KDE = Klimakillendes Desktop Environment?

10. März 2010

So schnell wird aus einem Witz Wirklichkeit: Eben noch Gegenstand einer Satire, so wurde nun der Ressourcenverbrauch samt Energiebedarf der typischen Linux-Desktops tatsächlich einem umfassenden Vergleichstest unterzogen.

Das Ergebnis überrascht nicht: KDE bekommt die rote Karte, Gnome und XFCE pendeln im Mittelfeld und LXDE reitet auf der grünen Welle. Die Abweichungen beim Energiebedarf im Leerlauf sind vernachlässigbar, doch beim Ressourcenverbrauch (CPU, RAM) werden die Unterschiede deutlich.

Es hilft dabei nicht weiter. die Testbedingungen dieses aktuellen Tests zu hinterfragen, denn man braucht keine Studie und keine Statistik, um festzustellen, dass KDE 4 zurzeit der schwerfälligste und ressourcenhungrigste Desktop unter Linux ist. Dazu reicht ein flüchtiger Blick auf die CPU-Anzeige des Systemmonitors. Oder man startet Linux samt KDE und Gnome auf einem Pentium III und geht sich dann einen Tee holen. Bis KDE arbeitsbereit ist, ist der Tee fertig, bei Gnome hat immerhin schon das Teewasser gekocht und bei LXDE sucht man sogar noch nach den Teebeuteln.

Die Frage muss gestattet sein, warum das eigentlich so ist. Dass sich die Leistungskraft von Computern ständig verdoppelt, scheint ein Naturgesetz zu sein, doch wieso verdoppelt sich gleichermaßen auch der Bedarf für die Software stetig? Das ist beileibe kein Linuxproblem, auch unter Windows und beim Mac kommt man mit älterer Hardware heute nicht mehr weiter. Wieso werden bereits beim Betrieb einer leeren Oberfläche oder eines einzelnen Programmes die Systemressourcen bis zum Anschlag belegt? Weil man es kann? Oder weil man sich um effizienteres Programmieren schlicht nicht kümmert?

Wer sich auf einer aktuellen Maschine eine alte Distribution mit KDE 1 oder Gnome 1.4 oder ein Windows98 installieren würde, wäre – positiv – schockiert von der Geschwindigkeit des Systems. Da können die heutigen Desktops nicht annähernd mithalten. Dabei hat sich die Aufgabenstellung an einen Desktop seit damals kaum gewandelt. Ein Desktop soll Programme starten, einen Dateimanager anbieten, Desktopsymbole anzeigen und ein Panel mit Menü bieten, garniert mit ein paar nützlichen Programmen für die tägliche Arbeit. Bleiben wir beim Beispiel KDE: KDE 1, 2 und 3 konnten das alles bereits. Und auch KDE 4 kocht hier nur wieder mit Wasser (zugegeben, man kann Fenster nun auch drehen). Der einzige Unterschied ist, dass das hochmoderne KDE 4 das alles jedoch langsamer erledigt als seine Vorgänger, es fällt nur meist nicht auf, weil eben die Rechner schneller geworden sind.

Niemand verlangt, dass die Softwareentwicklung auf dem Stand von vor 10, 15 Jahren stehenbleibt, Innovation und Fortschritt kann man nicht aufhalten. Doch die Frage bleibt, weshalb es die großen Desktops nicht schaffen, sparsamer mit Rechenleistung und Systemkapazitäten umzugehen oder zumindest den Status quo zu halten. Nicht nur die Linuxoberflächen, auch Programme wie Firefox und OpenOffice müssen sich diese Frage gefallen lassen. Dass aktuelle Software sogar einmal energiesparender und effizienter als ihre Vorgänger werden könnte, traut man sich ja schon gar nicht als Wunsch zu formulieren. Aber mal so ganz theoretisch: Wäre es technisch möglich, eine Oberfläche vom Funktionsumfang eines KDE 4 zu programmieren, die am Ende die Geschwindigkeit eines KDE 1 erreicht?

Neben finanziellen ist es gerade auch unter Umweltaspekten sinnvoll, nicht alle 2 jahre einen neuen PC zu kaufen. Doch will man die neueste Software nutzen (und gerade mit Linux ist man quasi dazu gezwungen, da die gängigen Distributionen selten länger als 1,5 bis 2 Jahre Sicherheitslücken ausbessern), wird das bei deren stetig wachsendem Ressourcenbedarf fast unmöglich.

