Pro Australis: Gewöhnt euch dran!

1. Mai 2014

Das kleine Design-Update beim Mozilla-Browser Firefox scheint für viele Nutzer einem Weltuntergang gleichzukommen. Dabei haben sich nur ein paar Symbole und Pixel verschoben. Webseiten stellt der Browser immer noch genauso gut dar wie zuvor (durch Weiterentwicklungen im Hintergrund sogar besser), und auch die Funktionalität der Oberfläche ist quasi unverändert. Eine Replik an die Adresse der konservativen Nutzer von Daniel Schneider.

Kann man sich wirklich ernsthaft über ein neues Menü in Firefox aufregen, das man eigentlich sowieso nie braucht? Das höchstens mal dazu gut ist, die Einstellungen aufzurufen? Firefox sieht genauso aus wie vorher und hat fast dieselben Funktionen wie bisher – das Einzige, was wirklich auffällt, ist, dass das Menü nun rechts hockt statt links – und etwas zeitgemäßer aussieht.

Gut, es gibt ein paar Ungereimtheiten sowie Bugs, und die Bedienung ist ein wenig unlogisch geworden, dadurch dass man versucht hat, die bisherigen Menü- und Leistenfunktionen fast vollständig in ein Menü zu quetschen.

Doch nur, weil die Optik nun ähnlicher zu Google Chrome wird, macht Firefox das noch nicht zu einem Chrome-Klon. Firefox hat sich schon immer bei der Konkurrenz bedient, hat das Beste aus allen Welten in sich vereint. Früher hat sich Firefox vor allem von Opera und dem Internet Explorer beeinflussen lassen, heute sind es eher Safari und Chrome, bei denen sich Firefox die Ideen holt. Ideenführerschaft war noch nie die Stärke von Firefox, sondern das optimale Implementieren bereits vorhandener Konzepte zu einem stimmigen neuen Gesamtpaket.

Das Ergebnis ist, dass es seit Jahren einen einfach zu bedienenden und dabei doch hochanpassbaren Browser gibt, der sowohl für Gelegenheitsnutzer als auch Profis kaum einen Wunsch offenlässt – und das unabhängig von Konzernzielen und primär kommerziellen Erwägungen.

Trotzdem muss Firefox, auch wenn hinter ihm letztlich eine Non-Profit-Organisation steht, Gewinne erwirtschaften, und dazu muss er erfolgreich sein. Dass schafft er nicht, wenn er optisch nicht mit dem Browser aus dem Hause des Großkonzerns Google mithalten kann oder sich zu weit vom Mainstream entfernt. Firefox muss mit der Zeit gehen, sonst wird er irgendwann eine ebensolche Anekdote sein wie Netscape es heute längst ist. Was vermeintlicher Stillstand bewirkt, konnte man sehen, als Firefox ewig lange bei Version Drei-Punkt-Irgendwas verharrte, sich zu sehr darauf ausruhte, zur Nummer 2 neben dem Internet Explorer und Liebling der Nutzer geworden zu sein – und Chrome in dieser Zeit rasant am Fuchs vorbeizog.

Gewöhnt euch dran, arbeitet eine Weile mit dem neuen Menü – und spätestens nächste Woche werdet ihr euch schon nicht mehr erinnern können, es je anders gemacht zu haben. Wenn ihr dann immer noch Altes vermisst, installiert euch eben ein paar Erweiterungen. Erweiterungen, mit denen man Firefox notfalls aussehen lassen und funktionell ausstatten kann wie ein NASA-Kontrollzentrum. Aber beschwert euch nicht, dass sich die Farbe des Lesezeichensterns verändert hat.


