Der fette Fuchs kommt auf Diät: Firefox soll gesundgeschrumpft werden

10. November 2015

In den letzten Jahren, besonders in den letzten Monaten, wuchs Firefox um immer mehr Bestandteile – vor allem um solche, bei denen sich viele Nutzer fragten, was sie damit eigentlich anfangen sollten. Nun soll es wieder in die andere Richtung gehen – Funktionen werden entfernt. Dabei jedoch eher diejenigen, die für die Nutzer wirklich nützlich sein könnten. Tab-Sortierung und Themes werden beispielsweise geopfert.

Hello-Videokonferenz, Text-Chat, Firefox Share/Dienste-Integration, Pocket-Modul, Reader-Funktion, App-Store. All das wurde jüngst in Firefox eingebaut, obwohl es mit der Kernfunktion des Browsers herzlich wenig zu tun hat. Dafür fehlen auf der anderen Seite grundlegende Funktionen und die Qualitätssicherung. Für Chat gibt es bessere Apps, für Videotelefonie auch. Die feste Pocket-Integration hat ein Geschmäckle und der App-Store wirkt, als wollte man Firefox als Spieleplattform neuerfinden. Noch ist Firefox als Nur-Browser erkennbar – doch wenn man sich Menü und Symbolleisten ansieht, kommen bereits allmählich leichte Zweifel auf.

Mit Gürtel engergeschnalltes Firefox-Browserfenster

Firefox wiederholt damit den Fehler, den Netscape vor Jahrzehnten schon einmal machte, Mozilla als Netscape-Nachfolger scheint 20 Jahre danach wieder in dieselbe Falle zu tappen: Der damalige Browserprimus wurde immer aufgeblähter, fehleranfälliger, letztlich unwartbar. Auch Netscape sah in seinen letzten Tagen ähnlich „angereichert“ aus wie Firefox aktuell. In der Symbolleiste prangte ein dicker Shopping-Button, und statt der Suchfunktion gab es „relevante Vorschläge“.

Die Lehren aus der Geschichte

Die Anwender wurden vom Funktionsumfang erschlagen und griffen – nicht nur wegen der Marktmacht Microsofts – lieber zum Internet Explorer. Die letzten Netscape-Versionen der 4er-Serie waren nur noch etwas für Nostalgiker. Am Ende war es ein Moloch geworden, den niemand mehr warten wollte, und der deshalb kommplett über Bord geschmissen und mit Mozilla ein Neuanfang gewagt wurde. Es kam die Mozilla-Suite (heute als Seamonkey erhältlich) mit neuer technischer Basis und hehren Zielen, oberflächlich aber mit demselben abschreckenden Interface. Das alte Netscape wurde praktisch 1:1 nachprogrammiert, um denselben Funktionsumfang wieder zu erreichen. Auch dabei wurde der Fehler erneut wiederholt, der sich auch jetzt bei Seamonkey zeigt: Die schiere Größe und Komplexität des Programms macht die Betreuung schwierig und es kommt immer wieder zu Regressionen, die über die Versionen mitgeschleppt werden; essentielle Funktionen gehen einfach kaputt und werden lange Zeit nicht behoben. Es ist viel da, aber oft funktioniert es nicht richtig.

Firefox war dagegen zur richtigen Zeit am richtigen Ort, als zunächst Phoenix, dann Firebird, schließlich Firefox bot er das, was die Internetnutzer am dringendsten brauchten: einen modernen und zuverlässigen und praktischen und übersichtlichen Browser. Von diesem Prinzip hat sich Firefox mittlerweile nicht nur leicht entfernt. Die Progressivität beansprucht inzwischen Google Chrome für sich, die Zuverlässigkeit leidet seit den schnelleren Release-Zyklen, die Übersichtlichkeit wird gefährdet. Bleibt noch die Praktikabilität, das letzte große Standbein von Firefox. Doch auch das scheint nun nicht mehr sicher.

Die Notbremse wird gezogen

Denn so langsam kommt auch den Mozilla-Verantwortlichen ins Bewusstsein, dass hier etwas gehörig schiefläuft. Nun steht das große Aufräumen an, allerdings scheint es, dass dabei nicht unbedingt klug vorgegangen wird, sondern eher in blindem Aktionismus. So werden in den kommenden Firefoxversionen wohl auch Funktionen fehlen, die durchaus sinnvoll sind – nur eben nie richtig implementiert wurden. Kein Wunder also, wenn halbgare, schlecht vermarktete Lösungen nur von wenigen Anwendern genutzt werden – das macht es Mozilla dann praktischerweise auch noch einfach, mit Hinweis auf die geringe Nutzerzahl die jeweilige Komponente komplett aufzugeben. Gerade kleine nützliche Funktionen wurden in der Vergangenheit bereits ausgebaut.