Was bleibt dem Linuxnutzer mit nichtaktueller Hardware? Er kann sich bei KDE & Co. in Geduld üben oder – jedoch unter Komfortverlust – auf einen schlankeren Desktop oder noch schlankere Desktop-Alternativen ausweichen, um den Ressourcenhunger aktueller Systeme etwas abzumildern. Oder er muss das Wettrüsten um immer schnellere PCs, die sich dann aber durch im gleichen Tempo schwerfälliger werdende Software am Ende doch nur wieder genauso träge bedienen lassen, mitmachen.


aus der Kategorie: / Tratsch / Gnome & KDE

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Kommentare

Ja. Ich kann dir zustimmen. Doch manche Sachen verschweigst du:

- man will viele Animationen (d.h. OpenGL Desktop)

- KDE ist voller Symbole mit guter Qualtität

- Vorschaubilder für Filme, Bilder, Textdokumente, etc. in Dolphin

- RSS Reader, Plasmoids, etc. laufen alle nebenher…

Dass frisst natürlich alles Ram und CPU. Wenn man alles minimalistisch wie LXDE macht bekommt man natürlich alles schneller hin, doch man muss zugeben dass KDE einfach schöner aussieht.

Doch auch ich würde mir natürlich wünschen dass KDE doppelt so schnell ist.

— kubuntuUser · 10. März 2010, 09:33

Ich bin ja in meinem Blog bereits auf die fehlerhafte Messung eingegangen, worauf ich nicht eingegangen bin, ist die Tatsache, dass KDE und GNOME Speicher anders verwendet. Der Vergleich von RAM ist einfach kein Kriterium, weil Äpfel mit Birnen verglichen werden. Ich empfehle hier einfach mal die Blogposts von Lubos Lunak dazu durchzulesen, vor allem wie leicht man Speicher falsch interpretieren kann.

Nun lassen sich die hohen KDE RAM Zahlen ja ganz leicht mit Stichwörtern wie Nepomuk oder Akonadi beantworten. Das sind Funkionalitäten, die hatte man bei KDE 1 nicht, womit auch die Frage beantwortet ist, ob man KDE 4 mit den Ressourcen von KDE 1 erstellen könnte. Wenn man ein komplettes semantisches Suchframework integriert, schafft man das natürlich nicht.

Ich möchte auch einfach mal darauf hinweisen, dass KDE gerade an einer Mobile Edition arbeitet. So schlimm kann der Ressourcenverbrauch nicht sein, sonst käme man nicht mal auf die Idee

Martin · 10. März 2010, 09:46

Die Frage ist: wieso läuft das alles nebenher und nicht erst bei Bedarf? Und was nutzen die schönsten Icons und Animationen, wenn man sie erst gar nicht zu Gesicht bekommt, weil man KDE nicht nutzen kann?

Ich bin übrigens genau aus diesem Grund (Äpfel – Birnen) nicht näher auf Testergebnisse eingegangen, sondern beziehe mich nur auf das Ergebnis (was 99% der Anwender nunmal auch so sehen: da wird nicht gefragt, wieviel RAM belegt oder wieviel Rechenleistung beansprucht wird, sondern schlicht festgestellt, dass KDE recht lahm ist).

Pinguinzubehör · 10. März 2010, 10:37

Ich kann dir zustimmen. Die Antwort ist recht klar: Funktionalitaet.
Will man automatisch gemountete USB-Sticks, (fast)transparenten Zugriff auf SMB, animierte Elemente usw., dann muss man bereit sein dafuer mit Performance zu zahlen. Saemtliche Funktionalitaet muss in den RAM geladen und auf CPU/GPU ausgefuehrt werden.
Meine Experimente mit sparsamen Umgebungen endeten bis jetzt recht schnell – es fehlte mir an Funktionalitaet.
Man stelle sich nur vor, wie z.B. Code zum Auswerten der Pfade aussieht, mit und ohne aehnlicher Funktionalitaet wie in GnomeVfs.
Besser geht es bei solcher Funtionalitaet anscheinend nicht.
So aehnelt mein Kommentar den vorherigen :)

— ket · 10. März 2010, 10:45

Ich stimme dem Autor des Beitrags voll und ganz zu. Es ist Schade, dass trotz schnellerer Rechner, viele Dinge langsamer von statten gehen.
Es spielen jedoch noch mehr Faktoren ein Rolle. Jeder der von einer rotierenden HDD auf eine SSD umgestiegen ist, weiß was ich meine. Seit diesem Umstieg geht es rund auf meinem System (Standard Ubuntu).

