„Fopera“ – Opera-12-Verhalten mit Firefox realisieren

28. April 2015

Es gibt immer noch Anwender, die Opera 12 einsetzen. Doch an Alternativen kommt man langfristig nicht vorbei, denn das Web entwickelt sich weiter, dieser Browser aber nicht mehr. Möchte man einen vergleichbaren Workflow realisieren, heißt es, auf das Fortschreiten von Vivaldi zu warten – oder sich einen Firefox entsprechend zurechtzubasteln, der sich durch seine erweiterungsfreundliche Oberfläche besonders gut für dieses Vorhaben eignet. Eine Entdeckungsreise durch viele nützliche, aber verlorengegangene alte Opera-Features.

Opera führt den voller witziger Features steckenden Opera 12 nicht fort, der Opera-Browser basiert inzwischen auf Googles Blink und erreicht den alten Funktionsumfang der Bedienoberfläche nicht annähernd. Auch wenn es den Opera-Browser inzwischen sogar eingeschränkt wieder für Linux gibt, hat er mit der traditionellen Opera-Suite nichts mehr zu tun; Opera ist heute ein Schwesterprodukt zu Google Chrome. Der Otter-Browser, der Opera 12 nachprogrammieren will, hat zwar schon einen beachtlichen Umfang, braucht aber noch viel Feinschliff und kommt nur langsam voran. Auch Neuling Vivaldi setzt zwar auf Blink-Technik, will aber in naher Zukunft die bekannte Opera-12-Funktionalität wieder anbieten – und entwickelt sich rasant weiter. Noch immer gibt es nur Vorschauversionen von Vivaldi, diese sind aber bereits recht gut benutzbar. Opera-12-Gefühl will sich aktuell aber noch nicht wirklich einstellen, auch wenn die richtigen Ansätze schon erkennbar sind. Die alten Opera-Fans dürfen also darauf hoffen, dass zumindest mit Vivaldi alsbald wieder ein annehmbarer Opera-12-Nachfolger bereitstehen wird.

Bis Vivaldi so weit ist, muss man mit dem alten Opera 12 vorliebnehmen – der aber zunehmend Schwierigkeiten mit aktuellen Webseiten bekommt. Mit der operaeigenen Browser-Engine Presto wurde auch Wesentliches an Ausstattung und Bedienkonzept geopfert. Noch gibt es Opera 12 für Linux, doch seine Tage sind gezählt. Ausgerechnet Firefox bietet sich hier als Alternative an. Wer gern die alten Opera-Tricks im Browser behalten und trotzdem auf eine zeitgemäße Darstellung der Webinhalte nicht verzichten möchte, findet mit Firefox eine fast ideale (Übergangs-)Lösung. Mit Erweiterungen lässt sich der Mozilla-Browser zwar nicht in Opera verwandeln, aber dessen geschätzte Features derart nachrüsten, dass man nah an Opera 12 herankommt. Es existieren erstaunlich viele Erweiterungen, mit denen altbekannte Opera-Funktionen auch in Firefox möglich werden.

Prinzipiell würde sich auch Seamonkey eignen, das bereits einen ähnlichen Ansatz verfolgte wie das alte Opera, so sind etwa E-Mail und RSS hier bereits integriert und gut verzahnt mit dem Browser. Seamonkey ist konzeptionell mit dem alten Opera verwandt, manches, was der alte Operaner schätzte, gibt es bei Seamonkey bereits ab Werk. Doch die vielen nützlichen Kleinigkeiten, die Opera 12 so pfiffig gemacht haben, sind mit Seamonkey schwieriger umzusetzen – einerseits, weil das Programm selbst viele Eigenheiten seiner traditionellen Oberfläche bewahrt hat, andererseits, weil die meisten benötigten Erweiterungen primär für Firefox angeboten werden. Bleiben wir für unseren quasi selbstgebauten Opera-12-Klon also bei Firefox als Grundlage. Mit den folgenden Erweiterungen bekommt der Mozilla-Browser einen ordentlichen Schuss Opera-Verhalten spendiert:

Mausgesten
Eines der Opera-Merkmale schlechthin: Mit bestimmten Bewegungen der Maus wird navigiert, werden Tabs geschlossen oder neue geöffnet.

Paneele
Opera hatte nicht nur Lesezeichen- oder Verlaufsseitenleiste im Interface, sondern kombinierte die Seitenleisten (in Opera „Paneele“ genannt) mit einer vertikalen Symbolleiste, die auch alle anderen Seitenleisten mit einem Klick erreichbar machte. Die Erweiterung All-in-one-Sidebar bringt diese Funktionalität auch für Firefox und damit gleichzeitig auch viel Opera-Optik in den Fuchs. Neben Lesezeichen und History hat man damit auch schnellen Zugriff auf Erweiterungen, Seiteninformationen, Downloads oder sogar andere Webseiten in der Seitenleiste.

