Kein verspäteter Aprilscherz: Canonical gibt Unity auf und wird im kommenden Jahr wieder Gnome als Standardoberfläche für Ubuntu nutzen. Ubuntu kehrt damit ein Stück zu seinen Wurzeln zurück, denn mit Gnome fing damals alles an.
Haltbarkeitsdatum überschritten: Unity-Oberfläche von Ubuntu
Das bringt wieder etwas Bewegung in die Distributionswelt. Denn einerseits war Unity immer ein Sonderweg, andererseits war Unity aber auch eine wunderbare Oberfläche – genau das, was sich der durchschnittliche Anwender unter einem komfortablen Desktop-Betriebssystem vorstellt. Natürlich war viel vom Mac abgeschaut, Canonical versuchte, mit Unity das Beste vom Mac-Flair für Linux zu etablieren. Diese Option wird in Zukunft entfallen.
Es war aber auch vorhersehbar: Ubuntu versuchte mit einem Sonderweg, den Linuxdesktop neu aufzurollen. Das hätte funktionieren können, wenn Unity um Welten besser gewesen wäre als andere Oberflächen. Doch letztlich war es auch nur ein Desktop unter vielen, zudem beschädigt durch intransparente Monetarisierungsversuche, wie sie sich aktuell Microsoft leistet. Die Kehrtwende zu Gnome kommt dennoch überraschend. Auch eine Hinwendung zu KDE und Konsorten wäre schließlich eine Option gewesen.
Unity entsprach einfach nicht dem Linux-Ideal, es sorgte nicht für mehr Freiheiten, sondern schränkte sie eher ein Es blieb eine Eigenentwicklung von Canonical, die nur mit Ubuntu wirklich funktionierte. Versuche, Unity auf anderen Distributionen anzubieten, scheiterten nach kurzer Zeit.
Michael Kofler fragt bereits, ob das Ende von Unity auch das generelle Ende von Ubuntu als der Desktop-Distribution bedeuten könnte, ein erster Schritt auf dem generellen Rückzug Canonicals vom Desktop-Linux – und damit praktisch ein Ende von Linux als Desktop-System insgesamt. Werden bald wieder nur noch Nerds Linux auf ihrem Rechner haben? Sollte Ubuntu tatsächlich irgendwann seine Desktopbemühungen ganz einstellen, werden andere einsteigerfreundliche Distributionen diese Lücke in der Tat kaum füllen können.
Es könnte aber auch positiv gesehen werden: Künftig gibt es nun erstmals ein Gnome-Derivat weniger als eines mehr – und es wird spannend, wie sich das auf die Akzeptanz von Gnome auswirken wird, wenn Ubuntu als eine der immer noch beliebtesten Distributionen Gnome wieder zur ersten Wahl macht. Nun müsste quasi nur noch Linux Mint Cinnamon und Mate den Rücken kehren – und „Linux“ hätte wieder so etwas wie ein einheitliches Gesicht.