Zu RAM und CPU. Dass eine CPU reichlich Energie umwandelt ist bekannt. Doch warum wird der RAM als Maßstab herangezogen? Ist es nicht sinnvoll den kompletten Arbeitsspeicher mit Daten vollzuladen, die eventuell demnächst gebraucht werden? Der Lesezugriff auf die Platte dauert wesentlich länger. Wird ein anderes Programm gestartet, muss halt ein Teil verworfen werden.
Vielleicht sollte die Diskussion über die Effizienz von Oberflächen noch um weitere Faktoren erweitert werden. Wie stehts mit Usability (ein eher schwammiger Begriff, das ist mir klar). Kann ein Nutzer eine Aufgabe entspannt in zwei Stunden erledigen ist das doch wesentlich besser, als wenn er unentspannt, durch eine nicht optimierte Oberfläche drei Stunden braucht.
Was ganz anderes: Mal ehrlich: Wer schaltet seinen Rechner aus, wenn er eben für 20min was anderes macht? Das führt die Diskussion über den Energieverbrauch ad absurdum , wenn es niemand macht.

Grüße Schumbi

— Schumbi · 10. März 2010, 10:47

> Die Frage ist: wieso läuft das alles nebenher und nicht erst bei Bedarf?
viele Dinge müssen nebenher laufen, wie z.B. die Desktopsuche. Die muss in ständiger Bereitschaft sein, sonst wäre sie keine Suche. Generell startet KDE z.B. viele Dienste erst wenn sie benötigt werden. Ich glaube als Laie zieht man da sehr schnell falsche Schlüsse, weil man sich nicht mit der Materie auskennt. Die Entwickler sind nicht dumm und verschwenden nicht sinnlos Ressourcen

> Und was nutzen die schönsten Icons und Animationen, wenn man sie erst gar nicht zu Gesicht bekommt, weil man KDE nicht nutzen kann?
Bei KDE gibt es einen globale Animationseinstellung, wo man die Animationen je nach verfügbarer Hardware (z.B. langsame CPU, schnelle GPU) einstellen kann. Man sieht, die Entwickler haben so weit gedacht, dass Animationen durchaus zu Problemen auf alter Hardware führen können. Dennoch sollen die Entwickler für die Zukunft entwickeln. Warum soll man die Ressourcen nicht nutzen, wenn sie da sind? Ich hab meinen Dual-Core Rechner ja nicht zum Anschauen gekauft.

Martin · 10. März 2010, 11:09

Um diese eigentlich ganz simple Frage zu beantworten, warum aktuelle Betriebsysteme mehr Ressourcen verbrauchen, als 11 Jahre alter Hardware gefällt, hilft es, ein 11 Jahre altes Betriebssystem zu booten, um sich die Unterschiede zu vergegenwärtigen.

— Lorag · 10. März 2010, 11:16

Wenn Speicher vorhanden ist sollte er auch genutzt werden.
Aber genauso sollte man sparsam mit Speicher umgehen, wenn er nicht vorhanden ist.
KDE schafft diesen letzten Satz leider nicht ganz. Knapp dahinter liegt auch Gnome.
Aber mal ehrlich niemand erwartet eins von beiden mit 128 MB RAM zum ernsten laufen zu bringen.
Selbst LXDE kommt da ins Schwitzen.
Insgesamt gesehen denke ich aber nicht, dass KDE, wie der Titel suggeriert klimakillender ist, als Gnome oder XFCE .
Das ist schlichtweg ein Mythos.

Übrigens habe ich auch mal getestet und folgendes ist dabei herausgekommen:
http://bit.ly/bRPzrS

Wichtig ist, dass man bei KDE genau schaut was geladen wurde und welche Werte man zum messen nun nimmt. KDE grenzt sich hier deutlich ab von Gnome oder XFCE oder LXDE, was das Memory Management angeht.

