Man könnte meinen, Mozilla liest Pinguinzubehör. Nachdem wir gerade erst berichteten, dass zu viel finanzielle Abhängigkeit von einem einzigen Geschäftspartner langfristig die Interessen der unabhängigen Firefox-Entwicklung gefährden könnte, hat Mozilla das Ruder für seinen Firefox-Browser herumgerissen.
In den USA wird Yahoo zur Standardsuchmaschine in Firefox, in Russland und China die jeweils dort führenden Suchmaschinen Yandex und Baidu. Letztere ist dort bereits seit Längerem Standard. Google ist auf den US-Firefox-Versionen künftig also nur noch die Nummer 2, Google und Yahoo tauschen die Plätze.
Bisherige Reihenfolge bei Firefox (US-Version)
Die Ergebnistreffer bei Suchvorgängen werden sich damit substanziell ändern, denn die Treffer von Google und Bing, der Microsoft-Suche, auf deren Technik Yahoo aufsetzt, unterscheiden sich meist deutlich voneinander. Im Idealfall für Google werden eine Menge Nutzer der US-Version daher von sich aus wieder auf die Google-Suche umstellen. Dennoch wird durch den Yahoo-Deal auch ein Großteil eben zu dieser Suchmaschine geleitet. Damit dürfte Yahoo, dessen Hochzeiten schon lange her sind (wer etwa hatte zur Jahrhundertwende keine Yahoo-Mailadresse?), das mit dem Aufstieg Googles entsprechend Einfluss verlor und zumindest hierzulande kaum noch Bedeutung hatte, wieder etwas Boden gutmachen.
Das zeigt allerdings auch, dass Google auf Firefox offenbar tatsächlich nicht mehr angewiesen ist, wenn es sich von Yahoo hat überbieten lassen. Womöglich hat Firefox damit aber auch einfach nur in den sauren Apfel gebissen, sollte Google nicht mehr so viel angeboten haben wie in der Vergangenheit, so dass nun Yahoo auf Firefox’ Heimatmarkt an die erste Position aufrückt; Details zur Höhe der Einnahmen sind bislang nicht bekannt.
Google kann es im Grunde egal sein, ob es bei Firefox Standardsuchmaschine ist oder nicht, befindet es sich doch in der komfortablen Situation, das Vorrecht für die Standardsuche im Chrome-Browser zu besitzen – und hier keine konkurrierenden Suchmaschinen dulden zu müssen. Sofern die Nutzer nicht ohnehin schon über Google suchen. Firefox beweist unterdessen mit der Zurückstufung der Google-Suche zweierlei: dass es wirklich ein unabhängiger Browser ist – und dass Google gut daran getan hat, rechtzeitig einen eigenen Browser auf dem Markt zu etablieren.
Für Anwender des deutschsprachigen Firefox ändert sich übrigens nichts, hier bleibt es bei Google für die voreingestellte Suchmaschine; wer die Yahoo-Suche als Standard möchte, muss sich dies selbst einstellen. An den substanziellen Problemen für Firefox ändert eine Modifizierung der Standardsuchmaschinen allerdings noch herzlich wenig. Um den Rückgang der Verbreitung von Firefox zu stoppen, wird man sich noch einiges mehr einfallen lassen müssen, wenn irgendwann nicht nur noch Idealisten und Linux-Anwender Firefox nutzen sollen.