An Breite anpassen
Diese Erweiterung bringt nicht nur die Seitenvergrößerung im Opera-Look zurück, sondern ergänzt auch die Funktion „Seite in der Breite ans Fenster anpassen“. Statt eines nervigen horizontalen Scrollbalkens kann man zu breite Webseiten einfach auf Fensterbreite umbrechen lassen. Mit eine der nützlichsten Funktionen im alten Opera.

Tabs minimieren
Stellt das traditionelle Opera-Tab-Verhalten wieder her, das komplexer war als das aktuelle Firefox-Tab-Verhalten, weil Opera nicht nur Tabs hatte, sondern einen MDI-Modus. Das faktische In-den-Hintergrund-Legen von Webseiten, quasi ein Minimieren eines Tabs, wird somit wieder möglich.

Ein-Tasten-Navigation
Überaus praktisch war die Steuerung von Opera mit einzelnen Tasten der Tastatur, ohne eine Tastenkombination zu benötigen. So konnte man etwa mit den Tasten 1 und 2 durch die geöffneten Tabs navigieren, ohne mit der Maus klicken zu müssen. Die Erweiterung Single Key Tab Switch bietet diese Funktion auch für Firefox.

Weiter mit Leertaste
Eines der Features, die man am schmerzlichsten vermisst, wenn man sie von Opera gewohnt war. Wer mit der Leertaste durch Webseiten scrollt, kommt damit irgendwann am Ende an. Bei Opera war das genauso, nochmaliges Drücken der Leertaste lud dann aber die „nächste“ Seite, wenn vorhanden. Sehr praktisch in Foren oder sonstigen auf mehrere Seiten verteilte Texte. Gezieltes Anklicken eines Weiter- bzw. Nächste-Seite-Links wird damit überflüssig.

Schnellrücklauf
Das Gegenteil zur Weiter-Leertaste war u. a. die Fast-Backward-Taste. Mit ihr ging man nicht nur eine Seite im Browserverlauf zurück, sondern zurück zur Startseite, In Foren also etwa zur ersten Seite, auch wenn man über eine Suchmaschine auf der zweiten Seite gelandet war und die erste Seite nicht im Verlauf hatte. Keine überlebensnotwendige Funktion, aber von manchen alten Opera-Hasen sicherlich geschätzt.

„F12“
F12 gibt es nicht für Firefox bzw. dort mit anderer Belegung. In Opera zauberte es ein Schnelleinstellungsmenü hervor, mit dem Funktionen wie Javascript, Cookies, Bilder etc. global rasch ein- und ausgeschaltet werden konnten. Ein ähnliche Funktionalität erreicht man mit der Firefox-Erweiterung Quick Java, muss sich die Einträge dann aber in die Statusleiste oder ins Globalmenü legen.

Umfangreiche Statusleiste
Die Statusleiste zeigte bei Opera auf Wunsch mehr an als nur Linkziele und Ladefortschritt. Diese Erweiterung, Extended Statusbar, gibt Firefox wieder eine Statusleiste – und zwar im Opera-Stil mit vielen weiteren Informationen zur geladenen Seite. Sie lässt sich auch nutzen, um andere Elemente wie etwa von QuickJava darzustellen.

Lesezeichen direkt einsortieren
Bei Firefox setzt man zuerst ein Lesezeichen und sucht sich dann später ggf. umständlich den passenden Ordner. Mit der Erweiterung „Add Bookmark here“ kann man wie beim alten Opera umgekehrt verfahren: Erst in der Seitenleiste oder im Lesezeichenmenü den richtigen Ordner suchen, und dann mit Rechtsklick das neue Lesezeichen dorthin einsortieren.

Lesezeichen-Stern im Adressfeld
Zeigt an, ob sich eine Seite bereits in den Lesezeichen befindet, ohne Platz in der Symbolleiste zu verschwenden.

Öffnen mit
Eigentlich kein Opera-Feature, aber einige Anwender hatten es sich zu Opera-Zeiten selbst mit Bordmitteln bei Opera in die Menüs eingebaut (weil Opera wegen seines geringen Verbreitungsgrades nicht mit allen Seiten optimal funktionierte). Mit dieser Erweiterung kann man die gerade geöffnete Seite schnell in beliebigen anderen Browsern aufrufen. Ideal auch zum Testen von Seiten in verschiedenen Browser-Engines.

Animationen stoppen
Beendet GIF-Animation mit der Escape-Taste, wie es auch in früheren Firefox-Versionen der Fall war.

Flashinhalte nach Extra-Klick
Flashblock führt seitenspezifisches Click-to-Play für Flashvideos ein und verhindert, dass parallel in Tabs aufgerufene Videos gleichzeitig anfangen zu laufen. Wird leider nicht mehr für neuere Versionen gepflegt. Alternative: Flashstopper.

RSS-Symbol
Zeigt in der Adressleise eine Info, wenn eine Seite RSS-Feeds bereitstellt.