Leszek · 10. März 2010, 11:20

Also ich verstehe die ganze Aufregung um dieses Messergebnis von Phoronix überhaupt nicht (nicht nur in diesem Artikel).
KDE verbraucht also mehr Ressourcen als andere Desktop-Umgebungen. Na sowas. Na dann hab ich noch ein paar heiße Infos: Gimp verbraucht mehr Ressourcen als der Kartoffelknülch. Windows 7 verbraucht mehr Ressourcen als Dos. Und Mass Effect 2 verbraucht mehr Ressourcen als Super Mario.

Und um das zu wissen, muss man erst groß nachmessen? Und überlegen, ob man nicht auch mit Kartoffelknülch, Dos und Super Mario zufrieden wäre?

Ach, ich versteh die Diskussion nicht…

— Einfach Toll · 10. März 2010, 11:54

“Ich hab meinen Dual-Core Rechner ja nicht zum Anschauen gekauft.”

Den Verdacht hab ich schon länger, dass die Ursache träger Systeme schlicht und einfach darin liegt, dass Entwickler auf ihren aktuellen High-End-Maschinen programmieren und gar nicht mehr wahrnehmen, wie sich ihre Ergebnisse auf älteren bzw. geringer dimensionierten Systemen anfühlen.

“Warum soll man die Ressourcen nicht nutzen, wenn sie da sind”

Das ist der Punkt. Es wird versucht, Ressourcen zu nutzen, die nicht da sind. Und wenn jeder so denkt, läuft demnächst nur noch ein Programm gleichzeitig und man kann die Taskleiste abschaffen. Vielleicht brächte das ja dann sogar wieder einen Performance-Gewinn. :-)

Pinguinzubehör · 10. März 2010, 14:36

“…ein 11 Jahre altes Betriebssystem zu booten, um sich die Unterschiede zu vergegenwärtigen”

Das ist ja das Interessante: Die Unterschiede sind gar nicht so groß. Das Design (technisch und optisch) hat sich geändert, aber die Funktionalität ist im Grunde dieselbe geblieben. Der Gedanke ist nun: die Technik ist ein Jahrzehnt weiter, aber trotzdem werden die heutigen Systeme in Sachen Geschwindigkeit von den antiken Vorgängern allesamt in den Schatten gestellt.

“Ungenutzter RAM ist sinnloser RAM!”

Stimmt. Aber noch sinnloser ist:
Durch Desktop bis zum Anschlag genutzer RAM = gar kein RAM für die eigentlichen Anwendungen! Leszek hat es schon erwähnt.
Ältere Systeme lassen sich übrigens auch nicht endlos mit Speicher nachrüsten, bei vielen ist bei 256 oder 512 MB bauartbedingt Schluss.

“Übrigens habe ich auch mal getestet…”

Leszek, Du warst oben im Artikel schon längst verlinkt. ;-)

KDE verbraucht also mehr Ressourcen als andere Desktop-Umgebungen. Na sowas.”

Eben. Und hier wird nun einfach mal die philosophische Frage gestellt, warum das so ist und ob das so sein muss (gerade weil KDE in der Vergangenheit bewiesen hat, dass sie auch anders können, KDE 2 und 3 waren trotz optischem Schnickschnack deutlich flotter als Gnome). Aber vielleicht steht ja auch jemand mit dem Knüppel hinter den Programmieren und zwingt sie, bis zum (RAM-)Anschlag zu programmieren – weiß man’s? :-)

Pinguinzubehör · 10. März 2010, 15:07

Den Verdacht hab ich schon länger, dass die Ursache träger Systeme schlicht und einfach darin liegt, dass Entwickler auf ihren aktuellen High-End-Maschinen programmieren und gar nicht mehr wahrnehmen, wie sich ihre Ergebnisse auf älteren bzw. geringer dimensionierten Systemen anfühlen.
Ich nutze ein MacBook der fünften Generation (Alter 1,5 Jahre). Nicht unbedingt das was ich unter einer High-End-Maschine verstehe ;-) Aber dennoch hast du zum Teil Recht. Ich hab am Wochenende versucht ein Performance Problem in Aurorae zu beheben, konnte aber nicht, weil das Problem bei mir nach der Installation des neusten NVIDIA Treibers nicht mehr existiert. Was soll ich nun tun? Mir einen alten Rechner kaufen?

