete, vom linken Rand (Linux) bzw. von der Titelleiste (Windows) zum rechten Rand gewandert. Statt den Schriftzug Firefox trägt es nun das Smartphone-typische Menü-Piktogramm und beherbergt im selben Stil die Bedienelemente. Das neue Menü nimmt alle Icons und Menüeinträge auf, die bislang verteilt in der Add-on-Leiste oder im Firefoxmenü ihren Platz hatten. Der Menüknopf bleibt daher auch dann sichtbar, wenn man sich die klassische Menüleiste – die es weiterhin gibt und z.B. mit einem Rechtsklick auf die Hauptleiste reaktiviert werden kann – ausgeblendet hat, was auch dem Standard entspricht.
Die Möglichkeit, eine Statusleiste für Firefox 29 zurückzubekommen, besteht momentan nur noch eingeschränkt, die dafür bekannte Erweiterung Status4evar etwa funktioniert bislang nicht mehr richtig im Zusammenspiel mit der neuen Version, es werden andere Erweiterungen nötig.
Entfernte Funktionen
Manche Funktionen sind allerdings auch einfach weggefallen. Beispielsweise gibt es keine Knöpfe mehr, um die Lesezeichen oder den Verlauf in der Seitenleiste zu öffnen. Hierfür gibt es nur noch die Tastenkürzel Strg+H bzw. Strg+B – ansonsten braucht es bei deaktivierter Menüleiste mit der Maus nun 3 Klicks über den Umweg des Menüs, um zur Seitenleiste zu gelangen.
Dafür entfällt nun die Notwendigkeit, die Lesezeichen-Seitenleiste zu öffnen, wenn man keine Menüleiste anzeigen lässt, denn ein neuer Knopf ermöglicht das Aufklappen des Lesezeichenmenüs über die Symbolleiste. Dorthin ist auch der ehemals gelbe Lesezeichenstern gewandert, der nun monochrom bzw. bei bereits gespeichertem Lesezeichen blau hinterlegt ist und nicht mehr direkt in der Adresszeile sitzt.
Der Neuladen-Knopf ist im Australis-Design nun fest in die Adressleiste integriert, was Firefox ursprünglich bei Microsofts Internet Explorer abgeschaut hatte. Das Zurückverlegen oder das Trennen in eigene Buttons für Anhalten und Neuladen auf die linke Seite ist nicht mehr möglich.
Auch das Anlegen eigener Symbolleisten oder das Modifizieren der Symbolgrößen wird wie angekündigt von Firefox nun nicht mehr unterstützt.
Probleme und Schwierigkeiten
Noch nicht alle bisherigen Erweiterungen sind mit dem neuen Menü kompatibel, manche lassen sich zwar in das Globalmenü ziehen, tauchen nach einem Neustart von Firefox aber hartnäckig wieder in der Hauptleiste auf. Noch nicht einmal die Firefox-eigenen Funktionen funktionieren im Menü wie zu erwarten wäre – zieht man etwa den Download-Pfeil aus der Hauptleiste ins Menü, dann bleibt dieser zwar dort, zeigt aber die aktuell verbleibende Downloadzeit nicht mehr an, wie es auf der Leiste der Fall wäre.
Ein ähnliches Bild ergibt sich, wenn man den nun kombinierten Lesezeichen-Button (blauer Stern/Lesezeichenmenü) in das Hauptmenü verschiebt. Dann fehlt auf einmal der Stern, und damit auch die Funktion, schnell ein unsortiertes Lesezeichen setzen zu können. Ungünstig am neuen Menü ist auch, dass die Beschriftung bei manchen Einträgen abgeschnitten oder eigentümlich getrennt wird.
Werbemaßnahmen
Mozilla versucht außerdem, die Nutzer stärker an sich zu binden, indem es seinen Sync-Dienst stärker hervorhebt – der entsprechende Button im Menü lässt sich nicht entfernen. Die geplante Werbung hat es hingegen noch nicht in Firefox 29 geschafft, die Schnellwahlquadrate in einem neuen Tab bleiben auch bei einem frischen Firefoxprofil werbefrei.
Fazit
Der neugestaltete Firefox wirft alten Ballast über Bord und zeigt sich nun in einem durchaus gelungenen, zeitgemäßeren Erscheinungsbild – wobei zeitgemäßer hierbei größtenteils mit Anleihen an den Smartphone-Stil gleichzusetzen ist. Die Bedienung mit dem neuen Menü erfordert ein klein wenig Umgewöhnung, im Übrigen hat sich bei Firefox nicht viel geändert. Große Umbrüche für den Nutzer bringt Firefox 29 jedenfalls nicht.
Eine Erweiterung bringt die traditionellen Funktionen wieder zurück
Wer trotz der schicken neuen Optik bereits genug hat vom Australis-Firefox, der kann zumindest die alte Optik wieder hervorzaubern. Er kommt dann aber nicht um die Installation einer Erweiterung herum, die das Wiederherstellen des alten Aussehens übernimmt. Mozilla selbst sieht ein Umschalten zur klassischen Ansicht nicht vor.
Dieser Artikel ist Bestandteil des Firefox-Schwerpunkts:
• Firefox down under: Australis ist da
• Pro Australis: Gewöhnt euch dran!
• Contra Australis: Firefox ist kaputt
• Browser für Konservative – Firefox-Alternativen