Stiefkind Lesezeichen

Beispiel Lesezeichen. Die Lesezeichenverwaltung wurde schon vor langer Zeit zur umfassenden Chronik aufgeblasen, aber dann plötzlich nicht zu Ende entwickelt. Auch in Version 42 bietet Firefox noch immer keine Möglichkeit, die Lesezeichen mit Bordmitteln vernünftig zu verwalten. Tags lassen sich seit den ersten Betaversionen von Phoenix (dem ursprünglichen Namen von Firefox) vergeben, doch sinnvoll nutzen lassen sie sich bis heute nicht.

Stiefkind Tab-Gruppen

Andere sinnvolle Features, die tatsächlich mit der Webseitenverwaltung zu tun haben, wie etwa die Tabgruppierung, das Anlegen von Reiter-Gruppen, werden jahrelang vor den Nutzern quasi versteckt, nicht zu Ende entwickelt und letzten Endes dann mit der Begründung, dass kaum jemand die Funktion benutzen würde, nun wieder endgültig entfernt. Die damalige Erweiterung gibt es dann schon längst nicht mehr – denn die Funktion wurde ja schließlich in Firefox integriert. Opera hatte beispielsweise eine vergleichbare Funktion – nur viel intuitiver. Hier konnten die Tabs einfach mit der Maus aufeinandergeschoben und bei Bedarf wieder ausgeklappt werden.

Stiefkind Themes

Beispiel Themes. Das Dekorieren war einstmals ebenfalls eine der Stärken von Firefox. Das komplette User Interface ließ sich praktisch austauschen und chamäleonartig neu gestalten. Dann kamen „Personas“, die mit großem Brimborium in den Vordergrund gestellt wurden, eine Art „Themes light“, die nur noch den Hintergrund und die Farben zu ändern vermochten. Das nahm den echten, vollwertigen Themes den Wind aus den Segeln, die fortan ebenfalls quasi versteckt wurden. Nun sollen die vollumfänglichen Themes komplett aus Firefox verschwinden. Normale Leute brauchen sowas nicht, aber gerade die exzessiveren Firefox-Fans designen „ihren“ Fuchs schon einmal gerne. Diese werden von Mozilla nun wohl zu gewöhnlichen Feld-, Wald- und Wiesennutzern zwangsdegradiert. Mozilla verdirbt es sich somit also mal wieder nicht nur mit den alten Fans, sondern im Speziellen auch noch mit den Heavy-Usern.

Aber auch sinnvolle Verschlankungsmaßnahmen sind geplant: Wenn tatsächlich die Pocket-Funktion wieder aus Firefox entfernt wird, ist das ein erster Schritt in die richtige Richtung – über die Teilen-Funktion ist der Dienst ohnehin auch weiterhin über Firefox ansteuerbar. Das scheint aber leider auch die einzig sinnvolle Maßnahme zu sein. Das neue Credo, dass all das, was nicht perfekt umgesetzt werden kann, lieber aus Firefox entfernt werden soll, statt es kontinuierlich weiterzuentwickeln, lässt das Schlimmste befürchten. Noch mehr liebgewonnene Funktionen werden so mit der Zeit aus Firefox entfallen, der Fuchs noch massenkompatibler werden, als er ohnehin schon gemacht wurde.

Denn der Umbau des gesamten Erweiterungssystems ist ebenfalls angedacht – und Mozilla begeht damit nicht nur den Netscape-Fehler, sondern wiederholt auch den Chrome-Fehler. Seit Firefox begann, den Google-Browser zu imitieren, um von diesem nicht abgehängt zu werden, ging es rasant bergab mit der Firefoxmarktmacht. Und Mozilla lernt offenbar wieder nichts daraus. Statt sich auf die eigenen Vorteile und Alleinstellungsmerkmale zu konzentrieren, werden diese nun weiter versteckt, beschnitten – um sich noch mehr wie Chrome gebärden zu können. Das Ausrichten an Chrome führte aber gerade nicht dazu, dass mehr Anwender bei Firefox blieben oder neugierig wurden – sie gingen wohl erst recht zu Chrome.

