Das Dock setzt sich durch

26. Oktober 2014

„Wie bekomme ich die Symbole so hin wie bei Windows 7 oder beim Mac?“ – Diese Frage wird für den Linux-Desktop immer häufiger gestellt. Aus gutem Grund, denn wer diese Bedienansätze von anderen Systemen gewohnt ist, will auch unter Linux darauf nicht verzichten: die Kombination von Lieblings- und laufenden Programmen in nur einem, unbeschrifteten Symbol, das seine Position nie ändert. Das sogenannte Dock-Konzept.

Die meisten Oberflächen für Linux zeigen dieses Verhalten standardmäßig jedoch nicht. Das hat vor allem historische Gründe. Viele der heute verbreiteten Linux-Interfaces haben ihre Wurzeln in der Zeit, als Windows 95/98 gerade der letzte Schrei waren – und nahmen sich dadurch vor allem ein Beispiel an den alten Windows-Versionen. Diese trennten die Schnellstartsymbole von den Indikatoren für gestartete Anwendungen, Taskleisten und Programmstarter lagen nebeneinander. (Die damaligen Macs hatten noch gar kein Panel, dort wechselte man die Fenster über ein Menü – ein Konzept, das ebenfalls in manchen Linuxdesktops weiterlebt.) Das Dock-Konzept, ohne diese Trennung, gab es jedoch auch früher schon, ursprünglich beim Unix-Desktop CDE und bei Nextstep, Letzteres für Linux als Windowmaker verfügbar. Und obwohl Desktops wie KDE oder XFCE ebenfalls Ähnlichkeiten zu CDE aufweisen, wurde die Dock-Idee hier nicht übernommen. Erst Apple hat es mit seinem Mac OS X populär gemacht, Windows zog schließlich mit Windows 7 nach – und über diesen Umweg kommt es nun auch wieder auf das Pinguin-System zurück. Aktuell gilt ein Dock als angesagtes Konzept für Desktop-Kontrollleisten, was sich auch auf dem Linux-Desktop bemerkbar macht. Immer mehr Oberflächen kommen mit einem Dock daher. Nicht ohne Grund ist die erste Frage beim Linux-Desktop-Chooser die nach der gewünschten Panel-Art.


Ein Dock (hier: Docky) mit integrierter Task-Ansicht in Form kleiner Pünktchen unter den Symbolen


Ein klassiches Panel (hier: KDE Plasma) mit getrennten Bereichen für zu startende Programme und laufende Tasks

Doch ist es auch das bessere Konzept zum Verwalten von Fenstern und Programmen? Das kommt darauf an. Beide Verfahren haben Vor- und Nachteile. Beim Dock kann – durch das Nichtunterscheiden zwischen laufenden und nicht laufenden Programmen – immer auf dieselbe Stelle im Panel geklickt werden, um zum jeweiligen Programm zu gelangen. Ob es bereits läuft oder erst noch gestartet werden muss, darum braucht sich der Anwender nicht zu kümmern. Das ist intuitiv und übersichtlich. Die separate Anzeige von laufenden Anwendungen, also eine Taskleiste, spielt wiederum ihre Stärke dann aus, wenn mehrere Fenster ein und derselben Anwendung verfügbar sind. Dann kann ein bestimmtes Fenster direkt angewählt werden, ohne erst im Dock nach dem richtigen gewünschten Fenster suchen zu müssen. Dafür muss eben in der Taskleiste gesucht und ggf. zuerst geprüft werden, ob eine Anwendung bereits läuft, will man nicht aus Versehen eine zweite Instanz eines Programmes starten. Bei der Taskleiste sieht man auf einen Blick, wie viele Fenster vorhanden sind, beim Dock sieht man auf einen Blick, wie viele Programme laufen.


