Bei der Recherche zum Artikel über mechanische Tastaturen fiel uns nebenbei erst so richtig auf: Es gibt Windows-Tastaturen, es gibt Mac-Tastaturen – nur Linux hat kein eigenes Tastenlayout. Hier nutzt man wie auch unter Windows den IBM-Standard, also in der Regel für Microsoft-Computer konzipierte Tastaturen.
Das kann natürlich auch als Vorteil gesehen werden, denn da viele Linux als Zweitsystem betreiben oder aber Windows parallel weiternutzen, muss man sich nicht umgewöhnen, wenn sich Linux und Windows dieselbe Tastatur teilen können. Es hat aber auch zur Folge, dass Linuxnutzer täglich „diskriminiert“ werden, wenn sie an ihrem PC arbeiten – eben beim Blick auf die Tastatur, wenn ihnen statt eines freundlichen Pinguins ein Windows-Logo entgegenblickt – meist sogar zwei Mal. IBM-kompatible Tastaturen werden heutzutage eben wie selbstverständlich mit Windowstasten angeboten.
Was also tun, wenn man sich mit dem Windows-Logo gar nicht erst anfreunden möchte? Unter Linux braucht man theoretisch gar keine Super-Taste, die Windows-Tasten oder Apple/Command-Tasten zusätzlich zur Strg- und Alt-Taste sind eine relativ neue Erfindung. Vor dem Jahr 1995 hatten Tastaturen z.B. noch keine Windowstasten.
Die Windowstaste
Auch heute kann man noch Tastaturen kaufen, die sich strikter ans klassische IBM-Schema halten. Auf dem Markt für Privatnutzer sieht es diesbezüglich sehr düster aus, bei für den gewerblichen Bereich gedachten Tastaturen wird man jedoch noch fündig. So gibt es etwa die hier spaßeshalber ins Apple-Design umlackierte G81-3000 auch heute noch optional ohne Windowstasten. Mit diesem Modell wäre man also auf Wunsch windowslogofrei, der Nachteil ist, dass man ausgerechnet auf dieser Tastatur tippt wie auf kalten Pommes.
Noch ohne Windows-Tasten: eine historische G81-3000
Doch auf die Windows-/Super-Tasten an sich möchte man ja vielleicht gar nicht verzichten (die Gnome-Shell z.B. setzt sie ja quasi sogar voraus), denn auch unter Linux kann man mit diesen allerhand Nützliches anstellen. Vielleicht stört tatsächlich nur die Windows-Symbolik. Muss die also sein? Kann man PC-Tastaturen nicht auch mit Pinguin-Symbolik statt Windows-Fensterchen auf den Supertasten bekommen?
Wir fragten deshalb einfach mal bei den großen Herstellern von Eingabegeräten an, was diese dazu sagen. Wir wollten im Einzelnen wissen: Gibt es spezielle Tastaturen für Linux, gibt es Linux-Tastenkappen optional als Ersatzteil oder ist etwas in der Art für die Zukunft geplant?
1. Cherry
Die Presseabteilung von Cherry reagierte am schnellsten und teilte uns mit, dass das Modell G83-6188LPNDE-0, das tatsächlich mit Linux-Tasten ausgestattet ist, aufgrund mangelnder Nachfrage leider nicht mehr hergestellt werde.
Das verwundert nicht wirklich, denn die G83 ist eine billige Standardtastatur, die sich eher für den Büroschreibtisch eignet als für den Privatmann oder die Privatfrau mit Blick für Details – da hohes Tastenprofil, keine Medientasten und auch noch hellgrau.
Restbestände dieser Tastatur sind jedoch noch immer im Handel erhältlich.
2. Logitech
Am längsten brauchte Logitech für eine Antwort, aus der hervorging, dass es Logitech-Tastaturen schlicht und einfach nur mit Windows- und Mac-Layouts gibt. Ob es künftig auch Linux-Designs geben würde, wisse man nicht.
Und welche Firma stellt noch im großen Stil Tastaturen her? – Richtig. Daher schickten wir die Anfrage natürlich auch dorthin und fragten Microsoft, ob man bei ihnen Linux-Tastaturen kaufen könne. :)
3. Microsoft
Die Antwort ist kaum überraschend: Nein, die Hardware-Sparte von Microsoft habe derzeit keine Linuxtastaturen im Sortiment und biete auch keine Einzeltasten im Linux-Stil an. Der Microsoft-Sprecher teilte zudem mit, man sei nicht im Stande, etwas zu künftigen Produkten zu sagen.
„Weiter mit beliebiger Taste“ nimmt man im Hause Microsoft also nicht gerade wörtlich …
Es sieht im Ergebnis nicht gut aus für Linuxnutzer, die ihre Windowstasten loswerden wollen. Doch es gibt Nischen: Die Rockiger-Notebooks haben z.B. Ubuntu-Logos auf den Super-Tasten. Auch bieten andere Tastaturenhersteller durchaus Linux-Tasten als Ersatzteil an. Für absolute Linux-Enthusiasten besteht nicht zuletzt immer noch die Möglichkeit, sich individuelle Tastenbeschriftungen lasern, gravieren oder aufkleben zu lassen – was dann allerdings etwas ins Geld geht. Da sage noch einmal jemand, Linux würde nichts kosten.