Dieser Artikel ist Bestandteil des Firefox-Schwerpunkts:

Firefox down under: Australis ist da
• Pro Australis: Gewöhnt euch dran!
Contra Australis: Firefox ist kaputt
Browser für Konservative – Firefox-Alternativen


aus der Kategorie: / Tratsch / Browser
(dws)

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Kommentare

Schon etwas ironisch ein „Gewöhnt euch dran!“ ausgerechnet auf diesem Blog zu lesen. Unity? Gnome Shell? Kann man sich daran nicht auch gewöhnen? ;)

Sebastian · 1. Mai 2014, 18:35

Gnome Shell? Kann man sich daran nicht auch gewöhnen? ;)
Ganz klar: nein. Denn Firefox sieht komisch aus und funktioniert gut – und bei der Gnome-Shell ist es umgekehrt. ;)
Und wieso denken eigentlich immer alle, dass ich was gegen Unity hätte? :)

Pinguinzubehör · 1. Mai 2014, 19:30

Das mit den kommerziellen Erwägungen und Konzernzielen stimmt nicht mehr, Mozilla hat Anfang Jahr Pläne geäussert Werbung und bezahlte Links in den Browser einbauen zu wollen.

— TuxTux80 · 1. Mai 2014, 19:32

Das mit den kommerziellen Erwägungen und Konzernzielen stimmt nicht mehr

Das ist bekannt, aber es macht immer noch einen Unterschied, ob ein Produkt existiert, um damit Geld zu verdienen, ober ob ein Produkt Geld verdient, um zu existieren. Firefox kann man immer noch zu letzterer Kategorie zählen.

Pinguinzubehör · 1. Mai 2014, 19:54

“Ganz klar: nein. Denn Firefox sieht komisch aus und funktioniert gut – und bei der Gnome-Shell ist es umgekehrt. ;)”

Dann ist deine Gnome-Shell kaputt, meine funktioniert bestens. Ich liebe sie. ;-)

— Hab ich · 1. Mai 2014, 21:41

Dann ist deine Gnome-Shell kaputt, meine funktioniert bestens. Ich liebe sie. ;-)

Ich mag das Design von Gnome und der Shell, aber die Funktionalität nicht – bzw. passt sie nicht zu meinem Anforderungsprofil. Mehr dazu im nächsten Artikel. ;)

PS. Man kann hier sogar das Namensfeld unausgefüllt lassen, wenn man möchte. :)

Pinguinzubehör · 1. Mai 2014, 22:03

Jennifer Rösler@
Es gibt ESR ich hoffe man bekommt seit Australis noch ESR frage an Knetfeder gibt es ESR von Mozilla taufrisch mit neuer Version frisch uggradtet noch nach dem 1.Mai oder hat Mozilla diese Seite gesperrt um wieder eine Plattform einzuspar

— Ralle · 2. Mai 2014, 00:12

> Ideenführerschaft war noch nie die Stärke von Firefox, sondern das optimale Implementieren bereits vorhandener Konzepte zu einem stimmigen neuen Gesamtpaket.

Das sehe ich ganz anders: Bei der Oberfläche ist Firefox tatsächlich nicht besonders kreativ, wobei aber eigentlich Chrome ursprünglich die Oberfläche von firefox geklaut hat. Bei der Technik hinter den Webseiten hat Mozilla aber sehr viel bewegt, z.B. mit WebGL, Javascript (u.a. JIT-compiler), den Web-Entwickler Werkzeugen und unzähligen anderen Funktionen, die heute Standart sind.

— konstin · 2. Mai 2014, 00:30

Bei Mozilla FF 30 wird weiter gedrosselt, im Artikel von Soeren Hentzschel habe ich es gefunden!

www.soeren-hentzschel.at/mozilla/firefox/2014/05/01/firefox-diese-plugins-kommen-auf-die-temporaere-plugin-whitelist/#comment-15144

— · 2. Mai 2014, 06:22

> Firefox ESR gibt es unverändert weiterhin – also noch eine ganze Weile mit der alten Oberfläche.

Ansonsten ist Seamonkey eine gute Alternative. Neueste Engine aber Altgebackene Oberfläche. Mir für meinen Teil gefällt Australis aber sehr gut.

— TuxTux80 · 2. Mai 2014, 06:45

Hallo,

ich sehe den FF als gelungen und wem es nicht gefällt der kann ja aine app integrieren die dem FF auf altes Aussehen zurücksetzt.

Aber typisch Mensch, wer nichts zu bemängeln hat ist einfach unglücklich.
So, das ist meine Meinung.

