Die Pläne sind weit fortgeschritten, der Nachfolger von Windows 7 nimmt so langsam Formen an. Und es sieht ganz danach aus, als würde Windows 8 einem geheimen Masterplan folgen. Denn ohne Grund wird man nicht Milliarden von Windows-Nutzern vor den Kopf stoßen, indem man Verhalten und Optik des Windows-Desktops völlig über den Haufen wirft.
Da muss es eine bestimmte Ursache geben. Mit der Präsentation der neuesten Entwürfe dürfte diese klar sein: Der geheime Plan sieht vor, mit Windows endlich auch wieder die Linux-User anzusprechen.
1. Ergognomie
Zunächst sollen die Gnome-Shell-Nutzer überzeugt werden. Die Gnome-Entwickler hatten einen guten Ansatz, haben ihr Konzept der Reduzierung aufs Wesentliche aber nur halbherzig umgesetzt und das Endprodukt völlig vergeigt. Denn die Minimieren- und Maximieren-Buttons wurden zwar entfernt, aber das Schließen-Kreuz hat man total übersehen.
Hier setzt nun Microsoft an. In der neuen Standardoberfläche „Metro“ wird es gar keine Fenster-Buttons mehr geben, auch keine Fensterleisten oder Rahmen mehr. Auch auf sonstige Leisten verzichtet Windows gänzlich. Die Gnome-Macher werden sich wundern, wenn ihre Nutzer plötzlich alle zu Windows überlaufen. Weniger Desktop als dort geht nicht.
2. Kantiges Erscheinungsbild in 2D
Doch auch an die Liebhaber des traditionellen Desktops hat man gedacht. So wird Windows 8 weiterhin einen klassischen Desktop-Modus haben, um auch die Nutzer von IceWM und LXDE zurückzugewinnen. Denn das bisherige „Aero“, das schicke Farbverläufe, Schatten und Transparenz bot, wird eingemottet. Das neue Nicht-Metro-Fallback wird aus flachen Fenstern in blassen Farben ohne Schatten bestehen. Damit sieht der künftige Windows-Desktop noch langweiliger aus als LXDE und wird bei den Nutzern dieser Oberfläche Begeisterungsstürme hervorrufen. Zu diesem Zweck wird man auch die abgerundeten Fensterecken abschaffen, damit Windows LXDE noch ähnlicher wird. Die Gestaltung der Fensterleisten jedoch ist denen von Gnome 3 nachempfunden – falls ein ehemaliger Gnome-Nutzer doch mal den Ausgang aus Metro finden sollte.
3. Funktionsumfang
Auch die XFCE-Anwender und speziell die Benutzer des Thunar-Dateimanagers werden nicht vergessen. Um auch für diese Nutzer einen Anreiz zum Umstieg auf Windows zu bieten, wird der Windows-Explorer auch in Windows 8 weiterhin keine Tabs beherrschen.
4. Kein Herz für KDE- und Unity-Benutzer
KDE-Nutzer werden sich zumindest teilweise mit dem neuen Windows anfreunden können, denn die beliebte Systemsteuerung bleibt erhalten und bietet neben unübersichtlichen Konfigurationsdialogen auch über das gesamte System verstreut versteckte Einstellungsmöglichkeiten. Auch wird der Explorer künftig die aus Office bekannten „Ribbons“ haben, um die Komplexität noch weiter zu erhöhen. Jedoch wird Windows weder mit hüpfenden Mauszeigern noch mit drehbaren Notizzettelchen ausgestattet.
Und Unity-Nutzer sollen bitte gleich zu Mac OS gehen.
5. Summa summarum
Generell wird Windows 8 sehr inkonsistent werden: Metro, normaler Desktop, Metro-Apps und herkömmliche Programme nebeneinander wird es geben. Der typische Linux-Anwender wird sich hier sofort wie zu Hause fühlen, denn es stellt sich hier das gewohnte Gefühl ein, wie wenn man KDE- und Gnome-Anwendungen mischt. Da Inkonsistenzen ohnehin zum Linux-Erlebnis dazugehören, jeder Desktop und jede Distribution ihr eigenes Süppchen kocht, wird die Diversifikation von Windows vielen Linuxern sehr entgegenkommen.
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Dass das nächste Office keine Ribbons mehr haben wird, um auch Libre- und OpenOffice-Nutzer zurückzugewinnen, bleibt jedoch ein Gerücht.
Windows 8 wird sich also alle Mühe geben, die verlorenen Schafe – also die Linux-Nutzer – zurück nach Hause zu holen: Maximale Spartanität für Gnome-Nutzer, optische Reduzierung für LXDE- oder Terminal-Nutzer, funktionale Reduzierung für XFCE-Fans und Einstellungsvielfalt für KDEler. Damit dürfte für fast jeden Linuxnutzer was dabei sein.
Linux auf dem Desktop ist tot, Windows 8 kommt!