Durch Desktop bis zum Anschlag genutzer RAM = gar kein RAM für die eigentlichen Anwendungen!
Sorry, aber das zeigt einfach nur, dass du dich mit dem Thema nicht auskennst. Nicht verwendeter RAM ist schlecht verwendeter RAM. Wenn dein RAM voll ist, bedeutet das nicht, dass sofort geswappt wird. Schau dir mal Memory-mapped I/O an (http://en.wikipedia.org/wiki/Memory_mapped_I/O). Voller RAM bedeutet, dass da ganz viel im Speicher liegt, was sofort rausgeschmissen werden kann, wenn eine Anwendung speicher braucht. Wie gesagt: ungenutzer RAM ist verschwendeter RAM

Martin · 10. März 2010, 15:37

“Ich nutze ein MacBook der fünften Generation (Alter 1,5 Jahre). Nicht unbedingt das was ich unter einer High-End-Maschine verstehe ;-)”

So unterschiedlich können die Wahrnehmungen ausfallen. :-D

“Was soll ich nun tun? Mir einen alten Rechner kaufen?”

Für den Anfang vielleicht einfach mal ‘nen Knick in den RAM-Riegel machen (sofern man das bei ‘nem Macbook kann)? :-D

“Sorry, aber das zeigt einfach nur, dass du dich mit dem Thema nicht auskennst.”

Das bestreite ich nicht, ich komme nicht aus der technischen Ecke, lasse es mir daher gerne erklären. Auf meinen schwächeren PCs wird jedoch praktisch sofort geswappt, sobald das System hochgefahren ist, da bleibt offenbar überhaupt kein Spielraum mehr. Diesen Kommentar schreibe ich an Ubuntu auf einem Pentium III, 800Mhz, 256 MB RAM, es laufen PcManFM, Fluxbox und Firefox. 70% des RAMs werden genutzt, 20% sind (vorsorglich?) geswappt.

Pinguinzubehör · 10. März 2010, 16:17

Mich ärgert auch schon jahrelang, das meine Oberfläche kaum schneller ist, als damals bei meinem Amiga.
Die Trägheit vieler Oberflächen liegt aber auch an den Animationen (denke ich), die schließlich auch Zeit brauchen

— s ha · 10. März 2010, 16:52

Für den Anfang vielleicht einfach mal ‘nen Knick in den RAM-Riegel machen (sofern man das bei ‘nem Macbook kann)? :-D
Na ja hab leider nur 3 GB drinnen und bei meiner Nutzung ist das schon zu wenig. Werde ich bestimmt nicht reduzieren ;-) (Beim Einbau von 4 GB wird das System instabil) Abgesehen davon ist mir natürlich der Aufwand zu hoch: es ist ja schließlich meine Freizeit und die will ich optimal einsetzen. Es sollen davon möglichst viele Leute profitieren. Wenn ich mit alter Hardware bastel um zu optimieren, wovon am Ende ggf. 1 % der Userbasis profitiert, dann ist das ziemlich unklug.

Ich glaube man sollte sich davon verabschieden anzunehmen, dass man moderne Software auf alten Rechnern einsetzen kann. Das ist jetzt meine persönliche Meinung: wenn z.B. KDE entwickeln würde für 10 Jahre alte Systeme würden sie sichtlich was falsch machen, weil man so nicht mit der Konkurrenz (Apple und Microsoft) mithalten kann. Gleiches gilt definitiv auch für Firefox. Die Anforderungen sind halt nicht mehr die gleichen. Man will schnelle Webseiten mit modernen Standards. Am besten auch noch alle Seiten im Speicher halten, damit man schnell in der Historie browsen kann. In der Informatik gibt es den Leitsatz: there is no such thing as free meal. Möchte man an einer Stelle was beschleunigen, wird es anderer dafür schlechter. Z.B. kann man viel optimieren, indem man mehr Arbeitsspeicher verwendet, wie das Browsen in der Historie.

Auf solch alten Systemen bekommt man auch nicht Window 7 installiert und in der Liga spielt halt auch Linux. Jedoch kannst du auch alte Linuxversionen verwenden, die geschrieben wurden als der Pentium III aktuell war. Zu “verlangen”, dass moderene Software auf alter Hardware funktioniert, ist relativ weltfremd. Als Entwickler weiß ich eins: kompilieren dauert ewig und wenn ein Entwickler Geld hat, dann tauscht er sehr schnell den Rechner aus. Ich denke aktuell schon über meine nächste Rechnergeneration nach. Ach und zum Kompilieren schmeiße ich einen zweiten Rechner an.