Die Prioritäten, so scheint es, liegen ohnehin schon nicht mehr beim Firefoxbrowser, der auf Smartphones ohnehin keinen Fuß in die Tür bekommt. Die Ressourcen wurden stattdessen in Firefox OS gesteckt, die Smartphone-Antwort auf die Frage, die leider niemand gestellt hat. Das wirkt sich auch auf den Desktop-Firefox aus: Infolgedessen wird nun auch der Browser „verappt“, ein „Marktplatz“ ist bereits integriert. Bis es bald nur noch „Apps“ (ehemals Add-ons, ehemals Erweiterungen) heißt, kann nur noch eine Frage der Zeit sein.

Scheinheiligkeit

Wenn das das Ergebnis sein soll, um den Nutzer wieder stärker in den Mittelpunkt zu rücken, nachdem man in letzter Zeit gefühlt nur noch für die Werbekunden programmiert hat, nachdem man erst großflächig Werbebanner und gesponserte Funktionen im Browser eingeführt hat, dann wirkt es etwas unaufrichtig. In der Tat bekam Firefox mit Version 41 nun auch einen umfassenderen Tracking-Schutz spendiert – aber nur im privaten Modus, wo er keinen wirklichen Schaden bei den potentiellen Geldgebern anrichten kann. Auch einen eigenen Werbeblocker hat Firefox, anders als z.B. der alte Opera, noch nicht zustandegebracht.

Statt sich auf die Kernkompetenz, die Grundfunktionalität zu konzentrieren, wurde allerlei Schnickschnack integriert, der Entwicklerressourcen an anderen Stellen band. Firefox sollte sich endlich auf seine Tugenden, seinen Entstehungsmythos besinnen, und wieder anfangen, einen richtig guten Browser zu entwickeln – mit Spielereien allein wird es nicht gelingen, Google jemals Paroli zu bieten. Bislang konnte Firefox neben seinem guten Ruf mit einer Art moralischen Überlegenheit – kompromissloses Open-Source und Transparenz – zusätzlich zur Praktikabilität und den technischen Möglichkeiten punkten. Die Flexibilität war sein großer Pluspunkt gegenüber der Konkurrenz. Doch bald könnte es wirklich keinen Unterschied mehr machen, ob man einen Mozilla- oder einen Google-Browser nutzt.

Zurück zur Kernkompetenz

Firefox war mal eine Idee: ein schlanker Browser, befreit vom Ballast der damaligen Mozilla-Suite, mit übersichtlicher Oberfläche mit den wesentlichsten Einstellungen, die sich auf das konzentrierten, was ein Browser machen soll: das Internet anzeigen. Die Idee wurde ein voller Erfolg, Firefox brach die marktbeherrschende Stellung des Internet Explorers und wurde in manchen Ländern sogar zeitweilig Marktführer.

Für viele sind allein noch die nahezu perfekte Erweiter- und Anpassbarkeit der Grund, warum sie nicht zu alternativen Browsern abgewandert sind. Kappt Mozilla auch noch dieses Steckenpferd, dürfte es noch düsterer aussehen für die Firefox-Zukunft. Schlimmstes Szenario für die Webwelt: Wenn Mozilla so weitermacht, wird Firefox wieder zu dem, was es einmal war: ein kleiner Nischenbrowser – aber dieses Mal ohne jede Chance auf einen rasanten Aufstieg an die Spitze. Wenn Mozilla Firefox abspeckt, muss es aufpassen, dass es zwar wieder ein schlanker Browser wird, aber dabei die Praktikabilität nicht opfert – denn dadurch würde nur ein Vorteil gegen einen anderen eingetauscht.


aus der Kategorie: / Tratsch / Browser

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Kommentare

Schön in einem Blog auch mal kritische Töne lesen zu können.

So richtig teilen mag ich Deine Kritik aber nicht. Zum einen beschwerst Du dich darüber das es zu viele Funktionen gibt und zum anderen bemängelst Du die schwindende Bedeutung von Firefox.

Versteh mich nicht falsch, ich denke auch das Mozilla in zu vielen Töpfen rührt, aber im Browsermarkt tut sich so unglaublich viel und Mozilla probiert eben auch eine Menge aus. Man muss und sollte das vielleicht nicht immer alles gleich negativ sehen.

Den Videochat z.B. finde ich gut, als NSA freie Alternative zu Hangouts und Skype. Hast du Firefox installiert? Ja.. Dann können wir “skypen”. Ist doch super.