Die Gnome-Shell vereint die Vorteile beider Methoden

Die Gnome-Shell hat die Vorteile beider Konzepte vereint, indem sie ein Dock einfach mit einer Exposé-Ansicht kombiniert, also praktisch beide Arten parallel anbietet. Die Symbole im Dock links verhalten sich wie ein sonst auch übliches Dock – und rechts daneben gibt es eine Übersicht über vorhandene Fenster, auch über die eines identischen Programmes. Doch welcher Desktop bietet nun welche Möglichkeiten? Eine Übersicht:

Linux-Oberflächen mit Dock-Funktionalität

Gnome-Shell
Unity
• Pantheon
Windowmaker

Oberflächen mit Taskleiste und separaten Symbolen

• Cinnamon
Mate
XFCE
LXDE/LXQT
Enlightenment
Flashback
Trinity
Fluxbox
IceWM

Oberflächen, die beide Modi beherrschen

KDE Plasma
(Standardmäßig hat das KDE-Panel eine Taskleiste, es kann in neueren KDE-Versionen jedoch auf Dock-Modus umgeschaltet werden.)
Gnome Classic
(In der Normalansicht sind Taskleiste und Startsymbole getrennt, das vereinende Dock ist aber im Übersichtsmodus ebenfalls enthalten.)

Der Einzug des Docks auf dem Linuxdesktop ist unübersehbar im Gange. Auch wenn die Zahl der Oberflächen mit getrennten Bereichen für Tasküberwachung und Programmstartern noch überwiegt, ist das verstärkte Aufkommen des vereinenden Ansatzes unübersehbar. Gnome mit der Gnome-Shell und Ubuntu mit Unity waren hier Vorreiter, zuletzt hat KDE mit einer festen Integrierung des entsprechenden Plasmoids nachgezogen, auch wenn diese Ansicht dort kein Standard ist.

Wer auf „seinem“ Lieblingsdesktop ein Dock noch vermisst, kann es darüber hinaus auch einfach zusätzlich installieren. Dazu eignen sich desktopunabhängige Programme wie beispielsweise Docky oder das GLX-Dock (aber Achtung: nicht alles, was wie ein Dock aussieht, bietet auch Dock-Funktionalität; „wbar“ etwa ist ein reiner Programmstarter ohne Task-Anzeige).

Umgekehrt lassen sich natürlich auch in Oberflächen, die eigentlich ein Dock haben, Taskleisten nachrüsten. Entweder man nimmt dazu ein Panel eines anderen Desktops – oder ebenfalls ein unabhängiges Programm. Kandidaten hierfür wären etwa tint2 oder Fbpanel.


aus der Kategorie: / Tratsch / Gnome & KDE

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Kommentare

Also, bitte… ;-)

Linux-Desktops nahmen sicher keine bzw. kaum Anleihen an Windows; wenn, dann ist es genau umgekehrt. Ich nenne nur als Beispiel, dass mehrfache Arbeitsflächen nativ erst in Windows 10 kommen werden, bei Unix/Linux aber schon seit 20 Jahren ganz normal sind.

Zu der Zeit, als Windows 95/98 aktuell waren, gab es z.B. bereits in CDE den Vorläufer des Docks.

Der XServer beherrschte von Anfang an Remotezugriff, während der Remote Desktop, von Citrix zugekauft, in Windows erst mit Windows 2000 nativ vorhanden war.

Und Echtzeitanzeigen des Fensterinhalts in minimierten Ansichten bzw. beim Umschalten im Taskmanager beherrscht z.B. Compiz schon seit gut 10 Jahren; das schafft Microsoft in Windows noch immer nicht. Da wird ein Screenshot vom letzten Mal, als das Fenster in voller Größe dargestellt wurde, angzeigt, der Stunden alt sein kann. Das heißt, um einen Programmfortschritt im Hintergrund zu sehen, muss ich das Fenster erst Recht wieder groß machen. Lediglich in den Kacheln von Windows 8.x gibt’s das ansatzweise, aber nur bei Webinhalten.

Ich empfinde Windows (und der Aufschrei bei 8 zeigt die Klientel) immer wieder, als hätte jemand gesagt: “Der VW Käfer ist ein super Auto, was Anderes brauche ich nicht”, und Microsoft macht einfach immer wieder kleine Modenisierungen und Fehlerbehebungen am Käfer, anstatt endlich ein modernes Auto zu entwickeln. :-)

— Gerald · 27. Oktober 2014, 07:43

@Gerald: Na, für damals wirkt das schon so. Ich habe CDE nie benutzt, aber wenn ich mir die Bilder von damals anschaue, sieht das schon sehr anders als Windows 95 aus. Und das beeinflusste später die Desktops durchaus, von der Positionierung der Fensterbuttons zum Vorhandensein einer Taskleiste, dem Start-Button bis zum Desktophintergrund… Halt mal einen Screenshot von KDE 1 und Windows 95 nebeneinander.