Martin · 10. März 2010, 16:54

Die Trägheit vieler Oberflächen liegt aber auch an den Animationen (denke ich), die schließlich auch Zeit brauchen
Als jemand der selbst Animationen für Oberflächen geschrieben hat, kann ich dich beruhigen: das Gegenteil ist der Fall. Die Animation hilft nämlich vorzutäuschen, dass das System schnell ist. Die Animation braucht keine zusätzliche Zeit, sondern überbrückt nur die Wartezeit. Wir haben in 4.4 sehr viele Animationen eingefügt und ich war anfangs sehr skeptisch und fürchtete negative Auswirkungen auf die Performance. Aber meine CPU Überwachung zeigte mir, dass die CPU durch die Animationen nicht zusätzlich belastet wird.

Martin · 10. März 2010, 16:57

Nicht zu vergessen dass die OpenGL Effekte von der Grafikkarte gerechnet und gezeichnet werden. Die CPU bekommt davon relativ wenig mit.

Man kann das ganz gut bei Compiz/Metacity und gewissen System-Konstellationen nachvollziehen. Mit Metacity ruckeln Fenster beim Verschieben. Mit Compiz fühlt sich der gesamte Desktop flüssiger an.

Zu fordern dass Entwickler aktuelle Programme und Techniken an zehn Jahre alte Systeme ausrichten ist in der Tat völlig weltfremd.

//PS: Ein bisschen mehr Speicher würde deinem System deutlich auf die Sprünge helfen.

Christoph · 10. März 2010, 18:56

Wer will, dass auch neue Benutzer GNU/Linux aufregend und ansprechend findet, der muss damit leben, dass die beiden großen Desktop-Systeme chic aussehen und einfach zu bedienen sein sollen.

Wer einen alten PC besitzt, kann nicht umsonst XFCE o.a. verwenden… Zudem kann man sehr viel an Ressourcen einsparen, wenn man eben kein Ubuntu verwendet – nur mal so nebenbei. Ich mag Ubuntu, aber es ist teilweise so derb “gepatched”, dass z.b. Gnome Karmic im Vergleich zu einem Archlinux/Gentoo mit ähnlicher Softwareausstattung in der Beziehung (und Vanilla Software) komplett abstinkt.

Ein Dual-Core ist meiner Meinung nach auch keine “aktuelle” High-End-Maschine und mit einem “Otto-Normal-PC” kommen beide großen Desktops ansprechend und schnell daher.

ICH für mich möchte auch im Detail schöne Desktops und Features, die mir das Leben einfacher machen. Von dem her ist die Diskussion totaler Schwachsinn. Und ich will mein Linux nicht verstecken müssen, wenn ein Windows 7/macbook pro Benutzer neben mir sitzt, sondern auch mit meiner freien Software angeben können.

Weil freie Software auch glänzen darf!

Basti · 10. März 2010, 22:13

“Wenn ich mit alter Hardware bastel um zu optimieren, wovon am Ende ggf. 1 % der Userbasis profitiert, dann ist das ziemlich unklug.”

Das klingt nachvollziehbar. Aber sind das wirklich nur so wenige? Nebenbei: Hat sich KDE vom Unternehmensbereich eher verabschiedet, will man nur noch das System für den anspruchsvollen Privatnutzer sein? Gerade im Firmenumfeld, sei es auf dem klischeemäßigen Sekretärinnenschreibtisch oder sonstwo, stehen meist nicht die schnellsten Maschinen, auch dort wird alte Hardware möglichst lange genutzt.

“Zu “verlangen”, dass moderene Software auf alter Hardware funktioniert, ist relativ weltfremd.”

Das würde ich nicht fordern (mit welchem Recht auch?) und meine Absicht ist auch nicht, KDE im Speziellen durch den Kakao ziehen. Mich interessiert im Grunde tatsächlich nur die Frage, wieso sich die Hardwareanforderungen moderner Systeme fast wie selbstverständlich am oberen Limit bewegen, wieso der Resssourcenbedarf der Software fast automatisch mit der Hardware-Entwicklung Schritt hält, die Systeme also wie schon gesagt nicht irgendwann mal tatsächlich signifikant schneller werden, statt immer nur leistungshungriger (klar, das hängt von vielen Faktoren ab und ist sicher nicht einfach zu beantworten).

