Der Streit schwelt schon seit Jahren. Gnome wurde irgendwann zu groß für die traditionelle CD Nr. 1 der Debian-Distribution, die Mehrheit der Community möchte sowieso lieber andere Oberflächen nutzen – nur ein Hauch von Traditionsbewusstsein lässt die Debian-Macher noch am alten Standard Gnome festhalten. Fast wäre daher längst XFCE zu Debians neuem Standarddesktop geworden.
Schon für Debian 7 war der Schwenk zu XFCE angedacht, auch für das kommende Debian 8 war es schon fast beschlossene Sache. Doch jedesmal wurde kurz vor knapp wieder zu Gnome als erste Wahl zurückgerudert. Den Einwand der Größe und Unbeliebtheit wegwischend, und auf die vermeintlich bessere Barrierefreiheit hinweisend (obwohl die tatsächlich Betroffenen dies ganz anders empfinden), wird Gnome nun also wieder als Standard für die kommende Veröffentlichung von Debian 8 gehandelt.
Jetzt aber eskaliert der Richtungsstreit, da nun doch noch jemandem aufgefallen ist, dass Gnome gar nicht mehr auf allen Rechner-Architekturen lauffähig ist, die Debian unterstützt.
Doch Debian wäre nicht Debian, wenn es dafür nicht auch eine Lösung finden würde. Zunächst war geplant, einfach den Linux-Desktop-Chooser fest in die Debian-Installationsroutine zu integrieren, aber das Problem wird nun doch fachmännischer behoben. Statt zur ersten Distribution zu werden, die mehr als einen Standarddesktop hat, oder den Anwendern die Wahl des Desktops zu überlassen, geht Debian nun noch weiter. Um als universelle Linux-Distribution (Eigenbezeichnung) weiterhin einen einzigen, universellen Standarddesktop anbieten zu können, ohne an den technischen Schwierigkeiten zu scheitern, hat das DDDC (Debian Desktop Debate Council) eine revolutionäre Entscheidung getroffen, die das Problem geschickt umgeht:
Wer Debian am Montag, Mittwoch und Freitag installiert, bekommt als Standard KDE auf den Rechner. Dienstags, donnerstags und am Samstag wird Gnome-Shell installiert – außer, man hat eben keinen x86- oder amd64-Prozessor. In diesem Fall blendet der Debian-Installer ein Infofenster ein, das zum Installieren von alternativen Distributionen auffordert und mitteilt, dass andere Architekturen eventuell in Zukunft, bei einem späteren Release, wieder bei der Standarddesktopwahl berücksichtigt werden.
Für Installationen am Sonntag kommt zusätzlich ein Randomisator zum Einsatz, der keine feste Auswahl erlaubt, sondern – quasi als Wundertüte – einen beliebigen Desktop – außer KDE und Gnome – installiert. Das kann LXDE, LXQT, Mate, Windowmaker oder einer der spezielleren Fenstermanager sein. Wer weder mit KDE noch Gnome etwas anfangen kann, sollte daher tunlichst darauf achten, Debian am späten Wochenende zu installieren. An Feiertagen wie Weihnachten und Ostern wird hingegen gar nichts installiert, sondern nur Schneegestöber bzw. bunte Eier im Terminal animiert.
mehr Satire |
Sollte sich das neue Standdarddesktop-Konzept wider Erwarten nicht bewähren, wird Debian einen weiteren Fork der Gnome-Shell etablieren und Gnome in Eigenregie für alle Architekturen anpassen. Unter welchem Namen das gepatchte Gnome, das aus rechtlichen Gründen dann anders heißen muss, firmieren wird, ist noch nicht entschieden. Im Gespräch sind die Bezeichnungen Icezwerg oder Shellweasel.
XFCE wird von Debian künftig übrigens gar nicht mehr angeboten werden und fliegt sicherheitshalber ganz aus den offiziellen Paketquellen. Zu alte, abgehangene Software passe grundsätzlich nicht zur Debian-Philosophie.