Themes sind mir völlig egal, Tab-Gruppen auch. Firefox ist mittlerweile das am häufigsten und intensivstem genutzten Tool bei meiner täglichen Arbeit und es tut seinen Dienst hervorragend.

Wenn jetzt auch noch entschlankt wird, super! Weiter so!

— nymous · 10. November 2015, 14:10

Mir wird nicht ganz klar, was Mozilla denn nun gemäß dieser Kritik eigentlich tun soll. Ist Firefox “aufgebläht”, ist es nicht gut – werden Funktionen abgebaut, aber auch nicht. Verlässliche Kriterien, was “Kernkompetenz” ist und was “Spielerei”, sehe ich im Artikel nicht, außer dass dem Autor halt zufällig Tab Grouping gefällt, Pocket aber nicht.

— Wabble · 10. November 2015, 14:31

Jup, sehe ich ganz ähnlich! Das erste was ich nach einer Neuinstallation von Firefox mache, ist diese komischen Buttons entfernen. Ich würde auch, wenn ich könnte, die darunterliegenden Programmteile entfernen, wenn es Geschwindigkeit bringen würde – und wenn ich dazu in der Lage wär. :)

Ein Subotnik wär in der Tat angebracht, allerdings mit einer ernsthaften Analyse, was für die Nutzer von Vorteil ist. Firefox wird ja schließlich nicht für die Werbepartner entwickelt. Fällt mir auch schwer einiges von den momentanen Zielen nachzuvollziehen.

Naja, man macht ja allerhand mit. Und es finden sich immer schnuckelige Lösungen im Open-Source-Bereich. Bin z.Bsp. im Moment überglücklicher Mate-Nutzer (wieder) geworden. KDE5 braucht (wieder mal) noch mindestens ein Jahr um benutzbar zu werden. Mit anderen Worten, das wird schon werden.
Auf Browser-Seite entsteht ja z.Bsp. gerade Vivaldi, der wohl Opera als Vorbild hat, bzw, von abgewanderten Opera-Entwicklern gestartet wurde. Midori fällt mir noch ein, und zum Thema Firefox, vielleicht kriegt ja Palemoon dadurch etwas Auftrieb… :o)

Oder eben FF überdenkt nochmal die momentane Strategie und entscheidet sich, wieder für die Nutzer zu programmieren, nicht die Werbeindustrie.

chris_blues · 10. November 2015, 16:52

Schön geschrieben, meiner Meinung nach werden die bei Mozilla den Karren zielgerecht weiter in den Dreck fahren. Soll heißen der Abstieg geht weiter wie die letzten Jahre, sich vielleicht sogar noch beschleunigen.
Es werden sicherlich weitere tolle “Innovationen” kommen, die die restlichen Benutzer mit irgendeiner Art von Werbung beglücken sollen, um die immer geringer ausfallenden Gewinne zu kompensieren, was dann abermals zu weniger Benutzern führt. Ein Teufelskreislauf, aber es gibt zum Glück Alternativen und ich bin schon vor Monaten zu einem Blink-Browser gewechselt. Da merkt man dann auch noch mal, dass die Gecko-Engine nicht mit Webkit bzw. Blink mithalten kann und die bei Mozilla weit mehr Probleme haben als nur einen viel zu fetten Browser.

— Bernd · 10. November 2015, 16:59

Mit der Entfreiung des Firefox beginnt für mich dann auch Chromium als Alternative in Frage zu kommen. Ich teste gerade einen Umstieg auf Vivaldi (und gebe natürlich auch Pale Moon als “ursprünglichem” Firefox-Fork eine Chance).

Sechzehn Jahre Netscape/Mozilla und so weit ist es gekommen.

tux. · 10. November 2015, 17:43

Hallöchen!

Im Großen und Ganzen stimme ich dem Artikel irgendwie zu, aber das hier:

Auch dabei wurde der Fehler erneut wiederholt, der sich auch jetzt bei Seamonkey zeigt: Die schiere Größe und Komplexität des Programms macht die Betreuung schwierig und es kommt immer wieder zu Regressionen, die über die Versionen mitgeschleppt werden; essentielle Funktionen gehen einfach kaputt und werden lange Zeit nicht behoben. Es ist viel da, aber oft funktioniert es nicht richtig.

paßt mal ganz und gar nicht! Mozilla mit SeaMonkey zu vergleichen bedeutet Äpfel mit Kartoffeln zu vergleichen. Das SeaMonkey-Team ist nur sehr klein und die machen das in ihrer Freizeit, die haben einfach nicht die Möglichkeiten von Mozilla!