Übrigens, Martin: Einmal vielen Dank, dass Du Dir so viel Zeit nimmst, Deine Standpunkte auch dem Laien verständlich zu machen (und damit meine ich nicht nur mich und nicht nur diese Seite)!

Pinguinzubehör · 11. März 2010, 00:32

“Ein bisschen mehr Speicher würde deinem System deutlich auf die Sprünge helfen.”

Keine Sorge, es handelt sich nicht um das “Hauptsystem”. 256 MB sind das mögliche Maximum, weiteres Aufrüsten ist nicht möglich. Aber es ist ein leiser, stromsparender und absolut funktionstüchtiger Rechner. Ich würde selbstverständlich auch nicht auf die Idee kommen, KDE 4 darauf nutzen zu wollen, KDE 3 läuft darauf übrigens aber noch ganz passabel.

“Wer will, dass auch neue Benutzer GNU/Linux aufregend und ansprechend findet, der muss damit leben, dass die beiden großen Desktop-Systeme chic aussehen und einfach zu bedienen sein sollen.”

Muss man wohl. Aber man wird ja wohl träumen dürfen. Die Idealsituation würde ich mir tatsächlich so vorstellen, dass man trotz ansehnlichem Äußeren und hohem Funktionsumfang ein Desktop Environment hat, ohne dass die Notwendigkeit bzw. der Bedarf für schlankere Alternativsysteme (konkret z.B. LXDE) bestünde.
Der Hinweis auf ein Nicht-Ubuntu ist gar nicht so schlecht, allerdings dürfte es wohl z.B. wenig sinnvoll sein, Gentoo (bzw. selbstkompilierende Systeme) zu nehmen, wenn die CPU sowieso schon am unteren Rand ächzt.

ICH für mich möchte auch im Detail schöne Desktops und Features, die mir das Leben einfacher machen.

Niemand verlangt, dass Software hässlicher werden soll oder sich selbst beschränken, um ressourcenschonender zu werden – dafür gibt es ja die schlankeren und spartanischeren Alternativen. Aber wäre es (theoretisch) nicht großartig, wenn dieser ganze Desktop-Glamour da wäre und wenig Ressourcen verbrauchen würde? Erst damit könnte man richtig angeben, wenn der Desktop bei gleichem Eyecandy/Featurereichtum doppelt so schnell wäre (bzw. gleich schnell auf doppelt so alten Möhren laufen würde).

Pinguinzubehör · 11. März 2010, 00:54

Ich mache eben eine Tour durch die Blogs um mich unbeliebt zu machen, dabei habe ich doch eine frohe Botschaft: Der Speicher wird nicht verbraucht – er wird nur temporär belegt.

Seltsam, daß das alle falsch machen. Man sollte doch wissen was ‘‘verbraucht’‘ bedeutet.

Wenn jmd. herausfindet, woran es wirklich liegt, dann kann er mir übrigens Bescheid sagen – ich wüßte es auch gerne.

Und macht mal mit eurem Dateibrowser /usr/bin auf, und mal mit mc.

Der Dateibrowser ist beim 2. Mal übrigens auch flott – also der Test ist nicht wiederholbar, wenn der Rechner nicht runtergefahren wird, zwischendurch.

Stefan W. · 11. März 2010, 02:07

Nebenbei: Hat sich KDE vom Unternehmensbereich eher verabschiedet, will man nur noch das System für den anspruchsvollen Privatnutzer sein?
Das Eine schließt das Andere nicht aus. Firmenrechner haben sehr spezielle Anforderungen und sehr zurecht gestutzte Oberflächen. Ich gehe mal davon aus, dass Aurorae nicht ausgewählt werden kann. Auch nicht zum Beispiel der Würfel. Das sind wirklich Privatanwender Bereiche. Gleichzeitig haben wir aber auch das KIOSK Framework, welches nur auf Firmeneinsatz zielt. Zwei paar Stiefel ;-)

Die Anpassung an den Firmeneinsatz kann aber nicht KDE selbst leisten. Das muss entweder die Distribution, ein Dienstleister oder der Admin der Firma machen. Auch ein Windows wird nicht einfach so installiert. Schau dir mal z.B. LiMux an – eine eigene Distribution für den Einsatz in den Münchener Behörden.

