Gnome 3 ist noch nicht einmal erschienen, da steht es schon vor dem Aus. Zumindest in Europa, sollte nicht noch ein Wunder geschehen: Die Umweltkommission des Europäischen Parlaments hat neue Grenzwerte betreffend der Energiesparrichtlinie 12/2194 erlassen, die im Jahr 2012 für alle EU-Länder verbindlich wird. Betroffen sind dadurch neben den letzten klassischen Glühbirnen und Heizstrahlern auch Betriebssysteme, die zu viel Energie verbrauchen.
Vor allem der Entwicklung hin zu immer ressourcenfressenderen PC-Systemen, die durch hohe Beanspruchung von Graphikkarten und CPUs auffallen und somit zu viel Strom fressen, soll dadurch Einhalt geboten werden. Ziel ist es, dass die europäischen Verbraucher ihre Altgeräte umweltverträglich länger nutzen, statt neue Computer zu kaufen. Als Hindernis hierfür wurden vor allem moderne Betriebssysteme ausgemacht, die den längeren Einsatz älterer Hardware unmöglich machen.
Insbesondere Windows Vista hat sich nach Angaben der EU-Kommission in repräsentativen Umfragen als besonders träge und stromverschwendend erwiesen. Die Folge: Windows-Versionen, die nicht mindestens die Energiebilanz von Windows 98 oder XP aufweisen, werden nun langfristig aus dem Verkehr gezogen. Aller Voraussicht nach wird daher das kommende Windows 8 für Europa in einer speziellen Version erscheinen, in der sich weder die Aero-Oberfläche nutzen noch ein Hintergrundbild einstellen lassen.
Da das Betriebssystem Linux an sich eine optimale Energiebilanz vorweist, konzentriert man sich hier stattdessen auf die stromfressenden Oberflächen, die Desktopsysteme. Erwischt hat es dadurch KDE 4 und – vorbeugend – Gnome 3, die damit ab 2012 in der EU nicht (mehr) genutzt werden dürfen. Begründet wird diese noch drastischere Entscheidung mit der reichhaltigen Auswahl an alternativen Desktops. Sinngemäßes Zitat der französischen Umweltkommissarin Dominique Ampoule: “Wer bei Linux auf eine graphische Oberfläche angewiesen ist, kann ohne Probleme auf Desktops wie Windowmaker oder Blackbox zurückgreifen.”
Für die sparsameren, aber ebenfalls noch zu energielastigen Umgebungen wie Gnome 2, LXDE, XFCE oder KDE 3 bestehen Übergangsfristen bis 2016. Danach sind auch diese in Europa illegal. Ob auch reine Anwendungsprogramme wie Browser oder Office-Suiten von der Regelung erfasst werden, steht noch nicht fest.
Die Firma Apple mit ihrem ebenfalls ressourcenhungrigen Produkt “Mac OS X” ist als unbedeutender Nischenanbieter von den neuen Regelungen nicht betroffen.
Quelle: Spiegel Online
Hinweis: siehe auch Kommentar von 18:30h!