Graphiken nicht laden
Besonders ausgefeilt in Opera war die Behandlung von Graphiken. Man konnte pro Seite einstellen, ob Bilder neu, aus dem Cache oder gar nicht geladen werden sollten.
Früher unverzichtbar für Nutzer ohne DSL-Anschluss, und auch heute manchmal noch praktisch bei ewig ladenden Seiten und ausgelasteten Verbindungen. Wird leider nicht mehr für neuere Firefox-Versionen gepflegt.

Kontextmenü mit Doppelklick
Statt erst Text zu markieren und dann das Kontextmenü aufzurufen, wird einfach doppelt auf den Text geklickt, das Kontextmenü erscheint direkt

Beliebige Suchmaschinen erstellen
Suchmaschinen kann man normalerweise nur zum Firefox-Suchfeld hinzufügen, wenn dies von einer Suchseite explizit gestattet und im Quelltext der jeweiligen Seite programmiert wurde. Mit dieser Erweiterung lässt sich jedes beliebige Suchfeld auf einer Webseite zum Firefox-Suchfeld machen, was auch Opera schon beherrschte.

Classic Opera
Nicht zuletzt gibt es mit „Classic Opera“ noch eine Sammlung von Funktionen, die diverses altes Opera-Verhalten wiederherstellt; u. a. eine MDI-artige Hintergrundansicht, ebenfalls ein-Tasten-Befehle oder schmalere Tabs.

Manche der hier aufgeführten praktischen Funktionen gab es teilweise auch in früheren Firefoxversionen standardmäßig eingebaut, wurden aber nach und nach entfernt. Andere haben es nie in den Standard-Firefox geschafft. Umso schöner, dass sie mittels Erweiterung trotzdem für den Mozilla-Browser verfügbar gemacht wurden. Solange Vivaldi noch nicht fertig ist und Opera weiterhin eher einen Chrome-Imitationswettbewerb veranstaltet, ist Firefox eine überraschenderweise passable Möglichkeit, altes Opera-Verhalten weiterzunutzen.


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Kommentare

Doch die vielen nützlichen Kleinigkeiten, die Opera 12 so pfiffig gemacht haben, sind mit Seamonkey schwieriger umzusetzen – einerseits, weil das Programm selbst viele Eigenheiten seiner traditionellen Oberfläche bewahrt hat, andererseits, weil die meisten benötigten Erweiterungen primär für Firefox angeboten werden

Viele, wenn auch nicht alle, bekommt man aber auch unter Seamonkey funktionstüchtig. Wer hier nicht selbst Hand anlegen will, kann dies unter http://addonconverter.fotokraina.com/ automatisch erledigen lassen.

Fryboyter · 29. April 2015, 10:20

Netter Artikel, gibt es auch ein Opera-Presto-Theme für Firefox? FXOpera ist ja jetzt leider das neue Opera-Theme :/

Andreas · 29. April 2015, 14:34

Ich habe Opera in die FF-Addon-Suchmaschine eingeben und mehre Opera-Addons für FF gefunden, ich habe auch Fopera gefunden mit Opera 10 gefunden ist dieses Fopera gemeint dann ist es nicht auf Opera-12-Basis von den Quelltexten her sondern eher auf O.-10-Basis, denn es handelt sich nicht um den Fork von Opera 12 sondern um ein Fork von Version 10, wer hat dieses Addon die Firma aus Schweden ASA die auch Opera schreibt?

Hier der Link:

https://addons.mozilla.org/de/firefox/search/?q=Opera&appver=&platform=

— · 29. April 2015, 18:44

Könnte mal jemand den Kommentator “·” bannen? Nicht nur, dass man selbst keine vernünftigen Kommentare mehr bekommt, nein, es enstehen nichtsaussagende Wall of Texts und Beleidungen… >_<

Andreas · 2. Mai 2015, 03:05

Habe gerade einen ausführlichen Kommentar unter Opera gesetzt. Jetzt sehe ich, dass auch hier über Vivaldi geschrieben wird.

Ein Hinweis zu Seamonkey: Dieser Browser hat regelmäßig mein Ubuntu 10.04 abschmieren lassen.

Sei dazu erwähnt, dass es auf einem langsamen Rechner mit wenig Arbeitsspeicher lief und ich nicht so genau nach den Gründen geguckt habe, denn zu der Zeit war Opera 12.16 mein Standardbrowser.

Im Moment suche ich einen guten E-Mail-Client für Linux.

Denn auch als E-Mail-Client fällt Opera flach. Opera höher 12.16 für Linux kann man leider nur in die Mülltonne kloppen, taugt nicht mal als Abklatsch von Chrome. Dann nehme man doch lieber gleich das Original. Es gefällt mir aber auch nicht.

Jetzt bete und hoffe ich, dass Vivaldi sich weiter so entwickelt.

— MB · 31. Mai 2015, 14:51

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