Martin · 11. März 2010, 12:11

Enlightement (E17) verbindet Eyecandy und geringen Verbrauch/Temporäre Belegung. Leider ist es noch nicht so wirklich fertig und es stürzt hier und da auch mal ab. Und es kommt natürlich auch nicht an KDE heran, sieht aber immer noch hübscher als XFCE aus. Ich finde, E17 ist ein schöner Mittelweg. (Wenn es denn richtig funktioniert :\ )

— Naru · 11. März 2010, 20:05

Enlightement (E17) verbindet Eyecandy und geringen Verbrauch/Temporäre Belegung

Das stimmt wirklich, E17 läuft schnell, benötigt kaum Ressourcen und erschlägt einen dabei trotzdem geradezu mit Effekten (übertreibt damit fast schon exzessiv). Auch das Panel ist schick und durchdacht. Könnte tatsächlich mal eine moderne Alternative zu reinen Fenstermanagern und den großen Desktops werden. Ich werde es wohl mal eine Weile testen, habe bislang noch nie damit gearbeitet.

Pinguinzubehör · 11. März 2010, 21:46

Viel richtiges wurde schon gesagt.

Schau dir doch nur mal ein KDE1 und ein KDE4 an, oder ein GNOME1 und ein GNOME2, dann wirst du schon einen Unterschied merken.

Klar, auch KDE1 und GNOME1 haben deinen Desktop schon gemanaget. Aber hatten sie grafische Effekte? Forschaubilder? Haben sie deinen USB Stick automatisch gemountet? Haben Sie deinen Desktop indiziert so das du schnell nach Dateien und Inhalte suchen kannst? usw.

Es hat sich schon viel geändert. Klar kann man sich fragen ob man das alles braucht. Wenn nicht, dann kann man xfce installieren, lxde oder auch nur windowmaker usw. Dann bist du je nach Wahl auf KDE1/GNOME1 Niveau, etwas tiefer oder auch etwas höher. Sowohl was der Resourcenverbrauch als auch die Funktionalität betrifft.

Ein weiterer Punkt kommt aus der Sicht des Programmierers. Mit besserer Hardware muss man Code nicht mehr aufs letzte Optimieren -> besser lesbarer Code -> besser wartbares Projekt -> stabiler & weniger Bugs. Denn hoch optimierter Code ist zwar gut für Speicher und Laufzeit, oft aber nicht gerade schön und gut zu warten. Genau mit dem gleichen Argument muss man sich heute dann nicht mehr mit C und Assambler rumschlagen sondern kann zu C++ und in weiteren Schritten zu Python, Java, C#,… greifen. Verbraucht evtl. etwas mehr Resourcen. Erlaubt aber sauberere Programme, weniger Falstricke die man ab einer gewissen Projektgröße nie komplett umgehen kann usw. und sorgt dafür für besser leswabren und wartbaren Code und dadurch wiederum zu einer besseren gesamt Qualität.

Die gestiegenen Resourcen lassen sich also am Ende sowohl aus Anwedersicht als auch aus softwaretechnischer Sicht begründen und vertreten.

— pinky · 11. März 2010, 22:45

Mit besserer Hardware muss man Code nicht mehr aufs letzte Optimieren -> besser lesbarer Code -> besser wartbares Projekt -> stabiler & weniger Bugs.

Das ist doch mal eine nachvollziehbare Erklärung – dankeschön für den Beitrag!

Pinguinzubehör · 11. März 2010, 23:21

Wenn du ein kleines, schlankes OS möchtest, schau dir doch mal MenuetOS an, das passt auf eine 1.44 MB Diskette ;)

http://schiwi.ath.cx/computer/#menuetos

Schiwi · 12. März 2010, 14:37

http://schiwi.ath.cx/computer/#menuetos

Tja, vor Jahren hieß es noch “es muss nicht immer Windows sein”, inzwischen müsste man schon fast sagen “es muss nicht immer Linux sein”. :) Schöne Übersicht übrigens für alternative Betriebssysteme!

Pinguinzubehör · 12. März 2010, 19:21

Danke :)
Ja, es hat sich einiges getan. Nur leider befürchte ich, dass es für diese neuen OS noch nicht genügend Anwendungen gibt

Schiwi · 12. März 2010, 21:34

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