Anmerkung zum Artikel: wbar hat inzwischen eine Taskanzeige, wbar 2 ist generell erheblich verbessert und machte auf mich einen guten Eindruck. Und wer simdock ausprobiert und dazu Anmerkungen hat, kann mir jederzeit eine Mail (onli@paskuda.biz) schreiben oder sich in den Issues auf github melden, ich schau mir das an.

onli · 27. Oktober 2014, 09:33

Nicht zu vergessen – die “Klickstartleiste” von OS/2 Warp…. ;-)
Das muß um 1996 gewesen sein.

— kochstudio · 27. Oktober 2014, 11:09

OS/2 Warp erschien Oktober 1994.
W95 1995 – Nomen est Omen. Die Beta mag 94 erschienen sein, keinesfalls früher.
Ich erinnere mich an die endlos langen Ankündigungen. OS/2 war ja W3.1 auch extrem überlegen, hatte Win 3.1 “integriert”, 32bit, echtes, preemtives Multitasking, objektorientiertes Arbeiten und die WPS brauchte nur 4MB Ram.
Na ja, als OSS wäre es was geworden ;)
W95 war übrigens das schlechteste BS aller Zeiten….

— kochstudio · 28. Oktober 2014, 01:33

OT
@kochstudio:
Der Vorläufer von Win 3.11 – also Win 3.1 – soll besser als W95 gewesen sein? – Da bin ich anderer Meinung … ;-)
/Ot

— alter Hase · 30. Oktober 2014, 04:45

wbar hat inzwischen eine Taskanzeige, wbar 2 ist generell erheblich verbessert und machte auf mich einen guten Eindruck. Und wer simdock ausprobiert (…)

Danke für die Korrektur – es wird wohl Zeit, sich die beiden mal (wieder) genauer anzusehen …

Pinguinzubehör · 31. Oktober 2014, 10:14

Mhmm, ich habe mir den Artikel nun zweimal durchgelesen und ich verstehs nicht.

Grübel, kopfkratz.

Was ist denn nun genau ein Dock?
Eine aufgemotze Startleiste?

— Datendepp · 5. Dezember 2014, 04:11

Da zitiere ich doch einfach mal die entsprechende Passage aus dem Linux Desktop Chooser:

Ein Dock ist eine größere Leiste am meist unteren Bildschirmrand. Laufende Programme und Programmschnellstarter werden in gemeinsamen Symbolen vereint. Das Dock ist ein typisches Merkmal von Mac-OS-X-Betriebssystemen. Auch Microsoft nutzt das Dock-Prinzip seit Windows 7.

Kurz gesagt: Die Taskleiste zieht beim Dock also einfach mit in die Symbole ein. ;)

Pinguinzubehör · 5. Dezember 2014, 12:31

Gnome inzwischen unbenutzbar. Firefox, Thunderbird neuerdings schrecklich – gefühlte 100 Schritte Konfiguration. Ubuntu nach 10.10 unbenutzbar. Inzwischen bei Debian mit xfce angekommen. Macht mal bitte einen Dektop im Win2000/Classic-Style und lasst den die nächsten 20 Jahre so. Danke

— · 11. Februar 2015, 23:42

Ubuntu seit Unity extrem kastastrophal da schließe ich mich dem Vorgänger an wo er sagt ab 10.10 ist Ubuntu unbrauchbar, zu dem ist es sehr datenhungrig seit es Unity an Bord hat da ist nur Xubuntu zu gebrauchen es ist noch sehr schlank und Kubuntu nenne ich GmbM = Gesellschaft mit beschränkten Möglichkeiten denn Kubu hat außer KDE nicht viel auf der Mütze für ein Linuxer nicht das wahre und dieses Manko von Kubuntu gibts schon seit Mark Shuttleworth mit Cannonical sein Ubuntu eingeführt hat eugentlich schade das KDE dort eine Alibifunktion ausübt man kann dort nicht soviele Funktionen wie beim alten Gnome-Ubuntu ausführen auch bei der Paketeinstallation meckert Kubuntu gerne außer das ein Kb3-Brenner hat an Programmen ist dort nicht viel los ich kenn auch kein aus der Linuxscene der Kubu nutzt!

— · 24. Februar 2015, 22:24

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