Welche “essentielle Funktionen” sind denn kaputt und was funktioniert nicht richtig? Ich arbeite mit der Suite schon seit dem Netscape Communicator und kann da echt nichts besonderes bemängeln!

@wabble:

Mir wird nicht ganz klar, was Mozilla denn nun gemäß dieser Kritik eigentlich tun soll. Ist Firefox “aufgebläht”, ist es nicht gut – werden Funktionen abgebaut, aber auch nicht.

Es geht darum, daß in den Firefox ziemlich unnötige Dinge eingebaut und nützliche rausgeworfen werden. Im Allgemeinen heißt das, daß am falschen Ende gespart wird. Spätestens bei e10s wird man das bemerken, denn dann wird ein großer Teil der Add-ons komplett den Dienst verweigern!

Bei SeaMonkey mache ich mir da wenig Gedanken, Philip Chee hat dazu folgendes geschrieben:

We don’t have a plan. We don’t have a plan in the first place because we don’t have enough man (or woman or person) power to do this even if we wanted to.

Die haben zu wenig Leute, wie ich auch schon weiter oben geschrieben habe! e10s (Electrolysis) wird also wohl in SeaMonkey nicht kommen, ich werde es aber auch nicht vermissen.

TmoWizard · 10. November 2015, 21:17

Mozilla mit SeaMonkey zu vergleichen bedeutet Äpfel mit Kartoffeln zu vergleichen. Das SeaMonkey-Team ist nur sehr klein und die machen das in ihrer Freizeit, die haben einfach nicht die Möglichkeiten von Mozilla!

Das ist richtig, es soll ja auch gar kein Vergleich sein, nur die Feststellung, dass komplexere Anwendungen prinzipiell auch schlechter wartbar sind. Davon abgesehen hatte Mozilla damals mit AOL im Rücken alle Möglichkeiten der Welt – und hat sich trotzdem gegen die Fortführung des Netscape-Codes entschieden. Der jetzige Seamonkey bedient sich hingegen zu großen Teilen bei Firefox und Thunderbird, braucht in dieser Hinsicht also gar nicht selbst entwickeln. Trotzdem scheint allein das Interface so komplex zu sein, dass Fehler gar nicht bemerkt werden.

Welche “essentielle Funktionen” sind denn kaputt und was funktioniert nicht richtig? Ich arbeite mit der Suite schon seit dem Netscape Communicator und kann da echt nichts besonderes bemängeln!

Beispielsweise war die RSS-Feed-Verwaltung im Mail-Modul über die letzten paar Versionen hin defekt, Feeds können erst seit der vorletzten Version wieder manuell hinzugefügt werden. Bei Seamonkey 2.33 wiederum war die Update-Funktion defekt, so dass sich die Suite nicht automatisch auf die Folgeversionen aktualisieren ließ. Ob es von 2.35 auf 2.38 wieder funktioniert, habe ich noch nicht getestet, bei Pro Linux bemängelte aber gerade ein Kommentator, dass es auch diesemal wieder nicht funktionieren würde.

Pinguinzubehör · 10. November 2015, 22:00

Ich wundere mich ebenfalls über diese seltsame Strategie (wenn es denn eine ist), dass in Firefox alles entfernt wird, was ihn von anderen Browsern unterscheidet.

Mittlerweile sind für mich persönlich nur noch die dynamischen Lesezeichen das Merkmal, dass mich von einem ernsthaften Wechsel zu Chromium abhält.

Wenn die AddOn Schnittstelle geändert wird, wird es wohl eine Zäsur geben, dann wird sich zeigen welche wichtigen Addons den Weg mitgehen (oder mitgehen können).

— Struppi · 11. November 2015, 11:38

Generell ist mir der Fuchs auch etwas zu fett ;) Aber gerade die Sachen, die du am meisten bemängelst — Chat und Pocket z.B. — sind für mich riesen Gründe für Firefox! Auf den Reader könnte ich verzichten, ist aber manchmal auch praktisch.

Eine “sauber” Lösung zum Text–, Sprach– und Video–Chat habe ich schon lange gesucht. Nicht immer gleich Mumble nutzen zu müssen, nur weil ich mal kurz was Nachfragen will rockt sehr ;-) Pocket ist sicher auch Geschmackssache, aber für mich absolut praktisch, da ich Firefox auch Abends auf Tablet nutze.