Gruß

— pitt · 2. Mai 2014, 08:24

“Gewöhnt euch dran!” ist ganz allgemein ein guter Rat. Ich kann gar nicht beschreiben, wie sehr es mir auf den Keks geht, wenn irgendwo in der Software-Welt mal was halbwegs Neues probiert wird und viele sich öffentlich darüber ärgern, dass es anders ist als früher. Einige Leute pflegen einen fürchterlichen Konservatismus.

Und sich ausgerechnet über ein neues Design desjenigen Browsers aufzuregen, dessen Markenzeichen die leichte Anpassbarkeit an den eigenen Geschmack ist …

Kelhim · 2. Mai 2014, 14:28

Kelhem@
Hi Kelhem du tust so als wenn du Australis eine Langzeiterfahrung bescheinigst wir werden ja sehn ob es überhaubt die Menge der User erreicht es wurde bei Ubuntu schon zurückgerudert und Bürokräfte haben keine Anbitionen sich mit FF 29 rzu plagen!

— Ralle · 2. Mai 2014, 15:49

Dann kläre uns bitte auf Kelhim wie man jenes Konfigurationtool kommt das man FF Australis nach eigenen Geschmack einrichten kann muß ein Code verwendet werden wenn ja wie heißt der Code und berichte wenn du willst wie es mit Drucken aussieht ist es DINA4

— Ralle · 2. Mai 2014, 16:03

Hi,
ich benutze auf dem PC einen selbst gebauten Firefox-Nightly und kenne Australis daher schon länger. Ich bin damit zufrieden. Die erste Woche war es gewöhnungsbedürftig aber mittlerweile finde ich es gut.
Ich habe auf dem Laptop (den ich eher selten benutze) Firefox-Release laufen. Im Vergleich über mehrere Wochen hat mir die Australis-Version besser gefallen.

— Stefano · 2. Mai 2014, 18:39

@Ralle: Ich benutze das Australis-Design seit ein oder zwei Monaten und bin zufrieden. Nichts, worüber ich mich ernsthaft aufregen könnte, aber auch nichts, was mich begeistern würde. Australis ist einfach “da”, und ich kann damit umgehen, genauso wie ich mit früheren Änderungen umgehen konnte.

Die Konfigurationstools hießen schon immer: Add-ons und about:config.

Drucken: Den Menü-Knopf rechts oben anklicken, “Drucken” auswählen, fertig.

Und für völlig Orientierungslose gibt es [Alt]. :P

Kelhim · 2. Mai 2014, 19:04

Bei mir hat sich fast gar nichts verändert. Die Symbole sehen ein bisschen anders aus, sind aber die gleichen wie zuvor und mit runden Tabs kann ich gut leben.

Den neuen Menübutton rechts habe ich einfach rausgeworfen (Anpassen sei Dank), schließlich habe ich ja ein normales Menü, in dem ich alles finde, was ich brauche. Das liegt wahrscheinlich daran, weil ich das firefox-globalmenu installiert habe.

@Ralle: Die Erweiterung, mit der man Australis umfangreich anpassen kann heißt Classic Theme Restorer (https://addons.mozilla.org/de/firefox/addon/classicthemerestorer/). Du brauchst dafür keinen Code oder irgendwelches Spezialwissen. Ich hatte die Erweiterung bis gerade eben noch im Einsatz, um mein Lesezeichensternchen wieder in die Adressleiste zu bekommen. Nun probiere ich es aber mal eine Weile wie von Australis vorgesehen (auch wenn das Sternchen dann blau ist ☺).

Ebenfalls an Ralle, aber ein bisschen off-topic: Bitte verwende Satzzeichen. Manchmal versteht man sehr schwer, was du eigentlich sagen willst. Dabei finde ich deine Kritik interessant und denke, du solltest sie nicht chiffrieren.

Gerhard Großmann · 2. Mai 2014, 19:51

Wo ist denn das Problem? Warum will keiner VIM Shortkeys ändern? Und als VI/VIM entstand war bestimmt auch was los, wo etwas festgelegt wurde! Das einzige ist, dass demnächst nicht WIEDER änderungen kommen!

— arch linux lover · 3. Mai 2014, 01:01

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