Für mich sind gerade Chat und Pocket zwei super Tools — und von Leuten denen ich eher Vertraue und nicht irgend ein App oder proprietärer Kram.

— Mark · 11. November 2015, 13:39

Du sprichst mir aus dem Herzen!
Was mir immer wieder sehr aufstößt ist das einfach beim nächsten Update auf einmal irgendwelche neuen Funktionen und auch Buttons auftauchen, Einstellungen geändert / überprüft werden müssen usw. und ich garnicht anders kann. Mein “Vertrauen” ist schon seit geraumer Zeit weg. Ich mag keine Programme die sich verselbständigen.
Ich suche sehr nach einer geeigneten Alternative… aber konnte mich auch mit SeaMonkey und co noch nicht recht anfreunden.
Danke für den Artikel!

— Jens · 11. November 2015, 18:03

Fragt sich natürlich was Text–, Sprach– und Video–Chat in einem BROWSER (der eigentlich nur Webseiten anzeigen soll und so..) zu suchen hat. Das ist Featuritis und damit u.A. ein nicht geringer Teil der bemängelten ‘Verfettung’.
Ich glaube daß es eine Klientel (auch bei den FF-Entwicklern) gibt, die genau das will. Die sehen den Browser als alles könnendes Universalprogramm.

Sören Hentzschel verstieg sich in einer Diskussion mit mir um den verschwundenen JS-Einstellungsdialog sogar zu der Aussage dass über kurz oder lang keine Webseiten mehr ohne JS funktionieren werden. Er bedauerte, dass jeder nach Gutdünken die Ausführung von JavaScript im FF einfach abschalten kann.

Eine gewisse Weltfremdheit scheint eine der Grundvorraussetzungen für die Teilnahme an der FF-Entwicklung zu sein.

— grmpf · 11. November 2015, 18:27

Was mir immer wieder sehr aufstößt ist das einfach beim nächsten Update auf einmal irgendwelche neuen Funktionen und auch Buttons auftauchen, Einstellungen geändert / überprüft werden müssen usw. und ich garnicht anders kann. Mein “Vertrauen” ist schon seit geraumer Zeit weg. Ich mag keine Programme die sich verselbständigen.
Wenn’s nur das ist, wäre vielleicht Firefox ESR mal einen Blick wert. Ist identisch mit der gleichzeitig veröffentlichten normalen Firefoxversion, wird aber länger stabil gehalten. Damit hat man dann mindestens ein Jahr Ruhe vor unerwünschten Änderungen und bekommt nur Sicherheitsaktualisierungen installiert,

Pinguinzubehör · 11. November 2015, 18:53

Auch einen eigenen Werbeblocker hat Firefox, anders als z.B. der alte Opera, noch nicht zustandegebracht.
Wobei man dazu sagen muss, dass Firefox einen Marktanteil von etwas um 30% hat, und es entsprechend politisch nicht korrekt wäre, den eigenen Browser mit einem Adblocker auszuliefern.
Man soll sich nur einmal die Folgen davon vorstellen: Bei Tausenden von Webdienste und Firmen würde Schlagartig der Umsatz um 30% einbrechen. Andere große Browser würden möglicherweise Nachziehen (Google würde natürlich nur die eigene Werbung durchlassen) und die Firmen und Internetseiten würden alle von der Bildfläche verschwinden. SO GEHT DAS NICHT! Auch die müssen von etwas leben können. Und wer wirklich so eigennützig denkt einen Werbeblocker nutzen zu müssen, soll ihn sich selbst nachinstallieren (ich nutze übrigens auch einen und sollte mich desswegen eigentlich schlecht fühlen), das minimiert zumindest den Schaden in sofern, dass nicht jeder ihn nutzt, sondern nur ein vergleichsweise kleiner Teil der Userschafft.

— · 13. November 2015, 17:32

Das Grundproblem von Mozilla ist das gleiche wie von Opera – man ist Partnerschaften eingegangen wo der Anteilshalter sich durgesetzt hat wohin die Reise geht – Minimalismus, Design anstatt Funktionen und Anpassung.

Ist sehr schade dass Mozilla als Open Source Schmiede auch in diese Falle gestolpert ist, daraus können sie sich leider nicht mehr befreien. Ein Jammer!

— Lesnik · 6. Dezember 2015, 21:40

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